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Konzentration und Lesen im Zeitalter der Sozialen Medien

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Seraph:
Hi zusammen,

ich versuche seit kurzem, wieder "lesen zu lernen" - etwas, was ich im Kindes- und Teenagerzeitalter fast den ganzen Tag lang gemacht habe. Es gibt so viele unzählige schöne Bücher da draußen und es fällt mir seit Jahren leider super schwer, mich zu konzentrieren und mich so wieder in die Welt der Bücher fallen zu lassen.
Wenn ich denn mal lese, dann abends kurz vorm Schlafengehen noch für eine Viertelstunde und meistens bin ich dann auch total müde und will nur noch schlafen. Aber natürlich hing ich vorher mehrere Stunden am Handy, am Fernseher oder am PC.

In den letzten Jahren(!) sind die einzigen Bücher, die ich überhaupt fertig gelesen habe, die, die ich meiner Frau abends ab und an vorlese.
Für mich alleine bin ich seit Jahren kaum auf einen grünen Zweig gekommen:

- Dune (nach der Hälfte abgebrochen, zu langatmig)
- Lied von Eis und Feuer (nach etwa 50 Seiten abgebrochen, nicht mein Schreibstil)
- Neuromancer (nach etwa 100 Seiten abgebrochen, viel zu kompliziert geschrieben)
- Lovecrafts Kurzgeschichten (nach mehreren Jahren(!) beendet - tatsächlich sind Kurzgeschichten gut, um "schnelle Erfolge" zu erzielen)

Vielleicht lag es auch an den Büchern, aber ich glaube, ich sehe einfach ein generelles Problem bei mir. Die Ursachen für die Unfähigkeit, mich länger zu konzentrieren, sind vermutlich die folgenden:

- FOMO / Überangebot an Medien
- Instagram/Facebook etc. mit kurzen Videos
- Rollenspiel-Bücher! (warum? Weil ich auch hier eher "querlese" beim Vorbereiten, als "richtig" zu lesen!)

Gerade beim Schauen von Videos fällt mir das ganz extrem auf - ich schaue kaum noch ein YouTube-Video zu Ende. Jeeeeeeedes Mal skippe ich irgendwann durch oder breche nach nicht mal ner Minute ganz ab und springe zum nächsten. Oder ich wechsle zu den YouTube-Shorts. Nicht mal 10 Minuten für ein Video gebe ich mir.
Hat jemand Ähnliches bei sich beobachtet?
Wie habt ihr gelernt, "wieder lesen zu lernen"?


VG
Seraph


PS: Sehr interessant und gut erklärend fand ich auch diesen Artikel zum Thema.

felixs:
Sehr interessantes Thema  :d

Beobachte das auch in meinem Umfeld sehr stark. Und- in geringerem Ausmaß - auch bei mir. Den Zusammenhang mit Konsummustern bei anderen Medien vermute ich auch. Und eine allgemeine Schnelllebigkeit und ein entsprechend flüchtiger Umgang mit Texten.

Vermutlich ist es auch hier ein wichtiger Teil der geistigen Vorsorge, dass man darauf achtet, was und wie man konsumiert. Idealerweise greift man nicht ohne Plan zum Handy und idealerweise surft man nicht planlos drauflos, lässt sich nicht zu immer neuem Häppchenkonsum verleiten.

Vermutlich hängen da im weiteren Sinne auch andere Probleme dran. Eine geringe Tiefe der Beschäftigung mit Dingen und die Flüchtigkeit von Erlebnissen. Mir kommt es so vor, als ob auch die Qualität des Erlebnisses von Brett- und Rollenspielen (und sogar Computerspielen!) darunter leidet, dass die meisten nicht recht bei der Sache sind.

KhornedBeef:
Mein Häppchenkonsum ist im wesentlichen das Tanelorn ;)
Ich habe aus anderen Gründen viel keine konzentrierte Zeit am Stück gehabt, und das war beim Lesen schon so ein Huckel am Anfang, aber das ging dann schnell weg. Ich nutze aber auch keine (anderen) sozialen Medien, auch nicht passiv auf Instagram/IMGUR/etc.
Brettspiele waren nie betroffen, auch nicht Gloomhaven oder so.

Alter Weißer Pottwal:
Lies "Schnelles Lesen, langsames Lesen" von Maryanne Wolf. Die ist Lese- und Neurowissenschaftlerin und das Buch befasst sich genau mit dem Thema.

KhornedBeef:

--- Zitat von: Alter Weißer Pottwal am 27.05.2024 | 09:37 ---Lies "Schnelles Lesen, langsames Lesen" von Maryanne Wolf. Die ist Lese- und Neurowissenschaftlerin und das Buch befasst sich genau mit dem Thema.

--- Ende Zitat ---
Ist der Titel nur ein koketter Verweis auf Kahnemann oder bezieht sich das auch inhaltlich darauf?

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