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Wo entwickelt sich Hollywood hin?

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nobody@home:

--- Zitat von: Inquisitor_Majoris am 20.09.2024 | 16:46 ---Ich glaube das nennt man dann Action-Comedy oder Slapstick, also bewusst Filme die sich einfach nicht ernst nehmen. Das ist es doch völlig egal ob Mann oder Frau. Mochte z.B. Planet Terror oder DOA. Rey aus Star Wars war einfach schlecht geschrieben. Im aktuellen Film von ihr Das Erwachen der Jägerin finde ich, dass sie eine gute Leistung abliefert. Wäre anstatt der weiblichen Rey ein männlicher Ray, wäre er wahrscheinlich genauso kritisiert worden - das passt einfach nicht zu Star Wars. In der OT ist Luke ja ständig auf die Schnauze gefallen und musste ständig von irgendjemanden gerettet werden bevor er sich zum Jedi entwickelt hat und das macht den Charakter einfach sympathisch.
--- Ende Zitat ---

Dauernd gerettet werden mußte Luke auch noch, nachdem er sich zum Jedi entwickelt hat. Ohne seine spezielle Beziehung zu Darth Vader hätte der Imperator ihn im dritten Teil doch zum Frühstück verspeist und den Rebellenabschaum da draußen als Nachtisch genommen... :)

Der Unterschied besteht da wohl wirklich wenigstens teilweise darin, daß insbesondere Vader ein glaubhafterer Angstgegner war als Wie-hieß-er-doch-noch-gleich in den Sequels, und daß wir Lukes Entwicklung bis zu dem Punkt, an dem er sich im dritten Teil mit ihm praktisch auf Augenhöhe von Sohn zu Vater unterhalten konnte, zumindest teilweise direkt gesehen haben und nachvollziehen konnten.

Ein Dämon auf Abwegen:

--- Zitat von: 6 am 20.09.2024 | 15:16 ---Black Panther war sogar ein erfolgreicher antirassistischer High-Tier-Genrefilm, der unheimlich von der schwarzen Bevölkerung in den USA als "ihr Film" gefeiert wurde.
--- Ende Zitat ---
Wobei man da mMn erwähnen sollte, das er iirc außerhalb der USA etwas schlechter lief als viele andere Marvel Filme, und das ganze verdammt schwer wäre das mit einem anderen Franchise zu wiederholen wird.

Ich bin mir nicht mal sicher ob Black Pather 3 noch ein sicherer Erfolg wäre, sollten sie den noch machen.

schneeland:

--- Zitat von: 6 am 20.09.2024 | 16:25 ---Das Stichwort ist Afrofuturismus. Es hat von dort jede Menge aus der Stilrichtung übernommen. Sozusagen SciFi aus afrikanischer antikolonialer Sicht.

--- Ende Zitat ---


--- Zitat von: Zed am 20.09.2024 | 16:38 --- Ich möchte ergänzen, dass allein die Tatsache, dass ein Schwarzer Superheld gleichberechtigt wie seine weißen Super-Kolleg:innen die Welt retten kann und "Afrika ≠ automatisch rückschrittlich" ist, vom nicht-weißen Publikum als lange erwartetes Statement wahrgenommen wurde - so zumindest habe ich die Rezensionen zu "Black Panther" gedeutet.

--- Ende Zitat ---

Ok, danke Euch Beiden! Beides hatte ich von der Seitenlinie nur eingeschränkt wahrgenommen.

Hintergrund der Frage war auch, ob es hier eventuell eine Binnendifferenzierung gibt, nach der manche Filme als feministisch/anti-rassistisch/generell "woke" wahrgenommen werden, andere aber nicht.
Auch vor dem Hintergrund des von Zed aufgebrachten Punktes:

--- Zitat von: Zed am 20.09.2024 | 16:38 ---Einige Botschaften können manchmal ohne Thematisierung im Plot überbracht werden.

--- Ende Zitat ---

Andererseits spricht der Erfolg von z.B. Brokeback Mountain eher dagegen.

Insgesamt erscheint mir als die von 6 schon hier im Thread angesprochene These, dass bei der Wahrnehmung Qualität von Drehbuch und Schauspielern eine deutlich stärkere Rolle spielen als die Frage, ob progressive gesellschaftliche Themen eine Rolle spielen, plausibler.

Wobei die gesellschaftspolitischen Gräben natürlich nicht verschwinden. Um den Bogen zurück zur Ausgangsfrage zu schlagen: ich fürchte, die Polarisierung bleibt über die nächsten Jahre erhalten.

Für gravierender halte ich persönlich allerdings ohnehin drei Punkte, die hier im Thread schon angesprochen wurden:
Den Trend zu etablierten IPs/Franchises, die steigenden Kosten und die Masse an Content. Alle drei wirken m.E. zusammen, denn ähnlich der Videospieleindustrie sorgen die erhöhten Kosten ja tendenziell für eine verringerte Risikobereitschaft und dann bekommt man eher Neuauflagen bestehender Dinge, nur mit anderer Besetzung, dafür aber mit mittelmäßigem Writing. Was dann (s.o.) potentiell nicht nur diejenigen verstört, die sich insgeheim (oder mittlerweile auch offen) wünschen, die Südstaaten hätten den Bürgerkrieg gewonnen, sondern auch normal-konservative Fans der bestehenden Universen; und umgekehrt auch verhindert, dass wir mehr Filme aus neuen Perspektiven sehen.
Tendenziell müssten also die Kosten runter, um die Auswirkungen von Fehlschlägen in Grenzen zu halten - an der Stelle halte ich es für denkbar, dass stärker auf KI-generierte Inhalte gesetzt wird (nicht für komplette Filme, aber für Einzelbestandteile), was dann aber natürlich eigene Probleme mit sich bringt.
Ansonsten stellt sich mir die Frage, ob der vorläufige Sieg von Netflix in den Streaming-Kriegen ([1], [2]) dafür sorgt, dass der Bedarf nach Eigenproduktionen sinkt und dadurch wieder mehr Luft für gutes Writing entsteht. So richtig glauben mag ich daran noch nicht, aber zumindest ein bisschen Resthoffnung bleibt.

Prisma:

--- Zitat von: Jiba am 20.09.2024 | 14:21 ---Ripley und The Bride sind sogar hardcore-feministische Figuren. Wir dürfen die nämlich nicht durch die gesellschaftliche Brille von heute, sondern im Kontext ihrer Zeit betrachten. Dass Ripley als nicht- oder kaum-sexualisierte Frau einen Science-Fiction-Horrorfilm oder ein Action-Sequel tragen kann... das war ein Gamble. Dass das Publikum einen Film über eine Auftragskillerin, die supervielen Männern in den Arsch tritt, annehmen würde, war auch ein Gamble.
--- Ende Zitat ---
Ich kann da bei bestem Willen keinen Feminismus entdecken. In beiden Filmen geht es nicht um Frauenbewegung, Empowerment, oder ähnliches. Sci-Fi Geschichten mit (kompetenten) Heldinnen gibt es doch schon sehr lange. In der Literatur und im Film (in der Literatur viel früher). Man kann schon bei "Metropolis" von 1927 diskutieren, ob die Figur Maria, bzw. das Maschinenwesen nicht die wahre Protagonistin ist, da sie die wichtigste Figur darstellt. "Devil Girl from Mars" (1954) hat eine Kick Ass Protagonistin, die allen überlegen ist und sogar ein feministisches Thema. Da gibt es weitere Klassiker, wie den "Angriff der 20-Meter-Frau" oder "I Married a Monster from Outer Space", beide von 1958. "Barbarella" (1968), "Carrie" (1976) und das zu Unrecht als Schlefaz verschrieene "Star Crash" (1978) kamen noch vor Alien (1979). So groß kann der Gamble bei Alien also nicht gewesen sein. Und das "Kill Bill" (2003) ein Erfolg wird, war abzusehen und kein Gamble. Tarrantino Filme sind selten Flops, bzw. ich wüsste gar nicht ob ein Film von ihm je gefloppt ist.


--- Zitat von: Jiba am 20.09.2024 | 14:21 ---Würdest du heute eine Szene wie die mit den "Crazy 88" drehen, wo eine Frau, über die wir nur wissen, dass sie eine Auftragskillerin war, Horden von Männern in Grund und Boden kämpft... da ginge der "Cinema Sins"-Zähler schneller hoch als du "Foxy Brown ist aber noch krasser!" sagen kannst. Wir kennen doch den Online-Diskurs.

--- Ende Zitat ---
Absolut ja, ich würde so eine Szene heute so drehen, denn die Figur und der Plot passen. Was ist "Lucy" von 2014? Da kämpft Lucy auch alles und jeden nieder und ist jedem faktisch überlegen. Warum meckert da niemand? Weil Figur und Plot stimmen.

 

--- Zitat von: Jiba am 20.09.2024 | 14:21 ---Es ist halt einfach so, dass einfache Dudes ohne viel Training in Actionfilmen absurde Scheiße überleben und da sagt keiner was. Es ist auch so, dass sie nicht großartig wachsen und keiner sagt was.

--- Ende Zitat ---
Da bin mal ich auf Deine Beispiele gespannt.


--- Zitat von: Jiba am 20.09.2024 | 14:21 ---Aber ich ziehe absolut in Zweifel, dass da eine "feministische Agenda" dran Schuld gewesen sein soll, dass das so ist.

--- Ende Zitat ---
Reys Problem ist, dass sie eine schlecht geschriebene Figur mit Mary Sue Eigenheiten ist. Ob das in der Figurenkonzeption einer "feministischen Agenda" geschuldet ist, will ich nicht bewerten. Holdo hingegen, transportiert eine "feministische Agenda" und um das zu ermöglichen, werden sogar Settingkonventionen gebrochen.


--- Zitat von: Jiba am 20.09.2024 | 14:21 ---Und welche Szenen werden denn da gebaut, um Männer zu demütigen? Da würde ich dann schon gerne Beispiele lesen.

--- Ende Zitat ---
Viers behandelt Fury oft grundlos herablassend, obwohl er ein kompetenter Agent ist und sie nur "Whoosh" kann. Schon in der ersten Szene als sie zusammentreffen passiert das. Dann die Szene mit dem Fingerabdruck, wo Fury regelrecht der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Und wie die Szene mit dem Motoradfahrer plotfördernd ist, wüsste ich auch gerne. All das passiert ohne Plotnot.
Weitere Beispiele, die besonders prägnant und stellenweise sogar offen misandrisch sind: GREUL (Hörspiel), Three-Body-Problem (Netflix-Serie). 

6:

--- Zitat von: Ein Dämon auf Abwegen am 20.09.2024 | 18:30 ---Wobei man da mMn erwähnen sollte, das er iirc außerhalb der USA etwas schlechter lief als viele andere Marvel Filme, und das ganze verdammt schwer wäre das mit einem anderen Franchise zu wiederholen wird.

--- Ende Zitat ---
Naja. Barbie hat rund das Zehnfache des Budgets eingespielt. (In der Hitze der Nacht 1967 übrigens auch.)
Ich wiederhole mich da aber gerne: Der entscheidende Faktor ist immer die Qualität der Filmkunst (Drehbuch, Schauspieler, Regie/Edit), also wie das entsprechende Thema umgesetzt wird. Ghostbusters und Drei Engel für Charlie sind nicht wegen "woke" gefloppt, sondern wegen Defizite in der Filmkunst.
Und da sind wir meiner Meinung nach bei den Problemen Hollywoods und damit wieder voll im Thema des Threads.
EDIT: Gerade erst gesehen. Schneeland hat es meiner Meinung nach verständlich zusammengefasst.

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