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Charmante Schwertlesben – Grundregelwerk / Bewertung & Rezensionen

Autor Thema: Charmante Schwertlesben – Grundregelwerk / Bewertung & Rezensionen  (Gelesen 3717 mal)

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Offline Thallion

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Charmante Schwertlesben – Grundregelwerk

Regel/Quellen-Bände-Übersicht
Hier gelangt ihr zu der Auswertung und Übersicht bereits bewerteter Regel- und Quellen-Bände:
https://rollenspiel-bewertungen.de/tanelorn/spielhilfen/

Klappentext:

Liebe, Schwerter und Abenteuer.
Charmante Schwertlesben bekämpfen die Herrin der Ketten, wenn ihre Streitkräfte aus dem eisigen Norden gen Süden marschieren. Sie fliegen mit Raketen durchs All, um Diplomaten zu beschützen, die seit Generationen schwelende Konflikte beenden. Sogar wenn sie die Klingen kreuzen, wollen sie mit ihrem Gegner Frieden schließen-und manchmal sogar eine noch tiefere Verbindung als erwartet aufbauen.
Ein Schwert-Duell kann in einer Knutscherei enden, eine Hexe bekommt ihre Kraft dadurch, indem sie anderen dabei hilft, die Liebe zu finden, und ihr könnt eine ganze Kampagne aufbauen, in der es um reisende Heiratsvermittlerinnen geht, die von Sternensystem zu Sternensystem fliegen.
Charmante Schwertlesben ist ein Rollenspiel, um mit Freunden queere Geschichten zu erzählen. Wenn du lesbische Charaktere magst, die ihren heimlichen Schwarm anhimmeln und nach Höhen und Tiefen ihr Happy-End finden, dann bist du genau an der richtigen Stelle.
In diesem Buch findest du:
Flirten, Schwertkampf und geistreiche Bemerkungen in einem System, das sowohl auf erzählerisches Drama als auch auf Sicherheit am Spieltisch Wert legt.
Ein innovativer Ansatz aus der Reihe der Powered by the Apocalypse-Spiele
Neun Charakterarchetypen, die sich jeweils auf einen speziellen emotionalen Konflikt konzentrieren.
Unterstützung beim Leiten des Spiels, wie zum Beispiel das Erstellen ansprechender Gegner, wie man den richtigen Ton trifft, das Spieltempo bestimmt und das Spiel strukturiert.
Werkzeuge zur Erstellung eurer eigenen Spielwelten und Geschichten sowie ein dutzend vorgefertigte Möglichkeiten, wie Neon City 2099 (Cyberpunk), Steamfunk-Poetinnen, die als Les Violettes Dangereuses gegen die Obrigkeit kämpfen, Laserschwerter und Intrigen im Weltall und mehr.
Arbeitsbögen für den Weltenbau in maßgeschneiderten Szenarien sowie Aufhänger, um ein Startszenario zu spielen: Der beste Tag ihres Lebens, Das Sternbild-Festival, Gal-Paladine und Schwertlesben der Drei Häuser.
Verschiedene Regeln zur Hervorhebung von unterschiedlichen Identitäten, emotionalen Verbindungen und Spielwelt-Elementen.
Strategien, wie man ein beliebiges Setting, in dem Schwerter gekreuzt werden und Herzen schneller schlagen, für Charmante Schwertlesben anpasst.

Offline kizdiank

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Ich hatte noch keine Gelegenheit mich mit dem Spiel auseinander zu setzen und kann es daher auch nicht bewerten.

Bis jetzt habe ich aber nur Gutes gehört und bin deshalb über die bisherige schlechte Bewertung erstaunt. Mag sich jemand aus der Deckung trauen und ausführen warum es so schlecht sein soll?

Online 1of3

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Wir habens auf :T:reffen gespielt und es war eine schöne Runde. Wir haben ein mitgeliefertes Szenario verwendet, wo die SCs als Abgesandte zu einer Hochzeit in Heteronormia geschickt werden. Der Plot hat mich charmant an den zweiten Band von Girl Squad Volta erinnert.

