In manchen Systemen finde ich eine Werte-Progression zwingend erforderlich, in anderen völlig belanglos. Dazu kommt, was man konkret unter einer Kampagne versteht. Für manche ist dabei ausschlaggebend, wieiviel Ingame-Zeit vergeht, für andere wie lange die Kampgne in RL Zeit dauert.
Viele Rollenspiele haben eine gewisse Tendenz dazu, Charaktere als Saatgut starten zu lassen. Unfähige Tölpel und Versager, die weit entfernt sind von der eigentlichen Kern-Phantasie des Settings. Oder knapp unter der Mindest-Phantasie. In solchen Systemen ist es fest eincodiert, dass die Spieler sich "erarbeiten" sollen, was sie eigentlich von Anfang an wollten und was sie dazu motivierte, sich auf das Spiel einzulassen. Dann ist Progression unersetzlich. Besonders, wenn zusätzlich mit dem gekördert wird, was man in Computerspielen als "End-Game Content" bezeichnen würde.
In anderen Spielen sind Kampagnen so angelegt, dass sie in den Herausforderungen eskalieren. Dann muss die Figur wachsen, um mithalten zu können, oder sie geht unter. Spielt man so ohne Progression, handelt es sich vermutlich um eine Entmächtigungsphantasie, vermutlich Horror oder Dark Fantasy.
Wenn Charaktere aber von Anfang an darauf ausgelegt sind, Protagonisten zu sein, vollständige Charaktere ohne klaffende Löcher, die den Herausforderungen der Story gewachsen sind, spielt Progression nur eine sehr kleine bis überhaupt keine Rolle. Dann ist, vorausgesetzt die Kampagne läuft über eine längere Zeit, eher Transformation oder Transmutation mitunter interessant.