Pen & Paper - Spielsysteme > Wushu

erstes Problem und "Hausregel-Vorschlag" WuShu

(1/1)

Rise:
Der Übersicht halber teile ich den Beitrag in mehrere "Teile". Ich hoffe und bitte um Antworten, auch wenn Wushu ja inzwischen ziemlich "tot" ist.

Vorwort:
Meine kleine Gruppe ist ja bisher schwer begeistert von WuShu (und damit sind wir ja offensichtlich 15 Jahre zu spät dran ;))

Teil 1: Das Problem

Bisher war der einzige Kritikpunkt der Gruppe folgender: Durch die verschiedenen Werte der Eigenschaften fühlte sich ein Spieler in seiner Beschreibungsfreiheit eingeschränkt. Der Grund ist der psychologische und taktische Aspekt, dass man natürlich gerne auch den höchsten Eigenschaftswert Würfeln möchte. Die Beschreibung aber eventuell aufgrund des Flairs lieber anders gestaltet.

Ein Beispiel: Die Spielerin spielte in unserem WuShu Witcher die Magierin Yenefer. Mit der sehr breit gefächerten Eigenschaft Magier 5. Sie kämpft gegen einen höheren Vampir und durch den Einsatz der Magie Würfelt sie im Kampf immer auf diese Eigenschaft.
Dann hält der VAmpir sie an der kehle gepackt und die Spielerin beschreibt, dass Yenefer verzweifelt dem Vampir in die Eier schlägt und als dieser sie überrascht loslässt rennt sie taumelnd den Gang entlang weg von dem Vampir.

So weit so gut. Ich als SL fand die Beschreibung super und sehr stimmungsvoll / dramatisch. Nur wurde in keiner Weise die Eigenschaft von Yenefer als Magierin erwähnt. Meine Schlussfolgerung war ein Würfeln gegen den Basiswwert von 2, da keine andere Eigenschaft von Yenefer gegriffen hätte.

Die Spielerin war sehr frustriert, da sie fand, sie hätte im dramatischen Sinne gut beschrieben und würde nun abgestraft, da sie halt nicht "magisch" Beschrieben habe. Dadurch wäre eine Art Zwang/Einschränkiung der Kreativität vorhanden.

Dem kann ich durchaus Zustimmen. Vorausgesetzt, der Spieler kann sich vom Erfolgs-Wunsch nicht frei machen ist er genötigt möglichst seinen besten Eigenschaftswert zu nutzen. Von diesem Erfolgs-Wunsch kann man sich jedoch nur sehr schwer frei machen. Das kenne ich auch aus anderen Rollenspielen. Sobald es Ernst wird nutzt man lieber immer nur sein "Bestes" um die Situation zu meistern. auch wenn ein anderes Vorgehen vielleicht cooler wäre.

Fragen: Habe ich als SL etwas falsch gemacht, oder die Regeln falsch interpretiert? Hätte ich die Spielerin auf Magier würfeln lassen  sollen? Oder war das im Regelsinne korrekt?

Hattet ihr solche Probleme und falls ja, wie habt ihr sie gelöst?

Teil 2: meine Problem-Lösung = Hausregel:

Statt individueller Eigenschaften gibt es 4 Drama-Bereiche. Verfolgung&Wettkampf, Kampf, soziales, Verbrechen&Heimliches. (Namen sind Arbeitstitel udn können natürlich beleibig verändert werden).

Versucht wurde hierbei zu analysieren was für relevante Szenen es in einem Film gibt und diese zu kategorisieren.
Jeder Charakter hat also diese 4 "Eigenschaften" welche man z.B. Drama-Level nennen könnte um klar zu machen, dass es sich nicht um Fähigkeiten eines Charakters handelt, sondern ausschließlich um seine Einflussnahme auf das Erzählrecht.
Diese Drama-Level werden wie Üblich in Wushu mit Werten von 2-5 abgebildet.

Der SL legt nun fest um was für eine Art von Szene es sich handelt und alle Spieler Würfeln auf ihren Wert in dieser Kategorie.
Im o.g. Fall würde Yenefer also auf Kampf würfeln. Ganz unabhängig davon wie sie den Kampf bestreitet, ob mit Magie, einem Schwert, sich verstecken, außer Reichweite des Gegners klettern.....  immer wird auf Kampf gewürfelt.

Das bedeutet auch, dass ein Spieler einen hohen Wert in Kampf haben kann, aber eine Figur spielt, welche keine Kampffähigkeiten hat. Sie "kämpft" dann eben mit zur Figur passenden Beschreibungen.

Vermutlich werden die Spieler trotzdem versuchen ihrer Figuren-Vorstellungen entsprechend die passenden Kategorien höher zu setzen, aber sie müssten nicht. Der Ork-Barbar wird vermutlich Kampf am Höchsten haben, der Spieler könnte aber auch soziales am höchsten haben und trotzdem seinen Charakter als absolute Kampfsau beschreiben. Nur das mit dem erstreiten des Erzählrechtes wird dann halt in Kampfszenen schwieriger.

Regeloption:
Individualisierung der Figur und Kontrolle könnten hier zum Problem werden.
Deshalb könnte man Fertigkeiten und Eigenschaften in beliebiger Form zusätzlich auf dem Charakterblatt stehen. Ohne jedoch eine Auswirkung auf die Regeln zu haben. Nur als psychologische Hilfe.
Diese "Werte" könnten sogar gesteigert werden.


Was haltet ihr davon?



critikus:
Dein Problem bzw. deiner Mitspielerin kann ich verstehen. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr etwas zu eng an den Werten bleibt. Wushu lebt ja von bunten Beschreibungen. Da sollte es nicht viel ausmachen, wenn sie nur mit 2 würfelt. Vorausgesetzt sie packt richtig viel in die Beschreibungen. Andererseits kann sie halt Magie richtig gut, anderes nicht so sehr. D sollte sie vielleicht darauf achten etwas mehr "magisches" in die Szenen zu packen. Also nicht mit dem Bein treten sondern magisch/telekinetisch "treten". Kann beschrieben werden wie eine physische Aktion, ist es aber nicht.  Damit wäre sie wieder bei der 5.

PS Ich hatte mal einen Spieler, der hat eine Szene gewonnen in dem er sich lediglich stilvoll eine Zigarette angezündet hat.


Rise:
@critikus: wie schätzt du denn meine Hausregel-Idee ein?
Du bist ja wesentlich erfahrener mit WuShu und  kannst die Auswirkungen ja besser abschätzen.

critikus:
Oh, vielen Dank.
Aber es ist schon lange her, dass wir Wushu gespielt haben. Allerdings habe ich eine Übersetzung geschrieben und viel Material gesammelt. Das ist auch was.

Es gibt auch schon Varianten und Hausregeln zu Wushu, also spricht nichts gegen Eure Hausregeln. Ihr solltet die Regeln im Spiel ausprobieren. Ich finde bei solchen Hausregeln immer, das der Fluss und der ursprüngliche Charakter nicht gestört werden sollten. Und wenns funzt kanns nicht falsch sein.
Berichte mal davon.

Rise:

--- Zitat ---Berichte mal davon
--- Ende Zitat ---

Hier mein Bericht:

Wir haben die Hausregeln jetzt in verschiedenen Varianten getestet.
Sie lassen sich definitiv gut spielen. Sind sie besser? Geschmackssache!

Der Spielfluss läuft gut, die Spieler kommen easy damit zurecht. Der gewünschte Effekt der größeren gestalterischen Freiheit ist definitiv gegeben.
Wir haben in Variante 1 nur mit den 4 Grundwerten gespielt.
Variante 2 war dann zusätzlich mit einer Liste an Fertigkeiten die ebenfalls von 1-5 gewertet wurden. Ganz nach Lust und Laune der Spieler.
Diese Werte dienen jedoch meist nur der Darstellung dessen was die Spieler sich zu ihrem Charakter vorstellen.
Hier bin ich aber je nach Situation vom Standard des WuShu abgewichen und habe vergleichende Würfe eingebaut. Dafür wurden dann diese Fertigkeiten hinzu gezogen.

Hat ebenfall gut geklappt. Spielfluss etc. blieben unverändert.
Mit persönlich hat Variante 2 jedoch weniger gefallen. Irgendwie bin ich schon so WuShu versaut, dass bereits "Schießen3" auf dem Charakterblatt stehen zu haben Beklemmungen und das Gefühl von "dem echten Charakter nicht gerecht werden" hervorruft.

Navigation

[0] Themen-Index

Zur normalen Ansicht wechseln