Offline Alter Weißer Pottwal

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Das ist leider ein generelles Problem. Es wird auch gute Bewertungen geben, weil das Thema/die Botschaft und nicht das Spiel bewertet wird. Das macht leider jede Bewertung - gute wie schlechte - "verdächtig" und somit wertlos. Sehr schade. Aber ist das leider heute.
Daher interessieren mich unbegründete Punktebewertungen auch nicht.
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Offline Smoothie

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ich sag mal... die wenigsten haben mit Lesben ein Problem war schon immer so und wird wohl weiterhin auch so bleiben

Queer ist nur das neue BÖSE Wort ... weil ... das ist die böse Agenda da stecken die Transmenschen und die Schwulen dahinter (no joke... hab ich so auf Reddit lesen dürfen. Ich wusste nicht das ich an der Agenda beteiligt bin aber hey)

ich hab das rechte Geraune über die "Agenda" tatsächlich erst im Tanelorn kennengelernt.
Aber zurück zum Spiel. Ich habs noch nicht gespielt, aber gelesen.
Es handelt sich regelseitig um ein recht klassichen PBTA Ableger. 2W6, Voller Erfolg, Teilerfolg, Fehlschlag. Spielzüge.
Liebevolle Playbooks (Fechtbücher)
Das Buch enthält sowohl die Regeln und Spielbeispiele als auch 16 Spielwelten/Abenteuer.

Sieht spannend aus. Für Leute, die sich fragen, ob und wie sie Lesben spielen können, empfehle ich übrigens diesen Text von Andrea Rick von Plotbunny Games:https://plotbunnygames.com/respektvoll-figur-spielen-geschlecht-orientierung-anders-als-eigene/
Inzwischen bin ich geneigt zu glauben, dass an der DnD Satanic Panic in den 80ern was dran war. Allein, es waren nicht die Inhalte. Es waren die Regeln, die aus der Hölle kommen...

Offline Selis

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Ich habe es noch nicht gespielt, ob ich Interesse habe oder nicht, bin ich noch unsicher.
Die Vorstellung hier hat das Interesse definitiv gesteigert.

Zu dem Thema LGBT+, bei solchen Publikationen halte ich es, wie bei den Jungen Jedi (two moms), solange sich jemand drüber aufregt, ist die Existenz absolut notwendig.

Power Gamer: NaN% | Butt-Kicker: 33% | Tactician: 33% | Specialist: 54% | Method Actor: 96% | Storyteller: 71% | Casual Gamer: NaN%

spiele: L5R, FFG Star Wars, 7te See, Monster of the Week, Monsterhearts
leite: Monsterhearts (baue Poolgruppe auf)
SL Backlog: 7te See, Dragon Age

Offline Alexandro

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Warum sind denn die "thirsty" Schwertlesben eigentlich "charmant" geworden und nicht "dürstend" oder "liebestrunken" oder so?

Es gibt halt keine deutsche Entsprechung zu "thirsty". "Dürstend" existiert in dieser Konotation nicht in unserer Sprache, das kennen nur Leute, welche des Englischen mächtig sind (und wenn diese die Zielgruppe sind, dann kann man den Titel auch gleich komplett auf Englisch belassen).
"Liebestoll/-trunken" passt nicht, es geht ja darum, sich der Gefühle für andere Personen klar zu werden, da wäre es reichlich doof, da schon das Ergebnis vorwegzunehmen.
Am ehesten würde vielleicht "notgeil" passen... aber leider ist der Begriff (durch diverse Pornos) "verbrannt" und geht bei vielen von der Assoziation her zu sehr in die explizite Richtung (während "thirsty" deutlich harmloser ist, und auch mit Schmachten/Tagträumen konnotiert ist).

