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[Disney+]Andor

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Scurlock:

--- Zitat von: Fadenweber am 12.11.2022 | 14:31 ---Ich bin noch nicht wieder ganz auf Stand, aber ich glaube, dass Heist und Inhaftierung eben nicht zusammenhängen, ist wichtig für die Entwicklung vom angeheuerten Ganoven zum Rebellen. Wenn er für eine tatsächliche Tat inhaftiert worden wäre, wäre die Motivation, zu entkommen, und dauerhaft unterzutauchen. Wenn er merkt, dass das Imperium ihn auch als Passant in die Hölle schicken kann und wird, ist die Motivation stärker, es aktiv zu bekämpfen. Aber mag sein, dass es sich nicht so weiter entwickelt, wie ich jetzt denke.

--- Ende Zitat ---
Genau das. Cassian ist anfangs nur ein skrupelloser Strauchdieb. Ein talentierter Kleingangster zwar, der aber ohne wirklichen Plan oder Ziel durchs Leben driftet. Der Überfall ist dann auch nur ein Job, die eigentliche Katharsis des Charakters erfolgt dann durch die Ereignisse im Gefängnis.

--- Zitat von: Uebelator am 12.11.2022 | 16:46 --- Durch diese (für mich) seltsame Zweiteilung der Serie ist es nur irgendwie so, dass sich dadurch irgendwie keiner der Teile so richtig wichtig anfühlt. Ein bissl so, als würden ab Folge 6 die Monty Pythons reinkommen und das Schild "Now to something completely different" hoch halten und ich frage mich dann schon, warum man 6 Folgen lang bei der Planung und Durchführung eines Diebstahls zugesehen hat, wenn dieser für den ganzen Rest im Grunde kaum eine Bedeutung hat.
Aber wir haben ja auch noch 2 Folgen übrig und ich hoffe, dass sich die Serie am Ende für mich noch wie ein großes Ganzes anfühlt.

--- Ende Zitat ---

Die Staffel erzählt den Beginn der Rebellion und ist nur nebenher die Geschichte von Cassian Andor. Der namensgebende Titelheld ist dabei in erster Linie der Bezugspunkt für den Ablauf der Ereignisse. Abgesehen von der oben skizzierten Heldenreise sind die Zustände im Gefängnis dann die zwangsläufige Folge aus dem Raubüberfall. Insofern sind die beiden Storysegmente durchaus verbunden, nur eben nicht als stringente Erzählung, sondern als Teilsegmente.
Ich habe als Zuschauer dann auch keine alten Bekannten im Gefängnis vermisst. Tatsächlich hätte ich Figuren aus dem anderen Erzählstrang gerade dort dann als Bruch in der Erzählstruktur empfunden und nicht als gutes Stilmittel. Die Emotionalität entspringt dann auch aus den ausserordentlich gut geschriebenen und geschauspielerten Nebenfiguren, von denen man als Zuschauer nie weiß, ob sie den Storybogen überhaupt überleben werden. Das ist kein billiges Star-Wars-Skript, wo sich rein zufällig die Charaktere über Lichtjahre hinweg und alle Widrigkeiten ignorierend immer wieder treffen. Das wäre willkürlich und viel eher eines Monty-Python-Sketches würdig.
Andor fühlt sich hingegen real an und gerade deshalb ist es emotional so packend.       

Uebelator:

--- Zitat von: Scurlock am 12.11.2022 | 18:55 ---Andor fühlt sich hingegen real an und gerade deshalb ist es emotional so packend.       

--- Ende Zitat ---

Ich kann deine Punkte absolut nachvollziehen und fands in vergangenen Star Wars Episoden auch eher etwas... nennen wir es mal... viel Glück, dass sich die wichtigen Charaktere ständig und immer wieder "zufällig" über den Weg laufen. Aber bei Andor hätte ich es durchaus nacheliegend gefunden, wenn ein paar Verbrecher, die für die gleiche Tat geschnappt wurden, im gleichen Gefängnis landen würden.

