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Probier-doch-mal, Systemhopper und Ermüdung

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JS:

--- Zitat von: Kaskantor am 26.01.2024 | 11:52 ---Ich war auch der SL der Gruppe, der sich dann in das neue Spiel gestürzt hatte, als wenn es keinen neuen Morgen mehr geben würde.
Die Spieler? Tja, die haben sich maximal mit der Charerstellung beschäftig und manchmal nicht mal das...
Was ich damit sagen möchte, wir (SL) stehen deutlich mehr dazu Stunden über Stunden in unser Hobby zu investieren, um jede kleine information aufzusaugen und die meisten Spieler, wollen einfach nur spielen :).

--- Ende Zitat ---

Das ist wohl generell das Schicksal breit aufgestellter und stets neugieriger SL, die viel ausprobieren wollen. Und ich muß als mehrjähriger Mitspieler bei dir anmerken, daß wir dieses "Hopping" nicht nur hatten, weil du den heiligen Gral nicht gefunden hattest, sondern weil wir oft genug auch als Gruppe merkten, daß ein System "versagte" oder seinem Hype NULL gerecht wurde. Sicherlich war das Hopping hin und wieder auch mal verwirrend, aber alles in allem haben wir in dieser Zeit und durch dich auch viel kennengelernt und - amüsant - gemeinsam nicht schätzen gelernt.

Und ich muß auch sagen, daß mir dieses wilde Systemtesten und -besprechen auch mit den anderen SL sehr gut gefiel, weil wir vieles kennenlernten und bei grauenvollen Erlebnissen auch einfach zuverlässig weiterzogen. Ich hätte ohne das alles wohl nie erfahren oder mir selbst schmerzhaft aneignen müssen, daß dieses ganze Year Zero Zeug mir total mißfällt, Warhammer Fantasy RSP 4 eine erbärmliche Weiterentwicklung des grandiosen WFRS 2 ist und ich die 2D20-Systeme sehr gelungen finde (MEINE Meinung). So kam ich freudvoll zu Star Trek und Dune in meinem Schrank. Und auch meine "Rückkehr" in den wohligen Schoß von D20 und nun Pathfinder 2 wurde durch dich initiiert. Das war eine schöne Zeitreise zurück in die Zeiten, als auch mein altes Umfeld vor Ort noch richtig unter Feuer im Rollenspielhobby war.

Diese eigentlich guten Erfahrungen führten für mich dann auch zu meinem heutigen Stil: Laut meiner Buchführung las und spielte ich in den letzten Jahrzehnten genau 119 Systeme. Gerade in den Coronajahren und dank Kaskantor und Co kamen noch mal so einige dazu - parallel zu einer längeren DSA-Runde, die mir zeigte, daß ich DSA als System und Welt (und die Produktpolitik von Ulisses) endgültig nicht mehr in meinem Hobbyleben haben möchte. Der kritische Blick auf meine Hobbygeschichte zeigte mir dann, welche Systeme und Welten die längsten Runden und besten Erlebnisse für mich und in meinem Umfeld generiert hatten, woraufhin ich mich dann auf diese 6 Kernsysteme zurückzog. Seitdem gibt es kein System-ADHS mehr und kein Interesse daran, die Sammlung der aktiven Systeme noch zu erweitern. Ich spiele gerne andere Systeme mal mit (weil ich bei Nichtgefallen einfacher aussteigen kann) und halte mich auf dem neusten Stand am Markt (gern auch mit Neuerwerbungen), aber spielerisch biete ich meine 6 wohlbekannten Systeme, die auch die Spieler gut genug kennen, und profitiere davon enorm. My way. :D

Runenstahl:

--- Zitat von: aikar am 26.01.2024 | 09:00 ---Und ich frage mich: Ist es schlimm, dass sie in ihrer Blase hängen?

--- Ende Zitat ---

Da schliesse ich mich der Mehrheit an: Nein, das ist nicht schlimm. Es gibt auch genug Menschen die überhaupt nicht wissen was ein Rollenspiel ist und auf eine mir unbegreifliche Art und Weise trotzdem glücklich sind ;)

Es kann sicherlich nicht Schaden anderen anzubieten mal in andere Dinge reinzuschnuppern. Aber man sollte auch akzeptieren wenn jemand das nicht möchte. Das ist so wie mit allem im Leben. Wenn mir Kumpels ihr Hobby beibringen wollen sollte es alleine meine Entscheidung sein ob ich das ausprobiere (Bouldern war spassig) oder nicht (Angeln spricht mich sowas von gar nicht an).

PS: Es gibt auch noch eine andere Art von System-Hoppern. Leute die ich unter "Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite" einsortiere. Diese Leute lesen viele Systeme und finden stets System X besser als das Aktuelle. Allerdings nur solange bis wir das dann ausprobieren. Dann ist plötzlich das neue Y System soooo viel besser. Und so weiter. Das finde ich schade, denn diese Leute werden wohl nie wirklich mit einem System glücklich werden und stets mehr oder weniger Sinnlos zwischen allen möglichen Systemen hin- und herspringen. Mal was neues ausprobieren ist ja durchaus Sinnvoll, aber zumindest für mich ist es auch schön ein halbwegs festes System zu haben mit dem man mehr als nur 3 Abenteuer spielt.

YY:

--- Zitat von: aikar am 26.01.2024 | 09:00 ---Regeln lernen kostet wahnsinnig viel Zeit, die man genauso gut mit Spielen/Leiten/Runden vorbereiten verbringen könnte.

--- Ende Zitat ---

Zumindest bei Spielen und Leiten gehe ich nicht mit.
Wenn man die Zeit genau so gut damit verbringen könnte statt mit Regeln lernen, hieße das doch auch, dass ich schon mal eine Runde abgesagt haben oder zumindest einen Termin nicht gesetzt haben müsste, weil ich mir Regeln anschauen musste. Das findet aber offensichtlich dann statt, wenn sowieso keine Sitzungen sind.

Dass man die Zeit mit Vorbereitung verbringen könnte - stattgegeben. Oder mit ganz anderen Dingen, für die man sich eben eher die Zeit nehmen will.

Denn:

--- Zitat von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 26.01.2024 | 10:58 ---Und die habe ich eben durch die früher viel exzessivere Ausprobiererei gefunden. Was auch das Ziel dieser Sucherei war - Systeme finden, die man länger betreiben will.

--- Ende Zitat ---

Die ganze Systembetrachtung und -lernerei ist doch gerade kein Selbstzweck, sondern soll eine tatsächliche oder gefühlte Lücke schließen.
Sofern sich das nicht zu einer sinnlos gewordenen Gewohnheit oder anderweitig ins Ungesunde entwickelt, muss das irgendwann ein Ende finden oder zumindest reduziert werden. Schließlich hat man dann Erkenntnisse irgendeiner Art gewonnen und entweder Systeme entdeckt, mit denen man zufrieden ist, etwas eigenes gebaut oder aufgegeben und sich mit den Macken der bestehenden Optionen abgefunden.


Andersrum: wer diese Lücke nicht hat oder meint zu haben, der sucht auch nicht.
Ein echtes Problem entsteht nur da, wo wie hier auch schon angesprochen eine große Unzufriedenheit mit dem genutzten Spiel zusammenfällt mit der Unwilligkeit, sich etwas anderes anzugucken.
Das ist dann selbstverschuldetes Elend.

Weltengeist:
Ich selbst habe auch sehr, sehr viele Regelwerke (ich beschränke mich mal auf das Thema "Regeln") gelesen, aber nicht mit dem Ziel, die alle spielen zu wollen oder auch nur, mich so gut wie möglich auszukennen. Ich habe vielmehr nach einem Regelwerk gesucht, mit dem ich endlich zufrieden sein und alt werden kann. So die Hoffnung.

Hat natürlich nicht funktioniert. Meine Entscheidung, jetzt einfach Savage Worlds zu nehmen und dabei zu bleiben, war daher auch ein Stück Resignation - nach ungefähr hundert gesichteten Systemen hatte ich einfach die Hoffnung aufgegeben, das zu finden, was ich gesucht habe.

In der Wissenschaft ist diese Aufgabenstellung übrigens als Exploration-Exploitation-Dilemma bekannt: Will ich weiter Zeit (in der ich sonst spielen könnte) in die Suche nach besseren Optionen investieren in der Hoffnung, damit in der Zukunft mehr Spaß zu haben? Oder beende ich die Suche und nutze künftig das Beste, was ich bisher befunden habe? Für mich war der Punkt Anfang 2020 erreicht, so dass ich meine Systemsuche quasi von einem Tag auf den anderen beendet habe.

Blizzard:
Systemhopping? Yepp, da bekenne ich mich schuldig im Sinne der Anklage. ;)
Das betreibe ich nun mehr oder minder regelmäßig seit ~ 20 Jahren. Ich bin zwar -mit Pausen- noch etwas länger im Hobby aktiv, aber zu dem Zeitraum habe ich begonnen, als SL zu fungieren und dementsprechend auch mehr Bücher zu lesen.
Eine Müdigkeit , wie sie im Startposting erwähnt wird, habe ich in all den Jahren noch nicht erlebt; aber ja, phasenweise ist es weniger stark ausgeprägt als noch in den Anfangsjahren.
Man merkt einfach, dass man mit zunehmenden Alter :korvin: leider immer weniger Zeit hat...und natürlich hat man dann im Laufe der Jahre schon etliche Systeme & Settings gesehen und kennengelernt. Gerade als Systemhopper. Aber ja, inzwischen schaue ich bei dem ein oder anderen System das mich reizt/interessiert dann doch genauer hin, informiere mich mehr/tiefer darüber...und in einigen wenigen Fällen hat das dazu geführt, dass ich gesagt habe: " Ok, brauche ich dann doch nicht". Wo ich früher einfach mehr oder minder blind gekauft und gesagt hätte: " Shut up and take my money".

Auch wenn das Systemhopping zwischenzeitlich immer mal wieder abgenommen hat...die Grundfaszination des Systemhoppings hat tatsächlich über all die Jahre hinweg bei mir nie abgenommen. Okay ich gestehe, ich habe etliche Bücher bei mir im Schrank rumstehen- teilweise seit Jahren- in die tatsächlich nicht mehr als einen flüchtigen Blick werfen konnte. Aber da ärgere ich mich nicht darüber, dass ich so viele verschiedene Systeme im Schrank stehen habe, sondern ich ärgere mich darüber, dass ich nicht die Zeit habe oder finde, die alle mal zu lesen und auszuprobieren. Letzteres wird ja dann auch dadurch erschwert, dass man - so meine Erfahrung- gerade bei den älteren Spielern immer weniger Leute findet, die ebenso experimentierfreudig sind und mal was Neues ausprobieren und kennenlernen wollen. Das finde ich schade, ich kann es nicht oder nur bedingt nachvollziehen, denn der Grundgedanke oder einer der Grundgedanken des Rollenspiels ist es doch, neue fremde Welten kennenzulernen und zu erkunden (frei nach dem Star Trek -Motto).  Manche Leute haben da auch eine etwas eigenwillige um nicht zu sagen fragwürdige Ansicht dazu. Anstatt sich darüber zu freuen, dass jemand verschiedene Systeme anbieten kann, beschweren sie sich darüber, dass man sie mit der Auswahl an mehreren Systemen überfordern würde. :gaga: Naja, zum Glück gibt's aber immer noch genug experimentierfreudige Spieler z.B. grade auf Conventions- sonst wäre es echt arm um die RPG-Szene bestellt.


--- Zitat von: aikar am 26.01.2024 | 09:00 ---Und ich frage mich: Ist es schlimm, dass sie in ihrer Blase hängen?
--- Ende Zitat ---
Das finde ich per se erstmal nicht schlimm. Gerade bei Neulingen/Anfängern kann ich das verstehen, dass sie erstmal ein bisschen Routine und Sicherheit entwickeln und daher erstmal bei einem System bleiben wollen.
Ich finde es allerdings dann schlimm, wenn Leute gar nichts Anderes mehr spielen oder ausprobieren (wollen). Extrem schlimm finde ich dann die Leute (ich kenne da einige), die selbst auch auf Conventions das System spielen, das sie seit Jahren spielen (und teilweise auch noch in der gleichen Besetzung wie in der privaten Tischrunde). Da fragt man sich schon, warum diese Leute überhaupt auf Conventions gehen, wenn sie da doch den selben Einheitsbrei wie zu Hause spielen ("Bauerngaming" betreiben)?
Und das andere, was ich extrem schade finde, ist, wenn zu viel(e) auf den Systemhype aufspringen und Individualität des Systems nicht mehr gewährleistet ist. Z.B. bei D&D 5: Da gibt es einige fertige (Kauf)Settings wie z.B. Fateforge, Lost Citadel, Grim Hollow, etc.die mich einfach schon von der Grundthematik- und Stimmung interessieren würden. Aber wenn ich dann lese, dass die allesamt auf 5e basieren, ist mein Interesse meistens gleich wie weggeblasen, da ich kein Freund von D20 bin. Und die Zeit & Muse, das alles von 5e auf ein anderes Regelsystem zu konvertieren, das mir liegt, habe ich nicht (mehr). Die Zeit investiere ich dann lieber ins Systemhopping und schmökere entsprechend in einem neuen oder bis dato noch ungelesenen System(buch).

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