Ohne die 4E von DnD gut genug zu kennen: War „viele Optionen gleich zu machen“ nicht der Vorwurf an die 4E?
Ja, und die Kritik ist auch nicht ganz unberechtigt. Es fühlte sich schon irgendwie alles ähnlich an, weil die Mechaniken für unterschiedliche Klassen alle ähnlich funktionierten. Zumindestens in der gleichen Nische.
Was D&D4 aber großartig gemacht hat, war mal klar "pass auf im Kampf gibt es die und die Subnischen, und Du suchst Dir jetzt eine aus und dann spielst du diese oder jene Klasse und die verhält sich dann so und so. Oder Du nimmst die Klasse Deiner Wahl und akzeptierst deren Nische und die verhält sich dann so und so." ausgesprochen hat.
Damit war allen klar, das es den Tank gibt, der viel aushält und der vorn steht. Und es gibt den Damage Dealer, der viel Schaden macht, aber nicht so viel aushält. Der sollte aber beweglich sein, um sich den Gegnern zu entziehen. Und es gibt den Supporter, der besser hinten steht, aber mit seinen Fähigkeiten die anderen unterstützt.
Das klingt heute ziemlich albern, aber damals war es endlich mal ein System, was das klar und deutlich gesagt hat und wo die Klassenfähigkeiten das auch entsprechend unterstützt haben.
Natürlich ist das nur ein Beispiel für Balancing im Kampf, aber genau genommen ist das ja, wo D&D seinen Fokus in den Regeln hat.
Der Unterschied ist aber dass wenn das Thema "Kampf" ist ich "Tank", "Damage Dealer" und "Supporter" gleichermassen brauche. Dagegen kann es sein dass wenn das Thema "Heomlichkeit" ist ich den Plattenpanzerkrieger am besten vor der Tür abgebe weil der da nur stört.
Das hängt ja davon ab, was und wie man spielen möchte. Wenn immer alle in der Szene sein wollen, mag das stören. Wenn man sich aber auf "vorschleichen und auskundschaften ist Deine Bühne, da warte ich eben und dafür hälst Du Dich besser zurück, wenn es FUBAR (furchtbar aufs Maul) gibt (weil du das eben nicht überlebst)" , hat auch jeder seine Actionszene im Spiel, so wie derjenige es mag (sonst hätte der Spielende seinen Charakter ja nicht so gestaltet).
Was viele eben nicht wahrnehmen, ist, dass es eigentlich nervt, wenn der laute Panzer mitschleicht und der Heilerbarde dafür immer im Kampf mitmischt, usw.
Wenn man sich über Kompetenz-Balancing unterhält:
Entweder kann jeder ein bisschen alles (oder zumindestens genug von den relevanten Aktivitäten) oder jeder hat seinen Bereich wo er richtig gut ist.
Davon ab hängt aber auch die Kampagne, die man spielt. Wenn man "hinter den feindlichen Linien" insgeheim agiert, dann sollte jeder ein wenig Heimlichkeit beherrschen (und der Schleichling muss dann eben herausragend darin sein). Wenn man Konfliktorientiert spielt, sollte jeder mitkämpfen können. Wenn man politische Intrige spielt, sollte jeder ein bisschen... Ihr versteht schon....
Wenn man aber eine abwechslungsreiche Kampagne spielt, dann ist es okay, wenn sich jeder spezialisiert.
Balancing (Form und Notwendigkeit) ist also auch Spielinhalts-abhänigig...