Autor Thema: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?  (Gelesen 3753 mal)

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Offline duderino

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Das ist jetzt kein Rant, sondern mehr mein Versuch, die soziale Dynamik in der Rollenspielerszene zu verstehen.

Ich selbst bin jemand, der gerne über Game-Design nachdenkt. Über Mechaniken, die etwas in einer Spielwelt simulieren. Oder über Balancing. Oder über Feats, die Spieler dazu anregen, kreative Lösungsansätze statt draufzuhauen zu verfolgen. Oder über das Beschleunigen von Kampfsystemen.

Und nahezu jedes mal, wenn ich versuche meine Ideen, Meinungen, Entwürfe mal zur Debatte zu stellen, kommt ein Narrativist. Was ja erstmal super ist. Ich selbst mag keine Meta-Regeln, deshalb spiele ich keine narrativen Spiele, aber ich finde einige der kreativen Ansätze hinter fate actually sehr gut.

Aber warum erklären mir dann Narrativisten immer und nahezu ausnahmslos, dass mein Problem, mein Gedanke, mein Entwurf eigentlich nur "für Buchhalter, die Sim-Spiele spielen relevant ist. Weil mit Fate stellt sich das Problem garnicht."

Das ist ja eine faire Meinung. Aber warum muss ich sie jedes einzelne mal, wenn ich irgend ein Thema in irgend einem Online-Forum eröffne hören? Warum ist es euch, liebe Narrativisten, so wichtig, mit wehenden Fahnen und Trompeten in jeden Thread zu marschieren, und zu betonen, dass meine Probleme FALSCH sind und nur eine "ZURÜCKGEBLIEBENE MINDERHEIT" betreffen? Warum ist es so schwer zu sagen "Okay, ich sehe dein Problem, das sich für dich und andere Menschen, die klassisches Rollenspiel mögen stellt."

Stellt euch mal vor ich klinke mich in ein Ferrari-Forum ein und schreibe in jeden Beitrag "Also bei Porsche ist das ganz anders lol". So fühlt es sich auf Reddit, im Tanelorn, bei den Shadowrun-Leuten, auf Youtube etc an. Warum? Was muss man tun, um eine normale zielgerichtete Konversation führen zu können, unter der Annahme, dass nicht jeder genau nur narrative Spiele spielen sollte? Was muss ich Narrativisten vorlügen, damit sie zufrieden sind und nicht weiter darauf rumhacken, wie dumm meine Probleme und wie eingeschränkt meine Perspektive sei?

@Haukrinn: Absolut kein Hate btw. Ich find es super, wie du dich trotz einer ganz anderen Meinung sehr konstruktiv am Spaßgrenzen-Thread beteiligt hast. Aber ich frage mich einfach, warum dein Lager, deine Meinung, deine Agenda, von so vielen geteilt, und vehement verteidigt wird, und man sich permanent in der Situation findet, sich für seine Präferenzen rechtfertigen zu müssen, wenn man kein Fate-PtbA-BitD-Anhänger ist.

Offline Haukrinn

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #1 am: 3.07.2022 | 19:52 »
Da du mich ja schon angesprochen hast, der Grund für deinen Eindruck dürfte darin zu suchen sein, dass du deine Vorstellung was Rollenspiel ist grundsätzlich als allgemein gültig darstellst. Und genau das ist sie aber nicht.   :)

Du sprichst viele Probleme an, die dir offenbar wichtig sind, und die du im Spiel gelöst sehen möchtest. Das ist legitim. Es ist aber auch legitim wenn dann Menschen daher kommen und dir sagen "ah, kenne ich, allerdings nur aus eher simulationslastigen Spielen. Wenn man da etwas anders heran geht, dann treten diese Probleme nicht auf". Ich glaube nicht, dass hier irgendwer behaupten würde, Fate und pbta lösen alles. Mitnichten, Fate ist weit davon entfernt, wirklich perfekt zu sein (Ich finde Fate in seiner aktuellen Inkarnation zum Beispiel viel zu schwammig), und pbta ist stark auf eine sehr bestimmte Art und Weise zu spielen fokussiert - es ist ein Geschichtengenerator, und es geht schnell kaputt, wenn man etwas anderes darauf machen möchte. Das ändert aber nichts an der Tatsache dass diese Spiele auch deshalb entstanden sind, weil die Autoren über ähnliche Sachen gestolpert sind wie du.  :)

