Autor Thema: Wieso kommt mir die deutsche Rollenspiellandschaft so öde vor?  (Gelesen 11129 mal)

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Online Ludovico

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Moin Leute!

Wenn ich über den grossen Teich oder auch nur über die Nordsee nach UK oder nach Schweden schaue, dann sehe ich so viele geniale verschiedene Rollenspiele, die sich im Mainstream bewegen oder zumindest an dem insofern kratzen, als dass sie nicht mehr Indy sind, hochprofessionell erstellt und mit viel Herzblut.

Und dann sehe ich in meine Heimat Deutschland und sehe dort ein bisschen DSA, Hexxen, Splittermond und Shadowrun und Cthulhu und sonst nicht wirklich was.
DnD ist ja lediglich eine Übersetzung und ansonsten sehe ich halt auch bloß Übersetzungen vom geilen Scheiss von außerhalb.

Vielleicht trügt mich mein Eindruck, aber wieso ist die deutsche Rollenspiellandbranche so drög und wieso mangelt es ihr an Vielfalt?
« Letzte Änderung: 7.05.2023 | 17:29 von Ludovico »

Offline Aedin Madasohn

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...wieso mangelt es ihr an Vielfalt?

Stichwort Myranor  ;)
sehr bunt, sehr vielfältig, (für Aventurien-Puristen: sehr LSD-trippig avantgardisch ;D )

lief schon über eine ziemliche Zeit: mit Höhen und Tiefen

ist jetzt aber zugunsten der Kernmarkenkonzentrieung "Aventurien DSA5 first" (ich denke, ihr kennt das aus anderen Wirtschaftszweigen) beerdigt worden.

Online Ludovico

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Vielfalt im Sinne von "viele Spiele"

Online Radulf St. Germain

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Ketzerei!  >;D

Stimmt schon, dass die Schweden gerade einen Run haben, aber der angelsächsische Raum war ja schon immer dominant. Und wenn es halt viele coole Sachen gibt, dann übersetzt man eben lieber etwas cooles als etwas eigenes zu machen.

Will man es positiv sehen, dann hat Ulisses als deutscher Verlag einiges an coolen Sachen produziert - aber eben auf Englisch.

Die Franzosen produzieren übrigens auch einige coole Sachen - leider versanden die dann schnell an den Landesgrenzen.  :q

Offline unicum

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Ich schau in andere Brancen und sehe eigentlich ähneliches,...

Es ist imho in deutschland schwer etwas neues auf die Beine zu stellen. In den 90ern dachte ich auch das viele versuchten ihr eigenens Regelwerk zu erstellen und allerspätestens dann scheiterten wenn es zur veröffentlichung einen Verlag brauchte (?)

Jezt ist es aber eben auch so das es, um ein Spiel am Leben zu halten, schon eine menge Leute braucht die - zum Teil für Lau - arbeiten.

Insofern: Geh mal in die Bank vor Ort und frage nach Kapital um irgendwas auf die beine zu stellen, vieleicht hast ja ne tolle Idee zur Energiewende oder sowas,... ich glaub selbst mit so einer Idee ist es nicht leicht an Geld zu kommen, aber mit einem Spieleprodukt?

Es gibt schon noch ein paar Kleine Verlage die hier und da selbst was auf die Beine Stellen, aber eben unter dem groben Radar bleiben.

Online Radulf St. Germain

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Aber sehen wir es doch mal umgekehrt. Machst Du etwas auf Deutsch, dann hast Du 80 Mio potentielle Kunden (jeder Deutsche ist im Herzen ein Rollenspieler). Machst Du etwas auf Englisch, dann kann es fast jeder auf der Welt kaufen, inkl. viele der deutschen Rollenspieler.

Ich schreibe gerne Abenteuer und habe auch ein paar Sachen auf Deutsch gemacht (auf DriveThru). Meine persönliche Erfahrung ist, dass man sich damit komplett ins Bein schießt. Bei Dungeon World habe ich es auf Deutsch mit Ach und Krach auf Copper gebracht. Ich habe ein englisches DnD-Abenteuer, das haben sage und schreibe 1000 Leute runtergeladen und ich bin ein "No Name" (gezahlt haben genug für Silber).  Das gibt einem schon zu denken.