Dem Punkt, dass eine Story, die sich realer anfühlt, einen mehr packt, weil man eben vieles besser nachvollziehen kann, stimme ich so ganz allgemein zu. Aus irgendeinem Grund kriegt mich Andor aber - abseits von z.B. der "One way out"-Rede -  emotional überhaupt nicht. Dazu ist mir das alles irgendwie zu grau, monoton, nüchtern und irgendwie leblos.

Scurlock:

--- Zitat von: Uebelator am 12.11.2022 | 19:12 ---Ich kann deine Punkte absolut nachvollziehen und fands in vergangenen Star Wars Episoden auch eher etwas... nennen wir es mal... viel Glück, dass sich die wichtigen Charaktere ständig und immer wieder "zufällig" über den Weg laufen. Aber bei Andor hätte ich es durchaus nacheliegend gefunden, wenn ein paar Verbrecher, die für die gleiche Tat geschnappt wurden, im gleichen Gefängnis landen würden.

--- Ende Zitat ---
Das ist ja gerade der Punkt. Cassian landet ja nicht im Gefängnis, weil er am Überfall beteiligt war. Er landet dort, weil das Imperium willkürlich Leute für kleine Vergehen einsperrt.
Wäre er erwischt worden, säße er sicher nicht im Gefängnis, sondern wäre im Hochsicherheitstrakt des ISB. Das würde im Übrigen für alle Beteiligten des Heist gelten. Es wäre also ein ganz anderes Szenario.
Die Haft wegen der Bagatelle ist insofern halt doppelt bitter für Cassian. Er sitzt für etwas ein, was er nicht getan hat und erfährt trotzdem die Konsequenzen seines Handelns. Und diese Tragik sorgt dann auch für seine charakterliche Entwicklung und das Vorantreiben der Handlung bzw. den Start der Rebellion.
Interessanterweise hat dies aber Luthen genau vorausgesehen und dies auch so geplant. 

Hier ist übrigens ein ausserordentlich lesenswertes Interview vom Rolling Stone mit Serienschöpfer Tony Gilroy

tartex:

--- Zitat von: Uebelator am 12.11.2022 | 16:46 ---ich frage mich dann schon, warum man 6 Folgen lang bei der Planung und Durchführung eines Diebstahls zugesehen hat, wenn dieser für den ganzen Rest im Grunde kaum eine Bedeutung hat..

--- Ende Zitat ---

Für mich ganz einfach zu beantworten: weil ich so innerhalb einer Serie die 2 besten Star-Wars-Filme seit langem erleben kann. Von einem kompetenten Team, das sich Gedanken darum macht, wie es sich anfühlt Teil einer Rebellion zu sein und mit jeder Menge Charaktere, die ich sehr lange im Kopf behalten werde.

Bedeutung entsteht für mich dadurch und nicht, weil man im Script Bedeutungsschwangerschaft durch unwahrscheinliche Verknüpfungen zuteilt und dann vielleicht das Endprodukt noch in pathosgetränkte Musik tunkt.

Scurlock:

--- Zitat von: Uebelator am 12.11.2022 | 19:12 ---Aus irgendeinem Grund kriegt mich Andor aber - abseits von z.B. der "One way out"-Rede -  emotional überhaupt nicht. Dazu ist mir das alles irgendwie zu grau, monoton, nüchtern und irgendwie leblos.

--- Ende Zitat ---
Kann ich verstehen. Es ist eine andere Art der Inszenierung verglichen mit den bisherigen Star Wars Veröffentlichungen. Ich habe mal gelesen, dass Andor in seiner Machart an den Film "Heat" erinnert. Für mich einer der besten Filme, die je gedreht wurden. Ich kenne aber auch genügend Leute, denen die weitgehend nüchterne, eher realistischere Art der Inszenierung von "Heat" gar nicht gefallen hat und wohl deshalb auch keinen emotionalen Bezug zu den Charakteren und Geschehnissen im Film aufbauen konnten.

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