Autor Thema: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten  (Gelesen 8038 mal)

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Offline tartex

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #150 am: 23.09.2024 | 15:25 »
das Zentralthema des Lootens zwecks Verbesserung der eigenen Ausrüstung typisch für das Superheldengenre macht.

Das Argument war doch immer anders rum gemeint: dass Looten zwecks Verbesserung der eigenen Ausrüstung eben kein zentrales Definitionsmerkmal von D&D ist.

Gegner bis auf die Unterhose zu Looten kenne ich eigentlich nur aus der ersten Sessionhälfte mit Leuten, die gerade das erste Mal vom Computer-Rollenspiel zu Pen&Paper gewechselt sind.

In nehme mal an du verbringst viel Zeit mit Computer-RPGs?
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Offline Mouncy

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #151 am: 23.09.2024 | 15:27 »
Mittelalter ist halt einfach das falsche historische Vorbild für klassische D&D Fantasy. Eine mystisch und romantisch verklärte Antike ist einfach viel besser. Stadtstaaten. Polytheismus. Viel unzivilisiertes Grenzland und barbarische, raubende Stammesvölker (Orks etc.). Eventuell schafft es ja sogar die eine oder andere Großmacht (Rom) für ein paar Jahrhunderte zu bestehen, zerfällt dann aber sowohl im Äußeren als auch im Innreren. Und lässt Ruinen zurück, die es zu erkunden gibt, mit sagenhaften Schätzen. Atlantis, Pompeji usw. D&D spielt sich halt am besten, wenns Dungeons gibt, und die muss ja irgendjemand mal gebaut haben. D.h. Bevölkerungszahlen wie in der Völkerwanderungszeit / sehr frühes Mittelalter machen denke ich Sinn. Mit Abweichungen nach unten und oben, je nach Zivilisationsgrad der Region innerhalb der Welt.

Offline Feuersänger

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #152 am: 23.09.2024 | 15:38 »
Das Argument war doch immer anders rum gemeint: dass Looten zwecks Verbesserung der eigenen Ausrüstung eben kein zentrales Definitionsmerkmal von D&D ist.

Sag das den Schatztabellen A - I.

Und ich finde es völlig normal, auch auf Level 10 noch 100 erschlagenen Hobgoblins ihre Kettenhemden auszuziehen und in die BoHs zu stopfen, warum sollte man 10.000GM Verkaufswert liegen lassen?
(Edit: im Gegenteil mache ich das gerade in CRPGs eher _nicht_, aber in P&P schon, weil ich da eben nicht dreihundertmal klicken muss sondern einmal eine Ansage machen.)

Anyway, wenn ihr ums Verrecken dieses Fass nochmal von vorne durchdiskutieren wollt, bitte, macht nen neuen THread auf, hier aber BTT. :btt:

--

@Mouncy: ja das könnte man so verstehen und würde sicher auch funktionieren; allerdings beisst sich das für mich mit der Ästhetik, die ja nicht nur in den Illustrationen dargestellt sondern auch durch den eigenen Charakterbogen evoziert wird. Gotischer Plattenpanzer und Zweihandschwert passt halt nicht zur Antike.

Und in zweiter Durchdringungsebene spielt da halt auch das Techlevel mit rein: es hat ja historisch auch _Gründe_, warum die genannten Waffen und Rüstungen erst so am Spätmittelalter aufkamen, und nicht die Bohne in der Antike oder Spätantike/FrüMi. Und diese hängen dann irgendwo eben auch an der Wirtschaftsleistung, für die man wiederum eine gewisse Bevölkerung braucht, weil sonst die Industrie nicht in die Gänge kommt.
« Letzte Änderung: 23.09.2024 | 15:42 von Feuersänger »
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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #153 am: 23.09.2024 | 16:44 »
Mittelalter ist halt einfach das falsche historische Vorbild für klassische D&D Fantasy.