Online Ludovico

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@Radulf
Wieso schaffen es dann die Schweden, dass ihre Sachen ins Englische und ins Deutsche übersetzt werden oder wieso läuft es bei den Franzosen (die wurden zumindest genannt), obwohl der französische Markt viel kleiner ist (und ich stark bezweifle, dass in den ehemaligen Kolonien es einen nennenswerten Markt gibt.)

Offline YY

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dann sehe ich so viele geniale verschiedene Rollenspiele, die sich im Mainstream bewegen oder zumindest an dem insofern kratzen, als dass sie nicht mehr Indy sind, hochprofessionell erstellt und mit viel Herzblut.

Ich greife mal den letzten Part auf, denn im Mainstream bewegen im Sinne von nennenswerter Verbreitung in der freien Wildbahn tun sich die allerwenigsten schwedischen Spiele. Da wird auch viel quasi fürs Regal produziert.


Bleiben wir also mal bei den Produktionswerten.
Und da sehe ich nicht, dass sich in Deutschland bemerkenswert wenig täte.

DSA als noch-Schwergewicht ist ein riesiger Brocken und sowohl Splittermond als auch Hexxen brauchen sich als relative Newcomer nicht verstecken.

Und bei den kleineren Sachen sind wir eher bei der Frage, wo wir die Grenze zur professionellen Produktion ziehen und wie langlebig das Ganze sein muss.

Mir fallen da z.B. auf die Schnelle ein: Degenesis, Space Gothic (3e), NoReturn, Arcane Codex, Magun, (Ilaris), ERPS, Midgard, Endland, LodlanD, Dungeonslayers, Heredium, Contact, Ultima Ratio, New Hong Kong Story.

Da fehlt sicher noch ein ganzer Schwung, aber man kann mMn wirklich nicht behaupten, dass sich in Deutschland gar nichts tut. 


Gut, man kann jetzt sagen: Da sind viele schon wieder in der Versenkung verschwunden.
Man warte 10-15 Jahre und schaue, wie das mit den jetzt aktuellen ausländischen Beispielen ist...

Gerade bei den Schweden sieht man mMn recht deutlich, dass die auch ihre paar alten Erfolge ständig neu aufgießen und ansonsten in Serie Strohfeuer entzünden.
Da ist der Kernunterschied zu den deutschen Beispielen, dass das meiste dort vom selben Verlag kommt und nicht von verschiedenen Mini-Projekten. 


@Radulf
Wieso schaffen es dann die Schweden, dass ihre Sachen ins Englische und ins Deutsche übersetzt werden

Hö?
Das ist doch das selbe - die Schweden schielen mit Englisch auch genau so auf den größeren Markt (und nebenbei sind da viele Übersetzungen ins Englische auch hart an der Grenze, was professionelle Umsetzung angeht) wie ein deutscher Autor.

Und andersrum ist der deutsche Markt groß genug, um die erfolgreichen Sachen aus Schweden (bewusst so formuliert, denn übersetzt wird i.d.R. aus den englischen Varianten...) zu übersetzen - aber eben gerade so. Das ist oft genug schwer auf Kante genäht.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Offline rollsomedice

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Offline Kaskantor

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Und wieviele dieser Beispiele sind quasi tot?  ~;D

Halbwegs international besteht von dieses Spielen eigentlich nur DSA, oder?

Halbwegs größer sehe ich eigentlich auch nur DSA, SpliMo und HeXXen.
Der Rest ist gefühlt Nische.
« Letzte Änderung: 7.05.2023 | 18:44 von Kaskantor »
"Da muss man realistisch sein..."

Online Radulf St. Germain

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@Radulf
Wieso schaffen es dann die Schweden, dass ihre Sachen ins Englische und ins Deutsche übersetzt werden oder wieso läuft es bei den Franzosen (die wurden zumindest genannt), obwohl der französische Markt viel kleiner ist (und ich stark bezweifle, dass in den ehemaligen Kolonien es einen nennenswerten Markt gibt.)

