Ich denke, wieviel Regellöcher und wieviel willkürliches Weglassen von Regeln ein Regelwerk verträgt, hängt stark davon ab, was die Spielgruppe damit macht. Es ist ja schon lange klar, dass es da, sehr grob gesagt, zwei Gruppen von Rollenspielern gibt: 1) Leute, die Regeln gern so anwenden möchten, wie sie im Buch stehen, weil Regeln. 2) Leute, denen das egal ist und die sich eher impressionistisch und handwedelnd durch die Regeln bewegen.
Als jemand, der eher zur zweiten Gruppe gehört und der Erfahrung mit nur teilweise gelesenen, nur dem roten Faden nach umgesetzten Regeln hat, kann ich sagen, dass ein sehr nachlässiger Umgang mit Regeln problemlos funktioniert, wenn alle am Tisch sich einig sind.
Die Regeln können dann eher als Beitrag zum Verständis des Spiels in groben Zügen verstanden werden und wirken sich entsprechend aus. Wenn die Regeln sagen, dass das Spiel eher tödlich ist, dann kann man das so spielen, auch ohne die Regeln wirklich im Detail verstanden zu haben. Wenn die Regeln z.B. detaillierte Möglichkeiten dafür vorgeben, dass sich Verletzungen langfristig auswirken, dann beeinflusst das das Spiel. Umgekehrt natürlich auch.
Zur Eingangsfrage müsste ich sagen, dass es mir auf das Genre ankommt. In Midgard würde ich mir mehr Tödlichkeit und etwas mehr Abschreckung bei der Gewalt wünschen. Bei Castle Falkenstein brauche ich das nicht. Konsequenzen von Gewalt habe ich gern in den Regeln. Was ich z.B. auf keinen Fall brauche, sind Regeln für Folter; ich tue mich schon mit "Verhören" ohne weitere Details eher schwer. Das möchte ich einfach nicht spielen.