Ich lese mich gerade in Star Trek Adventures ein und frage mich warum "Threat" für mich als SL wichtig sein soll.
Threat ist im Prinzip das "Momentum" des SLs. Also Gummipunkte die ich ausgeben kann, um die Würfe der feindlichen NSCs zu verbessern, Verstärkung auftauchen zu lassen oder bestimmte Meta-Effekte - z.B. eine "Complication" - in die Szene einzufügen.
Nun bin ich aber der SL und kann das alles auch ohne Gummipunkte machen. Einfach so. Die NSCs können in einer Anzahl auftauchen die ich frei Schnauze bestimmen kann. Ebenso ihre Kompetenz. Complications kann ich auch einfach so deklarieren... und nicht mal Q könnte mich aufhalten.
Einzig den Wurf zu pushen könnte, je nach Runde, unethisch sein. Aber auch dazu habe ich als SL die de facto die Macht, wenn ich will. Und zwar einfach so.
Was soll ich also mit Threat, wie es in STA heißt oder mit Doom aus Conan 2d20?
Nun habe ich noch keine Spielerfahrung mit 2d20 und kann da vielleicht etwas wichtiges übersehen. Hat jemand diese und kann erhellende Erkenntnisse betreffend der SL-Ressource teilen?
Weitere Überlegungen:
- Threat macht nur als Momentum-Spender für die Spieler einen Sinn: Wenn die Spieler kein Momentum zur Verfügung haben oder keines ausgeben wollen, aber dennoch Momentum nutzen möchten. Dann können sie rules-as-written einfach Threat generieren. Allerdings sind die Möglichkeiten der Spieler Momentum zu erhalten schon sehr großzügig - zumindest liest es sich so. Also ist das vielleicht gar nicht nötig. Außerdem, wieso sollte den Spielern absolut immer eine Gummipunktressource zur Verfügung stehen? Das senkt den Wert von Momentum.
- Prinzipiell gefällt mir die Idee, dass man die Steigerung der allgemeine Gefahr spielmechanisch abbilden möchte. Aber das ist doch sowieso immer gegeben. Warum brauche ich als SL dafür eine Gummipunktmechanik? Vielleicht ist der Gedanke dieser, dass die Spieler wissentlich in den Threat-Pool einzahl und dies als Risiko ansehen und Spannung entstehen soll, weil sie denken "ui... das wird uns fertigmachen, aber ich nehm den Punkt trotzdem". Doch das geht auch so. "Ich haue dem Klingonen auf die Fresse" funktioniert sehr gut um die Gefahr im Raum zu steigen, ganz ohne Threat zu produzieren. "Ich haue dem Klingonen besonders gut auf die Fresse und nutze Threat für extra Würfel." Dann kommt eben ein weiterer Klingone in den Raum und beteiligt sich am Kampf (Threat-Einsatz des SLs). Aber das kann ich als SL wiederrum auch einfach so entscheiden.
- Ich glaube, bei Dishonored ist eine Meta-Ressource am Ende der Session dafür verantwortlich, wieviel chaotischer die Spielwelt wird. (Wer das PC-Spiel gespielt hat, dem ist diese Mechanik bekannt.) Aber auch hier können die Spieler dies automatisch mit ihren Handlungen herstellen, in dem sie ganz klassisch Leute töten anstatt sie nur zu besiegen, für Chaos und Elend sorgen, etc. Eine Meta-Ressourse ist nicht wirklich erforderlich.
- Threat, etc. fühlt sich für mich wie eine Brettspielmechanik an, bei dem der SL kein echter SL sein soll, sondern ein Mitspieler mit etwas höheren Spielrechten. Oder aber die Designer bei Modiphius folgen einer Doktrin bei der sie den SL als Gegner der Spieler ansehen, bzw. Spieler und SL in einer Art kompetitiven Verhältnis stehen und es gilt dem SL Grenzen zu setzen. (Beides halte ich für ein Rollenspiel für nicht sinnvoll.)