Im übrigen sind weder Fate noch pbta narrativistisch. Und sie sind auch meilenweit von "freiem" Erzählspiel entfernt (auch da gilt für vor allem für pbta - wenn du die Regeln handwedelst oder ignorierst, dann geht das Spiel, so wie es gedacht war, kaputt - also lass das).
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Offline duderino

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #2 am: 3.07.2022 | 20:05 »
Klar, ich sehe den Punkt. Wenn ich eine allgemeine Frage stelle, dann ist natürlich auch jeder mit einer allgemeinen Antwort und allgemeinen Einwänden, wie z.b. "Fate hat dieses Problem aber nicht" willkommen. Und für manche allgemeine Fragen ist "Fate löst dein Problem" vermutlich auch eine große Bereicherung.

Mein ursprünglicher Titel für den Spaßgrenzen-Thread war übrigens "systembedingte Spaßgrenzen im klassischen* Rollenspiel" mit der Erklärung für den *: Mit klassischem Rollenspiel meine ich Nicht-Narrative Spiele, da mein Lösungsvorschlag von Spielern, die sich gerne freie Fertigkeitenbezeichnungen ausdenken, vermutlich nicht gut aufgenommen wird.

Aber dann habe ich mich daran erinnert, dass mir ein weiser Redditor mal gesagt hat: "Wenn du im OP schon darauf hinweisen musst, dass du irgend eine Art von Antwort ausschließen willst, dann werden die Leute nur um so härter dagegen feuern." Also habe ich es allgemein formuliert, in der Hoffnung, dass man vielleicht des Inhalts meiner Frage wegen aus einem Blickwinkel des "konventionellen Rollenspiels" diskutieren kann.

Und ich möchte auch nochmal hervorheben, dass mein thread beim allerbesten Willen nichts "mega subjektiv nischiges" betrifft, sondern sehr allgemein auf nahezu alle Systeme und Denkschulen passt, mit der Ausnahme von denen, die Prädefinierte Spielinhalte kategorisch ausschließen. Im Prinzip sogar auf PbtA und BitD. Aber irgendwie haben Menschen wohl das Gefühl, dass ich ihnen mit dem Vorschlag, eine Bonusfertigkeit einzuführen, ihr ganzes Spiel verderben würde.

Offline Drantos

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #3 am: 3.07.2022 | 20:09 »
Warum ist es so schwer zu sagen "Okay, ich sehe dein Problem, das sich für dich und andere Menschen, die klassisches Rollenspiel mögen stellt."

Deine Definition von klassischem Rollenspiel verstehe ich als extrem simulationistisch. Das ist weder meine Definition, noch die von Gary Gygax wie man im DMG1 nachlesen kann:

"A few brief words are necessary to insure that the reader has actually obtained a game form which he or she desires. Of the two approaches to hobby games
today, one is best defined as the realism-simulation school and the other as the game school. AD&D is assuredly an adherent of the latter school. It does not
stress any realism (in the author’s opinion an absurd effort at best considering the topic!). It does little to attempt to simulate anything either. ADVANCED
DUNGEONS & DRAGONS is first and foremost a game for the fun and enjoyment of those who seek to use imagination and creativity. This is not to
say that where it does not interfere with the flow of the game that the highest degree of realism hasn’t been attempted, but neither is a serious approach to
play discouraged. In all cases, however, the reader should understand that AD&D is designed to be an amusing and diverting pastime, something which
can fill a few hours or consume endless days, as the participants desire, but in no case something to be taken too seriously."
- Zitat von Gary Gygax aus dem DMG1 von 1979

Ich bin da eher bei Gygax. Wenn Simulation dem Spaß im Weg steht, sollte der Spaß gewinnen, da es nur ein Spiel ist.

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Offline Haukrinn

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #4 am: 3.07.2022 | 20:25 »
Und ich möchte auch nochmal hervorheben, dass mein thread beim allerbesten Willen nichts "mega subjektiv nischiges" betrifft, sondern sehr allgemein auf nahezu alle Systeme und Denkschulen passt, mit der Ausnahme von denen, die Prädefinierte Spielinhalte kategorisch ausschließen. Im Prinzip sogar auf PbtA und BitD. Aber irgendwie haben Menschen wohl das Gefühl, dass ich ihnen mit dem Vorschlag, eine Bonusfertigkeit einzuführen, ihr ganzes Spiel verderben würde.

Da gehe ich mit. Das ist richtig. Nur dass Fate und PbtA eben nicht auf prädefinierte Spielinhalte verzichten. Gerade letzteres hat nur durch diese (extrem fokussierten) Inhalte überhaupt seine Berechtigung. Bei Fate käme vielleicht noch zum Tragen, dass man ja durch den Weltenbau in Session 0 in der Gruppe über die Spielinhalte verhandelt und damit natürlich auch Grenzen besser festlegen kann (aber das macht irgendwie auch jede Gruppe mit etwas Erfahrung, ganz unabhängig vom System, unterstelle ich jetzt mal - Fate kodifiziert das nur etwas mehr (und IMHO auch alles andere als optimal)). Das ist aber nur eine Variante Fate zu spielen - denn auch für Fate gibt es fertige Settings mit klarer Struktur, die man einfach drauf los spielt.
« Letzte Änderung: 3.07.2022 | 20:27 von Haukrinn »
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Offline duderino

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #5 am: 3.07.2022 | 20:26 »
Deine Definition von klassischem Rollenspiel verstehe ich als extrem simulationistisch. Das ist weder meine Definition, noch die von Gary Gygax wie man im DMG1 nachlesen kann:
[...]
Ich bin da eher bei Gygax. Wenn Simulation dem Spaß im Weg steht, sollte der Spaß gewinnen, da es nur ein Spiel ist.

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Ja genau. Zum Glück hast du mich richtig verstanden. Eigentlich will ich nur Spaß verbieten. Endlich sagts mal einer.

Offline schneeland

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #6 am: 3.07.2022 | 20:30 »

Punkt 1: Ich habe den Thread nach "Rollenspiel - Allgemein verschoben", da er Rollenspielbezug hat und kein reines Community-Thema ist.
Punkt 2: Es gilt weiter, dass auch bei gegensätzlichen Meinungen bitte konstruktiv und sachbezogen diskutiert werden sollte.
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Offline Grey

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #7 am: 3.07.2022 | 20:38 »
*Abo* Ich bin da ganz bei duderino: Die Motivation hinter diesen Grabenkämpfen wüsste ich auch gern.
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

Offline Chaos

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #8 am: 3.07.2022 | 20:48 »
Stellt euch mal vor ich klinke mich in ein Ferrari-Forum ein und schreibe in jeden Beitrag "Also bei Porsche ist das ganz anders lol".

Das ist hier kein Ferrari-Forum. Das ist ein Auto-Forum. Ferrari, Porsche, BMW, Opel, VW, etc etc. Alles drin, was vier Räder und Motor hat. Ich finde SUVs persönlich nicht besonders doll, aber es würde mir im Traum nicht einfallen, mich laut zu wundern, warum SUV-Fahrer in einem Auto-Forum ihre Meinung kundtun.
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Offline Maarzan

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #9 am: 3.07.2022 | 20:53 »

Ich bin da eher bei Gygax. Wenn Simulation dem Spaß im Weg steht, sollte der Spaß gewinnen, da es nur ein Spiel ist.

Nur, dass "Spaß" für verschiedene Leute etwas anderes bedeutet.
Und einige Leute diesen Begriff für sich gepachtet zu haben glauben.

Ansonsten sei auch noch einmal an die Diskussionen zu "Immersion" und Handlungen auf der Metaebene erinnert.

*Abo* Ich bin da ganz bei duderino: Die Motivation hinter diesen Grabenkämpfen wüsste ich auch gern.
Konkurrenz um neue Mitspieler und in meinem Umfeld waren damals als das los ging die lautesten Storyteller diejenigen, welche bisher bei den traditionellen Systemen ihre persönliche "Heldengeschichte" nicht verwirklichen konnten und damit dann aufgelaufen sind und nun mit dem "neuen, modernen, erwachsenen, künstlerischen" Storytelling eine neue Heimat zu finden geglaubt haben und diese Adjektive dann den "zurückgebliebenen Rollplayern" um die Ohren zu hauen pflegten sowie mit "Spaß statt Arbeit" warben.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline nobody@home

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #10 am: 3.07.2022 | 20:57 »
Aber ich frage mich einfach, warum dein Lager, deine Meinung, deine Agenda, von so vielen geteilt, und vehement verteidigt wird, und man sich permanent in der Situation findet, sich für seine Präferenzen rechtfertigen zu müssen, wenn man kein Fate-PtbA-BitD-Anhänger ist.

Reine Frage des Blickwinkels, würde ich sagen. Würdest du denn genauso irritiert reagieren, wenn begeisterte Simulationisten dich ständig feiern würden? Wenn nicht, dann würde ich sagen, hat sich deine Frage gerade selbst beantwortet... :)

Offline Alex

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #11 am: 3.07.2022 | 20:59 »
*Abo* Ich bin da ganz bei duderino: Die Motivation hinter diesen Grabenkämpfen wüsste ich auch gern.
* Weil nicht jeder die Toleranz und Lässigkeit hat, andere Meinungen zu akzeptieren.
* Weil sich manche durch Widerworte und andere Ansichten angegriffen fühlen.
* Weil ein geschriebener Post (unbeabsichtigt) mehr Missverständnisse erzeugen kann, als wenn man miteinander redet.
* Und weil manche tatsächlich glauben die einzige wahre Art von Rollenspiel zu spielen und auf andere Spieler/Strömungen etc. bestenfalls mitleidig herabblicken oder sich direkt in den Grabenkampf begeben.

Offline duderino

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #12 am: 3.07.2022 | 21:04 »
Reine Frage des Blickwinkels, würde ich sagen. Würdest du denn genauso irritiert reagieren, wenn begeisterte Simulationisten dich ständig feiern würden? Wenn nicht, dann würde ich sagen, hat sich deine Frage gerade selbst beantwortet... :)

Ich glaube, dass die meisten Leute sagen würden, dass Feiern eine tendenziell angenehme soziale Interaktion ist, während Grabenkämpfe das nicht sind. Ich würde an der Stelle ja auf jüngste Zwangsrekrutierungen in Nachtclubs hinweisen, aber ich wurde heute schon dafür verwarnt, dass Themen, die im entferntesten politische konnotationen haben, auch wenn sie nur zur Verdeutlichung von Argumenten benutzt werden, im  :t: nicht geduldet werden.

Das ist hier kein Ferrari-Forum. Das ist ein Auto-Forum. Ferrari, Porsche, BMW, Opel, VW, etc etc. Alles drin, was vier Räder und Motor hat. Ich finde SUVs persönlich nicht besonders doll, aber es würde mir im Traum nicht einfallen, mich laut zu wundern, warum SUV-Fahrer in einem Auto-Forum ihre Meinung kundtun.

Okay, mea culpa. Ich sehe den Problem am Vergleich. Lass mich nachbessern: "Stell dir vor, ich schreibe in einem Frisier-Forum, in jeden Thread, in dem es ums Haare-Färben geht, dass Natur ja eh viel besser aussieht." 

Offline nobody@home

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #13 am: 3.07.2022 | 21:05 »
* Weil nicht jeder die Toleranz und Lässigkeit hat, andere Meinungen zu akzeptieren.
* Weil sich manche durch Widerworte und andere Ansichten angegriffen fühlen.
* Weil ein geschriebener Post (unbeabsichtigt) mehr Missverständnisse erzeugen kann, als wenn man miteinander redet.
* Und weil manche tatsächlich glauben die einzige wahre Art von Rollenspiel zu spielen und auf andere Spieler/Strömungen etc. bestenfalls mitleidig herabblicken oder sich direkt in den Grabenkampf begeben.

Was, nebenbei, ohne jetzt hier persönlich werden zu wollen, auf alle "Lager" gleichermaßen zutrifft -- nur, bei dem, zu dem man selber mehr oder weniger formlos gehört, kriegt man das natürlich lange nicht so stark (wenn überhaupt) in den falschen Hals, als wenn es vom "Gegner" kommt! In dem Sinne denn auch mein vorheriger Post...

Offline Colgrevance

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #14 am: 3.07.2022 | 21:08 »
Ich mag sowohl klassische als auch narrative Spiele, daher versuche ich, mich aus "Grabenkämpfen" herauszuhalten. Ich sehe das Problem auch nicht zwingend als ein Gegensatz dieser beiden Spiele, obwohl gefühlt im Tanelorn schon eher die Anhänger narrativer Systeme das Wort führen - ist halt so, und da mag mich mein Eindruck auch täuschen.

Ich kann allerdings duderino teilweise verstehen, da ich den Eindruck habe, im Tanelorn werden Prämissen von Fragestellungen/Threads häufiger missachtet - da werden dann Dinge gerne grundsätzlich hinterfragt oder völlig andere Problembereiche angerissen, ohne zumindest mal nachzufragen, ob das noch im Sinne des Threaderstellers ist. Das scheint hier im   :t: auch so gewollt zu sein; zumindest liegt es an den Diskutierenden selbst, das zu reglementieren, während z. B. bei rpg.net meiner Erfahrung nach sowas öfter mal als Threadcrapping moderiert wird.

Ich gehe davon aus, dass es in den allermeisten Fällen nicht aus böser Absicht oder rein aus Spaß am Provozieren geschieht - aber ich kann gut nachvollziehen, dass das nerven kann. Diese Art der Diskussionskultur muss man halt mögen.
« Letzte Änderung: 3.07.2022 | 21:26 von Colgrevance »

Offline duderino

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #15 am: 3.07.2022 | 21:09 »
Was, nebenbei, ohne jetzt hier persönlich werden zu wollen, auf alle "Lager" gleichermaßen zutrifft -- nur, bei dem, zu dem man selber mehr oder weniger formlos gehört, kriegt man das natürlich lange nicht so stark (wenn überhaupt) in den falschen Hals, als wenn es vom "Gegner" kommt! In dem Sinne denn auch mein vorheriger Post...

Willst du wirklich behaupten, dass du es als "schlecht" verstehen würdest, wenn in jedem Thread nur gejubelt wird? Wenn überall nur Ideen von den Leuten die sie cool finden bejubelt, oder konstruktiv kritisiert werden?

Offline nobody@home

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #16 am: 3.07.2022 | 21:13 »
Willst du wirklich behaupten, dass du es als "schlecht" verstehen würdest, wenn in jedem Thread nur gejubelt wird? Wenn überall nur Ideen von den Leuten die sie cool finden bejubelt, oder konstruktiv kritisiert werden?

Tja, was des einen konstruktiv gedachte Kritik ist, kommt beim anderen schon als Grabenkampfrhetorik an...und so dreht das Rad sich halt weiter. Ich weiß nicht sicher, auf welcher "Seite" Alex sich sehen mag, aber in den von ihm aufgeführten Punkten kann ich ihm unabhängig davon nur zustimmen.

Offline Metamorphose

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #17 am: 3.07.2022 | 21:22 »
Ich leite da mal  was von meinem persönlichen Spielerlebnis ab, eventuell ging es manchen auch so...

Ich hab mit Vampire angefangen, Rollenspiele zu spielen. Naja, eher mit einem drittel der Regeln ;) Es war eher erzählspiel als was anderes. Das gefiel mir hauptsächlich wegen den Vampiren gut, also spielte ich das eine Weile. Es kam DSA, DND3.5, Pathfinder, Traveller und weitere eher klassische Systeme mit mehr Regeln. Ich mochte das, auch das ausloten und die Vielfalt an Optionen durch mehr Crunch. Ich konnte es mir mit der Zeit kaum anders vorstellen.

Dann kam dieses FreeFate, später Turbofate. So wenig Regeln und so viele Möglichkeiten. Beim ersten durchlesen durchzuckte es mich... war das die logische weiterentwicklung von Rollenspielsystemen? Ich mochte es enorm, bis ich es spielte und irgendwie überhaupt nicht kapierte. Danach folgte das Lesen von Dungeon World mit etwa gleichen Gedankengängen... Fand nur nie jemanden zum spielen. Fallengelassen. Equinox, mit einer durchmischung von klassischen RPG und Fate... Das ist es! Nein, die Stimmung kam in meinen 3 Runden nicht wirklich auf. Naja, was will ich damit sagen?

