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[Deadlands] Savage West Solo Play

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Kurz darauf erscheint John Bloody Knife bei seinen Verbündeten, und seine sonst so steinerne Mine lässt heute bei näherem Hinsehen etwas völlig Unerwartetes erkennen: Freudige Aufregung! Der Menschenzug von Joseph Eyes-Like-Rain hat endlich die Gegend von Gomorra erreicht. Ein paar leichtfüßige Scouts eilen der Indianer-Gruppe als Kundschafter voraus, und haben in der Wildnis nahe der Stadtgrenze zufällig John gefunden, und konnten ihm so Bericht erstatten.



John Bloody Knife ist begeistert, und will dem Menschenzug sofort entgegen gehen, und dem Rest seines Aufgebots die Ehre erweisen, ihn zu begleiten, wenn sie schwören, Verschwiegenheit zu wahren über alles was sie sehen. Immerhin haben sie mit ihrem Erscheinen ermöglicht, dass er aus dem Junkyard entkommen und es seinerseits nach Gomorra schaffen konnte. May B. beißt sofort an, sie hat nach wie vor ein glühendes Interesse an der Alten-Wege-Bewegung. Die anderen drei sind etwas vorsichtiger, aber willigen schließlich ebenfalls ein, mit vor die Stadt zu kommen, um zuzusehen, wie die Sioux Union ihren Einzug hält.


Bei diesem neuen Abenteuereinstieg erwürfele ich wieder alles wie im One Page Solo Engine beschrieben:
Das Ergebnis ist wieder Recover Something Valuable; diesmal will ich's genauer wissen und würfele weiter, und das Orakel sagt, der Antagonist dabei sei eine gegnerische Horde oder Streitmacht. Als Belohnung winken Geld oder Wertsachen. Das Zufallsereignis dabei ist, physischer Schutz für die Wild Cards.
Die Scene Complication ist: Gegnerische Streitkräfte stellen sich dem Aufgebot entgegen, das passt natürlich thematisch zum eben ausgelosten Setup, und meine Einstiegsszene wird obendrein verändert, und zwar laut Orakel durch unerwartete NSCs, die zugegen sein werden.

Hm! Die gegnerische Horde oder Streitmacht, um die es diesmal gehen soll, sind entweder die Südstaaten-Truppen, die den Menschenzug der Sioux schon seit dem Grenzübergang verfolgen, oder sogar Ravenites, jene Indianer, die dem Rabentotem dienen, um Josephs Friedensarbeit zu sabotieren. Die Orakelwürfel sagen ganz klar ersteres, also die Grauröcke, und obendrein sind mittlerweile einige Texas Rangers mit von der Partie, die gefürchtete und skrupellose Geheimpolizei der Konföderation!

Was mag das Wertvolle sein, das die Südstaatler den Indianern weggenommen haben — ein wichtiges Amtszeichen wie ein Häuptlings-Federschmuck, eine magische Waffe, schnödes Geld, eine Ladung Feuerwaffen, oder Pferde? Das Orakel sagt, es ist ihr Geld und ihre Tauschwaren. Es gibt hier erneut ein "ja, und außerdem"-Resultat, also entscheide ich mal, noch ein zweites Wertobjekt oben drauf zu legen, nämlich den traditionellen Medizin-Schild eines der Stammeskrieger. Wenn unsere Wild Cards die Tauschwaren zurückholen können, werden sie am Gewinn beteiligt. Physischer Schutz für die Wild Cards kann ja nur bedeuten, dass einige der Stammeskrieger der Sioux Union mit den SCs gemeinsam losziehen, um sie zu beschützen.

Draußen im felsigen Umland, beinahe in Sichtweite der Stadt, werden die Wild Cards wie erwürfelt jedoch auf feindliche Kräfte stoßen, noch bevor sie dem Menschenzug der Indianer ansichtig werden, und ein unerwarteter NSC soll wie oben angerissen auch dabei sein! Laut Orakel ist dies ein größerer Vortrupp der Südstaaten-Soldaten. Für ihren Anführer weiß ich schon was, frage die Orakelwürfel, und die bestätigen. Eine der Wild Cards erwartet daher eine ganz besondere Überraschung, in Gestalt eines alten Bekannten! Aber vorerst zurück zum Hier & Jetzt:



Tioga Joe, ein Komantsche aus Joseph's Gruppe


Einer der beiden Indianer-Scouts, die Gomorra als Vorhut erreicht haben, ist der Komantsche Tioga Joe. Er trägt Federn im Haar, aber dazu auch die graue Uniformjacke eines Südstaatlers — eine Trophäe, die er einem würdigen Gegner vor einiger Zeit nach einem Messerkampf abgenommen hat. Die Scouts haben zusammen mit den Wild Cards mittlerweile beinahe die Stelle erreicht, wo sie auf die Sioux treffen müssten. Nun verharrt Tioga Joe plötzlich mitten in der Bewegung, und lauscht. Verunsichert halten die anderen Charaktere ebenfalls inne.
"Etwas stimmt nicht", knurrt Joe, "ich höre Hufschlag!"
"Ja, und?", fragt Byrd halblaut, "das werden dann doch wohl die Pferdchen Eurer Leute sein, oder?"
Der Scout schüttelt angespannt den Kopf: "Nein, Bleichgesicht! Die meisten in der Gruppe gehen zu Fuß. Der Hufschlag da vorn ist laut, und schnell! ... Die Geister haben uns in den Kampf geführt!"
John Bloody Knife nimmt konzentriert sein Beil in beide Hände, und raunt: "Wer ist das, der sich Joseph Eyes-Like-Rain hier draußen entgegen stellt?"
May B. flüstert: "Womöglich die Blackjack-Bande!"
Tioga Joe schüttelt den Kopf, und raunt: "Vermutlich die Krieger aus den Südstaaten, die uns seit der Grenze nachgefolgt sind. Wir dachten, wir hätten sie mittlerweile endlich abgehängt!"

Und es stimmt natürlich: Als einige der Charaktere zwischen den Felsen hervor spähen, hören sie bereits die Revolverschüsse und aufgeregtes Pferdewiehern. Ein Trupp abgerissener Südstaatler, teils in ihren grauen Uniformen, teils in Zivil, hat gerade begonnen, die große Gruppe aus Wanderern unter Feuer zu nehmen. Die Pferde wirbeln so viel Staub auf, dass man hauptsächlich Schemen sieht. Die Indianer scheinen sich hastig zu formieren, um ihre Unbewaffneten aus der Schusslinie zu bekommen, und um das Feuer zu erwidern, mit Gewehren und mit Pfeil und Bogen. Es sind sehr viel mehr Ureinwohner hier als Südstaatler-Soldaten, aber die Mehrheit von ihnen scheinen arglose Wanderer zu sein, während die angreifenden Soldaten allesamt beritten sind und die Überraschung auf ihrer Seite haben.



Dieses Scharmützel können wir eigentlich mit einem Quick Encounter lösen. Unser Aufgebot kann der Kavallerie in den Rücken fallen, und den Sioux helfen, sie zu vertreiben, ohne dass es große Verluste gibt. Wenn es nicht gelingt, kommt es womöglich zu einer größeren Kampfsequenz, oder einer Verfolgungsjagd. Alle Wild Cards müssen also einen Skillwurf machen, und so viele Erfolge müssen zusammenkommen wie Wild Cards am Start sind. (Tioga Joe und die anderen Indianer-Scouts machen natürlich nach Kräften mit, sind dabei aber nur Schaufensterdeko, was die Spielregeln anbelangt.)

John und Rex machen also mit einem schnellen Wortwechsel einen Plan: Sie wollen es so aussehen lassen, als ob die Sioux die Kavallerie in die Zange nimmt, dafür stürmen John Bloody Knife, May B., und Tioga Joe in den Nahkampf, während die anderen aus der Deckung verborgen feuern. Alle wollen angreifen, um zu verwunden oder zu entwaffnen, außer John, der unverblümt in Kauf nimmt, ein paar weitere Skalps zu holen. Byrd und Shadrack würfeln also Shooting, und erwürfeln geneinsame vier Erfolge, Ballermänner fliegen den Kavalleristen nur so aus den Handschuhen, als diese ihre Gäule herumreißen, um die heranstürmenden Indianer anzuvisieren. Joycelyn packt May B. am Unterarm, als diese mit Bloody Knife und Tioga Joe losrennen will, und gibt ihr in flehentlicher Stimme mit, "lassen Sie sich nicht einkesseln, Miss Wickett! Das ist deren Kampf, nicht Ihrer, vergessen Sie das nicht! Gehen Sie mir ja keine Risiken ein da draußen!", und supportet die Hexe dadurch, generiert ihr locker einen +2-Bonus. May B. sieht Joycelyn fragend an, aber nickt dann schnell, und spurtet den beiden Indianern nach. Sie versucht auch nicht in den Nahkampf zu kommen, sondern gibt John und Tioga Joe Deckungsfeuer, und erzielt dabei einen Shooting-Erfolg. Als letzter ist John dran, der mit seinem Mitstreiter die Südstaatler erreicht, und mit lautem Kriegsgebrüll seine übergroße Axt hernieder fahren lässt. Er hat einen Fighting-Erfolg, und bringt dadurch mehreren der desorientierten Reitern klaffende Wunden bei.

Damit haben unsere Helden sechs Erfolge akkumuliert, was bei dem Quick Encounter bedeutet, ihr Plan hat funktioniert, die Grauröcke kriegen das Muffensausen, weil sie glauben, die Indianer hätten sie umzingelt, reißen ihre Pferde herum, und ziehen sich hastig zurück! Die Wild Cards husten im aufgewirbelten Staub, die Sicht ist nach dem Scharmützel so schlecht, dass man nur Schemen sehen kann. Keiner unserer Helden hat seinen Wurf im Quick Encounter versemmelt, was bedeutet, dass alle unverletzt geblieben sind außer vielleicht ein paar Abschürfungen und leichten Streifschüssen.