Zitat
Aber was macht das denn anders als eine "verbotene Liebe" zwischen z.B. Elfen und Orks in einem anderen Setting?

Wenn man damit Orks/Elfen-Beziehungen als Metaphern für Queerness spielen will, dann geht das sicherlich auch.

Es geht aber im Spiel nicht explizit um die Verbotskultur, sondern darum, dass man nicht weiß wie das Gegenüber tickt, ob das Gegenüber überhaupt sich überhaupt zu einem hingezogen fühlt und, selbst wenn dies der Fall ist, ob das dann auch eine funktionierende Beziehung werden kann. Und dass ist halt eine queere Erfahrung. Da ist auch ein wenig (Selbst-)Satire des Datingpools unter queeren Menschen mit drin, aber es ist halt auch mit viel Liebe gemacht, dass das Konfrontative dieser Beziehungen eben manchmal doch in ein Happy End mündet (siehe auch das Trope des "disaster gay/lesbian").
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Kreggen

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Wie ich gehört ( !! ) habe, sollen die Abenteuer auch mit nichtqueeren Charakteren funktionieren. Der Tenor war, es mache für die Story keinen Unterschied, ob ich 5 queere Charaktere oder 3 Hetero-Frauen und 2 Hetero-Männer ins Rennen schicke. Wie gesagt, Hörensagen. Weiter wurde gesagt, dass der einzige Unterschied zu anderen System derjenige sei, dass hier explizit und eindeutig queere Charaktere in der Fokus gesetzt werden, was bei anderen Systemen ja nicht so ausdrücklich - aber natürlich nicht unmöglich -  ist.
- spielt + spielleitet meistens online auf dem Lurch & Lama Discord
- spielleitet zur Zeit am liebsten Outgunned, Tales from the Loop, Electric Bastionland & Mythos World

Online nobody@home

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Um mich mal trotz bisherigen Mangels an näherer Kenntnis etwas nützlich zu machen: die englischsprachige Wikipedia geht auch etwas länger auf das Original ein.

Letzten Endes klingt mir das Ganze im Moment nach einem potentiell interessanten Versuch, insbesondere Rollenspielern (stereotyperweise ja selbst meist heterosexuelle weiße Männer ;)) mal einen kleinen Schubs über den Tellerrand zu verpassen und sie mal selber ausspielen zu lassen, wie's auf der "anderen Seite" eigentlich aussehen mag. Was ich von der Idee her unproblematisch finde -- ein bißchen mehr Flexibilität hat zumindest mir bisher noch nie geschadet --, aber um zu beurteilen, wie gut das Spiel das meiner Ansicht nach macht, müßte ich schon selbst ein Exemplar in die Hände bekommen.

(Speziell bei pbtA ist es allerdings ja ohnehin schon ewig Tradition, auch "unorthodoxe" Optionen zu Themen wie Geschlecht und Aussehen quasi im Vorbeigehen zum potentiellen Auswählen vorzuschlagen und persönliche Beziehungen mehr oder weniger stark zum Teil des Spiels zu machen -- insofern wundert es mich kein bißchen, wenn das eine oder andere Spiel aus der Familie solche Themen vertiefen möchte. Ich glaube, wenigstens Monsterhearts schlägt in eine verwandte Kerbe.)

Offline Prisma

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Wie wird denn jetzt die queerness als ein Spiel dargestellt? Was macht CSL da im "Maschinenraum"?
Mit einem 7er-Set, stehen ganze Universen offen.

Offline Merc

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Gute Frage. Da ies ja PbtA ist vermute ich, dass es da spezifische Moves gibt? Welche sind das und wie gut sind sie gemacht, gemessen an dem, was sie wollen?
Was ist der „innovative Ansatz für PbtA Spiele“, mit dem Evil hat wirbt?
Und was will Thirsty Sword Lesbians - mal auf einen prägnanten Satz reduziert?

Offline Smoothie

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Wie wird denn jetzt die queerness als ein Spiel dargestellt? Was macht CSL da im "Maschinenraum"?
Als PBTA Spiel liegt die Engine natürlich in den Spielzügen und mehr noch in den Fechtbüchern (Playbooks). Und ja, ich finde sie ziemlich gut gemacht.
Und die Abenteuer sind thematisch natürlich auch passsend.
Inzwischen bin ich geneigt zu glauben, dass an der DnD Satanic Panic in den 80ern was dran war. Allein, es waren nicht die Inhalte. Es waren die Regeln, die aus der Hölle kommen...

Offline Eismann

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Zitat aus dem Buch:

Zitat
I’ll let you in on a secret: you don’t have to play a lesbian. The game plays with themes that are common for all sorts of people who are marginalized on the basis of gender and sexuality, as well as feelings that go beyond the queer experience. If you want to play thirsty sword cishets, I’m not going to stop you—just don’t be surprised if the game turns them queer.

Klingt interessant. Wird darauf eingegangen, wie das Spiel aus einem heterosexuellen Charakter einen queeren macht? Anscheinend auch, wenn der Spieler das vielleicht gar nicht erwartet? Und kann das auch umgekehrt passieren?

Online 1of3

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Was ist der „innovative Ansatz für PbtA Spiele“, mit dem Evil hat wirbt?

Bei den Grundregeln nicht viel. Die Basic Moves fand ich ziemlich Standard. Das liegt auch daran, dass die Szenarios so unbestimmt sind.

Die meiste Arbeit machen entsprechend die Playbooks. Das Spiel betont dabei stark seine The-Kid-Who-Metaphorik. Das kommt im Ergebnis etwas verkopft daher. Da das Spiel sich nicht so recht auf gewisse Fiktionen als Vorbild festlegen will, muss man das quasi gesagt bekommen.

Offline Jiba

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Ich habe nochmal nachgelesen und sehe nicht, wo ich hier explizit irgendwas auf eine realweltliche Ebene gehoben haben soll.
War es falsch von mir, davon auszugehen, anderen Usern Lesekompetenz in Bezug auf den Forenbereich zu unterstellen?

PS:
Falls ihr unbedingt die reale Welt diskutieren wollt bin ich raus!

Die Spitzen mal beiseitegelegt und zur Sache: Auch ein kleinerer Datingpool ändert nichts an der Erfahrung an sich. Aber thematisieren das die Schwertlesben, bzw. wird es irgendwie lösbar behandelt? Wie wird die queerness als Spiel umgesetzt? Einfach nur zu sagen dass der Charakter lesbisch wird es doch wohl nicht sein?

Okay, vorneweg: Ich besitze das Spiel nicht und habe nur ein wenig in der SRD gestöbert – die beantwortet vielleicht auch ein paar Fragen zur Systemseite.

Aber, zwei Dinge habe ich getan:
1. Ein wenig in der SRD gestöbert.
2. Mir nochmal klar gemacht, was "Thirsty Sword Lesbians" eigentlich für ein Spiel ist und wie hier darüber diskutiert wird.

Und ich glaube, wir reden hier schon die ganze Zeit aneinander vorbei. 

Ich glaube, dass das Spiel Prisma ein stückweit in seinen Überlegungen entgegenkommt. Nämlich insofern, dass das, was zu Anfang gesagt wurde, uneingeschränkt gilt: Queersein in diesem Spiel drückt sich nicht dadurch aus, dass man sich die Haare färbt oder beim Sprechen die Handgelenke einknickt. In dem Spiel kann man sicherlich auch Klischees vorkommen lassen, aber sie sind nicht der Dreh- und Angelpunkt des Spiels oder notwendig oder gesetzt. Die Charaktere bei "Thirsty Sword Lesbians" sind – ausweislich ihrer Playbooks, die bestimmte Themen vorgeben – eigentlich ganz normale Charaktere. Sie sind so designt, dass ihre Struggles anschlussfähig für Spieler:innen sind, die vergleichbare Struggles erlebt haben, unabhängig davon ob sie queer sind oder nicht. Das Playbook The Beast wird z.B. so beschrieben:

Zitat
This playbook is designed to celebrate those of us who are treated as less than human because we don’t fall within the narrow confines of what is acceptable to a dominant group. The pressure to assimilate is real: the pressure to become invisible and to abandon our truth, culture, and history. When you choose this playbook, you signal that you’re interested in playing with that conflict.