Wenn ich nun Spass bei Fate gehabt hätte oder anderen narrativen Spielen, dann wär das für mich ein Game-Changer gewesen. Hätte ich anderen dann versucht eine gleiche "Offenbarung" zu ermöglichen? Klar! Ich will ja helfen und wäre begeistert!

Wenn man von was überzeugt ist, will man ja Leute dafür gewinnen. Man will damit meist nur gutes, nähmlich den Offenbarungsmoment reproduzieren.

Ich entwickle ein Rollenspiel (Keys) und habe mir Jahrelang gedanken über einzelne Mechaniken gemacht und was sie abbilden. Halte ich es für dss beste Rollenspiel überhaupt? Natürlich! Ich bin auch überzeugt davon. Ich muss bei Diskussionen von angesicht zu angrsicht sehr aufpassen, damit ich nicht zu sehr ins schwärmen komme und mich da verliere. Warum den? Hm.

Rollenspiel ist eine persönliche Erfahrung. Was man dabei liebt, entdeckt und vernachlässigbar findet ist bei jedem anders. In meinem Rollenspiel gibt es keine Trefferpunkte, weil ich das nicht leiden kann. Finde ich es eine super Lösung? Klar! Würde ich dies gerne bei jedem Thema rund um Trefferpunkte einbringen? Nein... aber ich kann es verstehen, wenn man das will.

Schlussendlich lese ich es als Begeisterung, was toll ist. Das braucht es im Hobby. Natürlich kann es manchmal einseitig wirken, aber ist doch okay. Fate ist für diejenigen super und Rolemaster für die anderen. Aufeinander eingehen ist auch super, doch zündet da manchmal die eigene Begeisterung dazwischen ;) Respektiert doch auch sowas, schliesslich ist dies nur Ausdruck von Leidenschaft, was in dem Rahmen doch okay ist.
« Letzte Änderung: 3.07.2022 | 21:24 von Metamorphose »
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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #18 am: 3.07.2022 | 22:00 »
Ich nehme ehrlich gesagt kaum Grabenkämpfe wahr, dafür aber gelegentlich mal den einen oder anderen Einzelkämpfer, der gegen den Rest der Welt antritt, um alle und jeden davon zu überzeugen, dass es den einen wahren Weg zum Rollenspiel-Glück gibt.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Chaos

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #19 am: 3.07.2022 | 22:06 »
Ich nehme ehrlich gesagt kaum Grabenkämpfe wahr, dafür aber gelegentlich mal den einen oder anderen Einzelkämpfer, der gegen den Rest der Welt antritt, um alle und jeden davon zu überzeugen, dass es den einen wahren Weg zum Rollenspiel-Glück gibt.

Das ist eben das Dumme an Geschmäckern - es gibt meinen Geschmack und deinen Geschmack, und mein Geschmack ist deinem Geschmack natürlich haushoch überlegen...
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Offline Bospa

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #20 am: 3.07.2022 | 23:00 »
Das ist eben das Dumme an Geschmäckern - es gibt meinen Geschmack und deinen Geschmack, und mein Geschmack ist deinem Geschmack natürlich haushoch überlegen...

Du meintest sicherlich, dass mein Geschmack Eurem überlegen ist ... sonst wäre hier ja nur Chaos  ;)

Entschuldigung, ich konnte den Narren in mir nicht zurückhalten  :o

Zum Thema:
Ich glaube die Ausgestaltung ist immer sehr spezifisch auf die Spielgruppe bezogen. Jetzt andere Spielgruppen "bekehren" zu wollen, ist aus meiner Sicht immer ein schlechter Startpunkt für einen neuen Impuls. Jemanden etwas Neues zu zeigen und begeistern zu wollen ist eine tolle Sache, aber der Ton macht die Musik. Und wenn jemand eine spezifische Fragestellung in den Raum stellt, ist es nicht hilfreich die Frage während der Antwort umzudichten, auch wenn es nur gut gemeint ist. Wenn ich in einem PC Forum eine Frage zu einer Einstellung in Windows 11 stelle, will ich mich auch nicht durch zig Antworten wühlen, die mir alle die Vorteile eines Apple Mac aufzeigen. Das hilft mir in meiner ad hoc Situation nicht weiter.
Aktuell bespielte RPG-Systeme: Eigenentwicklung D20 basiert, Rolemaster 2nd Ed., D&D 5ed.
Lieblings RPG Systeme: MERP/S, D&D 5e., OSRs, MIDGARD, BRP & Co.
Nicht-RPG Interessen: Landschaftsfotografie und Grafikdesign (Affinity) sowie Basteln
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Offline ArneBab

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #21 am: 4.07.2022 | 01:25 »
Reine Frage des Blickwinkels, würde ich sagen. Würdest du denn genauso irritiert reagieren, wenn begeisterte Simulationisten dich ständig feiern würden?
Das klingt nach einer anderen Stimmung.

Wenn ich was schreibe, und mich die Leute feiern, die ähnlich denken, fühlt sich da ganz anders an, als wenn mich Leute dafür kritisieren, was ich will.

Konstruktiv wäre: „ich will zwar nicht, was du willst, aber wenn du erreichen willst, was du willst, ist das hier eine Möglichkeit: … “
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Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
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Offline Alex

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #22 am: 4.07.2022 | 07:16 »
... Ich weiß nicht sicher, auf welcher "Seite" Alex sich sehen mag, aber in den von ihm aufgeführten Punkten kann ich ihm unabhängig davon nur zustimmen.
Ich bin auf der gegenüberliegenden Seite von denen, die glauben, dass sie die einzig wahre Musik, RPG, Filme etc. kennen.
Ich mag keine Volksmusik, keine Liebesromane, kein Arthouse-Kino und habe meine Probleme mit Fate. Trotzdem muss ich andere Leute deswegen nicht dumm angehen, nur weil sie das mögen, obwohl ich das stellenweise nicht nachvollziehen kann.
Genauso muss ich akzeptieren, dass jemand kein Death-Metal mag, oder Einstürzende Neubauten oder Heilung und deswegen noch lange kein Depp ist.

Eine Diskussion kann auch mal über die Stränge schlagen, aber es in vielen Fäden wird es schnell persönlich und was im Faden von Wight Power abgegangen ist, lässt mich nur kopfschüttelnd zurück.
« Letzte Änderung: 4.07.2022 | 07:50 von Alex »

Swafnir

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #23 am: 4.07.2022 | 07:34 »
Also ich fand gerade die Diskussion auf die sich dieses Thema bezieht sehr gesittet und um Konstruktivität bemüht. Grabenkämpfe von Narrativisten konnte ich da beim besten Willen nicht rauslesen. Eher den Versuch auf einen Eröffnungspost einzugehen, der mich nur mit vielen Fragezeichen zurück gelassen hat.

Wenn jemand hier in einem allgemeinen Rollenspielforum einen bestimmten Spielstil aus der Diskussion verbannen möchte, dann soll er es einfach in den Ausgangspost schreiben. Wenn dann einer kommt, dann kann ich mich immer noch aufregen. Das dann aber umzudrehen fand ich, gelinde gesagt, irritierend.

Offline Grubentroll

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Re: Liebe Narrativisten, warum all die Grabenkämpfe?
« Antwort #24 am: 4.07.2022 | 07:54 »
Als jemand der vom simulationistischen (bis hin zu Hârnmaster) dann immer mehr in die narrative Ecke gedriftet ist, aber auch noch nicht sein Spiel gefunden hat da, kann ich hier durchaus beide Seiten verstehen.

Ich glaub das ist nicht ganz lösbar.

Wenn ein Problem systeminhärent ist, muss man das sagen dürfen können ("du hast bei einem simulationistischen Spiel eben die Chance dass dein Charakter wegen eines Würfelwurfs stirbt").

Andererseits nervt dann eben auch die "Fremdwerbung" für Systeme und Konzepte die das ja so viel besser machen, denn man will ja den eigenen Spielstyle besser hinkriegen, und nicht was anderes spielen.

Evtl sollten sich die Leute dann beim Diskutieren einfach etwas zurücknehmen, und sich nicht als Besserspieler gebärden.
Mit Regeln kriegt man das leider nicht in den Griff, imo.