Aber an dieser Stelle hat der Solo Engine uns ja eine Begegnung mit einem unerwarteten NSC angekündigt! Die passiert jetzt:

Als Byrd und Shadrack sich zwischen den Felsen hervor wagen, galloppiert in der dahin ziehenden Staubwolke ein weiterer Reiter heran, hinter ihnen. Er hat sie mit scharfem Blick erspäht, und macht mit wehendem Duster Halt. Ein Blechstern in einem Kreis glänzt matt an seinem Mantelaufschlag, im wehenden Staub erscheint sonst alles an ihm irgendwie farblos, seine Uniformteile, der Schlapphut, die Haut, die Bartstoppeln. Er bedenkt die Pistoleros mit einem starren Blick.



Ein merkwürdiger Gesetzeshüter


"Bringen Sie sich besser auch in Sicherheit, Mann, zwischen den Felsen lauern nochmal ein ganzes Dutzend schießwütige Rothäute!", ruft Byrd versuchsweise.
"Du lügst", sagt der Reiter in nur halblauter Stimme, "alles dummdreistes Geschwätz, Luca Byrd!"
Byrd klappt den Mund auf und späht angestrengt in den hellgelben Staub, der wie ein Schleier durch die Szenerie zieht. Einen Moment scheint die Zeit verlangsamt zu verlaufen. Dann galloppieren ein paar Silhouetten hinter dem Sternträger davon, und von Ferne ertönt ein hastiges Trompetensignal. Der Unbekannte wendet sein scheuendes Pferd, und folgt seinen Truppen.
"Wer war das denn bloss?", fragt Joycelyn zitterig, als sie sich ebenfalls aus der Deckung vorwagt, und schwankend sicheren Stand auf dem Kies findet.
"Kein guter, alter Bekannter, wie es aussieht!", knurrt Shadrack, an Byrd gewandt.
"Ach ... ach nein ...?", fragt dieser, und sieht sich nach den beiden anderen um.
"Nein, weil Sie die Hände immer noch an den Friedensstiftern haben!"
Byrd steckt die beiden Pistolen in die Holster zurück, und zuckt nonchalant mit den Schultern, "nur ein Gesicht von damals im Bürgerkrieg! Scheint der Konföderation treu geblieben zu sein im Gegensatz zu mir! Ich wünschte echt, hier draußen in Kalifornien würden die Jungs sich weniger herumtreiben."
"Das war aber nicht nur ein Kämpfer der Konföderation, Mister Byrd", versetzt Shadrack mit belegter Stimme, "haben Sie nicht den Stern gesehen? Unsere Sioux hatten in der Zwischenzeit das große Pech, die Aufmerksamkeit von ganz oben auf sich zu ziehen!"
"Was meinen Sie, Mister Shadrack?", fragt Joycelyn ängstlich.
"Das war ein Texas Ranger", sagt er, "die Regierung beginnt, ihre Hand nach Joseph Eyes-Like-Rain auszustrecken."

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Advances
Zwischenzeitlich haben die Wild Cards sich neue Advances verdient:
Shadrack: Improved Fan the Hammer-Vorteil
Byrd: Rapid Fire-Vorteil
May B.: Fleet Footed-Vorteil
Joycelyn: Spirit ➜ W8
John: Defender-Vorteil

Den Defender-Vorteil habe ich übrigens beim Rollenspiel zu Iron Kingdoms abgeschaut. Für John perfekt, um für andere im Nahkampf den Bodyguard zu spielen, insbesondere natürlich für seinen berühmten Vater. So funktioniert er in meinen Runden:

Defender
Requirements: Novice, Fighting d8+, Spirit d6+.
Once per round, when a friendly character within 4‘‘ of this character is hit with an enemy attack, immediately after the attack has been resolved this character (if not Shaken or Stunned) can advance toward the enemy character, up to 2‘‘, and make one free melee attack. (This extra movement doesn‘t count against his regular movement this round.)


Bei den indianischen Wanderern herrscht belegte Stimmung, niemand ist tödlich verletzt worden, aber es gibt eine Reihe Verwundeter. Der Staub legt sich, und der erstaunte Blick der Neuankömmlinge fällt nun auf über vierzig Männer und Frauen. Die meisten sind in traditionelle Indianerkleider gehüllt, mit Fransenhemden oder Ponchos, viele tragen Federn im Haar. Ihre Habe tragen sie auf den Rücken, oder festgezurrt auf Packpferden.
"Es sind ja noch mehr geworden seit wir Utah durchquert haben!", ruft John Bloody Knife laut aus.
"Die ersten Angehörigen kalifornischer Stämme sind zu uns dazu gestoßen. Und wir werden alsbald noch mehr werden. Heute treffen wir den großen Häuptling Wise Cloud von der Notwendigkeits-Allianz. Er repräsentiert die Indianerstämme des Great Maze", sagt eine Stimme, sie klingt ruhig, unbeirrbar, während der Sprecher zwischen den vielen Sioux-Kriegern hindurch tritt.
John Bloody Knife strafft sich sichtlich, als der alte Mann ihm gegenüber Halt macht.
"Und hier treffen wir auch Dich wieder, John Bloody Knife! Am Ende warst Du gar schneller als der Rest von uns! Die Uwannami haben mir dies zugeflüstert, aber ich hielt es für einen ihrer Späße, ich habe es nicht recht glauben wollen!"
"Mein Vater, Joseph Eyes-Like-Rain!", ruft John.
"Mein Sohn!", erwidert dieser, und legt ihm die eine Hand auf die massige Schulter.



Joseph Eyes-Like-Rain


Dann müssen sie beide plötzlich lachen und umarmen sich, ganz unförmlich. Die Umstehenden lachen auch. Einige jüngere Krieger johlen laut, sie hätten offenbar nicht erwartet, Josephs Sohn je wieder zu sehen.
"So eine heitere Bande!", sagt Byrd verschmitzt.
"Was ist aus Eurer Mission geworden?", fragt Joseph auf Algonkian, "eine Handvoll ist gegangen, und einer nur kommt nun zurück?"
Ebenfalls auf seiner Heimatsprache entgegnet John: "Der Hexer Whateley ist mächtig gewesen, Vater, und der Glaube meiner Mitkämpfer in die Alten Wege war schwach. So wie auch meiner dereinst ... Ich bin der einzige, der den Weißen entkommen ist. Der Hexer Whateley ist dennoch getötet worden, oder jedenfalls gebannt. Diese vier Weißen haben mir geholfen, und mich von den anderen Weißen in der Düsteren Stadt befreit. Seitdem reise ich mit ihnen."
"Dann ist es gut. Wir wollen Freundschaft mit denen halten; auch jetzt haben sie uns geholfen. Es freut mein altes Herz, dass Du wieder bei uns bist!"
"Ich weiche nicht mehr von Deiner Seite, mein Vater. Diese Stadt mit Namen Gomorra ist eine Schlangengrube! Männer und Frauen aller Hautfarben bekämpfen sich allzeit gegenseitig. Ihre Gier nach Feuerwasser und Ghost Rock beherrscht sie alle!"
"Es ist, wie die Geister mir vorhergesagt haben, dass es sein würde. Nun, da wir alle miteinander angekommen sind, beginnt unser großes Werk."

Ein anderer Krieger tritt an die Sprechenden heran: Dieser trägt sein Haar als rot gefärbter Mohawk, und ist anders gekleidet als die Sioux mit ihren Fransenhemden.
"Eagle Rock grüßt John Bloody Knife", sagt er auf Englisch, er klingt streng.
"John Bloody Knife grüßt Eagle Rock", knurrt dieser zur Entgegnung.
Diese beiden Männer scheinen keine Freunde zu sein.
Eagle Rock schaut zwischen John und den anderen Neueingetroffenen hin und her, und fährt fort: "Es steht nicht gut mit den Kriegern der Südstaaten! Dies war nur ein Teil ihrer Gruppe. Ein anderer Teil hat uns vorhin bei unserer Rast angegriffen. Die Hunde, sie haben uns einen Karren genommen, auf dem die meisten unserer Güter waren! Einige der Zelte, Tauschwaren, und die Taschen mit dem Geld des Weißen Mannes, dem wir uns auf dieser Reise bedienen müssen. Noch dazu Hope In Winter's ererbter Medizin-Schild! Ohne all das werden wir unser Lager nicht lange aufrecht erhalten können! Hier draußen gibt es wenig Jagdbeute zu machen, und wir haben mittlerweile viele Münder zu füttern."
"Es ist, wie ich eben zu meinem Vater sagte: Die Gier der Wasichu kennt keine Grenzen!", murrt John, nun auch wieder auf Englisch.
Eagle Rock erwidert, "Ich nehme an, dass es nicht blosse Gier war, sondern eine Kriegslist. Sie haben längst verstanden, dass sie nicht einfach mit ihren vielen Donnereisen schießen können um uns bange zu machen und in die Flucht zu schlagen. Sie versuchen, uns auszuhungern, um uns zum Umkehren oder zum Aufgeben zu bewegen."
"Närrisch", lacht Tioga Joe grimmig, "neues Geld ist schnell gemacht!"
"Oder noch einfacher", ergänzt John stoisch, "wir holen uns unser Eigentum einfach von ihnen zurück!"
"Au ja!", freut sich Byrd, und reibt sich die Hände.

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Während also die erschöpften Wanderer ihren Zeltplatz ansteuern, um zu beginnen, ihr Lager zu errichten, und das wichtige Zusammentreffen mit Häuptling Wise Cloud vorzubereiten, machen sich unsere Helden daran, die geraubten Wertsachen und den Medizinschild wiederzubeschaffen. Neben Tioga Joe erklären sich noch zwei weitere Scouts sofort bereit, das Aufgebot zu begleiten.


Die Spur des Karrens führt in eine kleine, felsige Klamm hinein, rotorange Felsen ragen zu beiden Seiten auf. Dieser Ort wird Duval Canyon genannt, und die Sioux haben ihn unterwegs instinktiv gemieden, weil etwas Böses davon auszugehen scheint. Die Spuren sind jedoch deutlich zu lesen: Die Soldaten hier waren allesamt zu Fuß unterwegs, während ihre berittenen Kumpane ihren neuerlichen Angriff auf den Menschenzug vorbereitet hatten. Wahrscheinlich verschanzen sie sich jetzt in der Klamm, und erwarten weitere Befehle.

Diese Mission spiele ich wieder mit den abgewandelten Regeln von Shadows of Brimstone. Diesmal gibt es jedoch keine Mine zu erforschen, wie bei Denver, sondern einen Canyon, so wie sie im "Blasted Wastes"-Erweiterungsset daher kommen. Für Begegnungen verwende ich diese Tabelle per Spielkarten-Ziehung:

Begegnungen im Duval Canyon
2-5=Soldaten-Patroullie (P-Würfel)
6-10=Soldaten-Trupp (P-Würfel+2)
Bube-König=Walkin' Dead (2xP-Würfel)
As=Bone Fiend (1)
Joker=Zwei neue Karten ziehen, um zwei Arten von Begegnungen zu ermitteln, die beide gleichzeitig geschehen.

(P-Würfel steht hier für Peril-Würfel, das ist ein spezieller W6 aus dem Brimstone-Grundspiel, der bei 3 beginnt, und der dort verwendet wird, um die Truppenstärke von auftauchenden Gegnern auszulosen.)

Ich spiele erneut die Basis-Mission, es gilt also, die ersten drei Exploration Token mit roten Hinweis-Symbolen aufzudecken. Die erste zwei solchen Token stehen für die Spur des Diebesguts, das dritte repräsentiert das Diebesgut selbst.

Anstelle der Scavanging-Regeln aus dem Brettspiel nehme ich diese Tabelle:

Segment durchstöbern
Segmente, die noch keinen Scavanged-Marker haben, können von Helden nach Nützlichem durchsucht werden. Beim Durchsuchen wird Notice gewürfelt. Bei einem Erfolg wird eine Karte gezogen, bei einem Raise gleich zwei (beide Karten gelten). Karten werden mit dieser Tabelle verglichen:
2-8—Hier ist nichts. Das Segment wird markiert als Scavanged.
9-10—Garstige Entdeckung. Der betreffende Charakter muss gegen Nausea würfeln, mit dem Furcht-Abzug des Minenabschnitts. Bei einer Pik-Karte ist die Entdeckung ein Clue für laufende oder künftige Questen. Das Segment wird markiert als Scavanged.
Bube-Dame—Geringfügiger Fund. Der betreffende Charakter erhält Münzen, Goldnuggets, oder Goldstaub im Wert von $1W10. Das Segment wird markiert als  Scavanged.
König—Nützliche Entdeckung. Der betreffende Charakter zieht eine Equipmentkarte. Das Segment wird markiert als Scavanged.
As—Etwas Glänzendes. Schwarze Karte=Das betreffende Segment wird mit einem Ghost-Rock-Marker gekennzeichnet. Um Nuggets abzubauen muss eine Spitzhacke, Schaufel, oder Stemmeisen ausgerüstet sein. (Allies können dies übernehmen!) Ein Strength-Erfolg dabei lässt den 'Rock einstreichen (und den Spielmarker ablegen). Rote Karte= Der Charakter erhält eine Equipmentkarte. Das Segment wird in jedem Fall markiert als Scavanged.
Joker—Relikt. Der betreffende Charakter erhält die nächstbeste Karte mit dem Eintrag Relic aus dem Equipment-Stapel. Das Segment wird markiert als Scavanged.



Wir im Brettspiel muss zu Beginn jeder Runde ein SC mit Lichtquelle einen Wurf schaffen, damit nicht der Darkness-Marker auf dem Depth Track vorrückt, was dem Aufgebot konstant Beine machen dürfte.


Duval Canyon
Gespenstische Felsenklamm im Gomorra Valley — Furcht-Level 3



Nach halbstündigem Fußmarsch kommt der Eingang der Klamm in Sicht. Dann und wann dringen vereinzelte Geräusche hinaus, von zahlreichen Echos verzerrt ... sind das nur herab polternde Steine, oder auch das heisere Gurgeln ausgetrockneter Kehlen? May B. und Tioga Joe wechseln einen Blick, sie beide haben ein instinktives Gefühl von dräuendem Verhängnis.
"Weiß irgendjemand Näheres über diesen Duval Canyon?", raunt die Hexe.
Tioga Joe schüttelt den Kopf: "Noch sind wir Fremde in diesem Land! Alles, was ich zu hören bekam, war von den Tlingit. Einige von denen haben sich uns vor Kurzem angeschlossen. Sie sagen, ihre roten Brüder tun gut daran, diese Schlucht zu meiden. Sie sagen, ein paar Ahnengeister der Bleichgesichter würden dort hausen, ewig getrieben von ihrer Habgier nach Gold ... obwohl sie schon tot sind!"
"Ich würde mich nicht wundern, wenn da was dran ist", murmelt Shadrack nervös und zieht eine seiner Hex Guns, "wir haben schon erlebt, wie verseucht von Walkin' Dead die Landstraßen des Gomorra Valley derzeit sind!"
"Na, da haben sich unsere wackeren Grenzschützer ja einen tollen Ort ausgesucht, um sich zu verstecken!", raunt Luca Byrd, "am Ende müssen wir die Tunichtgute noch davor retten, dass die Untoten denen in die Hacken beißen!"
"Umso besser", knurrt John Bloody Knife entschlossen, "mein Beil braucht neue Walkin' Dead, die es spalten kann, zu Ehren der Erdgeister!"


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Bereit, in den Canyon vorzudringen, und das mittlerweile sogar bemalt: Byrd, Shadrack, Joycelyn, May B., und in vorderer Reihe John Bloody Knife. Die Allies sind unbemalte Indianermodelle aus Zombicide's "Dead West"-Box.


Runde1: Weisen wir die drei indianischen Allies mal John Bloody Knife zu, sie agieren also in seinen Zügen. Alle drei rennen lautlos tiefer in die Klamm, und ihr Blick fällt auf eine geradlinige Passage, die tiefer hinein führt. May B. Folgt ihnen, sich vorsichtig umschauend, und findet (laut meiner Tabelle) ein paar ehemals schicke Cowboystiefel im Staub. Das trifft sich gut, denn ihr Schuhwerk ist nach all den Reisen recht zerfleddert. (Sie passen wie angegossen — es handelt sich um Abenteurerstiefel, die sie künftig Einser bei Würfen mit ihrem Running Die einmal wiederholen lassen, schnieke!) Die anderen drei folgen den Scouts nach, mit erhobenen Schießeisen.



Johns Modell ist aus dem Conan-Brettspiel, ich habe ihm an den Gürtel noch ein Bündel Knochenspeere von Kingdom Death geklebt.


Runde 2: Vor John weitet sich die langgezogene Klamm plötzlich zu einem überwucherten Talkessel, wo mächtige Echeverien sich in den bewölkten Himmel empor recken. Dazwischen könnte sehr einfach ein Karren mit Diebesgut versteckt worden sein ...!



Die drei Scouts spurten ihm nach und sichern mit ihren Bögen hastig in alle Richtungen ab. Hier wird das erste Exploration Token platziert. Als alle aufgeschlossen haben, wird es aufgedeckt. Und Bingo, hier ist unser erster Hinweis bereits: Ein rotes Clue-Icon. Karrenspuren führen deutlich durch die Dickblattgewächse, und ein paar der Häute und Felle, welche die Indianer als Handelswaren mitgebracht hatten, sind hier herab gefallen.
"Die weißen Vipern gatten es eilig, als sie hier hindurch gekommen sind", sagt Tioga Joe nachdenklich, während er über die Spuren gebeugt ist, und schaut beunruhigt zu seinen Gefährten auf, "... als wären sie geradezu auf der Flucht gewesen!"



Außerdem gibt's laut dem Exploration Token hier zwei Ereignisse. Das erste konfrontiert die Helden mit einem Schwarm von Sandskorpionen, die überall zwischen den Gewächsen hervor krabbeln, und zu stechen versuchen! Ich würfle schnell ein Quick Encounter, in dem alle Charaktere Strength würfeln, um die Biester zu zertrampeln, und es gelingt fast allen, nur einer der Indianerscouts nimmt 15 Schaden (die Skorpione im Deadlands-Buch machen zwar nur 1+W4 Schaden, aber es fallen drei Vierer in Folge auf dem W4!). Die arme Sau kriegt einen allergischen Schock, und klappt zusammen. Immerhin rettet ein Vigor-Wurf ihn vor dem verfrühten Ableben. Als die Indianer noch versuchen, ihrem Stammesbruder zu helfen, geht aus den tief hängenden Wolken schlagartig ein sintflutartiger Regen nieder.
John instruiert schnell die andere Kundschafterin, sich um den gestochenen Kameraden zu kümmern, und ihn aus dem Platzregen hinaus zu schleifen.
"Warum kehren wir nicht alle zurück?", ruft Joycelyn über das Tosen des Regens, "der Mann da braucht doch ärztliche Versorgung ... oder zumindest einen Medizinmann!"
John entgegnet: "Wenn wir flüchten, nehmen wir in Kauf, dass die Walkin' Dead den Südstaaten-Kriegern der Garaus machen — und unsere Waren ganz verloren gehen! Sioux-Kundschafter sind tapfer! Werden überleben!"

Runde 3: Luca Byrd holt seine Gaslaterne hervor, entzündet sie, und winkt die sechs verbleibenden zu sich, sie sollen zusammenbleiben, in den Regenschleiern sieht man kaum die Hand vor Augen. Längst sind alle durchnässt bis auf die Knochen. Vor ihnen weitet sich die Schlucht noch mehr. May B. in ihren neuen Stiefeln und John setzen sich an die Spitze, sichern mit Colts und Kriegsbeil nach vorne ab. Die Kundschafterin zerrt derweil den ausgeschalteten Kameraden zurück in die Richtung wo das Aufgebot her kam, raus aus dem strömenden Regen.

Die Exploration Token meinen es gut mit den Wild Cards, denn hier findet sich bereits der zweite Hinweis. Ein Ereignis gibt es obendrein: Zahllose fette, schwarze Geier hocken unter den Überhängen an den Schluchtwänden, und glotzen gierig auf die Neuankömmlinge hinab. Nach dem Regen scheinen sie auf reichlichen Fraß eingestellt zu sein. Ihr garstiges Gekrächze wirkt wie ein dunkles Omen. Byrd hebt die Laterne höher in den dicken Regenfäden, und ruft: "Na, lasst Euch doch nicht von den Pleitegeiern aus dem Konzept bringen! Schu, schu, haut ab Ihr Fettsäcke!" (Sein Spirit-Wurf sorgt dafür, dass der Darkness-Marker nicht weiter vorrückt.)

Runde 4: Die Hexe wagt sich weiter vor, und hinter der rechten Abzweigung liegt ein Wasserfall, dessen Tosen sich unter das des Starkregens mischt. Alle anderen schließen auf.



Yee-Haww, das Exploration Token zeigt diesmal einen Angriff! Die Knochen im Ufer-Kies beginnen zu rappeln und zu klappern, ganz von selbst. Binnen Sekunden setzen sie sich zusammen zu einem Schreckensbild, das einige unserer Helden schon einmal gesehen haben — einem Bone Fiend! Byrd verpatzt unerwartet seinen Mut-Wurf, als das Ding im Regen sich genau neben ihm zusammen setzt! Er presst sich seinen Hut auf den Kopf, macht große Augen und bläst die Backen auf, und sucht entsetzt sein Heil in der Flucht! Er kommt bis zum Durchgang, wo noch Joycelyn, Shadrack, und Tioga Joe stehen, und prallt unsanft mit der Sängerin zusammen. Alle anderen schaffen den Wurf gegen den Terror. May B. murmelt einen Hexenspruch, und schleudert einen grellblauen Blitz auf die nassen Knochengebilde, und sprengt Rippen und Wirbel auseinander, die Erscheinung wird Shaken.

Byrd glotzt der verdatterten Joycelyn ins Gesicht, dann sammelt er sich, und wendet sich um, zwingt sich, durch die Wasserfall-Gischt dem knarrenden, klappernden Biest wieder entgegen zu gehen. Er zieht die Gatlingpistole mit der freien Hand, hebt die Laterne höher, und feuert mit zusammengebissenen Zähnen. (Er darf hierbei keine Einser auf seinem Shooting-Würfeln würfeln, denn May B. und John stehen als Innocent Bystanders in der Nähe, also gebe ich zwei Bennies aus, bis ich einen Wurf ohne Einser kriege.) Die Salve aus Captain Hutchinsons Bündellaufpistole zerfetzt einige der weiteren zentralen Verbindungsstellen des Knochengerüsts, und es fällt in sich zusammen!

Shadrack eilt neben Byrd, und schreit über das Brausen von Regen und Wasserfall dem Indianerkrieger zu: "John! Jetzt ist es angreifbar! Vernichten Sie es!", und er supportet den Krieger mit einem Notice-Wurf. Nur Shadracks Phobie-Abzug wegen menschlicher Gebeine verhindert, dass das Resultat ein Raise ist (also gebe ich Shadrack einen Benny für seinen Nachteil). John nickt, prescht heran, aber verfehlt, obwohl ich all seine Bennies in seinen Angriffswurf buttere. Der Blitzzauber der Hexe hat ihn sichtlich zu sehr abgelenkt. Damit ist die kurze Gelegenheit auch schon wieder vorbei, der Bone Fiend ist am Zug, erholt sich von Shaken, und setzt sich ächzend und wirbelnd wieder zu neuer Gestalt zusammen! Er lässt eine übergroße Sense aus scharfkantigen Knochenteilen entstehen, und schwingt sie gegen den Indianerkrieger. John nimmt zwei Wundlevel, von denen er keine absorbieren kann, weil ihn sein verzweifelter Hieb eben ja alle seine Bennies gekostet hat!
Joycelyn schreit von weiter hinten: "Er schafft's nicht! Sie müssen es zerschießen, Mister Byrd!", und supportet den Gunslinger mit einem dicken Bonus.



Runde 5: John fletscht wütend die Zähne, wirbelt sein beidhändiges Kriegsbeil über den Kopf, und lässt es mit Schwung niederfahren, und es durchtrennt knorrige Schienbeine und Wirbelsäulen, und das schreckliche Konstrukt fällt zu seinen Füßen erneut zusammen! Byrd nickt, "recht so, wir machen ihn gemeinsam nieder!", steckt die Gatling weg und zieht einen seiner alten Peacemaker, und schießt zielgenau auf die offen gelegte Schwachstelle des Monstrums, lässt sie in Stücke zerspringen. Regennasse Knochensplitter des ganzen Scheusals explodieren als Geschosse in alle Richtungen! Byrd und Bloody Knife reißen die Arme hoch und kauern sich zusammen, und nur ihre Kleidung wird zerschlissen und sie kassieren eine Reihe kleiner Schnittwunden. Das Monster ist zerlegt!

Joycelyn eilt zu Byrd und hilft ihm mit zitternden Händen auf. May B. eilt zwischen den anderen hindurch, und entdeckt eine längere Passage im Fels.

Runde 6: Die Hexe durchsucht die neue Passage mit ihren Adleraugen, aber hier ist nichts aufzulesen. Rex Shadrack sieht sich in den Trümmerstücken des Bone Fiend um, und fischt etwas aus dem nassen Unrat: Ein indianisches Kriegsbeil, geschmückt mit bändern und zahlreichen Adlerfedern! (Er hat beim Suchen einen Joker gezogen und ein Relikt erhalten!)
"Meine Damen und Herren, wir scheinen auf der rechten Spur zu sein! Dies muss das Scheusal von dem Karren erbeutet haben! Ob die Konföderierten überhaupt noch leben, ist ungewiss, wenn so etwas sich hier herumtreibt."
John zieht sich ein paar Fingerknöchelchen aus der breiten Schulter, und schaut mit großen Augen auf den Fund: "Ein geheiligter Tomahawk! Ich glaube nicht, dass der auf dem Karren war."
Byrd eilt voran, und vor ihm und May B. öffnet sich eine T-förmige Gabelung.
"Sehen Sie Fährten in dem bedepperten Regen? Links oder rechts?", fragt er.
Die Hexe und Tioga Joe zucken beide ratlos die Schultern.

Runde 7: John joggt den anderen hinterher zur Abzweigung.
"Du kannst tatsächlich das Wetter verändern, May B. Wickett! Aber etwas sagt mir, dass dies nicht die Medizin gütiger Geister ist ...!"
May B. fängt den Blick des Kriegers auf, weiß nicht recht, was sie entgegnen soll. Für Erklärungen ist jetzt gerade sowieso keine Zeit ...
Byrd leuchtet mit der Laterne und wendet sich intuitiv nach links, wo die Klamm auch direkt wieder breiter wird. May B. spurtet ihm neugierig nach. Auf diesem Segment wird wieder ein Exploration Token hingelegt, und es ist der dritte Hinweis! Das bedeutet, hier steht der gestohlene Karren, und dazu sieben der abgerissenen Soldaten. Sie tragen größtenteils zivil, und scheinen durch den Kampf des Aufgebots mit dem Bone Fiend bereits alarmiert!



"Drecks-Rothaut!", schreit der Anführer May B. an, "wir stopfen Dich aus und stellen Dich ins Museum in Richmond!"

Confederate Soldier
A raggedy group of border soldiers and mercenaries, stubbornly fighting for the Confederate interests out in California.
Attributes: Agility d6, Smarts d4, Spirit d6, Strength d6, Vigor d6
Skills: Athletics d6, Common Knowledge d6, Driving d4, Fighting d6, Gambling d4, Notice d6, Persuasion d4, Riding d6, Shooting d6, Stealth d6, Survival d4
Pace: 6; Parry: 5; Toughness: 5
Hindrances: Mean (The constant hardships of war made them pretty much into complete assholes), Obligation (Minor: Confederate Army), Prejudiced (Minor: Most of these gunmen are quite racist, especially towards blacks, Indians, and Mexicans)
Edges: Soldier
Gear: Winchester '76 (Range 24/48/96, Damage 2d8, RoF 1, AP 2), knife (Str+d4), $d8, mix of uniform parts and leather trail clothes.

Runde 8: Dennoch sind sie mehrheitlich etwas aus dem Konzept gebracht, ihre Aktionskarte ist nur eine zwei. May B. Ist zuerst dran, sie zeichnet eilig ihre Schutzzeichen vor sich in die Luft und spricht Protection auf sich, und dann Speed auf sich und Mister Byrd. In die Speed-Kraft baue ich Quickness mit ein als Power Modifier, was sie und Byrd übernatürlich schnell macht. Byrd tritt neben sie, und ruft gut gelaunt aus: "Ergebt Euch, oder wir lassen Euch ein Pfützenbad nehmen!", und er ballert dreimal, zielt auf Waden und Schienbeine, dank dem Hexenzauber nur mit -4 statt mit -6. Zwei Soldaten gehen verwundet zu Boden.
Brüllend kommt John Bloody Knife aus der engen Klamm geprescht, wirft sich unter die Bleichgesichter, platziert sich so, dass sein Sweep gleich drei davon treffen kann, und kommt auf ein Raise. Alle drei werden durch den Streich niedergemacht!
Shadrack rennt hinterher, und knallt einen der verbleibenden Soldaten um. Ein einziger letzter ist übrig, der angreifen kann auf der Aktionskarte des Trupps. Dieser hat endlich sein Gewehr hochgerissen und feuert auf Tioga Joe, aber verfehlt.

Runde 9: Byrd lacht den Kerl aus: "Och kommen Sie schon, glaubt doch keiner, dass Sie damit umgehen können!", und sein Taunt-Wurf wird ein Raise.
Der Soldat wirft sein Gewehr weg, und hebt die Hände.

Schalter:
Shadrack hält dem Soldaten beide Pistolenläufe ins Gesicht, und sagt, gerade laut genug, um es über das Prasseln des Regens zu verstehen, "Jetzt ist Schluss mit Südstaaten-Aufstand. Von wem habt Ihr Kerle Eure Befehle? Diesem Texas Ranger?"
"Ich sag' Dir gar nichts, Du Yankee-Sau!", schimpft der Gefangene, wenn auch kraftlos.
"Für Dich geht's hier um alles oder nichts, begreifst Du nicht? Konzentrier' Dich, beantworte meine Frage! Was wollen die Texas Rangers von den Sioux? Kann Euch Witzfiguren doch egal sein, was die machen, noch dazu hier draußen in Kalifornien, die Sioux Nations sind doch wohl ein Problem der Nordstaatler! Wie heißt der Ranger, der Deine Kollegen von der Kavallerie anführt?"
Wasser rinnt von Shadracks Zylinderkrempe und der Spitze seines schwarzen Bartes, sein Blick wirkt durchdringend.
"Wir sind eigentlich nur eine Grenzpatroullie! Diese Sioux, die haben sich bei der Sierra Nevada verdammt verdächtig gemacht! Ein ganzer Volksumzug ist das ja, und ständig sind sie uns wieder entwischt! Als wäre da Hexerei im Spiel, irgendein Schabernack! Und die Sioux sind verdammt nochmal auch unser Problem, wenn sie sich in Kalifornien rumtreiben, denn Kalifornien gehört bald der Konföderation! ... Der Ranger hat das Kommando spontan übernommen vor ein paar Tagen. Die Sache muss schließlich aufgeklärt werden! An die fünfzig oder so heidnische Scheißgesichter hier draußen, die führen doch was im Schilde! Der Ranger ist wohl ursprünglich wegen was ganz anderem hier unterwegs. Wissen wir nicht. Wahrscheinlich Geheimsache!"
"So, so. Irgendwas mit irgend einem gottverdammten Deserteur vielleicht ...!", sagt Shadrack mit einem fiesen Lächeln, und wirft Mister Byrd einen herausfordernden Seitenblick zu, "wie heißt der Kerl?"
"Jim Smith! ... Irgendein Deserteur? Weiß ich doch nicht! Sicher alles Geheimsache! Er ist verdammt nochmal ein Texas Ranger, Sie Yankee-Abschaum, der hält alles unter Verschluss! Er hat immer nur mit unserem Captain geredet, unter vier Augen! Augenscheinlich ging's für uns alle nur um die dreckigen Rothäute! Wir wollten uns regruppieren, um uns als nächstes mit deren Krempel zurückzuziehen, zum nächsten konföderierten Fort."
"Jim Smith, ja?", fragt Shadrack, wieder an Byrd gewandt, der aber nur bedröppelt guckt.
"Also dann. Sie scheren sich besser pronto zurück nach Dixieland, zu Ihren hinterweltlerischen Gesinnungsgenossen. Hier draußen ist der Westen ein wenig zu wild für Ihre Truppe. Oder?", fragt Shadrack den Gefangenen mitleidlos.
May B. watet durch eine der Wasserlachen näher, und sagt, "Wollen Sie das Pack etwa ungestraft entkommen lassen? Eben wollten die Mistkerle mich noch ausstopfen für ihr Museum!"
"Ich glaube, die sind gestraft genug", entgegnet Shadrack geringschätzig, und nimmt mit theatralischer Geste die Pistolen hoch.
Der Gefangene atmet unwillkürlich auf, aber behält den Blick gesenkt.

Die Wild Cards verzurren wieder alle Ware auf dem Karren, und überprüfen auch die ledernen Taschen mit dem Bargeld der Sioux. Der Regen hört ähnlich plötzlich wieder auf, wie er eingesetzt hat. Die Angeschossenen werden provisorisch verarztet, damit sie nicht leer laufen; aber Shadrack und May B. nehmen den Erschossenen jeweils eins ihrer Winchester-Gewehre weg. Die sind in ihrem Besitz jetzt wohl nützlicher.
"... Den Bone Fiend haben wir für Euch weggeräumt, Jungens, an dem Wasserfall könnt Ihr jetzt wieder gefahrlos vorbei!", verkündet Byrd und tippt sich freundlich an die Hutkrempe.
May B. ergänzt grimmig, "Aber seht bloss zu, dass Ihr noch ein Weilchen wartet, bis Ihr aus dem Canyon raus latscht. Wir werden nun mal leicht nervös, wenn wir unangekündigt Schritte hinter uns hören! Ihr habt ja gesehen, was dann passiert."
Die entwaffneten Soldaten bedenken sie mit wütenden Blicken.
Byrd winkt ab, "Na ja, nix für ungut! Und überlegt Euch lieber künftig zweimal, ob Ihr hier draußen Indianer beklauen wollt!"


Auf einer grasbewachsenen Ebene in Sichtweite der Stadt haben die Sioux sich einen Lagerplatz gewählt. Hier werden ihre Verwundeten versorgt und an Feuerstellen Essen zubereitet. Die ersten der Tipis stehen bereits, und viele weitere sollen offensichtlich umgehend folgen.



John Bloody Knife übergibt in feierlicher Geste einer der anderen Sioux ihr Erbstück, den Medizinschild. Ihr Name scheint Hope In Winter zu sein. Mit sehr ernstem Gesicht lehnt sie ab, und erklärt etwas auf Algonkin: Sie gibt den Schild an John Bloody Knife weiter, der ihn mit der ruhmreichen Tat an diesem Tag verdient hat. John zögert überrascht, dann akzeptiert er die Ehre dankend.



Die Krieger sichten den Karren mit der geretteten Ware, dies wird den Aufbau des Indianerlagers sichern, und die nächsten zwielichtigen Unternehmungen der Sioux Union hier in der Region. Die Weitgereisten danken den Wild Cards, und beteiligen sie an der wiedererlangten Beute; Geld, das unsere Helden tatsächlich gut gebrauchen können für ihre eigenen Vorhaben in der Stadt. Schließlich werden alle zum Essen an die Feuerstellen zusammengerufen, die Wild Cards scheinen heute als Ehrengäste betrachtet zu werden. Dennoch werden sie von allen Seiten sehr vorsichtig beäugt. Viele der Sioux und deren Verbündete aus anderen Indianerstämmen sprechen Englisch, aber viele andere verstehen offensichtlich kein Wort, das die Bleichgesichter sagen. Die beiden Komantschen, welche die Wild Cards damals in Syracuse getroffen haben, sind ebenfalls hier, und begrüßen May B. und Luca freudig, ganz so, als wäre es nie zweifelhaft gewesen, dass sie alle sich hier wiedertreffen würden. Sie hatten es schließlich damals schon behauptet. May B. zückt beim Essen eins ihrer Okkultbüchlein, liest darin, als wäre es ein Vokabelheft, und versucht sich schließlich an ihrem neuen Speak Language-Hexenspruch. Wispernd stellt sie den Umsitzenden Fragen zu ihrer Reise, welche in deren Ohren auf Algonkin ankommen, oder in der jeweiligen anderen Sprachgruppe, zu der diese Zuhörer gehören. Einige der Umsitzenden sind verblüfft oder erschrocken über May B.s unerwartete Sprachkenntnisse (und ihre scheinbar exzentrische Gepflogenheit, nur im Flüsterton zu sprechen — was sie in Wirklichkeit aber tun muss, weil ich das Trapping der neuen Kraft so definiert habe). Viele scheinen sich jedoch gar nicht daran zu stören, für die Anhänger der Alten Wege sind magische Phänomene offensichtlich ein Teil ihrer täglichen Lebenswelt. May B. überkommt zunehmend ein Gefühl von Faszination für diese Leute.


Nach dem Mahl werden Bloody Knife und seine Verbündeten in eines der bereits errichteten Tipi-Zelte gebeten. Hier erwartet sie im Schneidersitz Joseph Eyes-Like-Rain mit einigen seiner alten Vertrauten.
"Willkommen im Kreise der Sioux Union", sagt Joseph feierlich, "so wie Ihr uns geholfen habt, wollen wir Euch auch Hilfe geben."
"Großartig!", sagt May prompt, "es gibt nämlich ziemlich viele Dinge, die wir gern von Euch wissen wollen!"
Einige der älteren Sioux im Hintergrund schauen sie recht reserviert an, für sie ist es unüblich, dass eine Squaw das Wort an sich reißt.
Joseph aber nickt ihr zu, und sagt: "Mein Sohn berichtete mir, dass Ihr so wie wir auf dem Kriegspfad seid gegen die Mächte des Reckoning?"
Rex Shadrack dreht nervös seinen Zylinder zwischen den Fingern, und sagt, "Wir sollten dieses Thema nicht im großen Kreis besprechen, Mister Eyes-Like-Rain. Das wäre viel zu gefährlich. Nicht alle von uns sind gleichermaßen in derlei Dinge verwickelt", und er sieht herüber zu Joycelyn.
Joseph entgegnet: "Aber Ihr alle seid nun gemeinsam hier, noch dazu nach Eurem Sieg gegen Hohú Khokípha, jenes schreckliche Ungeheuer, das die Weißen einen Bone Fiend nennen!"
Joycelyn sieht unsicher Rex an.
May B. sagt, "Halten Sie doch den Schnabel, Mister Shadrack, Joycelyn ist doch längst in das meiste eingeweiht! Es gibt überhaupt keinen Grund, nicht auch jetzt offen mit ihr zu reden. Sie begleitet uns schon seit Wochen."
Shadrack bringt vor, "Aber sie hat nie irgendwelche Fragen zum Reckoning gestellt. ... Für Sie, Miss Lancaster, ist es noch nicht zu spät, auszusteigen. Wenn Sie wenig wissen, kann Ihnen auch weniger geschehen. Sie können leichter zurück in Ihr bürgerliches Leben, zu ihrer Familie, ihren Verehrern, zu Ihrer glamourösen Karriere, und was weiß ich. Sie sollten sich darüber sehr klar sein, bevor Sie weiter zuhören!"
Joycelyn macht schmale Lippen, und entgegnet dann, "Sie vergessen, dass ich in den Westen hinaus geholt worden bin, um für die Black River-Eisenbahn zu arbeiten. Ich wusste schon, dass es Hexerei gibt, als ich losgefahren bin ... Und Miss Wickett hat mich gewarnt, dass es sowieso kein Zurück gibt, zumindest nicht zurück nach Chicago ...?"
Joseph Eyes-Like-Rain nickt langsam, und sagt mit einem Lächeln: "Nach unserem ersten Zusammentreffen heute Vormittag haben die Kachina zu mir gesprochen. Dies sind sehr heilige Geister der Erdmutter. Sie setzten mich in Kenntnis darüber, dass Ihr Euch gegenseitig nicht genau kennt. Als wärt Ihr Brüder und Schwestern, und zur gleichen Zeit Fremde füreinander. Auch wir Sioux kennen Euch noch nicht. Es bedarf einer Vorstellung. Ich bitte nun Sie, Mister Byrd, für uns jenes jüngste Mitglied ihrer Gruppe vorzustellen, wegen deren Hiersein Bedenken geäußert wurden, Miss Lancaster. Dann können wir alle gemeinsam entscheiden."
Byrd blinzelt etwas überrascht, aber grinst dann schelmisch, und antwortet, "Na denn, wenn das unter Euch Sioux der Brauch ist!"
Er mustert Joycelyn wohlwollend, und sie errötet unwillkürlich ein bisschen. May B. schnaubt genervt, und wirft Luca Byrd einen bösen Blick zu.
Der Gunslinger fährt heiter fort: "Es gibt aber ja überhaupt keinen Grund, die liebreizende Joycelyn hier rauszuschmeißen. Sie ist nicht nur mutiger als man auf ersten Blick denkt, sondern auch erfinderisch. Sie ist in das Ganze hier nur so reingeraten. Hat sie uns ja grade selbst gesagt. Eigentlich ist sie berühmt in ihrer Heimatstadt, muss man wissen. Eine der Zugfirmen hat sie insgeheim unter Vertrag genommen, um in Barricade alle möglichen Entscheidungsträger um ihren Finger zu wickeln. Seitdem ist sie quasi aufgeschmissen mit uns, Barricade gibt's ja nicht mehr, ihre Truppe gibt's nicht mehr, und bezahlt worden ist die Ärmste auch nicht! Aber sie hat ja Miss May hier. An der klebt sie ziemlich. Na ja, man weiß bisweilen nicht so genau, wer jetzt die Nase vorn hat. Ist unsere May B. eher wohl oder übel die Schuhzubinderin, oder die Leibwächterin? Die Kommandostruktur von Black River ist ja jetzt für beide unerheblich geworden, wer von den beiden sagt also der anderen, wo's langgeht? Ist ehrlich gesagt auf 'ne Art zuckersüß mit anzusehen. Na, aber jedenfalls ist Miss Lancaster eine, auf deren Einfallsreichtum man sich voll verlassen kann. Sie hat uns ein paarmal den Allerwertesten gerettet, sie kann nämlich so richtig gut mit Leuten umgehen."
Joseph nickt ernst, und sagt, "Dann, Miss Lancaster, stellen nun Sie uns bitte den Krieger John Bloody Knife vor."
Joycelyn guckt verdutzt, und erwidert, "Aber das ist doch Ihr Sohn! Den kennen Sie ja viel besser als ich ...!"
Der Schamane antwortet, "Darum geht es mir auch nicht. Sprechen Sie, bitte."
"Also gut, wenn Sie wollen, also schön ... Immerhin hatten Sie ihn ja auch wochenlang aus den Augen verloren, nicht wahr. John Bloody Knife ist ... trotz dem unschönen Namen ... ein großer Krieger, nicht wahr? Ich hab' jedenfalls gesehen wie er einer ganzen Handvoll lebender Toter die Köpfe abgeschlagen hat, mit nur einem einzigen Streich! Und die Südstaatler vorhin waren glaub' ich auch nicht besser dran! Mich hat er einmal mit einem Wurfspeer vor einer zudringlichen Nachtwache gerettet. Na ja, er scheint uns Weiße nicht zu mögen. Kann man ja verstehen, wenn man drüber nachdenkt. Er hat wohl unterwegs gesagt, er war mit bei der Schlacht gegen Custer am Little Big Horn. Ehrlich gesagt wusste ich eigentlich nichts über die Gründung der Sioux Nations, als ich meine Fahrt in den Westen angetreten gabe, das habe ich mir unterwegs erst angelesen. Äh, und Mister Bloody Knife ist so wie Sie ein Anhänger dieser ... Alten Wege, aber noch nicht so lange. Eigentlich muss das ziemlich schlimm für ihn gewesen sein, als er in Salt Lake City festgehalten wurde, da ist ja alles voll von Maschinen. Ich glaube, die Zugfahrt von da nach Virginia City war auch ziemlich schlimm, er wollte ursprünglich ganz zu Fuß gehen. Ich habe das Gefühl, er ist sehr froh, jetzt hier zu sein, als wäre dieser Ort, dieses Gomorra Valley, der Ort seiner schlussendlichen Bestimmung. Ähm, ich habe bestimmt ganz viel vergessen, ich weiß eben auch nicht so viel über Mister Bloody Knife. Er ist sehr schweigsam."
Joseph Eyes-Like-Rain schmunzelt hintersinnig, und bittet, "Als dann, John Bloody Knife, sei' so gut und stelle uns May B. Wickett vor."
Der Sohn antwortet zögerlich: "Schöne Frau mit selbst gemachtem Namen. Halb Wasichu. Scheint ihrem Vater seine Verbrechen eigentlich nicht vorzuwerfen. Das alles ist sehr fern. Nirgendwo wirklich zuhause. Man sagt über sie, sie sieht manchmal die Geister toter Leute. Hat dem Dampfross gedient wie so viele der Wasichu es tun. Hat zu spät gemerkt, dass das ein schrecklicher Fehler war. Hat sich von ihren Herinnen abgewandt, aber vielleicht war das zu spät. Kehrt sie in die Südstaaten zurück, wird das Dampfross sie zerstören. Wegen ihr sind die drei anderen nach Gomorra gekommen, aber eigentlich nur, um sie hier abzuliefern. Luca Byrd hat gesagt, sie hätte die Macht einer Medizinfrau, aber das stimmt nicht. Neulich hieß es, sie hätte die Kraft zu fliegen. Vorhin habe ich es selbst gesehen, wie sie das Wetter beherrscht! Sie ist eine Hexe, weil sie dem Dampfross gedient hat, und wird sich nie ganz vom Dampfross befreien können. Nun hat sie erneut keine Wurzeln, und braucht die anderen, um nicht ganz und gar verloren zu sein. Ich habe gesprochen."
Der Schamane nickt bedächtig, und sagt dann, "Dann, May B. Wickett, stelle Du uns bitte Rex Shadrack vor."
May B. pustet sich genervt eine Locke aus dem Gesicht, und murrt, "Das kann wohl niemand so richtig, so geheimnistuerisch, wie der Kerl ist. Augenscheinlich ein überheblicher Yankee-Kopfgeldjäger aus Neuengland, der für Wasatch und Union Blue gearbeitet hat. Und sobald man was über seinen arkanen Hintergrund sagt, oder gar über seinen damaligen Lehrer, wird er richtig fies, und beginnt, Drohungen auszusprechen! Das kann er gut, alle Leute zittern vor ihm, wenn er will. Na, meinetwegen, ich will's mal versuchen. Shadrack ist total hochnäsig. Er glaubt, er ist der dickste Macker, und der Boss von diesem Aufgebot. Ich meine, er drückt sich nicht so aus, weil er zu unserem Boss erwählt werden will, er ist so hochnäsig, dass er von vornherein glaubt, es schon zu sein. Auf der anderen Seite — und das ist eigentlich das Witzige an Shadrack — ist er ein richtiger Hasenfuß. Ich meine, er hat so lange über das Reckoning recherchiert, dass es ihn um den Verstand gebracht hat, und er ist heutzutage ziemlich feige! Ich mein', er hat immer Schwierigkeiten, die Nerven zu behalten, wenn es zu spuken beginnt, und das ist in den vergangenen Wochen sogar noch schlimmer geworden. Mittlerweile wird er immer blass um die Nase, wenn Walkin' Dead aufkreuzen, und er hat seit Kurzem so ein komisches Zucken im einen Auge deswegen. Auf der anderen Seite ist er derjenige von uns, der das Ganze Phänomen am dringlichsten erforschen will. Als hinge das Schicksal der ganzen Welt davon ab. Zur Hölle aber auch, was es vielleicht ja auch tut! Hm, eigentlich könnte man sogar sagen, dass er der Mutigste von uns allen ist, wenn man so will. Er muss am härtesten gegen seine Angst vor dem allen kämpfen — und er stellt sich dieser Angst trotzdem immer wieder. Hab' ich eigentlich so noch nie drüber nachgedacht! Hut ab, Shadrack, sie gehen mir ziemlich auf den Zeiger, aber ich bin auch froh, mit ihnen zusammenzuarbeiten!"
Rex guckt finster, er wird offensichtlich sehr ungern bewertet.
"Außerdem bin ich der beste Schütze in unserem Aufgebot, nicht zu vergessen", grummelt er.
May B. muss leise lachen, und fügt hinzu, "Stimmt, dafür aber ein relativ schlampiger Huckster. Dafür, dass Sie schon so dermaßen viel erlebt haben, haben Sie ihre Studien scheinbar ziemlich schleifen lassen. Ein Greenhorn mit einer Ausgabe von Hoyle's Buch der Spiele kann wahrscheinlich in ein paar Monaten mehr Tricks lernen, als Sie in all diesen Jahren!"
"Es gibt im Leben neben dem Luxus nun mal auch die Notwendigkeiten!", knurrt der Hexslinger.
Joseph Eyes-Like-Rain fordert ihn auf: "Um den Kreis zu schließen, Mister Shadrack, stellen Sie uns bitte Mister Luca Byrd vor."
Der Angesprochene verschränkt abschätzig die Arme und mustert den anderen Revolverhelden, dann entgegnet er: "Könnte aber sein, dass auch er in Wirklichkeit unter falschem Namen reist! Er sieht aus wie ein Südstaatler-Soldat, wie er im Buche steht, ja, aber gelegentlich heißt es, er ist in Wirklichkeit Italiener. Neulich überraschte er plötzlich mit Sprachkenntnissen. Wir wissen nur, dass er der Konföderation gedient hat, bis er schließlich schlau genug war, von dem Scheißverein zu desertieren. Wir wissen, dass er sich als Gunslinger einen Namen zu machen versucht, aber er scheint es nicht sonderlich eilig damit zu haben. Vielleicht, weil er undiszipliniert und unambitioniert ist. Einerseits ist er so auffällig angezogen wie es nur geht mit seiner albernen, weißen Kluft, andererseits bleibt er gerne ein Niemand, unerwähnt im Hintergrund, wenn Leute Fragen zu stellen beginnen. Seit New York City folgt er mir wie eine Klette, mittlerweile haben wir buchstäblich den ganzen Kontinent durchquert. Ehrlich gesagt ist mir völlig schleierhaft, wie ich das ausgehalten habe. Nun, seine Schießkünste sind tatsächlich sehr nützlich. Vorhin aber, Mister Byrd, schien ein Texas Ranger sie wiedererkannt zu haben! Ehrlich gesagt lässt das in mir alle Alarmglocken schrillen. Runden Sie meine Beschreibung Ihrer illustren Person doch ab, indem Sie uns darüber aufklären. Sie kannten den Mann ihrerseits auch, daran besteht kein Zweifel."
"Jim Smith?", fragt Byrd belustigt, "was glauben Sie, wie viele Jim Smiths in unseren beiden Ländern gibt! Vermutlich auch ein Deckname!"
"Aber wer war dieser Ranger wirklich? Sucht die Geheimpolizei Sie?!"
Byrd winkt ab, "Zufallstreffer! Mich sucht das Militär wegen der Fahnenflucht, nicht die Texas Rangers. Den Kerl kenne ich aus dem Bürgerkrieg, glaube ich, ich konnte ja vorhin sein Gesicht gar nicht genau erkennen in dem ganzen Staub. Scheint mittlerweile von der Infanterie zu den Rangers gewechselt zu sein, ein ordentlicher Werdegang, wahrscheinlich mit einer ebenso ordentlichen Gehaltserhöhung, der glückliche Hund!"
Joseph ergreift wieder das Wort: "Nun kennen wir uns ein wenig besser. Ich, meine Freunde, bin Joseph Eyes-Like-Rain, Medizinmann vom Stamme der Lakota, welche vom Weißen Mann fälschlich als Sioux bezeichnet werden. Ich beschreite die Alten Wege meiner Vorfahren, seit die Bewegung vor Jahren aufkam, im Zuge des Reckoning des schändlichen Medizinmannes Raven. Daheim in den heiligen Black Hills haben die Kachina mir eine Vision gegeben. Diese Vision hat mich noch mehr aufgerüttelt als der Krieg der roten Brüder und Schwestern gegen die US-Armee und die Verschwörung der Ravenites. Es stimmt: Seit dem Reckoning des Raven ist dieses Land im Wandel. Er schreitet jedoch weiter fort. Der Geistertanz der Paiute ist ein klares Zeichen, und es heißt, die Geburt des weißen Büffelkalbs wird von vielen bereits erwartet, wenn die Weiße Büffelfrau zur Erde hernieder steigen wird und die ganze Welt verändern. Die große Vision jedoch, welche die Kachina mir für das Gomorra Valley vorhergesagt haben, war schrecklich, voller Ruhm, Blut, Feuer; Rivalität und Freundschaft. Ein Wendepunkt. Schon sammeln sich ganze Ströme von Manitous und Naturgeister an diesem Ort, so wie die unbarmherzigen Kräfte des Weißen Gottes, wir alle folgen nur dem unsichtbaren Sog, denn wir werden menschliche Verbündete der Unsichtbaren sein. Ich vermag nicht vor Weißen darüber zu sprechen, es ist mir nicht erlaubt. Da Ihr aber Krieger im Kampf gegen die Albträume des Reckoning seid, seid gewarnt: Meine Vision wird sich bald bewahrheiten."
Joycelyn traut sich zu fragen: "Was soll denn Ihrer Meinung nach bei diesem Reckoning vor 13 Jahren geschehen sein? Das soll doch das Ereignis gewesen sein, das hier in Kalifornien das Große Beben ausgelöst hat, nicht?"
Joseph antwortet zögerlich, "Die Legende besagt, dass Raven der Letzte vom Stamm der Susquehanna-Indianer ist. All seine Brüder sind den Weißen Mann zu Opfer gefallen. Er sucht seitdem Vergeltung. Er hat eine geheime Grabstelle der Micmac wiederentdeckt, wo er in der Lage war, etwas zu tun, das vorher lange Zeit undenkbar war: Er hat eine Tür in die Ewigen Jagdgründe geöffnet. Nicht nur für seinen Geist, so wie wir es auf unseren Visions-Questen tun, sondern auch für seinen Körper. Und er war in Begleitung seiner Kriegergruppe, die er die Letzten Söhne nannte. In den Ewigen Jagdgründen hat er den Altvorderen Weisen ihren Sieg gestohlen, den sie einst im Großen Geisterkrieg errungen hatten — und damit die Reckoners wieder befreit."
Shadrack fragt interessiert: "Oho! Sie glauben an den Großen Geisterkrieg, Mister Eyes-Like-Rain?"
Joseph nickt ernst.
"Was soll das gewesen sein?", fragt May B., "hängt das mit der einstigen Tilgung von Magie von der Erde zusammen? Meine Lehrmeisterinnen in Wichita haben dazu immer nur Andeutungen gemacht ..."
Der Schamane antwortet in gesenkter Stimme, "Es ist so. Im Großen Geisterkrieg waren die Altvorderen Weisen auf ihrem Kriegspfad in den Ewigen Jagdgründen, um Nordamerika von den Reckoners zu befreien. Die Opfer waren unaussprechlich. Ihr Kampf aber war siegreich: Jene Wesenheiten, welche wir die Reckoners nennen, wurden von der Erde abgeschnitten, und verloren ihren Zugriff auf die Menschheit. Vielleicht verfielen sie in einen Todesschlaf. Vielleicht wandten sie auch ihre Augen auf andere Welten. Welten wie unsere, und doch so anders, dass wir sie uns nicht einmal erträumen könnten. Für den Weißen Mann heißt diese Zeit das Mittelalter. Alle Geister verstummten, nicht nur die Manitous der Reckoners, sondern auch die Geister der Erdmutter und unsere Totems. Die Magie verschwand beinahe von unserer Welt. So auch die Schrecken, die in altvorderer Zeit von den Reckoners über unsere Vorfahren gebracht wurden: Es herrschte Frieden."
Joycelyn fragt leise: "Und dieser Raven ... hat das alles ungeschehen gemacht, nur um Rache zu nehmen an den Weißen?"
Joseph Eyes-Like-Rain antwortet schwermütig, "Vielleicht muss man Raven verstehen: Er ist der Letzte seines Stammes, er hat womöglich gedacht, das Ende aller Dinge sei bereits erreicht, das Ende der Welt. Aber in seinem Zorn hat er sich geirrt. Jetzt, 13 Jahre später wissen wir: Das Ende der Welt kommt jetzt erst, als Folge seiner Taten. Das Gomorra Valley ist dabei nun von größter Bedeutung, es wird das Auge des Sturms sein."

Schalter:
Weil ich so zufrieden bin mit den Wild Cards und ihrem gemeinsamen Charakter-Moment, verleihe ich ihnen allen einen Punkt Conviction. Sie gehen schließlich mit Joseph Eyes-Like-Rain auseinander mit dem gegenseitigen Versprechen, die jeweils anderen auf dem Laufenden zu halten über die weiteren Entwicklungen in der Stadt. Was es aber genau ist, wonach die Sioux hier suchen, und was Gomorra so besonders macht, enthüllt der Medizinmann auch auf mehrere Nachfragen hin nicht. Die Sioux scheinen unbeirrbar den Plan zu verfolgen, vorerst zu beobachten und abzuwarten ...


May B. sieht das Indianerlager als lose Verbündete, und kehrt mehrmals zurück binnen der nächsten Tage, um beim Aufbau zu helfen. Mehrere Northern Cheyenne sind unter den Eingetroffenen — also Angehörige des einstigen Stammes von Mays Mutter. Die meiste Zeit werden dem Halbblut dabei handwerkliche Aufgaben zusammen mit den anderen Frauen zugewiesen, wie Weben, Körbe flechten, und Felle gerben, die sie zwar interessant findet, die ihr aber gleichzeitig zu weibisch vorkommen für sich. Mit ihrem neuen Hexenspruch kommt sie immer wieder ins Gespräch mit den Weitgereisten, und erfährt viele kleine Details über das Brauchtum der Alten Wege und den Geisterglauben der Sioux Nations. Ihre Neugier wird dadurch natürlich nicht befriedigt, sondern nur mehr angeheizt. Bedauerlicherweise ist sie aber hier als Halbblut ebenso Außenseiterin wie unter den Bleichgesichtern: Hier stört sich zwar niemand an ihrer Hautfarbe, dafür aber an ihrem Lebenswandel und ihrer Kleidung. Sie gehört also auch in diese Gemeinschaft nicht wirklich, ganz wie sie schon immer befürchtet hatte. Noch dazu scheinen die vielen Schamanen der Sioux Union zu spüren, dass die Geister, die sie verehren, vor May B. mit ihren dunklen Künsten zurückzuweichen. Ihre leise Hoffnung, vielleicht in einige der Geheimlehren der Medizinmänner der Indianer eingeweiht zu werden, verflüchtigen sich bald.

Als eines Abends im Fat Chance Saloon bei einem Glas Bier das Gespräch darauf kommt, fragt Byrd die Hexe: "... Wie hieß gleich der unsichtbare Haderlump draußen vor Barricade? Der, der Ihnen ans Leder wollte bei unserem ersten Zusammentreffen?"
"Otavana. Wieso?"
"Hatten Sie nicht gesagt, der war einer dieser Ravenites, und wollte Sie damals vom Fleck weg für Raven anwerben?"
"Ja, schon. Raven selbst mag nach dem Großen Beben verschwunden sein, aber sein Kult ist alles andere als untätig."
Byrd sinniert, "Na, und Sie haben doch irgendwas erzählt darüber, dass Sie bei denen nicht einsteigen wollten. Nicht nur, weil die Kriegstreiber sind, und überhaupt irre, sondern auch, weil Sie damals schon wussten, dass Sie selber überhaupt nicht in die Sioux Nations gehören."
May B. schlürft verdrießlich von ihrem Bier, und antwortet, "Stimmt. Nicht mal meine Mutter gehört noch zu den Cheyenne, die führt schon lange das Leben einer Weißen. Aber irgendwie ... hatte ich vielleicht gehofft, das Gegenteil stellt sich doch noch heraus ... Meine Besuche im Indianerlager haben es aber nur bestätigt. Ich bin sowas wie ein Kind zweier Welten, das aber in keine von beiden jemals ganz gehört. Wahrscheinlich hatte John recht mit dem, was er neulich über mich gesagt hat: Ich habe keine Wurzeln."
"Lassen Sie Ihren schönen Kopf mal nicht so hängen! Ist ja nicht mit anzusehen, Miss May. Dann schlagen Sie eben hier ganz neue Wurzeln, oder an einem Ort, der Ihnen halt passt!"
"Versuchen Sie doch nicht immer, alles schön zu reden, Luca Byrd! Das ist leichter gesagt, als getan. Ich wünschte, ich wär' weiß, wie Joycelyn."
Byrd kichert vergnügt: "Und ich glaube, Miss Lancaster wünscht sich manchmal, sie wäre dunkel, wie Sie, Miss May!"
"Man will vielleicht einfach immer das, was man nicht hat!"
"Darauf trinken wir! ... Wohlsein!"
"Wohlsein, Mister Byrd."


Joycelyn versucht, eine Band zusammenzustellen für ihre Auftritte im Old Moon Saloon. Sie braucht vor allem einen guten Klavierspieler, aber an sich auch Gitarre, Trompete, und Kontrabass, damit sie alle Lieder aus ihrem Repertoire bringen kann. Dazu befrage ich die Orakelwürfel, und diese sagen, dass Miss Lancaster dieser Tage tatsächlich Musiker mit eigenen Instrumenten zusammen bekommt. Die Würfel sagen sogar, deren Fähigkeiten sind besser als erwartet! Sagen wir doch mal, einige der Weggefährten aus Joss' Reisegruppe haben gerade ihren Weg von Shan Fan doch noch nach Gomorra gefunden: Einer davon ist der Banjo-Spieler Harry. (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135165513.html#msg135165513) Trompete und Bass spielen zwei mexikanische Freunde, Pedro und Paolo, die in Gomorra aufgelaufen sind, und sich zur Zeit als Sweetrock-Schürfer verdingen. Als Klavierspieler kann überraschenderweise der schwarze Organist Alvin angeheuert werden, ein sehr ordentlicher, etwas introvertierter Typ, der eigentlich hierher gekommen ist, um Kirchenorgel zu spielen, und seit Längerem darauf wartet, dass eins der entstehenden Gotteshäuser überhaupt eine Orgel anschafft. Joycelyn ist hochzufrieden mit ihren neuen Musikern, und bringt ihnen mit Feuereifer ihre Stücke bei. (Harry, Pedro, Paolo, und Alvin sind ihrerseits natürlich hochzufrieden mit der Sängerin, und alle ein wenig verliebt in sie.)



Shadrack und Byrd wohnen einer der Proben bei, im staubigen Old Moon Saloon um die Mittagszeit, wo sie an einem der hintersten Tische sitzen. Shadrack legt Patiencen mit seinen Pokerkarten und raucht Pfeife, Byrd hat die Stiefel auf dem Tisch und spielt an seiner goldenen Taschenuhr herum.
"... Die neue Band klingt echt nicht schlecht!", sagt Byrd irgendwann zu seinem Gegenüber, er wippt mit dem Fuß den Takt mit.
"Unleugbar. Wenn jemand von uns hier in der Stadt reich wird, dann vermutlich Miss Lancaster."
"So ein Talent, nicht wahr? Singen, tanzen, schauspielern ... und Geschichten erzählen kann sie auch!"
Shadrack schaut lauernd von seiner Patience auf, und fragt: "Mir ist aufgefallen, dass Sie die Kleine gestern Abend auch schon wieder dazu ermuntert haben. Sie fangen jetzt aber nicht wieder so an wie in Syracuse und Denver, oder ...?"
Byrd schaut verblüfft mit seinen blitzblauen Augen: "Wieso, was habe ich denn da gemacht?!"
Shadrack muffelt, "Versuchen Sie ja nicht, mich auf den Arm zu nehmen. Nachdem diese Sioux uns neulich dazu gebracht haben, aus dem Nähkästchen zu plaudern, können wir ja hier direkt weiter machen, nicht? Sie wollen unsere Erfolge publik machen, das haben ja wohl alle in unserem Aufgebot verstanden. Aber Sie, Luca Byrd, wollen dabei nicht im Mittelpunkt stehen. Es geht Ihnen schätzungsweise auch gar nicht um Ihre persönliche Reputation."
Byrd grinst: "Und befürchten Sie etwa immer noch, in diesem malerischen Städtchen dürften wir nicht auf uns aufmerksam machen?"
Der Hexslinger nickt zögerlich, "Ja, weil die Machtgruppen hier bei der geringsten Provokation versuchen könnten, uns das Licht auszublasen! Immerhin gibt es hier glücklicherweise keine Männer in Schwarzen Dustern und keinen Court, wie in Denver. Und Ihr scheinbarer alter Bekannter von den Texas Rangers ist wohl auch wieder zu seinem Geheimauftrag irgendwo zurückgekehrt. Aber Sweetrock Mining kann brandgefährlich werden, wie wir gesehen haben, so wie auch die Blackjacks. Ich kann unsere neuen Feinde noch nicht vollumfänglich einschätzen."
"Haben Sie das neulich also nicht nur gesagt, um mit Ihrer tollen Bildung anzugeben, sondern das tatsächlich gemeint? Mit dem ollen Columbus und so?"
"Dass der Verlust unserer Pferde an das Verbrennen von Columbus' Schiffen erinnert?"
Byrd nickt, "Wir wollten doch ursprünglich in der City o' Lost Angels vorbei gucken! Und Sie wollten baldmöglichst runter ins Mississippi-Delta, um den Court weiter zu ärgern."
Rex zuckt die Schultern und zieht an seiner Pfeife, "Das kann alles warten. Was, wenn Joseph Eyes-Like-Rain in mancherlei Hinsicht recht hat? Ich könnte mir vorstellen, dass seine prophetischen Kräfte echt sind."
Byrd schmunzelt, "Ich find' dieses Gomorra auch spitze!"
Shadrack schaut plötzlich wieder auf von seinen Spielkarten zu seinem Gegenüber: "Sie wollen Miss Lancaster zu einer Geschichtenerzählerin aufbauen! Sie denken sich vermutlich, die Kleine steht eh im Rampenlicht, da kann sie auch gleich die Überbringerin der frohen Kunde sein, wann immer unser Aufgebot Erfolg hatte!"
Byrd schmunzelt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und zuckt die Schultern.
Shadrack bohrt nach: "Und wenn jemand deswegen ins Kreuzfeuer gerät, dann Miss Lancaster! Wenn die Pinkertons oder Rangers oder wer auch immer jemanden aus dem Verkehr ziehen wollen wegen zu viel verbotenem Wissen, dann trifft es unsere Prominente. Und wir beide können ungesehen in den Sonnenuntergang reiten, und den Kampf anderorts heimlich weiter führen. Ist das in etwa Ihre Vorstellung?"
"Aber Mister Shadrack, Chefchen, Sie unterstellen mir doch nicht ernsthaft, dass ich imstande wäre, Miss Lancaster der Sache zu opfern! Dieses reizende Wesen braucht unseren ritterlichen Beistand! Für wie abgebrüht halten Sie mich denn?!"
Shadrack sortiert seelenruhig weiter Karten, und grummelt, "Ich halte Sie für jemanden, der viel zu verbergen hat, Mister Byrd. Und übrigens, glauben Sie nicht, dass Miss Wickett damit einverstanden wäre. Ich denke, die sieht Miss Lancaster insgeheim als ihr persönliches Eigentum. Das lässt sie sich von Ihnen nicht wegnehmen."
"Och, hören Sie doch auf, diese beiden Grazien bewundern sich ja gegenseitig. Die sind womöglich kurz davon entfernt, Knutsch-Freundinnen zu sein. Von wegen, persönliches Eigentum!"
Shadrack warnt, "Unterschätzen Sie mal nicht die Befähigung der Hexe zur Kaltschnäuzigkeit. Die ist ausgebildet worden von Black River, einer der brutalsten Privatarmeen dieses Kontinents. Ich habe genau gesehen, wie sie immer drein schaut, wenn Sie, Mister Byrd, Miss Lancaster schöne Augen machen. Denken Sie daran: Eigentlich ist die arme Joycelyn nur hier draußen bei uns, weil Miss Wickett sie glauben gemacht hat, sie könne nicht zurück nach Chicago! Lancaster müsste sich daheim nur verplappern, um Wickett's Schicksal hier draußen zu besiegeln! Glauben Sie etwa, die Eisenbahnerinnen würden Milde walten lassen, wenn sie unsere flüchtige Hexe wiederfinden würden?"
"Wie dem auch sei, Mister Shadrack! Es wird niemand über die Klinge springen gelassen!"
"Ich würde jeden aus dem Aufgebot opfern, wenn's nicht anders ginge. Um meine eigene Haut zu retten. Meine Nachforschungen sind viel wertvoller als Einzelschicksale, Byrd, viel wertvoller! Und ich muss am Leben und wehrhaft sein, um sie weiterführen zu können. Sie waren im Bürgerkrieg, und in den Rail Wars. Sie wissen, wie es läuft. Jeder ist ersetzbar."
Byrd sieht Shadrack in die Augen, und erneut macht sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit: "Mister Shadrack, das glaub' ich Ihnen nicht! Wir sind Ihre besten Freunde, und womöglich auch Ihre einzigen Freunde außer Bürgermeister Sneyers. Zumindest seit Ihre Theodora Francisco weg ist. Und Sie, Chefchen, sind ganz bestimmt auch unser Freund, ob's Ihnen passt oder nicht!"

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