Denke ich auch. Für andere Spiele geht's ja mitunter noch, aber speziell D&D postuliert eigentlich eine Welt, in der es zu einem "Mittelalter", wie es unsere Geschichtsbücher präsentieren, gar nicht erst hätte kommen können -- es sei denn natürlich, die Welt hätte sich erst mal jahrtausende-bis-millionenlang recht genau wie unsere entwickelt und der Umbruch von "realistischen" auf D&D-Verhältnisse wäre dann zu Mittelalter-Vergleichszeiten ganz plötzlich eingetreten. Beispielsweise Shadowrun-mäßig mit einem Erwachen der Magie und Monster, aber dann auch von jetzt auf gleich und auf weitgehend zivilisationsauslöschendem Superniveau...

Und ja, im Prinzip läßt sich auch eine Spielwelt, die dieses Szenario vor vergleichsweise kurzer Zeit erst durchgemacht hat, leicht genug stricken. (Da ist dann beispielsweise auch leicht erklärt, warum viele Kreaturen und andere Dinge noch weitgehend unbekannt sind -- die sind einfach noch zu neu, als daß sich Wissen um sie weit hätte herumsprechen können!) Von den Kanonsettings, in denen besagte Magie und Monster generell durch die Bank schon seit Jahrtausenden fest etabliert sind, passen aber nicht gerade viele in diese Kategorie.

Offline Feuersänger

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #154 am: 23.09.2024 | 17:05 »
Äh ja, das ist dann freilich nochmal ne komplett andere Frage, wie es zum Status Quo kommen könnte. So eine Fantasy-Welt muss ja nicht unbedingt über 4 Milliarden Jahre evolviert sein, im Gegenteil sind da doch Schöpfungsmythen à la "und dann erschuf Brimborium die Zwerge" als Setting-Wahrheit gängige Praxis.

Auch denkbar, dass die einzelnen Spezies durch irgendwelche Dimensionstore von anderen Welten in die eine Welt gespült wurden, aus welchem Grund auch immer, und jdf so erklärt wird warum auf einmal mehrere Apex-Spezies um einen Kontinent konkurrieren.

Oder etwas mundaner, mehr so wie bei iirc Warhammer: auf jedem Kontinent evolviert eine Spezies, und irgendwann fangen die halt an aus ihrem natürlichen Habitat zu expandieren und dann staubts.
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Offline unicum

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #155 am: 23.09.2024 | 20:15 »
Also ich würde meine Hand für Deadpool diesbezüglich nicht ins Feuer legen wollen...  ~;D

Deadpool ist ziemlich sauer wenn du ihn als Superhelden bezeichnest,... das will er nämlich so gar nicht sein.

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #156 am: 23.09.2024 | 23:53 »
"Looten bis auf die Unterhose" (oder auch einschließlich die Unterhose) passt aber zum Mittelalter ganz gut... 
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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #157 am: 24.09.2024 | 08:24 »
Wie ich schonmal angemerkt habe, ist das typische D&D-Setting ja nicht Mittelalter, sondern Renaissance. Es kommt ja auch von den US Renaissance-Faires, die eben nicht gleichbedeutende mit den deutschen Mittelalterfesten sind.
Ich weiß schon, dass die Deutschen ein Problem mit Renaissance haben, weil sie die halt so spät und so kurz hatten, während die Italiener da schon 200 Jahre drin steckten.  ~;D
Also nicht Fäntelalter, sondern Fäntaissance.

Und gewisse Settings dürften wohl sogar schon in Richtung Barock gehen.
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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #158 am: 24.09.2024 | 10:03 »
@Helden vs. Bevölkerungszahl: Das ist ja auch ein Teil dessen, wie Sagas funktionieren. Man hat kleine Gemeinschaften, deren Kontakt untereinander eingeschränkt ist, und wo der Austausch vor allem über Skalden und Dichter läuft. In solchen Gemeinschaften ist der Einzelne noch von Bedeutung, kann und soll sich auszeichnen. Der Ruf, der einem vorauseilt, ist ebenso wichtig wie die Fakten.
Ein Beowulf hätte in späteren Zeiten, mit größeren Reichen und Heeren deutlich weniger Berühmtheit erlangt.