Beim Playbook The Seeker steht das:

Zitat
You spent your formative years in a deeply toxic society. Spend some time fleshing out that society and the Authority that governs it. What is a symbol, custom, phrase, or other shibboleth associated with your society? When did you first have doubts?

Your answers will help the GM build the world the characters inhabit. If they have a pre-planned scenario in mind, they’ll work with you to make sure your Authority fits or give you some options for existing Authorities that might work well.

Diese Aspekte eines Charakters sind natürlich universell und knüpfen an allgemeingültige, menschliche Erfahrungen an. Jeder Charakter bei "Thirsty Sword Lesbians" ist, wie ich das verstehe, ein normaler Charakter, so weit entfernt oder nahe am Klischee, wie man eben möchte und es für die Gruppe okay ist.

Ihr merkt schon, es folgt ein "Aber"...

Aber natürlich sind der Fokus von "Thirsty Sword Lesbians" trotzdem queere Lebens- und Liebeswelten. Irgendein Charakter am Spieltisch soll also schon immer lesbisch, schwul, bi oder pan sein (bei ace bin ich mir grad nicht sicher, in welcher Weise das Spiel das thematisiert) – ich denke, das kann man als ein Bedürfnis ansehen, das die Autoren des Spiels haben, deckt sich ja auch mit den Aussagen oben.

Was heißt das?

Das heißt, dass "Thirsty Sword Lesbians" ein politisches Spiel ist. Denn queer ist ein Begriff mit einer dezidiert politischen Dimension. Da geht es um soziokulturelle Aspekte, um gesellschaftliche Aspekte. Um Fragen von Machtstrukturen, von Akzeptanz, von Zugehörigkeit. Das Spiel macht diese politische Dimension ganz explizit. Von dem aus, was ich bislang gelesen habe, stellt sich "Thirsty Sword Lesbians" für mich als ein Spiel dar, das verschiedene Tonalitäten anspricht: Es kann als eine Utopie gespielt werden, in der queere Liebe verbreitet und akzeptiert ist (explizit formuliert als eine eskapistische Fantasie, aber von innen bedroht) oder als eines, indem eine meist heteronormative, imperialistische oder patriarchale Macht queere Communities von außen bedroht. Das Spiel verwendet hier Toxic Powers als Bezeichnung für diese Bedrohungen, was natürlich auch wieder ein Begriff ist, der aus dem gesellschaftspolitischen Kontext stammt.

So oder so: Die Entscheidung der Charaktere, Beziehungen zu suchen, die nicht hetero sind, wird in einigen (aber nicht allen Settings) als etwas dargestellt, das tatsächlich unter Druck steht und bedroht wird – es ist nicht selbstverständlich, dass Menschen das machen können.

Wir müssen es klar sagen: "Thirsty Sword Lesbians" ist nicht nur politisch – es will politisch sein. Wir können also nicht darüber reden, ohne das wir über das Politische reden (und wir können, btw., auch nicht über Queerness reden, ohne dass wir über das Politische reden... ich hoffe daran muss ich nicht erinnern...)
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

"Thirsty Sword Lesbians" ist auch als Versuch gedacht, queere Lebensentwürfe in Settings zu holen, in denen sie sonst keine Rolle spielen und weitab von "front and center" sind. Im SRD steht:

Zitat
Take the premise of any story with swords and run it with Thirsty Sword Lesbians, and you’ll get a slashfic-style version of the original, meaning more melodrama, more kissing, and more queerness. If you’ve ever shouted at a show to “make it gay, you cowards”—this game is here to help. Are you a fan of samurai dramas?Highlander? Wxi novels and films? Arthurian legend? Lightsaber duels? Any of these can be the touchstones for a game of Thirsty Sword Lesbians.

This is not to say that you can uncritically import settings that marginalize queer identities, but the framework of the game will help you analyze and critique them. In much of the media celebrated under racist patriarchy, authorities are going to be Toxic Powers. You may need to invent the community that nurtures the PCs within the setting you have chosen.

Of course, we have a long tradition of transforming mass media to tell our stories.

Das ist der Kern!
Leite "Vampire" und lass deine Vampire mit ihren sexuellen Identitäten experimentieren, denn hunderte Jahre immer nur am selben Set an Geschlechtsmerkmalen rumzugraben, wird ja auch schnell langweilig. Leite "Shadowrun" und sprenge nicht nur die Grenzen der Cyber- und Bioware, sondern auch der Beziehungsformen, diesem zensierenden, allmächtigen Konzern mit seinem Techbro-Aufsichtsrat zum Trotz. Leite "Der Herr der Ringe", aber Sam und Frodo sind diesmal nicht nur verklausuliert schwul.

Insofern gilt es auch, das Spiel als Ganzes zu betrachten und nicht nur zu gucken "Hmmm, welche Mechanik macht mich denn nun genau gay?" Oder zu sagen "Was denn, nur über das Setting, das ist ja lahm..."

Eben nicht "nur über", sondern "explizit über". Der Text des Spiels setzt die Mechaniken in einen Kontext. 1of3 würde womöglich jetzt sogar sagen, dass diese Settingsetzungen auch Regeln sind – und bei "Thirsty Sword Lesbians" stimmt das ganz besonders. "Whatever you do, make sure to kiss someone of your own gender on the way there" ist eine Regel. Keine mit Zahlen und Würfeln dahinter. Aber eben eine Regel.

Das so als ein paar Gedanken von meiner Seite dazu.
« Letzte Änderung: 1.09.2024 | 11:52 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Online Zed

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@Jiba Danke für die umfangreiche, fundierte Recherche, die Quellen und die Argumentation!

Offline Thallion

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Bleibt bitte bei der Produkt Rezension.
Erstellt euch doch bitte für ausschweifende Diskussionen einen anderen Thread.

Online JollyOrc

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so, ich mache hier wieder auf. Dies ist das Thema wo es ausdrücklich NUR um Rezensionen geht. Ihr könnt an Rezensenten Fragen stellen, die dann aber bitte sehr, sehr eng am "wie ist das Spiel?" orientiert sein sollten.

Parallel arbeiten wir daran, einen entsprechenden Strang in Rollenspiel und Gesellschaft mit den ausgelagerten Antworten aus diesem Bereich aufzumachen, wo dann über queere/politische Rollenspiele allgemein gesprochen werden soll. Das ist aber noch etwas Aufwand, da die Beiträge sinnvoll für auszuwählen und der Strang wird dann ggfs. auch noch extra Moderationsanweisungen bekommen.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Aglaia

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Ich konnte TSL am letzten Tanelorn-Treffen leiten und hatte sehr viel Spaß dabei - es handelt sich um die von 1of3 schon erwähnte Runde:
Wir habens auf :T:reffen gespielt und es war eine schöne Runde. Wir haben ein mitgeliefertes Szenario verwendet, wo die SCs als Abgesandte zu einer Hochzeit in Heteronormia geschickt werden. Der Plot hat mich charmant an den zweiten Band von Girl Squad Volta erinnert.

Hier mal ein paar eher unstrukturierte Eindrücke von mir. Für mich wars das erste Mal PbtA leiten, und ich habe generell wenig SL-Erfahrung, das sollte man bei meinem Erfahrungsbericht denke ich berücksichtigen.


Rundherum positiv fand ich:
Ich fand das Buch gut gemacht und hilfreich geschrieben. Mir war selbst zuerst nicht ganz klar, um was für eine Art Spiel es hier genauer gehen soll, aber ich finde, die Texte bringen den Vibe schon ziemlich gut rüber. Auch die vorgeschlagenen Szenarien und Abenteuer-Hooks helfen hier sehr, einen gewissen Range an Möglichkeiten zu zeigen.

Mir gefällt, das jedes Playbook um einen zentralen Konflikt herum aufgebaut ist, zu dem dann auch die Moves passen und den man als SL gut anspielen und einbauen kann.

Dinge wie gemeinsames Worldbuilding, festlegen der "Palette", Lines & Veils und Safety-Tools sind finde ich sehr organisch und selbstverständlich eingearbeitet. Da gefällt mir auch, dass z.B. das Infamous-Playbook ein eigenes Safety-Tool eingebaut hat (Zentraler Konflikt hier ist "The Infamous once participated in wicked deeds, but they’ve become fiercely righteous in trying to atone", und beim Festlegen dieser Vergangenheit werden im Rahmen der Charaktererstellung alle anderen am Spieltisch gefragt, unter welchen Umständen diese Vergangenheit vergeben werden kann - und wenn Leute zögern, sollte man es etwas abmildern). Das macht es einfach nochmal explizit und selbstverständlich, ganz unaufgeregt darüber zu reden, mit was man sich wohlfühlt, was einen begeistert, und was man lieber nicht im Spiel sehen möchte.

Gut finde ich auch, wie das Kollaborative betont wird - z.B. steht relativ am Anfang, mach dir keine Sorgen, wie clever du selbst flirten kannst, dein Charakter ist mindestens so schlagfertig wie der Spieltisch als Ganzes.

Eine der größten Erkenntnisse nach einmal spielen:
Wichtig ist auch die Aussage "This is a game about feeling things and forging relationships." Wie zentral das ist, ist mir selbst erst im Laufe des Abenteuers klar geworden. So gibt es bei den Basic Moves eigentlich keinen Investigation-Move, der sich darauf bezieht, die Umgebung abzusuchen, worauf ich nicht ganz vorbereitet war ;)  Man kann zwar den Defy Disaster Move dazu hinbiegen, aber klar ist, dass man das am besten so löst, dass man Dinge durch Interaktion mit anderen Akteuren herausfindet.
Umgekehrt muss zum Beispiel nicht immer der Fight-Move gewählt werden, auch wenn man mit dem Schwert kämpft. So kann man durchaus einen Kampf wählen, um den Figure Out-Move zu machen. Es geht wie gesagt darum, Dinge zu fühlen und Beziehungen zu schmieden - sei es durch Reden, durch Flirten, oder mit dem Schwert... oder in dem man mit Hilfe des Schwerts flirtet...  ;)

Wenn einem das erstmal klar ist, dann greifen die Moves da auch richtig gut ineinander und unterstützen das Spiel meinem Eindruck nach sehr gut.

Womit ich zum Teil etwas Mühe hatte:
Als unerfahrene SL war ich mit den SL-Moves etwas überfordert, da diese (vor allem die narrativen Moves) eher eine lose Liste an Inspirationen ohne weitere Erklärungen sind.

Auch mit dem Management der Strings war ich überfordert, die sind bei mir untergegangen und ich habe keinen einzigen eingesetzt. Da es glaube ich fünf oder sechs Basic-Moves gibt, die sich mit dem Gewinnen und Einsetzen von Strings beschäftigen, ist das etwas unglücklich gelaufen. Aber ich war einfach noch sehr gefordert damit, generell zu verstehen, wie das Spiel funktioniert. Ich werde es aber relativ bald nochmal Leiten und denke, ich habe aus der ersten Runde sehr viel gelernt, das ich nun anders machen werde.

Mein Fazit ist darum insgesamt erstmal sehr positiv, da ich auch davon ausgehe, dass meine Probleme, die ich damit hatte, sich grundsätzlich gut lösen lassen; und das, was funktioniert hat, hat sehr gut funktioniert hat und Spaß gemacht.

Zum Thema "Queer":
Allgemein hat dazu finde ich Jiba das weiter oben schon sehr gut auf den Punkt gebracht.
Als persönliche Notiz noch: Selbst als queere Frau hatte ich am Anfang ganz leichte Berührungsängste à la "Am I gay enough to play this?", das ist aber schnell verfolgen. So ist einer der Grundsätze in der Players Agenda:

Zitat
Stand for Justice and Liberation
The PCs aren’t perfect paragons of virtue—they can be gay disasters, they can be flawed people—but they should at least grow to stand for admirable principles.

Das bringt für mich sehr gut zum Ausdruck: Keiner erwartet, dass du alles "richtig" machst und perfekt bist, aber versuch halt, dich weiterzuentwickeln und dich für erstrebenswerte Ziele einzusetzen. Klar, hier gehts um die PCs, aber ich fühle mich da auch als Spielerin und SL angesprochen und gut aufgehoben. In unserer Runde hat es sich für mich auf jeden Fall stimmig angefühlt.
« Letzte Änderung: 3.09.2024 | 16:41 von Aglaia »
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Online Runenstahl

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Das liest sich doch alles recht positiv.

Rein aus Neugierde frage ich mich (wie schon andere vor mir) womit denn die schlechten Bewertungen begründet werden. Solange da nichts konkretes kommt kann man das wohl getrost als eine Art "Reviewbombing" ignorieren (sofern man bei einem derart kleinen Umfang davon sprechen kann... ist mehr so ein Review-Tischfeuerwert-Knaller).
"Reading is for morons who can't understand pictures"
   Gareth (aus der Serie "Galavant")

Online JollyOrc

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ich habe ausgewählte Beiträge aus der vorherigen Diskussion in einen Diskussionsthread für "Queere und Politische Rollenspiele am Beispiel von Charmante Schwerdlesben" verschoben, und diesen geöffnet. Bitte vor dem Posten dort auf jeden Fall die Modanweisung beachten: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128861.msg135237374.html#msg135237374
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Aglaia

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Klingt interessant. Wird darauf eingegangen, wie das Spiel aus einem heterosexuellen Charakter einen queeren macht? Anscheinend auch, wenn der Spieler das vielleicht gar nicht erwartet? Und kann das auch umgekehrt passieren?

An der Stelle wird da nicht weiter darauf eingegangen, aber ich denke, das hat tatsächlich zum Teil mit der Grundmechanik und den Moves des SRD zu tun (siehe was ich als eine meiner größten Erkenntnisse nach einmal spielen aufgeschrieben habe).
Sehr viel läuft eben über Interaktion, Flirten, Versuchen, herauszufinden was jemand will/die Person antreibt, etc. Heartstring-Moves nehmen bei den Basic Moves relativ viel Raum ein, z.B. Entice, Figure out a Person, Influence with a String. Als SL hat man auch so Move-Vorschläge wie "Highlight an adversary’s appeal", "Make them face temptation alone", "Offer conditional love", etc. Natürlich kann man das alles auch einerseits a) rein hetero ausspielen oder b) nicht romantisch interpretieren; aber für mich macht es schon plausibel wieso es leicht passieren kann, dass auch ein ursprünglich hetero konzipierter Charakter im Spielverlauf doch etwas queerer wird. Nicht muss, natürlich, aber es heißt ja auch "don't be surprised if it turns them queer", nicht "the game will turn them queer" ;)
« Letzte Änderung: 3.09.2024 | 13:54 von Aglaia »
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Offline JAW6

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So, erstmal aus Interesse das Buch heute bei meiner lokalen Bücherstube gekauft!