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Rüstungsrechtfertigung
Feuersänger:
Mir ist in dem Zusammenhang noch aufgefallen, dass die tatsächlich historischen Lederrüstungen quasi immer aus relativ kleinen Lederstücken zusammengesetzt sind. Also eben nicht so aus wenigen riesigen Stücken wie die hübschen LARP-Lederrüstungen, sondern mehr so wie ein Bänder- oder Schuppenpanzer oder Lamellar. Ich nehme an, das wird neben der schlichten Materialverfügbarkeit vor allem den Grund haben, dass man so ein beschädigtes kleines Teil relativ einfach austauschen kann.
Wie schon im anderen Thread gesagt -- wenn man in einem großflächigen Lederstück einmal einen Schnitt, Riss oder ein Loch drin hat, kann man's eigentlich wegschmeissen - anders als Stoff kann man es nicht nähen und anders als Metall nicht schweißen, es ist einfach kaputt.
Das ist wiederum wie in _diesem_ Thread schon gesagt nicht unbedingt so kritisch, wenn es leicht verfügbare, billige Magie gibt, die Leder wieder heile machen kann.
Isegrim:
--- Zitat von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 25.09.2023 | 12:45 ---Das allgemeine Bild vom kärglich ausgerüsteten Kreuzfahrer herrscht deswegen so vor, weil wir oft an den ersten Kreuzzug denken (da war es wirklich teilweise zusammengelaufener Mob ohne Plan, Ausrüstung und auch nur einem Schimmer, wo man sich da rumtreibt) und sporadische spätere Erscheinungen wie die Kinderkreuzzüge, da stimmt das.
--- Ende Zitat ---
Meinst du den Bauernkreuzzug? Den Ersten Kreuzzug, der immerhin Jerusalem einnahm, würd ich anders beschreiben. Bin aber auch kein Experte.
EDIT
--- Zitat von: Issi am 25.09.2023 | 20:33 ---Hat jemand schon Mal versucht, was mit Leder zu nähen? Oder überhaupt es zu durchstehen?
(Ist gar nicht so einfach - gerade wenn es dicker ist)
--- Ende Zitat ---
Da werden mit einer Ahle Löcher vorgestochen. Wenn man weiß wie und das richtige Werkzeug hat ist das relativ leicht. Sicher einfacher als das Herumwerkeln an Metall.
Noch eine weitere "Quelle" für Lederrüstungen im Rollenspiel könnten übrigens die Darstellung höherer römischer Offiziere in vielen Filmen seien. Die tragen oft aus Leder gemachte Varianten des antiken Muskelpanzers. Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, ob das i-wie historisch ist, allerdings gehe ich davon aus, dass wenn es die Dinger tatsächlich aus Leder gab, war das Schmuck für Paraden uä, nicht was für den Feldeinsatz.
Talasha:
--- Zitat von: Isegrim am 25.09.2023 | 20:56 ---Meinst du den Bauernkreuzzug? Den Ersten Kreuzzug, der immerhin Jerusalem einnahm, würd ich anders beschreiben. Bin aber auch kein Experte.
--- Ende Zitat ---
Puh, wobei die die Belagerungsgeräte usw. usf. "vergessen" haben, oder? Also so extrem planvoll kann es da in der Masse nicht zugegangen sein.
nobody@home:
Generell, denke ich, ergibt Leder oder Fell oder dergleichen als "Rüstung" am ehesten noch Sinn in einem Steinzeitsetting, in dem's einfach noch nicht so viel an Alternativen (und natürlich auch noch keine Metallwerkzeuge zur Bearbeitung anderer Materialien) gibt.
Sobald die Metallverarbeitung nämlich erst mal so weit ist, daß sie nicht mehr nur als reine Kuriosität oder Hexerei angesehen wird, sondern tatsächlich praktische Mengen auch nur erst mal an Kupfer o.ä. abwirft, wird sich relativ schnell herumsprechen, daß dieses Zeug buchstäblich Pfund für Pfund -- d.h., fürs selbe Gewicht -- wesentlich besseren Schutz bieten kann als alles, was vorher da war...und ab da sind dann schnell alle "richtigen" Rüstungen eben aus dem besten Metall, das die vorhandene Materialkunde bieten kann, und Leder und Stoff sind als reine Schutzkleidung zumindest fürs Militär (oder was immer kulturell gerade in dieser Richtung existiert) so ziemlich abgemeldet. Textilien behalten ihre Daseinsberechtigung auf dem Gebiet wenigstens noch ein Stück weit als Unterfutter und Polsterung, aber egal, was man aus Leder sonst noch alles sinnvoll machen kann, für den Zweck taugt es auch nicht so besonders.
Soviel von meinem Möchtegern-Historikerschaukelstuhl. ;) In einem Fantasysetting mag's halt tatsächlich Viecher geben, deren Haut bei geeigneter Bearbeitung ein Superleder mit der Widerstandskraft z.B. wenigstens eines Kettenhemds abgibt, oder Leute wie den stereotypen Fäntel"druiden", der als religiöser Fanatiker Metall strikt ablehnt (und dann aber besser entsprechende Magie haben sollte, um den Mangel an Rüstungsschutz irgendwie auszugleichen). Ich denke aber, daß, solange man Metall nicht ausdrücklich massive Nachteile andichtet, die es in der Realität so schlicht nicht hat, der typische Durchschnittssoldat und auch -abenteurer immer noch dazu greifen wird, wenn er denn wirklich mit einem möglichen Kampf in näherer Zukunft rechnet und sich dabei seiner Selbstverteidigungs- und Ausweichkünste nicht so sicher ist, daß er sich ohnehin auch in Straßenklamotten hineintrauen würde.
Raven Nash:
--- Zitat von: Issi am 25.09.2023 | 20:33 ---(Dafür verbeult es nicht, wie ne Metall Rüstung, rostet nicht, und heizt sich nicht so leicht auf.- Als Bonus kann es bei kühlen Temperaturen auch wärmen)
--- Ende Zitat ---
Leder wärmt nicht. In keinster Weise. Deshalb füttert man Lederjacken z.B.
Und es muss regelmäßig geölt oder gewachst werden, um nicht schlicht zu verschimmeln und sich zu zersetzen. Wir reden hier von vegetabil gegerbtem Leder. Und wenn es getroffen wird, bekommt es Schnitte und Risse, die man auch nicht mehr einfach reparieren kann (Metall beult man wieder aus und/oder kann es sogar schweißen).
Was die Monster betrifft: Dafür gibt es durchaus Beispiele aus unserer Welt. Krokodilleder wird aus der weichen Unterseite gemacht, aber es gab auch Schilde aus der dicken Rückenhaut. Schildkrötenpanzer sind auch durchaus verwendet worden. Hornplättchen aufgenäht auf einer textilen Unterlage sind mW aus Zentralasien bekannt.
Lederbespannte Schilde kennt man aus Afrika.
Was man dabei grundsätzlich feststellen kann: Man versucht, harte, glatte Oberflächen zu schaffen, sei das durch Einzelteile oder durch Aufspannen. All das kann die Fantasy-Lederrüstung nicht leisten.
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