Thema: Suche: Streiklied der Hamburger Maurergesellen

[Feuersänger]

Kennt jemand dieses Lied?
Das hatte ich mal vor ca einem Vierteljahrhundert wohl von Napster gezogen, und dann ist es einige Jahre später einer veralteten Festplatte zum Opfer gefallen. Darum weiß ich nicht mehr den Interpreten und es ist mir nicht gelungen, es wieder aufzutreiben.

Ich weiß noch, dass der Text ungefähr so losging:

"Wohlauf nun, ihr Maurergesellen, singt Lieder
der Starrsinn der Meister liegt glücklich darnieder"

und etwas später kommt auch noch der Vers vor
"die Tischler und Zimmerleut schlossen sich an"

Leider finde ich mit diesen Textbrocken nichts im Internet.

Ich meine NICHT den "Hamburger Gesellenaufstand", welches losgeht mit
"Wir wollen jetzt ein Lied anfangen / wie's in Hamburg hat gegangen",
das hat eine komplett andere Melodie und auch der Text ist anders.

Kennt sich jemand hier damit aus und hat eine Idee, wo ich fündig werden könnte?

[sma]

Ich habe keine Ahnung, aber Google meint, auf der LP Glasbruch 1848 wäre so ein Lied, gesungen von Liederjan. Da finde ich auch Alben bei Apple Music (der Musikdienst meines Vertrauens), allerdings nicht dieses Lied. Vielleicht fragst du einfach mal die Band?

[Irian]

Selbst auf der Diskographie-Seite der Band taucht es nicht auf. Die Platte kriegt man wohl noch ab und an, scheinbar. Ob das hilft?

[Isegrim]

Liederjan würd passen, die haben eine Reihe solcher Lieder im Programm. Das kenn ich aber auch nicht.

[Feuersänger]

Liederjan wäre denkbar. Hm, die anzuschreiben wär ich nicht auf die Idee gekommen, ist ne Idee! ^^

[Feuersänger]

Weitere Entwicklungen:

ich habe in der Tat den Jörg von Liederjan angeschrieben und er hat mir auch geantwortet. Er hat bestätigt dass sie das Lied, das ich meine, aufgenommen haben, allerdings hat er die Aufnahme selber nicht mehr. Dann hat er mir angeboten, mir das Notenblatt zuzusenden ("Dann musst du selber singen. Das Leben ist grausam!") - aber das dann nie getan.
Aber weil es mich so gejuckt hat, habe ich mir die Glasbruch 1848 LP von einem Plattenhändler bestellt, obwohl ich gar keinen Plattenspieler habe. Höre die Platte gerade auf der Anlage meiner Mutter. 

Stellt sich heraus: ja, es ist das Lied, das ich meine -- aber ich kannte von früher eine andere Aufnahme. Mit viel rauherer Stimme. Naja, es reicht um diesen Memory-Itch zu kratzen. ^^

Wenn ich einen Plattenspieler mit USB-Anschluss hätte, würde ich das digitalisieren und den Liederjans eine Kopie ihres Liedes schicken. Aber nur für diesen Gag werd ich mir keinen solchen anschaffen.

[JAW6]

Könnte es eine Aufnahme von Peter Rohland sein, die du meinst? Gucke später Mal nach auf meinen CDs. Der genaue Titel des Liedes?

[Feuersänger]

"Streiklied der Hamburger Maurergesellen" 

Anders stehts auch nicht auf der LP.

Es ist übrigens von 1793, dem Booklet nach.
Wäre super wenn du nachgucken könntest. =)

[Zed]

Mich als geschichtsinteressierten Fast-Hamburger würde interessieren: Was findest Du an dem Lied interessant, Feuersänger?

[JAW6]

Also Peter Rohland hat es nicht aufgenommen.
Zupfgeigenhansl wäre noch eine Möglichkeit.

[Feuersänger]

Mich als geschichtsinteressierten Fast-Hamburger würde interessieren: Was findest Du an dem Lied interessant, Feuersänger?

Och, ich find generell so "älteres" Liedgut ganz cool, und gerade was so in Richtung Freiheitslieder geht finde ich auch spannend. Gerade die genannten Zupfgeigenhansl oder auch Ougenweide. Nur mit Liederjan hatte ich bisher nicht so wahnsinnig viele Berührungspunkte.

Würde zwar keinen Eid darauf schwören, aber ich glaube nicht dass Zupfgeigenhansl das Lied gemacht hat.
Wahrscheinlich war das, an was ich mich erinnere, irgendeine total unbekannte Hobbykapelle die nie zu größerer Bekanntheit gelangt ist.

[sma]

Beim wildem Googeln fand ich dies: Der Streik in HH war wohl 1791, jedenfalls gemäß den Zitaten in einer wissenschaftlichen Arbeit zu einem ähnlichen Streit in Bayreuth. Den hamburger Gesellen ging es wohl um die Durchsetzung und/oder Anerkennung autonomer Rechte.

In Bayreuth ging's um's Geld. 18 fränkische Kreuzer betrug seit 1782 der staatlich festgelegte Tageslohn, wobei 2 Kr an den Meister abzuführen sind. Anfang 1800 wurde das vom preußischen König, einmalig des guten Willens wegen, auf 23 fr. Kr erhöht. Die Gesellen wollten jedoch 30 Kr ausgezahlt bekommen, auch weil die Zimmerer nicht einsahen, den "Meistergroschen" zu zahlen, weil sie im Gegensatz zu den Maurern nicht das Handwerkszeug gestellt bekamen sondern selbst erwerben mussten.

Ein Meister machte Anzeige beim Polizeimagistrat, das gemäß allgemeiner Polizeiverordnung von 1746 ermitteln musste, da auf Streik Gefängnis steht, aber bevor die Arbeiten abgeschlossen waren und auf Vermittlung des Bauherren, der weiterbauen wollte, gaben die Gesellen auf, da sie es sich nicht leisten konnten, kein Geld zu bekommen. Die Meister wurden vom Bauherren ja weiter bezahlt.

[JollyOrc]

Nur mit Liederjan hatte ich bisher nicht so wahnsinnig viele Berührungspunkte.

die sind bei mir Kindheitserinnerung - meine Eltern hatten in den 70ern eine Folk-Kneipe in Hamburg. Liederjan ist da regelmäßig aufgetreten, und mein Vater hatte die Auftritte auf Kassette mitgeschnitten

(leider hab ich die nicht...)