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Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Aedin Madasohn:
wenn schon so viel nach dem Label "könnte Spuren von Katholizismen enthalten" gesucht wird, vielleicht auch mal über den römisch-päpstlichen Tellerrand in Richtung
Gnostik mit Allgottheit vs. unvollkommener Demirug
klassisches Avesta mit Zentrale "gute Gottheit" mit Abschnittsbevöllmächtigten vs Antagonist mit seinen Gegenpolen der Abschnittsbevollmächtigten
sehen.
"gute Schöpfung" wird verdorben, vergiftet (bzw. vergiftende Tiere werden aus der Schöpfung herausgeschnittenen und verseuchen Landstriche)
@Bibel und "Engel"
ein Powerniveau in Form von Damage per Round liefert das Bibel-GRW leider nicht. Dementsprechend läuft da viel ins Unbestimmt-leere
ob Tolkien, wenn er Engel in seinen Briefen benutzt, ein konkretes Powarszlevel samt quantivizierbarer Stufe meint (schenkt Form plus Leben, nur Form, umformt nur bis Größenanpassung Volumen x2) oder "nur" einen Begriff nutzt, um "schneller" im Brief voranzukommen und woanders hin zu wollen?
ich denke, das ist jedem schon mal selbst untergekommen (etwa im :t: ).
Flugs einen (humpelnden) Vergleich am Wegesrand liegengelassen und...
ZACK
größter Haarspalter-Sematiker-Rapuliziererkrieg ever ausgelöst.
dreisam:
--- Zitat von: caranfang am 20.09.2024 | 16:53 ---Tolkien hat versucht ein sehr katholisches Buch zu schreiben, ohne dabei auf das Thema Religion einzugehen.
--- Ende Zitat ---
In wie weit Tolkien den Herrn der Ringe als katholisches Werk willentlich konzipierte und umsetzte, kann aus seinen Briefen erschlossen werden.
* Brief #142 an Robert Murray (1953), erster Absatz.
* Brief #213 an Deborah Webster (1958), zweiter Absatz.
In J.R.R. Tolkiens Vorstellung sollten der Herr der Ringe und die übrigen Mittelerde-Geschichten zu Zeiten spielen, die vor den Versprechen des Matthäus- (Kapitel 28, Vers 20) und des Johannes-Evangeliums (Kapitel 14, Vers 16) lagen. Dies wird besonders deutlich im letzten Dialog zwischen den beiden überlebenden Fëanor-Söhnen Maedhros und Maglor.
* Das Silmarillion: Quenta Silmarillion, Kapitel 24.
Tatsächlich konnten ausschließlich die Valar mit ihrer Schöpfungsgottheit namens Eru Ilúvatar in Kontakt treten. Ein einziges Mal nur – und für bloß kurze Zeit und für einen einzigen Charakter – wurde diese Regel durchbrochen.
* Brief #297 an Mr. Rang (1967), letzter Absatz.
* Brief #156 an Robert Murray (1954).
Zed:
Danke, dreisam, insbesondere für die Quellenhinweise!
Wer die Briefe nicht im Bücherregal stehen hat, kann zumindest einen Eindruck/eine Zusammenfassung hier finden: https://tolkiengateway.net/wiki/Letter_213
Leider finde ich ohne gedruckte Ausgabe nicht den Hinweis, auf den Du, dreisam, anspielst, was Tolkien selbst über die Abwesenheit von Tempeln und der These, dass die Valar für eine Anbetung vielleicht zu nahbar waren, geschrieben hat:
--- Zitat von: dreisam am 21.09.2024 | 13:20 ---Dazu hat sich J.R.R. Tolkien ebenfalls in einem Brief geäußert.
* Brief #153 an Peter Hastings (1954), fünfte Anmerkung.
--- Ende Zitat ---
Könntest Du das ausführen?
Die von Euch genannten Einschränkungen des Vergleichs der Valar mit den griechischen Gottheiten war für mich schon sehr hilfreich.
Jetzt würde ich - wie im Titel des Threads schon erwähnt - auch gerne Eure Meinung wissen, was die Creator der Serie "Ring of Power" in Bezug auf Religion richtig dargestellt haben, bzw gut oder schlecht erfunden haben.
Die Tonstatuette von (wahrscheinlich) Nienna, die in der 5. Folge / 2. Staffel zum Gedenken von Gefallenen angebetet wird, fühlt sich für mich noch irgendwie stimmig an, aber das Gottesurteil, das in E6S2 gezeigt wird, bringe ich gar nicht mit Tolkiens Pantheon in Verbindung.
Ich kann noch gar nicht genau in Worte fassen, was alles für mich an dieser Idee nicht stimmt: das seltsame Ungeheuer oder die Vorstellung, dass die Valar von den Menschen um Gottesurteile befragt werden.
Dieses Motiv könnte ich mir als missbräuchliches, verkapptes Todesurteil wie in unserer eigenen Geschichte erklären, und in der Serie "funktioniert" es ja wohl auch als Kommunikationskanal mit den Valar.
Dass die Valar (außer Morgoth), wie Tolkien sie portraitiert, die Idee eines Menschenopfers, das sie verhindern sollen, gut finden könnten, kann ich mir nicht vorstellen.
unicum:
Ausser in seinen Briefen ist finde ich recht wenig katholisches in seinen Romanen zu finden. Ausser der tatsache das es nur einen richtigen Gott gibt und einen gefallenen Engel (was nicht speziflisch katholisch ist, das kommt schon alles im AT oder in Varianten davon vor). Aber gibt es in der Myhologie von Mittelerde ein Gegenstück zu einem Erlöser? Selbiges ist ja zentrales Objekt im christlichen Glauben.
nobody@home:
--- Zitat von: unicum am 21.09.2024 | 21:30 ---Ausser in seinen Briefen ist finde ich recht wenig katholisches in seinen Romanen zu finden. Ausser der tatsache das es nur einen richtigen Gott gibt und einen gefallenen Engel (was nicht speziflisch katholisch ist, das kommt schon alles im AT oder in Varianten davon vor). Aber gibt es in der Myhologie von Mittelerde ein Gegenstück zu einem Erlöser? Selbiges ist ja zentrales Objekt im christlichen Glauben.
--- Ende Zitat ---
Streng genommen nicht. Eru ist da gegenüber speziell den Menschen sogar extra großzügig, weil die nach ihrem Tod eben nicht wie etwa die Elben an die Welt gebunden bleiben, sondern sie hinter sich lassen können -- bei allen Schwächen, die die Menschen bei Tolkien sonst so haben mögen, müssen sie letztendlich erst gar nicht groß von einer "Erbsünde" oder ähnlichem Schuldig-durch-Existenz-Gefasel erlöst werden.
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