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Rüstungsrechtfertigung

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Feuersänger:
Achja? Vielleicht operiert mein Schurke ja aber auch auf einem Segelschiff for Kap Hoorn, dann gehört das Knarzen mit zur Tarnung!

KWÜTEG GRÄÜWÖLF:
Ich hasse es, wenn ich argumentativ so locker überholt werde  ^-^

Feuersänger:
Bump, auch wenn es jetzt eher um realhistorische Entwicklungen geht und weniger um RPG -- also quasi Rüstungsrechtfertigung andersrum, wäre vllt auch ein Thema für Science w/o Fiction:

Der klassische römische Helm "Imperial Gallic" ist nach meinem Dafürhalten eins der besten Designs aller Zeiten. Schädelschutz, Wangenschutz, Nackenschutz, ohne Sicht, Atmung und Gehör nennenswert zu behindern. Herz, was begehrst du mehr.
Dass dieser Helmtyp im Zuge der Reichskrise(n) aufgrund der aufwendigen und sicherlich recht kostspieligen Konstruktion verschwunden ist bzw durch stark entfeinerte Modelle abgelöst wurde, ja, das kann ich nachvollziehen:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Man beachte, dass auch der spätrömische Spar-Helm Aussparungen für die Ohren hatte.

Aber wieso ist auch später, also sagen wir in den 1000 Jahren zwischen FrüMi und Renaissance, kaum ein vergleichbarer Helm mehr evolviert? Ich finde hier erst viel später (schon mehr Barock) so Typen wie Pappenheimer oder Sturmhaube, die ähnliche Eigenschaften haben dürften. Aber dazwischen Ewigkeiten nur entweder Deckel die über eine Kettenhaube gehören, oder dann später solche die Gehör, meist auch Sicht und Atmung erheblich einschränken.

Gibt es da wirklich handfeste Gründe, oder war das mehr eine Laune der Geschichte?

Anders gefragt: wenn jetzt zB auf einem Schlachtfeld des sagen wir 11. oder 12. Jh eine Einheit mit solchen kaiserzeitlichen Helmen aufgetaucht wäre, hätten die dann aufgrund ihrer Behütung eher Vor- oder Nachteile gehabt?

KWÜTEG GRÄÜWÖLF:
Naja, vom 8. bis zum 13. Jahrhundert hats du ja auch ne ziemliche Entwicklung von Helmtypen, und da ich den Menschen dieser Zeit genau so viel Pragmatismus wie Römern oder uns heutzutage zugestehe, ist doch schwer anzunehmen, dass da auf Notwendigkeiten reagiert wurde.

Vom materiellen Aufwand steht so ein hochmittelalterlicher Topfhelm einem Imperial Gallic Type in nichts nach, aber man bedenke, dass in dieser Zeit Reiterei dominanter ist als im römischen Imperium des 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. Da sind für einem Kampf vom Pferd aus bzw. gegen einen Gegner zu Pferd als Fußkrieger andere Formen sinnvoller. Z.B. braucht ein früher Topfhelm weniger einen Nackenschutz, weil Kettenkapuze drunter ist, und man mit so einem Ding öfters auf dem Pferd sitzt und daher nicht unbedingt einen Hieb von oben herab in den Nacken bekommt.


Sehr vereinfachtes Schema fürs 11.- 14. Jahrhundert (und da fehlen viele der obskureren Typen):

Isegrim:
Die römischen Legionäre fochten zu Fuß, in Formation und mussten dabei den Befehlen ihrer Zenturionen folgen.

Früh- und hochmittelalterliche Helme wurden va von Panzerreitern getragen (oder für sie optimiert), die zu Pferd fochten, dabei naturgemäß keine so enge Formation halten konnten wie Fußsoldaten, und die Rolle als Einzel- & Universalkrieger war viel wichtiger. Besonders das Problem mit dem Hören dürfte hier eine geringere Rolle gespielt haben, daher waren Varianten ohne Ohrlöcher vorherrschend, seien das Nasalhelme über Kettenhaube, sei das der spätere Topfhelm.

Helmtypen, die sich direkt auf antike Helme beziehen, kamen im späteren Mittelalter auf, als die Infanterie sich ihren Weg zurück auf die Schlachtfelder erkämpfte. Ein Beispiel ist der Barbuta, der zumindest in manchen Typen stark vom griechisch-antiken korinthischen Helm geprägt ist (allerdings kenn ich hier auch keine Varianten Aussparungen für die Ohren).

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