Ich suche ja auch nur Erklärungen, ich habe nicht die Wahrheit zu diesem Thema. Aber ich stelle es mir so vor:

Jedes Land würfelt W20 und darf bei 19+ ein gut gehendes Rollenspielsystem in Landessprache haben.
Der angelsächsische Raum würfelt mit 10W20, alleine wegen Volumen.
Die verschlagenen Schweden haben 20 gewürfelt, die Deutschen in letzter Zeit nur Patzer. (Ebenso wie die Italiener, Türken, Kroaten und Nigerianer.)
Die Franzosen haben auch die 20.

Jetzt wo die Würfel gefallen sind, sieht es so aus, als wäre es in DE schwerer eigene Systeme zu produzieren. Aber die Schweden hatten nur Glück und die Franzosen auch. Alle anderen mit schlechtem Wurf ignorieren wir in der Diskussion. Das hebt die Schweden auf das Schwergewicht USA/England.

Das wäre meine Erklärung. Aber ich bin kein Experte, das sind halt nur Theorien.

Offline Xemides

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@Radulf
Wieso schaffen es dann die Schweden, dass ihre Sachen ins Englische und ins Deutsche übersetzt werden oder wieso läuft es bei den Franzosen (die wurden zumindest genannt), obwohl der französische Markt viel kleiner ist (und ich stark bezweifle, dass in den ehemaligen Kolonien es einen nennenswerten Markt gibt.)

Die Schweden übersetzen wie die Italiener selber auf englisch.
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Offline Gondalf

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Ich suche ja auch nur Erklärungen, ich habe nicht die Wahrheit zu diesem Thema. Aber ich stelle es mir so vor:

Jedes Land würfelt W20 und darf bei 19+ ein gut gehendes Rollenspielsystem in Landessprache haben.
Der angelsächsische Raum würfelt mit 10W20, alleine wegen Volumen.
Die verschlagenen Schweden haben 20 gewürfelt, die Deutschen in letzter Zeit nur Patzer. (Ebenso wie die Italiener, Türken, Kroaten und Nigerianer.)
Die Franzosen haben auch die 20.

Jetzt wo die Würfel gefallen sind, sieht es so aus, als wäre es in DE schwerer eigene Systeme zu produzieren. Aber die Schweden hatten nur Glück und die Franzosen auch. Alle anderen mit schlechtem Wurf ignorieren wir in der Diskussion. Das hebt die Schweden auf das Schwergewicht USA/England.

Das wäre meine Erklärung. Aber ich bin kein Experte, das sind halt nur Theorien.

Sorry, die Frage ist sicher blöd, was ist denn die französische 20? Also ernst gemeinte Frage...
„Mir grinst die Sonne aus jeder Ritze - ich könnte Konfetti kotzen“

- Bernd Stromberg -

Offline copacetic

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In dem Modell müsste China und Indien dann mit 20w20 oder mehr würfeln.  ;)

Das mit dem Volumen ist aber auf jeden Fall ein wichtiger Faktor. Es gibt ja auch viel mehr englische Publikationen in niedriger Qualität. Allerdings ist „Bevölkerung“ wohl nicht ganz der richtige Faktor. Warum zB ist das größte LARP der Welt eigentlich in Deutschland?

Online nobody@home

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Laut Wikipedia gibt's etwa zehnmal soviele englisch- wie deutschsprachige Menschen auf der Welt, Erst- und Zweitsprachler jeweils zusammengenommen. Das heißt bei angenommenen gleichen Prozentanteilen an Rollenspielern und -machern eben auch, daß der englischsprachige Markt recht locker Platz für zirka zehnmal so viele Systeme bietet und also auch neben dem Platzhirsch D&D und seiner Familie (Pathfinder, OSR und wie sie noch alle heißen) vermutlich immer noch mehr Raum für "reine Nebenläufer" ist als für Rollenspiele insgesamt auf dem rein deutschsprachigen.

Ist natürlich meinerseits auch nur eine Pi-mal-Daumen-Abschätzung, klar. Aber es verdeutlicht doch ein wenig die Größenverhältnisse -- und wenn wir dann noch die Übersetzungen aus dem Englischen und der ganz gelegentlichen anderen Sprache, die sich ja auf dem deutschen Markt ebenfalls tummeln, bewußt abziehen wollen, dann, tja, macht der Originär Ur-Teutsche Rollenspielanteil nach Ludovico-Norm (tm) im Weltvergleich in der Tat nur noch einen etwas größeren Fliegenschiß irgendwo im einstelligen Prozentbereich her.
« Letzte Änderung: 7.05.2023 | 19:08 von nobody@home »

Online Radulf St. Germain

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Die Franzosen haben viele coole Sachen die hier fast niemand kennt. Das Konzept dort scheint mir zu sein ein Regelwerk mit Kampagne rauszubringen und dann wird die nächste Welt bespielt. Daher gibt es keine großen Beispiele, die hier jemand kennt.