...genau genommen, denke ich, läßt sich der Anspruch, daß einzelne Helden ganze Kriege entscheiden oder auch nur größer beeinflussen sollen, ohnehin für keine verbriefte historische Epoche halten. Einzelne "Heldenszenen" wie die mit dem unbekannten Norweger, der bei der Schlacht von Stamford Bridge allein vorübergehend die ganze englische Armee aufgehalten soll, hatten möglicherweise etwas Einfluß auf den Verlauf der jeweils aktuellen Schlacht (der ja ohnehin schon immer von allen möglichen Unwägbarkeiten mit abhängt), aber auf den Krieg insgesamt...ich denke, das findet man so nur in Märchen und Legenden. Die zugegebenermaßen gerade für Fantasy (und den einen oder anderen Superhelden ;)) auch als dankbare Inspiration dienen können, sich dann aber eben nicht mit einer nüchternen Lesart historischer Quellen zusammenbringen lassen.

(Nachtrag: Nebenbei, die meisten Märchenwelten fühlen sich auch ganz schön unterbevölkert an. Daß der Protagonist auch nur mal in eine richtige Stadt kommt, hat da schon einen gewissen Seltenheitswert, königliche Schlösser stehen scheinbar oft genug einfach irgendwie allein für sich in der Gegend, relevante Figuren mit Sprechtext gibt's ohnehin nur begrenzt, und wenn gereist wird, dann generell auch eher durch menschenleer wirkende Landschaften. :))
« Letzte Änderung: 24.09.2024 | 10:21 von nobody@home »

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #159 am: 24.09.2024 | 11:05 »
Einzelne "Heldenszenen" wie die mit dem unbekannten Norweger, der bei der Schlacht von Stamford Bridge allein vorübergehend die ganze englische Armee aufgehalten soll, hatten möglicherweise etwas Einfluß auf den Verlauf der jeweils aktuellen Schlacht (der ja ohnehin schon immer von allen möglichen Unwägbarkeiten mit abhängt)
Wobei man hier auch beachten muss, dass Schlachten im jeweiligen Kontext deutlich anders abgelaufen sind, als wir uns das heute oft vorstellen. Das Duell als Einleitung einer Schlacht war - je nach Zeit und Kultur - durchaus üblich und konnte die Schlacht einen Tag lang verzögern. Einfach, weil es kulturelle Regeln gab, die einzuhalten waren (dass sie dann oft gebrochen wurden, steht auf einem anderen Blatt).
Schlachten waren häufig stark ritualisiert, weit weg von taktischen Überlegungen.
Innerhalb des Rituals kann ein Einzelner also durchaus einigen Einfluss ausüben, auch wenn das aus rein taktischen Überlegungen niemals der Fall wäre.

Und innerhalb einer Saga gelten sowieso noch ganz andere Regeln für den Protagonisten.  ;)
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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #160 am: 24.09.2024 | 13:38 »
Wie ich schonmal angemerkt habe, ist das typische D&D-Setting ja nicht Mittelalter, sondern Renaissance.

Jjjein. Ich würde es eher so sagen: Renaissance ist meistenteils der Endpunkt und das "State of the Art" in typischen D&D-Settings (wie etwa FR). Aber es wird ja praktisch nie eine reinrassige Ren-Ästhetik gepflegt, sondern auch wild mit anderen Phasen wie zB HoMi gemischt. Das haben wir zum einen in Illustrationen, wo beispielsweise Krieger in langen Ringpanzern mit Tabard rumlaufen, und dann gerne auch mit Helmen die nochmal 1-200 Jahre älter zu sein scheinen. Und natürlich andererseits in der berüchtigten "Rüstungspyramide", wo selbst bei wohlwollendster Interpretation immer noch über mehrere Jahrhunderte gemischt wird und dazu noch ein gerüttelt Maß Unsinn reingequirlt (zB "Studded Leather" statt Brigandine). Aber wohlgemerkt, das ist ja absolut typisch für so ziemlich jedes Fantasy-RPG und mitnichten eine reine D&D-Sünde.
Naja und andererseits werden halt Feuerwaffen meist komplett ausgeklammert, obwohl die schon ab dem SpäMi zunehmend präsent und in der Renaissance völliger Standard waren.

Also kurz, D&D so pauschal als Renaissance zu bezeichnen tu ich mich schwer mit. Aber die "High-Tech" ist durchaus renaissancezeitlich (fehlende Feuerwaffen hin oder her), da gehe ich voll mit; und da wiederum bleibe ich dabei, dass das nicht mit spätantiker Bevölkerungsdichte zusammenpasst, siehe oben.

Welche Konsequenzen lassen sich nun daraus ableiten?
--> Wenn wir ein "entvölkertes" Setting haben, müsste das Konsequenzen auf die verfügbare Technologie haben, je nachdem _warum_ die Bevölkerung so klein ist:
- wenn sie immer schon so klein war, aus welchem Grund auch immer, sollte auch das maximale Techlevel entsprechend niedriger sein, also zB "keine Plattenharnische"
- ist sie erst durch eine Katastrophe zusammengebrochen, kann es sein dass man diese High-Tech nur noch als Relikte findet, aber nicht neu herstellen kann, da die industrielle Basis fehlt (verlorenes Know-How ist auch nochmal ein eigenes Problem)
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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #161 am: 24.09.2024 | 13:51 »
- ist sie erst durch eine Katastrophe zusammengebrochen, kann es sein dass man diese High-Tech nur noch als Relikte findet, aber nicht neu herstellen kann, da die industrielle Basis fehlt (verlorenes Know-How ist auch nochmal ein eigenes Problem)

im DSAverse gab es bei den Angroschim (Zwergen) mal einen Geoden (Zwergendruiden), der ein zurück zur Natur predigte (und den Hochkönig verhexte), damit die zwergische Industriebasis zerstört wurde (erfolgte, nachdem die Zwerge den Drachenkrieg gegen Pyrdacor gewonnen hatten)

so eine Deindustralisierung ist also auch durch Weltanschauungsprediger darstellbar, ganz ohne vorherige Bevölkerungsschwundkatastrophe

Offline tartex

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #162 am: 24.09.2024 | 15:03 »
--> Wenn wir ein "entvölkertes" Setting haben, müsste das Konsequenzen auf die verfügbare Technologie haben, je nachdem _warum_ die Bevölkerung so klein ist:
- wenn sie immer schon so klein war, aus welchem Grund auch immer, sollte auch das maximale Techlevel entsprechend niedriger sein, also zB "keine Plattenharnische"
- ist sie erst durch eine Katastrophe zusammengebrochen, kann es sein dass man diese High-Tech nur noch als Relikte findet, aber nicht neu herstellen kann, da die industrielle Basis fehlt (verlorenes Know-How ist auch nochmal ein eigenes Problem)

Machen wir mal zum Spass ein neues Fass auf: wie sieht es mit Geburtsrate und Säuglingssterblichkeit aus? Wenn man von einer stabilen Gesellschaft ausgeht, könnte die Geburtenrate nicht wie in der echten Welt einfach langsam immer weiter nach unten gehen? Das mag auch die Stagnation des Technologie-Levels erklären. Nur weil es Renaissance-Tech ist, heißt es ja nicht, dass im Setting schon seit Jahrhunderten in dieser Form existiert.
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Offline unicum

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #163 am: 24.09.2024 | 15:11 »
Welche Konsequenzen lassen sich nun daraus ableiten?
--> Wenn wir ein "entvölkertes" Setting haben, müsste das Konsequenzen auf die verfügbare Technologie haben, je nachdem _warum_ die Bevölkerung so klein ist:
- wenn sie immer schon so klein war, aus welchem Grund auch immer, sollte auch das maximale Techlevel entsprechend niedriger sein, also zB "keine Plattenharnische"
- ist sie erst durch eine Katastrophe zusammengebrochen, kann es sein dass man diese High-Tech nur noch als Relikte findet, aber nicht neu herstellen kann, da die industrielle Basis fehlt (verlorenes Know-How ist auch nochmal ein eigenes Problem)

 :d

Verloren gegangenes Know-How ist echt immer eine Sache. Ich denke bei sowas immer an den "Mechanismus von Antikythera" oder griechisches Feuer,... schiften haben da sicherlich viel gebracht doch - naja papier war teuer lesen konnten wenige,... (naja im Fäntelalter kann ja fast jeder lesen, also zumindest die Abenteurer) und einiges wurde einfach nicht aufgeschrieben sondern starb mit dem wissenden,...

Man muss auch bedenken das Leute die etwa solche Sonderfähägkeiten haben auch angewiesen sind auf Vorarbeiten, ohne Eisenerz kein Eisen, ohne Eisen kein Stahl, ohne Stahl kein Plattenharnisch. bis der Harnisch am Soldaten hängt haben da sicherlich unzähliche Menschen wochenlang arbeiten müssen. Und diese Menschen haben nichts wirklich "prdouktives" getan, also kein Essen beigeschafft.


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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #164 am: 24.09.2024 | 15:35 »
@Aedin:

Okay, aber das wäre ja eher den Karren vor's Pferd gespannt. Eigentlich wollen wir ja Renaissance-Tech haben (jedenfalls wenn wir mit D&D-artigen Ausrüstungslisten spielen wollen), und das Problem ist dass dies bei sehr geringen Bevölkerungszahlen unplausibel ist. Du beschreibst gerade eher das Gegenteil, nämlich wie man mit hoher Bevölkerungsdichte einen niedrigen Techlevel erzwingen kann.

(Wobei das ja auch wieder so nicht stimmt, da ja Aventurien das _Paradebeispiel_ für entvölkerte Settings darstellt, und von den Zwergen gibt es afaik nochmal weniger. Aber die typischen Fantasyzwerge entziehen sich eh jeder Logik, so unterirdisch ohne Landwirtschaft usw...)

--

Machen wir mal zum Spass ein neues Fass auf: wie sieht es mit Geburtsrate und Säuglingssterblichkeit aus? Wenn man von einer stabilen Gesellschaft ausgeht, könnte die Geburtenrate nicht wie in der echten Welt einfach langsam immer weiter nach unten gehen? Das mag auch die Stagnation des Technologie-Levels erklären. Nur weil es Renaissance-Tech ist, heißt es ja nicht, dass im Setting schon seit Jahrhunderten in dieser Form existiert.

Denkbar, aber auch nicht so ganz ohne. Historisch kam ja der Einbruch der Geburtenraten erst einige Jahrzehnte zeitversetzt nach dem starken Rückgang der Kindessterblichkeit _und_ mit dauerhaft erst mit Einführung von zuverlässigen Verhütungsmethoden, und in der Zwischenzeit ist die Bevölkerung erstmal explodiert. In Deutschland ist die Fruchtbarkeitsziffer erst ca 1970 (ungefähr ab da gab es die Pille) nachhaltig und deutlich unter 2.0 gefallen, in den vorhergehenden 70 Jahren (also seit 1900) ist die Bevölkerung um 40% gewachsen.

Leichter fällt die Betrachtung vielleicht mit Japan, wo es eine ähnliche Entwicklung gab aber praktisch ohne Migration. Dort ist die Bevölkerung von 1900 bis 2010 um fast 200% gewachsen (also viel stärker als in D), und seither rückläufig. Dennoch wird es da laut den aktuellen Prognosen nochmal 50 Jahre dauern, bis die Bevölkerung wieder auf den Stand von 1950 geschrumpft ist, und so weiter.

WENN denn die Prognosen sich bewahrheiten, denn um es mit Volker Pispers zu sagen "Ich wollt auch immer schonmal wissen, wie lange meine Zehennägel werden wenn ich sie nie wieder schneide". Ich habe auch mal ein Buch aus UK von ca 1935 gelesen, wo der damalige negative Bevölkerungstrend als unverrückbarer Fakt dargestellt wurde, der dazu führen würde, dass es im Jahr 2000 nur noch 10 Millionen Briten geben würde (damals lag die Fertilität dort bei ca 1,75). Kam ja dann auch etwas anders.

Also kurz, _das_ alles dann auf ein vormodernes Setting zu transponieren, das halte ich dann schon für eher beliebig.


Zitat
Man muss auch bedenken das Leute die etwa solche Sonderfähägkeiten haben auch angewiesen sind auf Vorarbeiten, ohne Eisenerz kein Eisen, ohne Eisen kein Stahl, ohne Stahl kein Plattenharnisch. bis der Harnisch am Soldaten hängt haben da sicherlich unzähliche Menschen wochenlang arbeiten müssen. Und diese Menschen haben nichts wirklich "prdouktives" getan, also kein Essen beigeschafft.

Korrekt, genau das ist ja mein Argument, warum ich meine, dass ohne ausreichend große Bevölkerungsbasis auch keine derartige Industrie existieren kann.
« Letzte Änderung: 24.09.2024 | 15:37 von Feuersänger »
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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #165 am: 24.09.2024 | 15:38 »
Machen wir mal zum Spass ein neues Fass auf: wie sieht es mit Geburtsrate und Säuglingssterblichkeit aus? Wenn man von einer stabilen Gesellschaft ausgeht, könnte die Geburtenrate nicht wie in der echten Welt einfach langsam immer weiter nach unten gehen? Das mag auch die Stagnation des Technologie-Levels erklären. Nur weil es Renaissance-Tech ist, heißt es ja nicht, dass im Setting schon seit Jahrhunderten in dieser Form existiert.

Die mathematik kennen wir doch seit Corona - den R Wert der anzeigt wie schnell sich etwas vermehrt.

Die Statistik ist auch schon hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bev%C3%B6lkerungsentwicklung#Historische_Entwicklung

Ich glaube auch nicht das der unterschied zwischen Renaissance und Mittelalter so signifikant ist das er wirklich etwas in der Diskussion hier bringen würde. Eigentlich richtig los ging die Bevölkerungsentwicklung erst nach der Renaissance. (wird abgelöst duch den Barock anfang 17 Jahruhnudert).

ps: Würde ich eine (und nur genau eine) Person in die menschliche Vergangenheit schicken können um die Welt möglichst stark zu verändern würde ich mich wohl für einen Agraringenieuer entscheiden (oder einen Arzt).

Offline Aedin Madasohn

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #166 am: 24.09.2024 | 15:41 »
Machen wir mal zum Spass ein neues Fass auf: wie sieht es mit Geburtsrate und Säuglingssterblichkeit aus? Wenn man von einer stabilen Gesellschaft ausgeht, könnte die Geburtenrate nicht wie in der echten Welt einfach langsam immer weiter nach unten gehen?

dafür reichen Ärzte  ;)

Statistisches Faktum der spätmittelalterlichen Städte war, dass in ihnen mehr gestorben wurde als geboren.
einige der herumkursierenden Horrorzahlen über die Müttersterblichkeit stammen aus den Städte - für das platte Land fehlen hingegen (kriegsbedingt) Taufbücher und Sterbebücher, so dass halt nur dieser Binnenkosmos ausgewertet werden konnte.

jetzt ist es aber auch eine harte Tatsache, dass die Städte nicht leerstarben - weil sie halt den (erfolgreich aufgezogenen) Geburtenüberschuss des Bauernlandes aufsogen.
auf dem fruchtbaren platten Land gab es nur (Kräuterhexen)Hebammen, in den morbiden Städten hingegen das Monopol der studierten Ärzte (und deren Hygiene(un)verständnis ist auch heute noch ein Killer)

angewandte Statistik  ;), besser noch als Storchenzählerey  ~;D

auf dem Höhepunkt der fäntelrene-Kultur gab es eine Ärzteschwemme bis in das letzte Kuhdorf hinein und ZACK,
plötzlich bricht valides Bevölkerungswachstum (Geburtenüberschuss) zu einer Stagnation ein
noch ein paar Hexenverbennungen (Ärzte erweitern die Reichweite ihrer Geldbeutel) später dann die Schrumpfung der Bevölkerung (Sterbeüberschuss)

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #167 am: 24.09.2024 | 16:01 »
Also an dem da eben mit den Ärzten und Kräuerweiblein ist so ziemlich alles falsch, was erzählt wird.

Mittelalterliche Medizin ist nicht so schlimm, wie es seit Jahrzehnten populär immer wieder behauptet wird, und dass die Ärzte den Hexenwahn aus Konkurrenzneid angefeuert hätten, ist ein Esoterikmythos.
Dass in den Städten Infektionen häufiger vorkamen, das ist rein durch das engere Aufeinanderwohnen bedingt, aber dramatisch erhöhte Sterblichkeit dadurch in mittelalterlichen Städten ist mir noch nirgends begegnet, und ich habe auch noch nirgends Quellenbelege für eine solche Behauptung gesehen. Lediglich der Zuzug vom Land, der für ein positives Wachstum gesorgt hat, ist nachgewiesen, aber die Ursachen liegen nun mal nicht in der Ärzteschaft.

Stand des Wissens nach Lexikon des Mittelalters mal hier:

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« Letzte Änderung: 24.09.2024 | 16:33 von KWÜTEG GRÄÜWÖLF »
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« Antwort #168 am: 24.09.2024 | 16:03 »
Ich glaube auch nicht das der unterschied zwischen Renaissance und Mittelalter so signifikant ist das er wirklich etwas in der Diskussion hier bringen würde. Eigentlich richtig los ging die Bevölkerungsentwicklung erst nach der Renaissance. (wird abgelöst duch den Barock anfang 17 Jahruhnudert).

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #169 am: 24.09.2024 | 16:04 »
- ist sie erst durch eine Katastrophe zusammengebrochen, kann es sein dass man diese High-Tech nur noch als Relikte findet, aber nicht neu herstellen kann, da die industrielle Basis fehlt (verlorenes Know-How ist auch nochmal ein eigenes Problem)

Nur wenn die Katastrophe wirklich alle getroffen hat.

Wieviel Bevölkerung an einem Fleck bräuchte es, um die typische D&D-Technologiestufe aufrecht zu erhalten?
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« Antwort #170 am: 24.09.2024 | 16:19 »
Die hatten halt keine Kleriker und Magie.

Soll das ein Argument sein?

Offline tartex

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« Antwort #171 am: 24.09.2024 | 16:39 »
Soll das ein Argument sein?

Ja. Historische medizinische Versorgung auf ein Setting mit übernatürlicher Heilung anzuwenden, scheint für mich wenig sinnvoll.
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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #172 am: 24.09.2024 | 17:31 »
Wobei das, wie oben schon erwähnt, wieder die Frage der Verfügbarkeit solcher Dienstleistungen aufwirft. Und selbst wenn es solche Möglichkeiten gibt. Wäre der Einsatz der Magie nicht viel sinnvoller für die Steigerung der Erträge der Landwirtschaft eingesetzt?
Statt 20 Bauern hat man dann 5 und 8 Korn-Magier, die sie Ernte um hunderte Prozent steigern. Da bleibt dann auch noch was für den Heiler über.
Diese Gesellschaft sieht dann aber völlig anders aus und wird binnen weniger Generationen von den (Monsanto-)Magiern beherrscht. Der Heiler kümmert sich primär um die G!sundheit der Magier. Für Normalsterbliche könnte das dann teuer werden

Kurz gesprochen: Solche Optionen sind möglich. Sind sie aber mehr als eine unbedeutende Randerscheinung, werfen sie alles um, was eine Vergleichbarkeit zur MA oder Renaissance sinnvoll macht.
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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #173 am: 24.09.2024 | 17:43 »
Ja. Historische medizinische Versorgung auf ein Setting mit übernatürlicher Heilung anzuwenden, scheint für mich wenig sinnvoll.

Na ja, dann haben wir aber vermutlich auch Zauberer aller Art, die zumindest ihren "Feinden" gegenüber in die entgegengesetzte Richtung arbeiten -- von dem, was in einem hypothetischen Setting mit aktiven Göttern und Dämonen ein von entsprechend hoch in der Autoritätsskala ausgesprochener Fluch möglicherweise anrichten kann, ganz zu schweigen.

Oder vielleicht, wenn wir uns eh schon im klassischen Rollenspiel-Polytheismus befinden, kann die Bevölkerung auch einfach nie schneller wachsen, als die zuständige Gottheit der Geburtshilfe gerade noch mithalten kann. Ohne geht's halt nicht, und leider ist sie nicht allmächtig. :)

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Re: "Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
« Antwort #174 am: 24.09.2024 | 17:47 »
Sichere und verfügbare magische Verhütungsmittel; ändern die ganze Gleichung. Wenn ihr weiter diskutieren wollt... ;)
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides