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Wo entwickelt sich Hollywood hin?

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Aedin Madasohn:

--- Zitat von: Eismann am  8.09.2024 | 20:10 --- sondern wieviel Zeit sie überhaupt haben, sich mit der Materie zu beschäftigen. Wenn eine Serie von erster Planung bis Veröffentlichung nur ein paar Jahre hat, dann gilt da vermutlich allzu oft auch "Don't make it good, make it wednesday". Und da hilft es dann auch nicht, wenn da ein Autorenteam dransitzt.

--- Ende Zitat ---

wenn brauchbare Dialoge
brauchbare Motive von 08/15 Figuren
Verzahnung von Szene zu Szene

jedes Mal ein paar Jahre rumdümpeln benötigen, bis dann beim Duschen/Staubsaugen/Langstreckeautofahren "etwas" Inspiration vom Himmel fällt...

...verdammte Axt, wie Schmatz_SUPER_sind_wir_ :t:_das wir so häufig in einem Jahr zum Spielen kommen?  ;D
und einige bemalen zusätzlich noch eine Kiste voll Minis für die nächste Sitzung (wir haben hier so wunderschöne Beispiele dafür  :d)

es gab/gibt im deutschsprachigen Raum ja so ein paar Verlage für Groschenromane und gelegentlich auch mal Interviews mit den dort Masse machenden Autoren.
brutal forderndes Schreibhandwerk, wer dort seine "Werkzeugkiste" nicht gut sortiert hält, geht gnadenlos unter.

Da lebt keiner von vom Himmel fallender Inspiration. Und diese Werkzeugkiste des Schreibhandwerkes ist käuflich zu erwerben. Keine mysteriöse Bruderschaft mit Fechtduell und Erstgeburtsopferung oder so, was an Klischee so rumgeistert. Hilfen für "eigene" Abenteuer hat wohl jeder hier von uns im RSP Schrank stehen.

Auch Arbeiten gemäß Vorgaben eines Expose wird in diesen Verlagen geübt. Abgabetermine und Gegenlesen durch Chefredaktion, damit Perry eine neue Wochenausgabe hat.
Und wir reden von Monatsgehältern im mittleren Tausenderbereichen, wenn neben Heft noch ein Monatsbuch "fertig" wird.
Qualmende Tasten, würde ich da sagen.

Nimmt man jetzt diese Basislinie, was sollte den nicht alles rauskommen bei Routiniers, wenn mal 3 Monate "Zeit" wären? 

wenn wir uns einen Plot einfallen lassen, dann recyceln wir doch auch nur "bekanntes"&schon mal dagewesenes
Motivlagen für Schurken&Schergen? Hobbs mit ein paar Seiten, fertig
Die Monographien aus Der Fürst ist auch immer gut für einen Evillord
ein paar fetzige Zitate für einen Borbadianer/Faustianer? einfach mal Nietsches also sprach Zaratruster aufschlagen und ein paar Halbsätze klauen.








 




YY:

--- Zitat von: Ainor am  8.09.2024 | 19:42 ---Und bei 200-400 Millionen wird das Geld für die Kostüme doch wohl da sein.

--- Ende Zitat ---
+

--- Zitat von: Eismann am  8.09.2024 | 20:10 ---Ein wichtiger Faktor sind glaube ich nicht unbedingt die Kosten der Autoren, sondern wieviel Zeit sie überhaupt haben, sich mit der Materie zu beschäftigen. Wenn eine Serie von erster Planung bis Veröffentlichung nur ein paar Jahre hat, dann gilt da vermutlich allzu oft auch "Don't make it good, make it wednesday". Und da hilft es dann auch nicht, wenn da ein Autorenteam dransitzt.

--- Ende Zitat ---

Geld ist offensichtlich da und Zeit wäre zumindest nicht das Kernproblem, wenn man sie sich richtig einteilen würde oder könnte.


Bei den Autoren ist es vielleicht etwas nebulöser, aber an den Kostümen sieht man es dafür um so besser und mMn ist die Ursache großteils identisch:
Es wird schlicht die Notwendigkeit nicht mehr gesehen, solche Sachen handwerklich sauber zu machen.

Teils haben sich Arbeitsweise und Rahmenbedingungen verändert, aber zum größeren Teil hat ein Generationenwechsel mit einem enormen Kompetenzverlust stattgefunden, nicht nur bei den großen Regisseursposten, sondern auch in der mittleren Arbeitsebene. Dort sind fast nur noch die Nachfolger und Zöglinge derer vertreten, die das jeweilige Handwerk auch schon nicht mehr von der Pike auf gelernt haben, sondern immer mit vielfältigen Abkürzungen, unhinterfragten Routinen und allerlei technischen Helferlein gearbeitet haben (in der IT ist das sektorenweise sehr ähnlich, habe ich mir sagen lassen).
Und so wird dann das, was früher als Anfängerfehler oder missliebige Auswirkung eines zu geringen Budgets eingeordnet worden wäre, zum Normalfall und damit auch zur Messlatte.

 

Eismann:
Die Rotationsgeschwindigkeit hat sich aber wohl auch erhöht, gerade durch Netflix und Co. Da müssen Serien schnell rausgeballert werden, um gegen die Konkurrenz nicht alt auszusehen. Andererseits muss sich das alles rentieren, also findet die Produktion auf Kante und gleichzeitig von diversen Gremien kontrolliert statt. Und da geht es dann eben nicht um "ein paar Jahre", sondern um ein paar Wochen, vielleicht Monate. Die Serie will ja auch noch vorproduziert, gedreht und nachproduziert werden.
Und wenn man dann im schlimmsten Falle vor dem Berg an Hintergrundmaterial von Star Wars oder Tolkien steht, und nicht eingestellt wurde, weil man dafür ein Spezialist ist, sondern angeheuerter Drehbuchschreiber... tja, dann kommt da halt gerne mal Käse bei rum.
Nichts gegen die Tanelorn-Schulterklopferei, aber Qualität braucht nun einmal ihre Zeit.

YY:

--- Zitat von: Eismann am  8.09.2024 | 23:10 ---Und da geht es dann eben nicht um "ein paar Jahre", sondern um ein paar Wochen, vielleicht Monate. Die Serie will ja auch noch vorproduziert, gedreht und nachproduziert werden.

--- Ende Zitat ---

Das ist z.B. so eine Stelle mit veränderten Rahmenbedingungen.
Früher wurden viele erfolgreiche Serien quasi "just in time" produziert, d.h. man hatte vielleicht 1-2 Folgen in Reserve, aber grundsätzlich wurde die Folge produziert, die dann nächste Woche gesendet wurde.
Das hatte so einige negative Nebeneffekte, allen voran die spürbar schnell zusammengeklöppelten Füller-Folgen, die teils auch zustande kamen, weil Teile des Casts durch Krankheit, Unfälle etc. nicht verfügbar waren. Im Rückblick eigentlich völlig irre, aber so war es eben.


Wenn ich jetzt aber als Streaming-Anbieter den Anspruch habe, dass eine Serie einen durchgehenden und ansprechenden Staffel-Plotbogen hat und dann über mehrere Staffeln noch mal einen großen Bogen - das kann ich eben nicht mehr hinschludern* und auch nicht ständig nach 1-2 Staffeln den Stecker ziehen und was neues anfangen. Das wird nämlich mit dieser Schlagzahl nichts und irgendwann machen die Zuschauer es auch nicht mehr mit, ständig angefixt und dann im Regen stehengelassen zu werden. Dann doch lieber "problem of the week" mit guter Durchschnittsqualität.

*Solche Serien gab es recht kurz vor der Streaming-Zeit und in deren Anfängen. Da konnten die Streaming-Dienste hier und da noch die Lorbeeren abgreifen, aber insgesamt hat sich gezeigt, dass deren Anreizstrukturen und Operationsweise solche Serien auch eher verhindern als begünstigen.
Wobei "hinschludern" gegenüber dem alten just in time-Modell auch wieder unfair ist, weil das offensichtlich trotz allem eine gut geölte Maschine war, die im Schnitt brauchbar bis gut geliefert hat. Zumindest da, wo gute Leute an den wichtigen Stellen saßen.



--- Zitat von: Eismann am  8.09.2024 | 23:10 ---Qualität braucht nun einmal ihre Zeit.

--- Ende Zitat ---

Vor allem braucht sie die richtigen Köpfe und passende Rahmenbedingungen. Beides gibt es aus verschiedenen Gründen nicht mehr in der gleichen Form wie früher, was für mich z.B. dazu geführt hat, dass ich quasi gar keine Filme oder Serien mehr schaue, der ich bis in die späten 2000er hinein quasi meinen Zweitwohnsitz im Kino hätte anmelden können.


Ich sehe auch nicht, wie man als Streaming-Anbieter oder als ganze Branche inklusive Hollywood ohne großen Knall wieder aus der Nummer raus kommt :-\

Raven Nash:
Wer schonmal die Original-Kostüme von Ep. IV live gesehen hat weiß, dass auch damals schon viel Husch-Pfusch gemacht wurde. Der Unterschied ist, dass sich Kamera/Regie darüber im Klaren waren, und entsprechend fotografiert haben, damit man das eben nicht sieht. CGI zum Nachbearbeiten gab's nicht in der Form.
Da hatte man eben ein Kostüm für Nahaufnahmen und mehrere schlechtere für die Totalen.

Wenn man aber in RoP mal eben ein mit Schuppenmuster bedrucktes Rashguard unter die Plastikrüstung tut, und das in Nahaufnahme zeigt, zeugt das entweder von Unfähigkeit oder Ignoranz.

IMHO besteht auch ein Problem in einem gewissen Personenkult bei Regisseuren und Showrunnern. Ich persönlich kümmer mich nicht um die Leute, aber offenbar bringen bestimmte Namen Publicity. Und die wollen dann auch entsprechend bezahlt werden. Auch wenn sie Mist abliefern.

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