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[Deadlands] Savage West Solo Play

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Es sind von Salt Lake City bis zur Endhaltestelle Virginia City 425 Meilen, also wieder zwei Reisetage per Zug. Wenn man so wie unser neuer Begleiter einen Alte-Wege-Schwur zu befolgen hat, sind es alternativ zu Pferde grob geschätzt 14 Tage. Die Strecke führt durch das Nevada Basin, im Sommer einer der heißesten Orte auf dem Planeten Erde.

John Bloody Knife bleibt stoisch: "Wenn ich mit dem Dampfross fahre, breche ich meinen Alte-Wege-Schwur. Die Geister grollen mir dann."
"Und was geschieht dadurch?", fragt May B. neugierig.
"Es ist nicht weise, den Groll der Kachina auf sich zu ziehen, Squaw."
Byrd mischt sich ein: "Ja klar, aber was genau geschieht? Ich meine, gibt's dann einen Wolkenbruch, oder bleibt dann das Jagdglück aus, oder schmeckt einfach das Feuerwasser nicht mehr?"
"Der rote Mann soll ohnehin nicht das Feuerwasser des weißen Mannes trinken. Die Wasichu verwenden das Feuerwasser, um aus den roten Kriegern tölpelhafte Süchtige zu machen."
Shadrack schaut zustimmend, und murmelt, "Oder, um aus sich selbst tölpelhafte Süchtige zu machen."
Byrd beharrt: "Ja, Mister Bloody Knife, aber wenn Sie nun doch mit auf die Eisenbahn steigen und mit uns bis Virginia City fahren! Was machen die Geister dann? Können die nicht mal ... ein Auge zudrücken?"
"Die Geister würden mir grollen, und mir Ihre Unterstützung verwehren. Du verstehst das nicht, dummer, verfackter, weißer Mann! Ich muss dann Buße tun, und warten, bis sie keinen Groll mehr hegen. Aber die Geister werden von da an wissen, dass ich nicht so fest bin in meinem Schwur, und ihn zu brechen imstande bin! Und die Kachina haben ein langes Gedächtnis. Bestimmt ist auch jetzt schon ihr Vertrauen in mich noch nicht sehr fest, weil ich in meinem vorigen Leben noch nicht auf den Alten Wegen gegangen bin."
Byrd sagt, "Aber die Damen und Herren Geister müssen doch eigentlich einsehen, dass es hier mildernde Umstände gibt. Was bringt's denn denen, ihren besten Krieger an die Wüstenhitze zu verlieren, wenn sie es stattdessen haben könnten, dass er kurz mal mit dem Zug fährt und dann mit seinem Herrn Papa wiedervereint ist? Weil darum geht's doch eigentlich, gell?"
Joycelyn wirft ein: "Entschuldigung bitte, aber wir denken doch jetzt nicht wirklich darüber nach, wochenlang zu reiten, statt den Zug zu nehmen, wegen dem Aberglauben von Mister Bloody Knife, oder?"
May B. entgegnet besorgt, "Nach allem, was wir erlebt haben, ist auszuschließen, dass Mister Bloody Knifes Geister Aberglauben sind, Miss Lancaster!"
Shadrack bestätigt, "Das will ich meinen."
Joycelyn reckt ihr Näslein in die Luft und beharrt, "Wie dem auch sei, ich gedenke, die Eisenbahn zu nehmen, so weit die Gleise reichen. Es ist schon schlimm genug, dass wir ab Virginia City nach Kalifornien weiter zu Pferde reisen müssen. Ich für meinen Teil setze nicht mein Leben aufs Spiel in der Großen Salzwüste, oder in der Gluthitze Nevadas, mit Verlaub!"
Rex Shadrack erwidert, "Verständlich. Aufteilen können wir uns aber auch nicht gut. Wenn Mister Bloody Knife allein reitet, kann es gut sein, dass er Kalifornien erst viel später erreicht, oder vielleicht nie. Wir brauchen womöglich Sie, John, um diese ominöse Stadt Gomorra überhaupt zu finden, und Sie brauchen uns für gegenseitigen Schutz, da Sie von den anderen Sioux abgehängt sind."
Byrd lächelt den Krieger an, und ergänzt: "Und außerdem ist es in der Gruppe obendrein lustiger. Müssen Sie zugeben! Selbst, wenn die meisten von uns Bleichgesichter sind!"
John Bloody Knife schweigt einen langen Moment brütend. Dann entgegnet er grimmig: "Ihr sprecht die Wahrheit. Ihr wart außerdem das Werkzeug der Geister, um mir die Freiheit zurückzugeben, also stehe ich in Eurer Schuld. Vor allem muss ich möglichst bald zu meinem Vater zurückkehren. ... Ich werde dieses eine Mal meinen Schwur brechen, für dieses Ziel. Mögen die Geister mir vergeben."
Byrd nickt, und sagt: "Dann ist es entschieden! Gehen wir Fahrkarten kaufen."
"Und ich brauche einen neuen Roman, sonst wird mir sterbenslangweilig im Zug", sagt Joycelyn fröhlich.
Byrd nickt, und ergänzt: "Und eine Tageszeitung für alle, und eine Flasche Whiskey für mich und Shadrack — die können wir dann heimlich unter den Sitzen verstecken und ungesehen immer mal wieder einen Kleinen austrinken! Hinterher leugnen wir alles!", und er zwinkert Shadrack zu, der kommentarlos die Augen rollt.

Damit ist das Thema gruppenmäßig ausdiskutiert. Das Aufgebot nimmt die nächste Verbindung nach Virginia City.



Der Große Salzsee


Reisetag eins
John Bloody Knife hält großen Abstand zu den Weißen im Zug, kauert sich im hintersten Winkel des letzten Personenabteils vor dem Viehwagen zusammen, und die Weißen halten umso größeren Abstand zu ihm. Ihm ist diese Art zu reisen ein Graus, und er murmelt leise Lieder auf Algonkian vor sich hin, um den Geistern zu versichern, dass er bereits reuig ist für seinen Eidbruch. Er rührt nichts von dem Essen im Speisewagen an, sondern behilft sich mit Pökelfleisch und Gemüse vom Markt in Salt Lake, und ersäuft seinen Hunger ansonsten mit viel Wasser.
May B. sieht gelegentlich nach John, aber kann ihm kaum helfen bei seinem Hadern. Entsprechend reißt sie sich am Riemen, und verschiebt ihre vielen Fragen an ihn über die Sioux Nations und deren Glauben auf später. Die anderen drei sind recht entspannt auf der Zugfahrt, an den Fenstern zieht der Große Salzsee vorbei, und das endlose Ödland, als die Gleise darum herum führen, zuerst nach Norden, dann nach Westen, in Richtung Nevada.

Die Tabelle für Reisebegegnungen sagt mal wieder, dass alles nach Plan verläuft während der heutigen Fahrt mit der Denver Pacific.

Reisetag zwei
Für Tag zwei ziehe ich eine neue Karte, und diesmal ist es ein Kreuz Bube — eine Reisebegegnung der Kategorie Hindernis. Der W20-Wurf auf der Tabelle im Deadlands-Grundbuch sagt, Abandoned Mine. Das bedeutet aber, dass der Zug einfach an diesem Schauplatz vorbei brettert, obwohl schon von Weitem zu sehen ist, dass dieser große Bergbaubetrieb offensichtlich plötzlich ausgestorben ist. Mysteriös, aber wenn unsere Wild Cards nicht vor lauter Neugier vom fahrenden Zug springen wollen, um nachzuforschen, wird dies ein Abenteuer für ein anderes Aufgebot sein.

Ausgleichsweise mache ich einen GM Move, und bekomme, Reveal a New Detail:

May B. und Joycelyn kommen am heutigen Vormittag ins Gespräch mit einem jungen Geschäftsmann namens Darrell Tucker. Dies ist ein recht höflicher, wortgewandter Typ, der Joycelyn von ihren Showplakaten wiedererkennt, wie sie Anfang des Jahres in Boston ausgehängt waren. Darrell vermutet gleich, die Sängerin sei nach ihrem Verschollengehen in Barricade nun endlich zurück im Showgeschäft, und würde sicherlich in Virginia City länger gastieren. Er selbst reist dorthin, weil er für die Betreiber der Comstock Lode arbeitet, einer der reichsten Goldminen des Weird West.
"Sie werden Virginia City lieben, Miss Lancaster — fast so sehr, wie Virginia City Sie binnen kürzester Zeit lieben wird!", flötet der Geschäftsmann, "es ist ein Juwel der Wüste, mit den Annehmlichkeiten einer großen Stadt, aber gleichzeitig demselben Hauch von Abenteuer in der Luft, von Pioniergeist, wie er spürbar ist, seit die Comstock Lode entdeckt wurde!"
Joycelyn lächelt: "Das klingt allzu rosig, Mister Tucker! Aber wir haben uns Virginia City ja gar nicht zum Ziel gesetzt!"
Dieser guckt ehrlich überrascht: "Aber Miss Lancaster, jenseits von Virginia City ist nichts mehr! Die Gleise der Denver Pacific enden dort. Und bis einer der Zugbarone es geschafft hat, eine Gleisstrecke nach Kalifornien hinaus zu legen, wird noch viel Zeit vergehen! Die sind allesamt noch viel zu verstrickt in ihre Eisenbahnkriege!"
"Und doch wollen wir zum Great Maze, Mister Tucker. Wir lieben nun einmal das Abenteuer!"
"Oh nein, Miss Lancaster, das dürfen Sie mir nicht antun. Bitte sagen Sie, dass das nicht wahr ist! Zwei solch graziöse Geschöpfe wie Sie beide, im Great Maze?! Kalifornien ist seit dem Großen Beben ein einziges Kriegsgebiet! Es gibt kein Gesetz — und eine Mischung aus Gier nach Ghost Rock und zu wenigen Regeln sorgt dafür, dass der Mensch dort draußen des Menschen Wolf ist!"
May B. grinst: "Keine Bange, Mister Tucker, wir haben kein Problem damit, des Menschen Wölfinnen zu sein. Sagen Sie mal, kennen Sie die Boomtown namens Gomorra?"
"Auch das noch, das kann doch nicht Ihr Ernst sein — das trefflich benannte Gomorra! Ich bitte Sie, überdenken Sie ihre Pläne. Ich war Anfang des Jahres einmal dort auf einer geschäftlichen Rundreise, um weitere Bergbaugebiete zu untersuchen!"
Joycelyn vermutet: "Gomorras Minen sollen wohl ziemlich reich sein?"
Tucker nickt und macht große Augen: "Unglaublich reich, Miss! Unglaublich reich! Das Stadtgebiet von Gomorra scheint sich direkt auf einigen der wertvollsten Ghost-Rock-Minen der Welt zu befinden! Genug vielleicht, um den Bürgerkrieg drüben im Osten zu gewinnen, wenn sie erst einmal vollständig erschlossen sind!"
"Und, haben Sie ordentlich Claims abgesteckt für Ihre Firma, Mister Tucker?"
"Es war eine einzige Zeitverschwendung, dies zu versuchen, mit Verlaub, die Damen! Gomorra ist bereits fest in der eisernen Hand von Sweetrock, und niemand anders kann auch nur davon träumen, dort im großen Stile Fuß zu fassen!"
May B. legt den Kopf schief, und fragt, "Wer zum Henker ist Sweetrock?!"
Darrell Tucker verzieht missbilligend das Gesicht: "Die Sweetrock Mining Company aus Pittsburg, Miss. Sie besitzen bereits die meisten öffentlichen Anlagen der wachsenden Stadt, und fast alle der wertvollsten Strikes. Und sie verstärken ihren Griff fortwährend noch weiter! Unabhängige Schürfer werden mit kriminellsten Methoden aus dem Geschäft gedrängt und zum Verkauf an die Sweetrock gezwungen! Ein ganzes Kader der brutalsten Revolverhelden Kaliforniens schützt Sweetrocks Interessen vor Ort! Oh nein, die Damen, da bleibe ich lieber weiter daheim in Nevada im Dienst der Comstock Lode. Dort geht es vergleichsweise gesittet zu!"
May B. hakt nach, "Sweetrock Mining Company sagen Sie? Und die Leute wehren sich nicht gegen die?"
Tucker hebt die Hände: "Wo denken Sie hin, natürlich! Draußen in der Wildnis herrscht ein einziger Ausnahmezustand! Maskierte überfallen immer häufiger Sweetrock-Stollen und -Kutschen, und die Wachen der Firma zahlen solche Überfälle doppelt heim, wann immer sie können. In der Stadt selbst leben die Siedler in Angst vor Sweetrock und ihrer Tyrannei. Kein vernünftiger Geschäftsmann wie ich würde sich dort einmischen. Es braucht schon mehr als Mut, um in Gomorra, Kalifornien, etwas werden zu wollen, die Damen, es braucht Tollkühnheit!"
May B. schaut Joycelyn an, und kommentiert, "Genau unser Ding!"

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Virginia City
Schwer reiche Bergbaustadt — Furcht-Level 2

In den späten Abendstunden erreicht der Zug seinen Endbahnhof Virginia City. Die schillernde Goldgräberstadt wirkt um diese Zeit entgegen ihres Rufes etwas verschlafen, unter dem bräunlich-roten Abendhimmel der Wüste. Zusammen mit den Wild Cards entsteigen auch hier zahllose hoffnungsfrohe Siedler und Glücksritter den Waggons, die hier draußen das große Geld suchen. Vorerst wird man allerdings eine Herberge suchen müssen.



Diese Stadt ist buchstäblich der letzten große Außenposten der Zivilisation: So wie Salt Lake City hat Virginia City bereits Gasleitungen und eine primitive Kanalisation,  und der immense Reichtum, den es (insbesondere seit dem Big-Bonanza-Fund vor drei Jahren) zu Tage fördert, führte zur Gründung des International Hotel, drei Theatern, dem Maguire-Opernhaus, vier Kirchen, und drei Tageszeitungen. Nach der abstrusen Steampunk-Wunderwelt, die Hellstromme Industries und Smith & Robards in der City o' Gloom aus dem Boden gestampft haben, wirkt Virginia City natürlich weniger spektakulär, aber nichtsdestotrotz ist es mit seinen 25000 Einwohnern eine der größten und reichsten Städte des Kontinents.
"... Stinkt ziemlich", knurrt John Bloody Knife, als seine nackten Quadratlatschen endlich wieder Erde unter sich spüren.
"Och, Sie Mimose, es riecht schon deutlich besser als der Junkyard, geben Sie's zu!", sagt Byrd aufmunternd, als er über die eiserne Waggonleiter hinterher klettert, seine Satteltaschen über der Schulter.
"Ja. Nichts stinkt wie die Düstere Stadt. Ich gehe in der Wüste schlafen."
"Allein?!", fragt May B. befremdet.
"Ich bin nicht allein. Die Geister sind bei mir!", grollt John Bloody Knife zufrieden, und stapft mit seiner Schlafdecke und seinen Waffen in die Dunkelheit.
"... Finden Sie sich morgen Vormittag im International Hotel ein!", ruft Shadrack ihm nach, und zu Byrd sagt er stirnrunzelnd, "Ist das denn die Möglichkeit, unser neuer Verbündeter teilt meine Misanthropie und Ihre landstreicherhaften Marotten!"
Byrd lacht vergnügt, und alle vier führen ihre Pferde durch die trüb beleuchteten Straßen der Großstadt zum Hotel.



Bleiben wir erstmal einen Tag in Virginia City, um Vorbereitungen zu treffen.

Shadrack wurde zwischenzeitlich von den beiden Frauen ins Bild gesetzt über die Gerüchte von der Willkürherrschaft der Sweetrock Mining Company an ihrem Zielort. Misstrauisch wie eh und je versucht er, sogleich etwas über diese Geschäftemacher herauszubekommen, via Research. Mittlerweile hat er da sogar einen W6, und er schafft direkt einen Erfolg: Sweetrock Mining hat hier eine kleine Zweigstelle, aber es ist zu erfahren, dass ihre eigentlichen Besitzungen in Pittsburgh liegen — und seit Neuestem auch in Gomorra, Kalifornien, das heißeste Eisen im Feuer für diese Firma. Ein Howard Findley hat die Geschäfte dort übernommen, und "bringt Gomorra zum Florieren", heißt es, "mit einer gewissen Strenge", wofür er daheim bekannt sei. Shadrack klopft sorgsam die üblichen Verbindungen ab, aber erfährt von den Geschäftsleuten, dass Findley keine ominöse Vorgeschichte hat, weder im okkulten Untergrund, noch als Krimineller, noch als Kontaktmann einer Geheimpolizei.


Der Zielort ist noch auf fast keiner Landkarte zu finden, eine verruchte Siedlung am Ende der Welt. Genug Gerüchte über die Existenz und Lage von Gomorra sind in Virginia City jedoch mittlerweile im Umlauf, um den Wild Cards eine Orientierung zu vermitteln, wo sie die Stadt vermutlich finden können. Ein paar Zyniker sagen, Gomorra könne durchaus gefunden werden, draußen am Rande des Great Maze, aber es sei keine reguläre Boomtown, viel mehr würde sie hier draußen den Schimpfnamen "Doomtown" tragen. Scharen von Glücksrittern reisen letztlich dorthin, um ihr Schicksal herauszuordern, aber die meisten fänden früher oder später ihr Ziel in einer Bretterkiste, sechs Fuß tief im Boden. Schauergeschichten hin oder her, Gomorra liegt seit kurz vor dem Großen Beben von 1868 in dem, was seither von Caine County übrig geblieben ist, am Ende des Gomorra Valley. Um diesen abgelegenen Flecken Erde zu finden, muss man von Virginia City aus die Sierra Nevada überqueren, und dann durch das verbleibende Festland Kaliforniens reiten, bis man den Rand des Great Maze erreicht. Um die Trails durch das Gebirge zu finden, empfiehlt es sich, einen Wildnis-Führer anzuheuern, oder sich einem bestehenden Wagen-Trek anzuschließen. John Bloody Knife hat eine grobe Orientierung, um das Aufgebot in die richtige Richtung zu bringen, aber er war selber noch nie dort, und seine Kenntnisse sind alles andere als genau.

Befragen wir das Würfelorakel, um zu sehen, ob sich gerade ein Wildnisführer finden lässt ... es ist eine Doppeleins! Ein "nein, und außerdem"-Resultat. Offensichtlich ist auf gar keinen Fall derzeit jemand im schönen Virginia City bereit dazu, an einen derart gottverlassenen Ort in der Wildnis zu reisen! Es ist zwar nicht die Schuld unserer Helden, dass es zu diesem Ergebnis kommt, aber dennoch würfle ich einen Failure Move aus, um zu sehen, worin das zusätzliche Problem besteht. Wir bekommen Foreshadow Trouble: Unsere Helden sind an drei Geschäftsleute geraten, die für die Sweetrock Mining Company arbeiten, und von Shadracks heutigem Herumschnüffeln gehört haben. Ihnen ist durch puren Zufall zu Ohren gekommen, was die Wild Cards im Eisenbahnkrieg jüngst zustande gebracht haben — Varvilles Ergreifung, die Schlacht um Barricade, der vereitelte Überfall auf Syracuse, Amblins letzter Kampf, der Zeitungsartikel über den Court in Denver. Jetzt fürchten diese beiden Geschäftsmänner, ein Aufgebot wie dieses könnte versuchen, die Eisenbahnkriege vorzeitig nach Gomorra zu bringen, und Howard Findley die Stirn zu bieten. Möglicherweise im Namen von Union Blue, oder anderen Zugbaronen.



Drei Geschäftsleute im Auftrag der Sweetrock Mining Company, die sich namentlich nicht vorstellen


Verächtlich tut der eine der drei Sweetrock-Funktionäre die Reisepläne der Wild Cards ab: "Herrschaften wie Sie wären gut damit beraten, das Risiko einer Reise nach Gomorra zu vermeiden!"
Der andere pflichtet seinem Kollegen bei: "Herrschaften wie Sie sollten klug genug sein, zu ahnen, dass das Gomorra Valley sicher in Händen der Sweetrock Mining Company ist!"
Dann sehen die drei zu, dass sie Land gewinnen. Wahrscheinlich gibt es noch keine Telegrafen-Verbindung nach Gomorra ... aber womöglich setzen sie direkt einen Brief auf, um Howard Findley zu warnen vor dem Eintreffen möglicher Union-Blue-Spitzel in seinem kleinen Fürstentum am Ende der Welt ...?

koschkosch:
Großartig, dass es hier immer noch weiter geht!

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--- Zitat von: koschkosch am 14.06.2023 | 21:46 ---Großartig, dass es hier immer noch weiter geht!

--- Ende Zitat ---

Freut mich wenn's gefällt! :D Es geht weiter bis der wilde Westen gerettet ist oder fette Dame singt (was auch immer von beidem zuerst geschieht)!

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All das ominöse Gerede und die Aufregung bringt May B. dazu, sehr intensive, surreale Träume zu haben in der zweiten Nacht im International Hotel. Worum geht's denn darin?
Das Kartenorakel ergibt einen Joker! Dieser Handlungsstrang löst demnach ein zusätzliches Zufallsereignis aus. Die Träume drehen sich um physically Transformation of a Unique mystical History. Das Zufallsereignis, das daran hängt, ist physically Reveal  a social History. Nicht zu fassen, beim Ermitteln des Zufallsereignis kommt noch ein Joker, also noch ein weiteres Zufallsereignis! Das zweite ist, technically Harm technical Enemies.
May B.s wirre Träume drehen sich also um das Große Beben von 1868, bei dem das Great Maze entstanden ist. Spezifisch träumt sie von dem Schamanen Raven, der diese Katastrophe der Legende nach mit seinen Ritualen absichtlich herbeigeführt haben soll.



Wie sieht der Schamane Raven eigentlich wirklich aus? In May B.s Traum erscheint er jedenfalls so


Als May tags darauf von ihren surrealen Träumen erzählt, hört unerwartet jemand mit, der (entsprechend des ersten Zufallsereignisses) seinerseits von seiner persönlichen Vorgeschichte erzählt. Dies hat zur Folge, dass Gegner unserer Helden Schaden erleiden (entsprechend des zweiten Zufallsereignis, das mit ausgelöst wurde).

"... Es war gar nicht unbedingt ein Albtraum", berichtet May B. im Pferdestall des Hotels Joycelyn, während sie die Pferde der beiden versorgt, "es sind darin zwar erschreckende Dinge passiert, aber im Traum habe ich mich überhaupt nicht gefürchtet. Es war eher faszinierend. ... Wissen Sie, wer Raven ist?"
Joycelyn nickt zurückhaltend: "Das ist doch angeblich dieser Indianerschamane, der vor 13 Jahren dieses angebliche ... Reckoning herbeigeführt hat, laut Ihnen und Mister Shadrack!"
May B. sagt, "Und der Begründer der Ravenites, Verschwörer, die unbedingt die Sioux Nations unterwandern wollen. Einem von denen bin ich begegnet in Barricade, kurz vor dem Orkan ... Im Traum jedenfalls war ich bereits in Kalifornien, und Raven war da, als riesige Erscheinung, mit rotem Poncho und Rabenfedern im Haar, und schwarzer Kriegsbemalung. Seine Fingernägel haben die Felsen zerschnitten, Risse haben sich ausgebreitet, und alles hat sich zu Felseninseln aufgelöst ... das Great Maze! Ich habe diese Landschaft bisher nur auf Fotografien gesehen, aber es war so lebensecht! Alles um mich herum hat gebebt, aber tonlos. Ich glaube, ich stand selber auf einer der Felseninseln, und wurde auf der einfach davon getragen, auf das tosende Meer hinaus. Ich bin aber dabei selber auch zersplittert, in eine Rote und eine Weiße. Beide Ichs wollten plötzlich verschiedene Sachen. Ich wusste nicht einmal mehr, ob Raven wirklich mein Feind war, oder ob die Katastrophe wirklich etwas Schlimmes war. Ich habe versucht, zwischen den bebenden Felsen mich selbst bei der Hand zu packen, um mich vom Absturz zu bewahren. Es war sehr merkwürdig."
Einer der Stallburschen schaut vom Ausmisten auf, es ist ein Alter mit einem stattlichen Rauschebart.
Er lüpft seinen Schlapphut: "Wollen Sie etwa ins Great Maze, die Damen?"
May dreht sich nach ihm um: "Ja, aber wir haben den ganzen Tag gestern keinen Wildnisführer finden können. Wieso fragen Sie, Großväterchen?"
Der Alte kichert: "Ich komme da her! Ich bin das, was man mittlerweile Fourty-Niner nennt, der große Goldrausch von '49 hat auch mich nach Kalifornien gezogen. Vor dem Großen Beben, von dem Sie erzählt haben, Miss, und vor dem darauffolgenden Ghost Rush, als erstmals Ghost Rock entdeckt wurde!"
Joycelyn baumelt mit den Beinen, während sie auf einem Querbalken sitzt, und den anderen beiden beim Arbeiten zuschaut, und fragt interessiert, "Ist es wirklich so schlimm dort draußen? So unzivilisiert?"
Der Fourty-Niner wiegt den Kopf hin und her, "Mancherorts, ja, zumindest mittlerweile! Aber ich sage Ihnen, Kalifornien ist einer der wunderschönsten Orte auf Gottes Erde! Nach dem Großen Beben habe ich in Lynchburg gewohnt, und einen neuen Claim bearbeitet. Das Erdbeben mag Scheiße gewesen sein für die Siedler da draußen, aber für uns Schürfer war es ein einziger Goldregen! All die Erzadern, die dabei frei gelegt worden sind, verstehen Sie? Noch dazu die unglaublichen Seeschlangen, wie als wären sie direkt aus der Urzeit entkommen, aus einer Zeit, noch bevor es den Garten Eden gab ... Und die Dampfschiffe, wie sie unter unserer Stadt hindurch gefahren sind, durch die endlos verzweigten Canyons des Irrgartens ... wundervoll. Ich wollte, ich könnte noch einmal ein junger Kerl sein, und das ganze Abenteuer dort noch einmal von vorne erleben."
May B. stützt sich auf ihre Heugabel und lächelt ihn an: "Waren Sie damals auch in der City o' Lost Angels? Oder womöglich in Gomorra?"
"In Lost Angels, ja, auf Durchreise. Von einem gewissen Gomorra habe ich gehört, aber nie dorthin gefunden. Hätte mich verreckt nochmal auch nicht getraut, dort zu schürfen! Der Schürferverband ist praktisch vertrieben worden von dort, und alles gehört angeblich mittlerweile einer einzigen, verbrecherischen Firma!"
Die Hexe nickt besorgt, "Von den Scheißkerlen haben wir vorgestern schon gehört. Klingt, als würden die und wir unvermeidlich blutige Nasen austauschen, wenn wir es erst einmal nach Gomorra geschafft haben!"
"Soso, ist das so? Nun! Wie der Zufall es will, liegen gerade Geschäftspapiere der großen Bosse von Gomorra zur Prüfung und zum Weiterleiten auf dem Schreibtisch von meinem Sohn! Der hat's nämlich zu mehr gebracht als sein Oller, der ist hier in Virginia City in der Verwaltung!"

Der Fourty-Niner, Mister Derkins, ist dank den beiden Zufallsereignisse gern bereit, den beiden schönen Frauen zu helfen, und nebenher den Geldsäcken von der Sweetrock Mining Company einen Streich zu spielen. Um Sweetrock Mining ordentlich zu ärgern braucht Derkins Junior nur die weitgereisten Unterlagen aus Kalifornien ein paar bürokratische Extrarunden drehen zu lassen im Verwaltungsapparat von Virginia City, statt sie eilig nach Pittsburg weiterzuschicken. Howard Findley fordert darin mehr Befugnisse von der Firma, und vor allem das Einverständnis der Oberbosse für bestimmte Bauprojekte. Wenn diese Papiere nicht schleunigst den Osten erreichen, kommt Howard Findley etwas in die Bredouille mit den nächsten eiligen Schritten seiner ökonomischen Kriegsführung.


Am Abend dieses Tages hat Joycelyn bereits Freundschaft geschlossen mit den Besitzern des Silver Dollar Saloon, des Delta Saloon, des Gold Hill Saloon, und des Ponderosa Saloon. (Den neugegründeten Bucket of Blood lässt sie lieber aus, der Name wirkt ihr etwas zu makaber.) Im Gold Hill tritt sie abends auf, erstmals wieder unter ihrem wirklichen Namen, überdrüssig davon, "Darla Sterling" zu sein. Sie erzielt ein Raise, und nimmt dadurch satte $100 an Gage ein.
"Ein Teil davon ist eine Investition in einen Klepper für Mister Bloody Knife!", sagt sie hinterher zu den anderen Wild Cards, "der Rest wandert in meinen leicht ramponierten Sparstrumpf!"
John Bloody Knife grummelt, "Ich stehe schon tief genug in der Schuld der drei Bleichgesichter und des Halbbluts. Ich hole einem der Städter sein Pferd weg, beizeiten. Am besten einem Yankee-Soldaten. Habe schon welche ausgespäht am Rand der Stadt."
Shadrack schüttelt den Kopf: "Auf Pferdediebstahl steht der Strick, Sie Landpomeranze. Und vor Ihrer Befreiung in Salt Lake haben wir uns überdies vorgenommen, aufzuhören, uns immerzu Ärger einzuhandeln, wohin wir auch gehen. Diesen Vorsatz brauchen Sie nicht jetzt schon wieder über Bord zu werfen mit ihren schlechten Manieren."
Der Indianer schnaubt verächtlich, "Wenn John Bloody Knife einen Yankee-Soldaten beraubt, weiß niemand hinterher davon zu berichten! Es gibt nur Stille, und der Erdboden, der angewidert das Wasichu-Blut kostet."
Joycelyn hält sich die Finger vor den Mund und sieht blässlich die anderen an: "Miss Wickett, Sie müssen dem wilden Mann begreiflich machen, dass er das hier nicht darf! Virginia City ist voller Gelegenheiten für uns, und mein guter Name darf nicht in Verbindung mit solcherlei Bluttaten gebracht werden!"
"Wieso Ihr guter Name, Miss Lancaster? Ich dachte, Sie treten immer noch als Darla Sterling auf!", will Shadrack sogleich wissen.
"Upps!", macht Joycelyn, aber hat gerade keinen Nerv dafür, sich zu erklären.
"Alles halb so schlimm", lenkt May B. mit Bestimmtheit ein, "Sie, Mister Bloody Knife, bekommen von uns einen verdammten Gaul organisiert, und zwar legal. Sie können uns den Gefallen zurück zahlen, indem Sie unterwegs auf unserer Seite kämpfen, und uns ins Gomorra Valley führen."


Am zweiten Morgen des Aufenthalts in Virginia City wird also ein fünftes Pferd dazu gekauft. John Bloody Knife versucht, einen gebrauchten Sattel von Paiute-Indianern zu finden, dies sieht laut Orakel jedoch mau aus. Er begnügt sich mit einem einfachen handgemachten Sattel und Zaumzeug, immerhin ist der Krempel nicht industriell hergestellt, das muss ihm reichen.

Als dann besucht das Aufgebot den Fourty-Niner Derkins und seinen Herrn Sohn. Der junge Mann ist ebenfalls für einen Streich zu haben (und ebenso angetan von Joycelyn und May wie sein Pa). Man sieht ihm jedoch an, dass er auch etwas Angst hat vor Sweetrock: Zwar sind Gomorra und Pittsburgh beide weit weg von hier, aber Sweetrock scheint dennoch in Derkins Juniors Meinung ein Gegner zu sein, mit dem man sich nur vorsichtig anlegen sollte, selbst hier.
"... In jedem Fall habe ich gerade gesehen, dass noch eine zusätzliche Beglaubigung aus Zimmer elf auf Mister Findleys Dokumenten fehlt, und leider auch noch drei zusätzliche Stempel aus Zimmer 53! Da kann man nichts machen, 'Eilt sehr'-Vermerk auf dem Umschlag hin oder her, alles muss korrekt sein!", lächelt Derkins Junior hintersinnig.
"Und hoffentlich vergisst Deine Vorzimmerdame nicht, das heute noch weiterzureichen!", fügt Derkins Senior verschmitzt hinzu, "die hat doch gleich Frühstückspause, nicht, dass das ganze Papier erst morgen auf die Reise geht!"
Der Sohn schürzt die Lippen, "Ja, das wär' recht dumm. Denn morgen hat Zimmer 53 ja den freien Tag! Dann ginge der dicke Umschlag erst Montag auf den Zug in Richtung Pittsburgh!"
Alle lachen gut gelaunt, und ein bißchen gehässig.
"Apropos Frühstückspause, Gentlemen", sagt Shadrack, "kommen Sie, wir laden Sie zum Essen ein! Der Ponderosa Saloon soll eine gute Küche haben, hat Miss Lancaster gesagt!"

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