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Fäntelalter vs DnD5: Medizinische Versorgung/National Health Service
Sashael:
--- Zitat von: Zed am 21.07.2024 | 23:42 ---Aber in meiner Klischee-Fäntelwelt sind alte Seeleute von Syphilis zerfressen, Leuten fehlen Gliedmaßen, abhanden gekommen durch Krieg, Tierbisse oder Unfälle, und viele haben entstellte Gesichter durch Pocken und Pest.
--- Ende Zitat ---
Ist dann in letzter Konsequenz halt keine D&D Welt.
Klar werden die "guten" Zauber für den Bauern vom Feld zu teuer sein, aber viele der üblichen mittelalterlichen Alltagsprobleme können eben mit Magie gelöst werden.
Und dann kommt auch noch D&D als Regelwerk auch ohne Magie. Gliedmaßenverlust oder auch nur permanenter Attributsverlust sind vom System nicht vorgesehen. Es ist keine Mittelaltersimulation, sondern eine High Power Fantasy, bei der der Sieger eines Schwertduells nicht am Wundbrand stirbt.
Spätestens wenn der Zauber keine teuren Materialkomponenten hat und es keine Triage-Situation z.B. durch einen Krieg gibt, gibt es halt kaum einen Grund, warum Aldwin, der Kleriker, seinen Schäfchen nicht helfen sollte, so gut er kann. Was halt z.B. fiese Narben zu einem eher seltenen Phänomen machen dürfte. Einmal "Wunden heilen" auf den frisch Verletzten und tada!
Über die Bezahlung macht man sich später Gedanken und auch wenn die Kirche sich über Gold und Silber freut, ist Aldwin auch mit einem fetten Schinken oder einem wöchentlichen Apfelkuchen fürs ganze nächste Jahr genauso zufrieden. Für ein Fass vom feinen 1384er Rotwein spricht er auch mal ein mächtigeres Gebet.
Beim nächsten Orkkrieg und der nächsten Zombieinvasion sieht das dann wieder anders aus. Da werden seine Künste für "wichtigere Dinge" benötigt.
Irian:
--- Zitat von: Sashael am 22.07.2024 | 05:22 ---Klar werden die "guten" Zauber für den Bauern vom Feld zu teuer sein, aber viele der üblichen mittelalterlichen Alltagsprobleme können eben mit Magie gelöst werden.
--- Ende Zitat ---
Da sind wir dann wieder beim einfachen Thema "Wie viele Magier gibt es so?". Wenn jedes Dorf nen Priester hat, der ein paar Heilsprüche kann, dürfte der keine Probleme haben, die meisten Notfälle zu schaffen und wird erst bei ner großen Seuche ggf. ins Schwitzen kommen. Wenn es nur in der großen Stadt fünf Priester gibt, wird das schon enger.
--- Zitat von: Sashael am 22.07.2024 | 05:22 ---Und dann kommt auch noch D&D als Regelwerk auch ohne Magie. Gliedmaßenverlust oder auch nur permanenter Attributsverlust sind vom System nicht vorgesehen. Es ist keine Mittelaltersimulation, sondern eine High Power Fantasy, bei der der Sieger eines Schwertduells nicht am Wundbrand stirbt.
--- Ende Zitat ---
Hm, da bin ich anderer Meinung: Das Regelwerk gilt zunächst mal die den Kontakt der Spielercharaktere mit der Welt. Es ist nicht (immer) dazu gedacht, auch die restlichen 99,9% der Spielwelt zu simulieren. Ich würde also aus dem Fehlen von Amputationsregeln nicht ableiten, dass es nie passiert - es passiert halt nie bei Spielercharakteren (laut Regeln).
Das ganze dürfte übrigens auch große Auswirkungen auf die demographischen Verhältnisse haben... Wenn Heilmagie weit verbreitet ist, dürfte die Kindersterblichkeit enorm in den Keller gehen, was entweder zu massivem Bevölkerungswachstum führen dürfte oder zu einem deutlichen Rückgang der Geburtenquote (falls möglich), weil man nicht mehr 10 Kinder haben muss, damit es 2 ins Erwachsenenalter schaffen.
Zed:
--- Zitat von: Irian am 22.07.2024 | 06:53 ---Hm, da bin ich anderer Meinung: Das Regelwerk gilt zunächst mal die den Kontakt der Spielercharaktere mit der Welt. Es ist nicht (immer) dazu gedacht, auch die restlichen 99,9% der Spielwelt zu simulieren. Ich würde also aus dem Fehlen von Amputationsregeln nicht ableiten, dass es nie passiert - es passiert halt nie bei Spielercharakteren (laut Regeln).
--- Ende Zitat ---
Dem stimme ich zu. Ich möchte mir nicht von Regeln, die sichtbar zuerst für SCs gemacht sind, vorschreiben lassen, wie die Welt funktioniert. Aber trotzdem möchte ich beides in Einklang bringen - mit möglichst wenig Knirschen.
Daher die Frage nach Eurem Ansatz, bzw Euren Ideen.
Und zum Pantheon, das zusammenarbeitet: Wie sieht das konkret aus?
„Ihr seid doch aus Dionysus‘ Pfarrei, oder?“
„Ja, Meisterin, aber unser Kleriker ist gerade auf dem rituellen Besäufnis und kann drei Tage nicht heilen.“
„Nun, dann kann Euch Athene nicht helfen. Wir arbeiten zusammen, und Dionysus hat sich wohl etwas dabei gedacht, dass Euer Kind gerade jetzt ein hohes Fieber bekommt. Wenn das Gelage vorbei ist, wird Euer Kleriker helfen, so das Kind dann noch lebt. Alles Gute!“
Boba Fett:
Ich würde das einfach wirtschaftlich betrachten...
"Was haben die Römer je für uns..." Äh nee, eher "Was hat dieser Seemann denn je gespendet?"
Die heldigen Helden werden sicher mal (oder sollten) einiges an Gold im Tempel lassen. Ausserdem bekämpfen sie das Böse (Zwinkersmiley).
Da rückt der Gott über seinen Stellvertreter doch gern mal was raus, um die Leute für den nächsten Einsatz wieder herzustellen.
Ausserdem sind sie Stufe 6 und damit der Göttlichkeit schon viel näher.
Der Seemann da? Der in jedem Hafen nur herumhurt? Warum sollte ich dessen Syphilis heilen, nur damit er sich die im nächsten Hafen gleich wieder holt?
Feuersänger:
Zunächst mal stelle ich mir in meiner D&D-Welt die Leute einfach nicht so sehr verstümmelt und von Krankheiten zerfressen vor.
Beispielsweise ausgehend von meinem Rechenmodell im zitierten Thread sind Kleriker der 3. Stufe nicht unbedingt selten (weltintern wäre das nichtmal ein voll geweihter Priester, sondern nur ein Diakon oder sowas). Da kann es wirklich in jedem Kaff einen geben.
Zumal Kleriker Guter Gottheiten sicher auch stark Überzeugungstäter sind und nicht jeden Handgriff nach einer fixen Preisliste abrechnen würden, insbesondere wenn sie den Patienten kennen weil man ja im gleichen Ort wohnt. Da wird die kranke Großmutter eben kostenlos behandelt, dafür kann man dann beim Kaufmann mal etwas energischer mit der Spendenbüchse rütteln.
Speziell in einer 5E-Welt dürfte es auch praktisch keine gehbehinderten oder gelähmten Personen geben, und somit keinen Bedarf für Krücken oder Rollstühle. Lesser Restore entfernt "Paralyzed" ohne wenn und aber, fertig. (Dadurch fühlt sich die ganze Debatte um magische Rollstühle, die vor ein paar Jahren durchs Netz wogte, nochmal so richtig absurd an.) Man müsste quasi erst eine Begründung konstruieren, warum der Betroffene eine simple, billige und 100% effektive magische Heilung nicht annimmt. Die gängigste Quelle für Begründungen irrationaler Verhaltensweisen ist freilich: Religion.
Selbst bei abben Gliedmaßen würde ich sagen: solange das abgetrennte Körperteil noch vorhanden ist, ist es easy: einfach wieder an den Kanten zusammendrücken und dann Cure Wounds drauf. Regenerate braucht man demnach nur, wenn das Teil nicht mehr vorhanden ist; gefressen oder sonstwas.
Wenn man es unbedingt grim & gritty haben will, muss man halt vielleicht den Lesser Restore etwas nerfen. Sobald eine Krankheit nur noch durch Remove Disease magisch heilbar ist, sinkt die Verfügbarkeit doch schon enorm. Man braucht einen vollen Priester (Stufe 5+), den gibt es nur in der Stadt, der Tempel besteht auf einer saftigen Taxe (weil er es kann, Angebot und Nachfrage), die unteren Bevölkerungsschichten können sich den Tarif nicht leisten, Wiederschauen.
(5E hat ja keine Preisliste für Spellcasting Services, aber in 3E ist da [Spell Level x Caster Level x 10gp] die Standardrate, also mindestens 150gp für einen Grad 3 Zauber.)
Wiederbelebung ist halt ein Thema, das man nicht gänzlich außer Acht lassen sollte, aber so ganz trivial ist die ja auch nicht. Raise Dead regeneriert fehlende Körperteile _nicht_. Also muss man halt dem Mordopfer bspw den Kopf abtrennen oder das Herz herausschneiden (oder ein anderes lebenswichtiges Organ), schwupp wird es nix mit der Wiederbelebung zum Spartarif. Und eine volle Resurrection braucht wiederum einen Kleriker der 13. Stufe und drüber, da kann man leicht argumentieren dass es im Umkreis XY leider keinen gibt oder er auf Jahre ausgebucht ist, oder gar der Meinung ist der Tote solle lieber tot bleiben.
Oder der Mörder lässt den ganzen Körper verschwinden.
Will man selbst TrueRes unterbinden, gibt es dafür wieder eigene Zauber, wie Trap the Soul und so. Es passt doch auch tadellos in die Welt, dass eben nicht jeder dahergelaufene Messerstecher einen Fürsten dauerhaft ermorden kann, sondern da schon etwas mehr Aufwand dazugehört.
Dennoch ist TrueRes einer der wirklich problematischen Zauber. Deswegen hat ja zB der OOTS-Giant ihn ersatzlos gestrichen, weil es sonst einfach unmöglich wäre, eine Figur einfach mal spontan und trotzdem dauerhaft zu entsorgen (wie zB Nale).
Stichwort Polytheismus: einer meiner alten SLs (AD&D2) hatte das so gehandhabt, dass ein Priester der Gottheit X per Default nur Anhänger seiner eigenen Gottheit ressen würde. Da hatten wir zB mal in einem Dungeon eine erschlagene NSC Abenteurergruppe gefunden und die Leichen zum heimischen Tempel gebracht. (Tatsächlich hatten wir den Tempel extra auf eigene Kosten gebaut, um einen Priester genügend hoher Stufe anzulocken, um Zugriff auf Wiederbelebung zu haben) Der Priester stellt sich erstmal quer. Da musste mein SC ihn erstmal dran erinnern, wer hier den ganzen Bums finanziert hat. Dann hat der Priester sie doch geresst, aber nur gegen eine gewaltige "Spende".
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