Indien und China sind groß. Aber ich glaube was Rollenspiel angeht eher dünne Märkte. Daher nicht 20W20 sondern eher auch 1W20. Und sie haben den Wurf verkackt. ;-)

Offline YY

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Und wieviele dieser Beispiele sind quasi tot?  ~;D

Halbwegs international besteht von dieses Spielen eigentlich nur DSA, oder?

Bei den Schweden kann man auch jetzt schon deutlich unterscheiden, was wirklich gut läuft und was nicht - und selbst die erfolgreichen Spiele sind immer noch Nische. In 15 Jahren (und das reicht für einige der deutschen Beispiele gar nicht) spricht von denen auch keiner mehr.

International ist man D&D, PF oder ein mehr oder weniger liebevoller Klon, sonst wird man nix :P



Gehen wir doch mal umgekehrt an die Sache ran:
Wenn ich in den letzten 25 Jahren aus irgendeinem wirren Grund wild entschlossen gewesen wäre, nur originär deutsche Systeme zu spielen - ich hätte nicht nur überhaupt was gefunden, sondern sogar eine recht ansehnliche Auswahl gehabt.

Englisch außen vor, gilt das so nur für eine recht kleine Zahl an Ländern und da ist die Auswahl dann auch schnell mal deutlich kleiner bis zu "du spielst den lokalen Platzhirsch oder nix".

Die Franzosen haben viele coole Sachen die hier fast niemand kennt. Das Konzept dort scheint mir zu sein ein Regelwerk mit Kampagne rauszubringen und dann wird die nächste Welt bespielt. Daher gibt es keine großen Beispiele, die hier jemand kennt.

Also wie Free League das auch macht, nur eben ohne den Sprung auf die internationale Bühne mit der englischen Ausgabe...

Gibts so in Deutschland nicht, dafür ist hier aus meiner Warte eine ziemliche Indie-Schwemme (gewesen).
Vielleicht habe ich da nur die Vertreter aus anderen Ländern nicht mitbekommen, aber aus dem Bauch raus würde ich sagen: dort fehlt die kritische Masse an Spielern für dieses Ausmaß an Indie-Eigenbauten.
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Online Radulf St. Germain

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Also wie Free League das auch macht, nur eben ohne den Sprung auf die internationale Bühne mit der englischen Ausgabe...

Stimmt, eigentlich, guter Punkt.
Vielleicht profitieren die Franzosen noch von Ihrer BD-Kultur (Comics) und davon, dass Englisch zumindest noch vor 10 Jahren eher ein Schwachpunkt der Franzosen war. (Was es nicht mehr ist, finde ich.) Will sagen, wenn niemand Englisch spricht, dann kauft man halt mehr Sachen in der Muttersprache.

Offline tartex

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Die Fragestellung war doch aber, warum diese Länder - ich nehme auch noch Italien dazu - zu Recht! - es schaffen ihre Sachen auch auf Englisch zu publizieren - und damit ausgesprochen erfolgreiche Kickstarter zu haben, während die deutsche Ausnahme DSA letztens noch 400 Backer auf Englisch zusammengekratzt hat.

Die deutsche Rollenspiel-Landschaft ist offensichtlich zu öde, um den internationalen Markt durch Übersetzungen ins Englische zu begeistern.
« Letzte Änderung: 7.05.2023 | 19:33 von tartex »
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Offline Kaskantor

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Vermutlich, weil der internationale Markt mit EDO-Fantasy ziemlich abgedeckt ist.

Engel, mit einem eigenen nicht zu verkopften Regelwerk, hätte mit einem Verlag, der über ausreichend Ressourcen verfügt, vielleicht eine Chance…:)
« Letzte Änderung: 7.05.2023 | 19:45 von Kaskantor »
"Da muss man realistisch sein..."

Online Radulf St. Germain

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Die Fragestellung war doch aber, warum diese Länder - ich nehme auch noch Italien dazu - zu Recht! - es schaffen ihre Sachen auch auf Englisch zu publizieren - und damit ausgesprochen erfolgreiche Kickstarter zu haben, während die deutsche Ausnahme DSA letztens noch 400 Backer auf Englisch zusammengekratzt hat.

Stimmt. Da sind wir etwas von weg gekommen.

Vielleicht ist das typisch Deutsche schon zu verbraucht? Ich meine, einige der Spiele punkten mit lokalen Elementen - Schweden der 80er (Tales from the Loop), nordische Wesen, italienische Fantasy usw.

Was haben wir zu bieten? 30-jähriger Krieg? Gibt es schon in Warhammer. Drittes Reich? Jedes zweite Rollenspiel hat Nazis oder deren Ableger. Sogar der König Ludwig wurde uns schon in kultureller Aneignung gestohlen.  ^-^

Vielleicht ist das eine Erklärung?

Offline JS

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Halbwegs international besteht von dieses Spielen eigentlich nur DSA, oder?
Halbwegs größer sehe ich eigentlich auch nur DSA, SpliMo und HeXXen.
Der Rest ist gefühlt Nische.

Sehe ich auch so, allerdings sind Splittermond oder HeXXen mit Sicherheit auch nur noch Nische oder Nische in der Nische.
Viele andere der o.g. Systeme sind ja bereits skelettiert. Deren Nennung für "deutsche Rollenspiellandschaft" ist wohl bestenfalls nostalgisch verklärt.
 :think:
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline rollsomedice

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Italien ist auch nicht ohne.

Das Ding ist halt, dass eine Übersetzung sehr, sehr, sehr viel günstiger ist als eine Eigenentwicklung. Ergo, es werden gute fertige Spiele lizenziert und übersetzen. Manchmal mit neuem Layout und Illus.

Manche dieser Eigenentwicklung schaffen es dann zu einem Verlag, der von der Kostenstruktur einer Heimentwicklung profitiert. Oder die machen direkt nen Fundraiser und knallen das Ding selber. Gibt ja so potente Teams, die von A bis Z ein fertiges Ding liefern (outcast silver Riders oder City of mist, um Beispiele zu nennen). Da steckt aber schon ganz schön viel Kernkompetenz und Herzblut drin. Wenn das dann übersetzt wird, weil ne Lizenz zu holen einfacher ist, scheint es, als sei die englische Landschaft potenter. Andersherum haben die Amis nicht unbedingt die Übersetzungskultur. Ich hab es bisher nicht erlebt, dass die sich ne Lizenz geholt haben und dann alles in Eigenregie gemacht haben.
Wir haben hierzulande halt viele Leute, die Englisch sprechen und entsprechend Spiele übersetzen können, dann kann das Ganze lektoriert werden, fertig. Dieser Luxus existiert im Ausland nicht. Da wird eigentlich mehr oder minder erwartet, dass man ein fertig übersetztes Spiel mit der Lizenz verkauft.

Noir

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Weil der deutsche Michel sein DSA hat. Und nichts anderes will. Wie oft hab ich jetzt schon junge Rollenspieler getroffen, die in die Szene durch einen Freund kamen, der ihnen DSA beigebracht hat. Und die wollen in gut 90% der Fälle nur DSA haben. Zahlen nur meine persönliche Erfahrung.

DSA ist Fluch und Segen zugleich ... Rollenspieler werden durchaus herangezüchtet ... aber ... meistens bleiben sie dann bei diesem Käse hängen. Und weil DSA so dominant ist, war das auch (gefühlt) bei Influencern lange lange lange das Oberthema was Rollenspiel angeht (was die Saat der Langeweile/schlechten Systeme noch mehr verbreitet hat) ... und das Feuer schürt man natürlich als Verlag noch weiter, wenn man DSA verlegt. Weil ... Gewinne!

Lange Rede kurzer Sinn: Der Bauer mag nichts, was er nicht kennt. Also füttern die Verlage, was die Bauern kennen.

Offline Jiba

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Vielleicht sollten wir mal was mit den Nibelungen, der deutschen Klassik/Romantik, dem deutschen Expressionismus oder der Nachkriegszeit machen.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini