Autor Thema: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?  (Gelesen 935 mal)

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Offline Percusor

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Ich entwickle grade eine Welt für eine Solo-Pen&Paper, das viel Wert auf Stimmigkeit legt. Ziel des Spiels soll es einmal sein, dass der Spieler nach und nach (wie ein Entdecker) die Welt erkundet und immer mehr darüber erfährt. In dieser Welt leben fünf Völker, die historisch aus einem Urvolk hervorgegangen sind. Ihre Sprachen haben sich entsprechend aus einer Protosprache und weiteren Abspaltungen entwickelt.
Das an sich ist schon einRiesen-Projekt und ich bin alleine nicht weit gekommen. Hätte jemand Lust, sich sehr ernsthaft mit dieser linguistischen Herausforderung auseinanderzusetzen?
Zunächst müsste ein Vokabular für die Protosprache entwickelt werden, aus der dann durch stimmige linguistische Regeln (Lautverschiebungen etc) die neuen Sprachen hervorgehen. Für alle Sprachen ist auch eine rudimentäre Grammatik vorgesehen, damit z.B. Orts- oder Eigennamen korrekt in der jeweiligen Sprache übersetzt werden können.
Meldet Euch bei Interesse gerne per Email - oder könntet ihr mir ein Forum empfehlen, in dem ich auf Leute stoße, die so etwas mit anpacken würden?
« Letzte Änderung: 21.11.2024 | 16:10 von Percusor »

Offline 1of3

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #1 am: 21.11.2024 | 16:11 »
r/conlangs ist eine gute Anlaufstelle. Vielleicht weniger um Mitarbeiter zu finden, wobei du das natürlich versuchen kannst, aber auf jeden Fall für Know-How. Die haben auch einen Discord-Kanal.

Phonetik/Phonologie und damit Lautwandel ist nun genau das, was ich selber nicht gut kann.

Offline Aedin Madasohn

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #2 am: 21.11.2024 | 17:09 »
ich kann dir ein paar Beispiele nennen, würde aber nicht zu viel in so was investieren.

klassisches persisch und Sanskrit sind verwandt
sie haben aber einen S und H Wechsel, etwa bei den Zahlworten
ebenso römisch und griech
6 sex hex
7 sept hept
erkennen einige vielleicht aus der organischen Chemie wieder  ;)

später wechselten die Perser ihr "P" gegen "F" aus (nach der arabischen Eroberung)

im germanischen Water zu Wasser

es gibt zwei alte walisische Manuskripte, aus deren Transliteration für den Familiennamen mab und fap auftauchen. Mac und Mc im Verhältnis Irisch zu Skotisch

da lassen sich ein paar Erkennungszeichen für jeweils eines der 5 Völker von machen.

du kannst dir auch ein Wörterbuch für altaramäisch(nordwestsemitisch)/akkadisch(ostsemitisch)/sumerisch(eigenständig) schnappen und daraus anfangen, nach einem Schemata in Richtung der einzelnen Völker zu rendern





Offline Percusor

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #3 am: 22.11.2024 | 08:20 »
ich kann dir ein paar Beispiele nennen, würde aber nicht zu viel in so was investieren.

klassisches persisch und Sanskrit sind verwandt
sie haben aber einen S und H Wechsel, etwa bei den Zahlworten
ebenso römisch und griech
6 sex hex
7 sept hept
erkennen einige vielleicht aus der organischen Chemie wieder  ;)

später wechselten die Perser ihr "P" gegen "F" aus (nach der arabischen Eroberung)

im germanischen Water zu Wasser

es gibt zwei alte walisische Manuskripte, aus deren Transliteration für den Familiennamen mab und fap auftauchen. Mac und Mc im Verhältnis Irisch zu Skotisch

da lassen sich ein paar Erkennungszeichen für jeweils eines der 5 Völker von machen.

du kannst dir auch ein Wörterbuch für altaramäisch(nordwestsemitisch)/akkadisch(ostsemitisch)/sumerisch(eigenständig) schnappen und daraus anfangen, nach einem Schemata in Richtung der einzelnen Völker zu rendern

Genau so soll es laufen. Ich habe das auch schon selbst angefangen, aber schnell festgestellt, dass eine Beschäftigun  g mit Sprachen total den Rahgmen sprengt, wenn man zusätzlich noch die historische Entwicklung von Städten, eine Geschichtstabelle, Charakterisierung und Beschreibung von Völkern etc machen möchte. Deswegen würde ich die SPrachentwicklung gerne an einen Fan "outsourcen". Aber es muss schon ein hartgesottener Nerd sein, denn es ist wirklich ein sehr umfangreiches Projekt.

Offline Paßwächter

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #4 am: 22.11.2024 | 11:15 »
Wer soll diese Sprache eigentlich sprechen? Oder geht es ausschließlich um Namen?

Meiner Erfahrung ist, daß auch da, wo es setting-spezifische Begriffe gibt, die doch eher durch "Allerweltsworte" ersetzt werden, wenn man nicht gerade sehr tief in der Materie drinsteckt. In einigen Rollenspielen werden ja Distanz- und Zeitangaben settingspezifisch festgelegt - und am Spieltisch sind es dann "etwa 400 Meter" oder "naja, so anderthalb Stunden".

Für Romane mag das gehen, sich settingspezifische Begriffe zu nehmen und (halbwegs) durchgehend zu verwenden. Aber im Rollenspiel müss(t)en die Spieler diese Begriffe ja auch erst lernen, damit sie Verwendung finden. Das einzige, was vom "Flair" bleibt, sind damit oftmals nur die Namen - die sind ja ohnehin arbiträr.

Offline Percusor

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #5 am: 22.11.2024 | 11:53 »
Wer soll diese Sprache eigentlich sprechen? Oder geht es ausschließlich um Namen?

Meiner Erfahrung ist, daß auch da, wo es setting-spezifische Begriffe gibt, die doch eher durch "Allerweltsworte" ersetzt werden, wenn man nicht gerade sehr tief in der Materie drinsteckt. In einigen Rollenspielen werden ja Distanz- und Zeitangaben settingspezifisch festgelegt - und am Spieltisch sind es dann "etwa 400 Meter" oder "naja, so anderthalb Stunden".

Für Romane mag das gehen, sich settingspezifische Begriffe zu nehmen und (halbwegs) durchgehend zu verwenden. Aber im Rollenspiel müss(t)en die Spieler diese Begriffe ja auch erst lernen, damit sie Verwendung finden. Das einzige, was vom "Flair" bleibt, sind damit oftmals nur die Namen - die sind ja ohnehin arbiträr.

Ich räume ein, dass das Ansinnen etwas speziell ist.
Die Besonderheit bei diesem "Rollenspiel" ist, dass es vorrangig darum geht, dass der Charakter nach und nach eine ganz neue Welt entdeckt. Ziel ist es hier also nicht vorrangig, Gegner zu bekämpfen, Fallen zu entschärfen oder Rätsel zu lösen, sondern à la Humboldt oder Marco Polo eine neue Welt zu erkunden. Wenn dann dem Spieler irgendwann auffällt, dass es zwischen verschiedenen Sprachen Wortverwandtschaften gibt, dann ist das intendiert.
Vergleichbar ist das in etwa mit dem Herrn der Ringe, wo ja auch jeder merkt, dass "Minas Tirith" und "Minas Morgul" irgendwie beide etwas mit "Minas" enthalten und dass da wohl ein Sinn dahintersteckt.
Und ja: die Sprache soll schon möglichst weit entwickelt werden, weil nach und nach auch kulturelle Besonderheiten der Völker offenkundig werden, die mit Begriffen belegt sein müssen.
Pluralbildung wäre ein Beispiel: so soll zwischen einem und mehreren Angehörigen des Volkes unterschieden werden. (Herr der Ringe: Rohir vs Rohirrim)
Genitive sind z.B. wichtig, wenn man einen Ort benennt: Krone der Berge, Fluss der Grenze etc...
Ebenso die korrekte Bildung von Adjektiven: Schöne Felsen vs schöner Felsen

Es geht also darum, dass der Spieler merkt: Hoppla, da stimmt alles, da gibt es Zusammenhänge, das ist eben gerade nicht nur so dahererfunden.

Offline felixs

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #6 am: 22.11.2024 | 13:23 »
Was die Morphologie angeht, möchte ich anmerken, dass es auch Sprachen gibt, die (weitgehend) ohne Morphologie auskommen. Z.B. Chinesisch und Vietnamesisch oder Khmer. (Es ist sprachhistorisch ein wenig komplizierter und die frühesten Zeugnisse zeigen noch Reste von Morphologie, das kann man aber vermutlich für diesen Zweck vernachlässigen). Allerdings gibt es in den gleichen Sprachfamilien dann auch wieder morphologisch komplexere Sprachen (Tibetisch als mit dem Chinesischen verwandte Sprache). Und natürlich spielen Einflüsse und Entlehnungen auch eine wichtige Rolle.
 - die gehorchen dann nicht unbedingt den Entwicklungsgesetzen, weil es sie zum Zeitpunkt der Veränderungen noch gar nicht gab.
Man könnte also mit solchen Sprachen beginnen und erspart sich dann ziemlich viel Aufwand.

So oder so ist das ganze ziemlich ambitioniert. Tolkien hat ein halbes Leben für seine Sprachen gebraucht und hat trotzdem bei weitem nicht alles berücksichtigen können. Fehler sind auch drin (was andererseits vielleicht nicht schlimm ist, Fehler finden sich ja in allen historischen und Sprachzeugnissen).
« Letzte Änderung: 22.11.2024 | 13:35 von felixs »
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Offline Paßwächter

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #7 am: 23.11.2024 | 12:58 »
Das Ansinnen hat das Potential, auf Dauer nicht ein größeres, sondern ein monumentales zu werden...

Leider sind alle besseren Linguisten in meiner Filterblase gerade arg beschäftigt, vor allem die, die zugleich auch rollenspiel-affin sind. Sonst hätte ich die Anfrage gern weitergeleitet, aber derzeit ist das chancenlos.

Früher hat es zum Thema "Sprachenbasteln" auch Bücher gegeben, inzwischen sind es wohl eher Youtube-Videos. Und in der großen weiten Welt der Foren lässt sich auch so einiges finden wie z.B. einen "Sprachenbastel-Workshop" auf weltenbastler.net. Vielleicht kann man in so einem Umfeld auch jemand finden, der Interesse am Basteln von Sprachen hätte, aber selbst den Rest der Welt nicht entwickeln will?

Ich selbst habe leider auch nicht so recht Zeit und möchte mich darum im Moment auf nichts festlegen.

Offline Jed Clayton

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #8 am: 23.11.2024 | 16:06 »
Ach du meine Güte!

Das erinnert mich nun glatt an meine allerersten Gehversuche und Experimente im P&P-Hobby. Ich war eben damals, 1991, auch zumindest vom Grundansatz her schon von Tolkien beeinflusst, obwohl in den Herrn der Ringe gar nicht gelesen hatte, denn für mich war klar, dass ich in einer selbst erfundenen Fantasy-Welt auch bestimmte passende Sprachen für die einzelnen Länder und Völker haben wollte und dass bestimmte Sprachen natürlich mit Nachbarsprachen mehr oder weniger eng verwandt waren. Seltsam, dass man als blutiger Anfänger, noch nicht mal aus der Schule draußen, meint, alle möglichen monumentalen Dinge stemmen zu können.

Etwas später, als Student 1996, als ich gerade ein Semester mit Sprachwissenschaft hinter mir hatte, habe ich mir für mein damaliges GURPS-Setting auf einem exotischen Dschungelplaneten die Sprache "Ajimâi" (der Zirkumflex ist wichtig ;) ) ausgedacht, und weil nur ein ganz bestimmter kriegerischer Stamm diese sprechen sollte, habe ich mir noch Nachbarstämme ausgedacht, die sozusagen Dialekte davon redeten - mit ai zu ei, â zu ô, h zu ch und immer so weiter. Ich habe quasi das, was ich aus meinem 1. Semester behalten hatte, einfach spaßeshalber auf eine Fantasy-Sprache übertragen. Mehr war das nicht. Meine Notizen und Ringblockseiten von 1996 habe ich jetzt aber nicht mehr zu Hand. Das ist nun alles rund 30 Jahre her, und da wir ja letztlich Abenteuer spielen und keine fiktionalen Sprachen lernen wollten (ein vermehrtes Interesse an Klingonisch- oder Quenya-Kursen gab es damals Mitte der 90er-Jahre bei uns wohl noch nicht), habe ich das alles aufgegeben.

Noch heute amüsieren sich einige meiner Mitspieler darüber, wenn ab und an am Spieltisch mal der Linguist oder besser gesagt der "Sprachen-Nerd" bei mir durchkommt und ich dann spontan benötigte Namen für Orte, Städte, Berge, Flüsse und so weiter heraushaue, die für die meisten "Otto-Normal-Rollenspieler" unaussprechlich wirken. Die meisten meiner Spieler sind schon genug damit versorgt, Englisch als "Verkehrssprache" im Gaming-Hobby einigermaßen zu beherrschen (sie sprechen aber bis heute Wörter wie "melee" und "supplement" falsch aus...) und ich habe auch Leute am Tisch, für die Deutsch nicht ihre Muttersprache ist.

Ich könnte aber mit wenig Aufwand Kontakt zu einem Linguisten aus Spokane, Washington herstellen, mit dem Spezialgebiet pazifik-nordwestliche indigene Sprachen der amerikanischen Ureinwohner (wie Coast Salish, Nuu-chah-nulth, Haida, Chinook, Nez Perce bzw. Nimipuutímt, Métis-Französisch), Doktorarbeit über den Chinook Jargon im Raum Kamloops, Kanada, den man zur Kreation von Conlangs anwerben kann - würde natürlich etwas kosten. Seine Preise kenne ich nicht.

Ich schätze aber das Ansinnen und wünsche dir / euch in jedem Fall viel Spaß und Erfolg damit!
"Somewhere there is danger, somewhere there's injustice, and somewhere else the tea is getting cold."

(Doctor Who, Survival, 26th season, serial 4, part 3)

Offline Percusor

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #9 am: 25.11.2024 | 08:03 »
Ach du meine Güte!

Noch heute amüsieren sich einige meiner Mitspieler darüber, wenn ab und an am Spieltisch mal der Linguist oder besser gesagt der "Sprachen-Nerd" bei mir durchkommt und ich dann spontan benötigte Namen für Orte, Städte, Berge, Flüsse und so weiter heraushaue, die für die meisten "Otto-Normal-Rollenspieler" unaussprechlich wirken.

Ich könnte aber mit wenig Aufwand Kontakt zu einem Linguisten aus Spokane, Washington herstellen, mit dem Spezialgebiet pazifik-nordwestliche indigene Sprachen der amerikanischen Ureinwohner (wie Coast Salish, Nuu-chah-nulth, Haida, Chinook, Nez Perce bzw. Nimipuutímt, Métis-Französisch), Doktorarbeit über den Chinook Jargon im Raum Kamloops, Kanada, den man zur Kreation von Conlangs anwerben kann - würde natürlich etwas kosten. Seine Preise kenne ich nicht.

Ich schätze aber das Ansinnen und wünsche dir / euch in jedem Fall viel Spaß und Erfolg damit!

@ Jet Clayton:
Erst einmal vielen Dank für diese erschöpfende Antwort. Ein Mann vom Fach - beeindruckend. Einen wichtigen Punkt hast Du aufgebracht, zu dem ich noch Stellung nehmen möchte: die Eingängigkeit und Aussprechbarkeit - und deswegen kommt Dein spannendes Angebot der Ur-amerikanischenm Sprachen für mich auch eher nicht in Frage. Bei Tolkien merken wir schon, dass er die Sprachen an tatsächlich existierende europäische angelehnt hat, die vielen Lesern auch in irgendeiner Form unterbewusst vertraut sind. (Übrigens ist meine These, dass er gaaanz viel bei Felix Dahn's "Ein Kampf um Rom" geklaut hat, lest das mal, ihr werdet staunen!) Eine dem europpäischen Ohr und Sprachgefühl völlig fremde Sprache läuft Gefahr, zu wenig Akzeptanz zu finden. Irgendwie will man sich die wichtigsten Wörter ja merken können. Es kommt also auch darauf an, die Sprache so zu entwickeln, dass sie dem Höhrer irgendwie vertraut erscheint, aber auch nicht zu banal (also keine Kreolsprache oder so). Ja ja, ein Projekt, an dem ich den kurzen Rest ,meines Lebens herumbasteln kann...

Offline Paßwächter

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #10 am: 25.11.2024 | 09:35 »
Ich hatte auch den Gedanken, eine bestehende Sprachfamilie zu verfremden. Man könnte ein paar einfache Veränderungsregeln erstellen, damit klar ist, daß es eben nicht die Sprachen selbst sein sollen (sonst kommt noch einer und moniert, daß man irgendeine obskure Sonderregel nicht beachtet hat).

Wenn man sich dabei noch die Freiheit nimmt, das Sprachregelwerk weiter zu vereinfachen, müsste der Aufwand sich in Grenzen halten können  :think:...

Offline felixs

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #11 am: 25.11.2024 | 15:20 »
Weil es oben angesprochen wurde: Es schadet auch nicht, sich frühzeitig Gedanken um Schrift und Orthographie zu machen. Leider ist es ja recht beliebt, durch exotische Sonderzeichen ein Gefühl von Fremdartigkeit zu erzeugen, wo dann aber niemand weiß, wie man das aussprechen soll. Grundsätzlich würde ich da zu einfachen Mitteln raten. (Wenn in der Schreibung z.B. "c", "k" und "q" vorkommen, dann möchte ich gern wissen, was damit gemeint ist. Und wenn "a" und "â" vorkommen, möchte ich gern den Unterschied wissen, etc. Es hilft da meist, sich auch Gedanken zu machen, wie die Verschriftung überhaupt funktionieren soll. Da kann auch ein Blick auf unterschiedliche Schriftssysteme und auf historische Schreibpraxis nicht schaden. Gleichzeitig muss man es sich nicht unnötig schwer machen und das ganze darf ruhig vernünftigt und nachvollziehbar sein - im gegensatz zu irdischer historischer Praxis).

Einen Blick wert sein könnte übrigens auch Tad Williams' Osten-Ard-Bücher. Der hat recht konsequent aus irdischen Realvorbildern entlehnt und es gibt umfangreiche Glossare (zumindest in einigen Büchern/Ausgaben). Es gibt da auch ein paar Probleme, aber insgesamt finde ich das recht inspirierend.

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Offline Jed Clayton

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #12 am: 25.11.2024 | 17:33 »
Weil es oben angesprochen wurde: Es schadet auch nicht, sich frühzeitig Gedanken um Schrift und Orthographie zu machen. Leider ist es ja recht beliebt, durch exotische Sonderzeichen ein Gefühl von Fremdartigkeit zu erzeugen, wo dann aber niemand weiß, wie man das aussprechen soll. Grundsätzlich würde ich da zu einfachen Mitteln raten. (Wenn in der Schreibung z.B. "c", "k" und "q" vorkommen, dann möchte ich gern wissen, was damit gemeint ist. Und wenn "a" und "â" vorkommen, möchte ich gern den Unterschied wissen, etc. Es hilft da meist, sich auch Gedanken zu machen, wie die Verschriftung überhaupt funktionieren soll. Da kann auch ein Blick auf unterschiedliche Schriftsysteme und auf historische Schreibpraxis nicht schaden. Gleichzeitig muss man es sich nicht unnötig schwer machen und das ganze darf ruhig vernünftig und nachvollziehbar sein - im Gegensatz zu irdischer historischer Praxis).

Es gibt sogar Romane namhafter Sci-Fi- und Fantasy-Schriftsteller, die dann im Anhang mit einem Namensverzeichnis samt "Ausspracheanleitung" um die Ecke kommen. Dort hat sich mancher dann unnötig verkünstelt und es dem Leser auch nicht gerade leicht gemacht. Ich erinnere mich, schon so etwas gesehen zu haben wie:

Der Begriff für etwas wichtiges Magisches in der Welt wird "oiauueaghielh" geschrieben. Ausgesprochen wird es aber "iihel". ;)

Zitat
Einen Blick wert sein könnte übrigens auch Tad Williams' Osten-Ard-Bücher. Der hat recht konsequent aus irdischen Realvorbildern entlehnt und es gibt umfangreiche Glossare (zumindest in einigen Büchern/Ausgaben). Es gibt da auch ein paar Probleme, aber insgesamt finde ich das recht inspirierend.

Ja, tatsächlich ist Williams dort sehr geschickt mit mehreren pseudo-europäischen Sprachen. Eine soll wie Italienisch klingen, eine wie Norwegisch, eine eventuell wie Irisch. Und die Schreibweisen sind so, dass sie von der Mehrheit der englisch- und deutschsprachigen Leser als relativ vertraut und flüssig sprechbar empfunden werden.

Das ist übrigens auch genau ein Punkt, den mein Bekannter, der seinen Doktortitel in Linguistik hat, mindestens einmal konkret kritisiert hat. Sinngemäß erzählte er mir einmal in einem Zoom-Call: "Immer dann, wenn ich sehe, dass westliche Autoren eine Conlang für eine fiktionale Welt erfunden haben, basieren sie ihre Conlang auf den Regeln und Gewohnheiten einer nordwesteuropäischen Sprache..." Soll heißen: Es gibt unter den Sprachen der Welt noch so viel anderes zu entdecken, z.B. bei den nordamerikanischen indigenen Sprachen, den innerafrikanischen Sprachen, den dravidischen Sprachen Südindiens, den Sprachen isolierter Völker (z.B. Georgisch, Baskisch u.a.). Aber im Endeffekt bleiben wir gemütlich in unserer eigenen Ecke.
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Offline 1of3

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #13 am: 26.11.2024 | 06:14 »
Polynesisch-tümelnd (besonders Hawaiianisch) erfreut sich ja zunehmend auch größerer Beliebtheit. Da ist es natürlich gut, dass Numuhukumakiaki’aialunamor von den luftkranken Tiefländern meistens Rock genannt wird. (Stormlight Archives)

Und da ihr Williams schon hattet, Bibbiniqegabenik sollen Eskimo-Aleutisch sein.

Offline Aedin Madasohn

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #14 am: 26.11.2024 | 09:34 »
...unnötig verkünstelt und es dem Leser auch nicht gerade leicht gemacht...
Der Begriff für etwas wichtiges Magisches in der Welt wird "oiauueaghielh" geschrieben. Ausgesprochen wird es aber "iihel". ;)
...Aber im Endeffekt bleiben wir gemütlich in unserer eigenen Ecke.

am Ende soll der Autoren-Erguss ja gelesen werden. Am Besten sogar noch in monetärer Hinsicht lukrativ für den Ergiessenden.
Tolkien hat seine Anstellung zum Hobbysprachbasteln nutzen können. Das sollte niemals aus den Augen verloren werden.

meine Empfehlung für Fanty-Namen ist knallhart das `Massaker. Ja, wird von einigen abgelehnt, ABER...

wo `die Lautwertzeichen trennt, trennt es die Silbe. Dafür ist die gut.
Samuel - da kann man "wissen", dass u und e nicht zu einem Samül zusammengezogen werden (das wäre ja der Standardansatz).
will man jetzt die sich schnell korrumpierenden Sonderzeichen für das e mit Doppelpunkten darüber herauskramen? Hemmt übrigens den Schreibfluss nachhaltig  ;)
im flow sein und dann Fingergymnastik für Schnickschnack einlegen.

klaroooo - und dann will jemand für die E-Bookreadersoftware noch mal Programmierasche, dass das nicht plötzlich Fehlerzeichen kommen, weil Sonderzeichen Umwandlung...
ich denke, ihr habt alle so was schon mal gesehen  ;)

also: Samu`el stellt das auch dar und macht den selbstpublisher-PDF-Autor überhaupt keine Probleme  ;)

weiter kann man bei Fänty-Sprech-Sätzen so die Silben der Wörter zusammenhalten. Im Gegenzug kürzt man sich Platzhalter `heraus, dreht auch `nicht auf französisch und was an babylonischer Sprachverwirrung nicht noch alles den Lesegenuss trüben könnte.

wer sich bei Sprachen bedienen möchte, die andere Lautwerte aufschreiben als sprechen, sollte die sich als Wortwurzel Steinbruch zurecht"rendern" und DANN gesprochen wie geschrieben dranpappen  ;) fertig

einfaches einfach halten

wenn sich also der heilige Berg in der Mitte des Kontinents aus jeder Sprachfamilienrichtung "anders" nennt, doch irgendwie gehen alle auf
Schnee-bedeckt-Spitze-Oben_heilig_auf zurück, dann hat man halt auch Sneakoppe
oder aus Schnee (ist ja weiß) wurde Weißkopf wurde Gwenpen



 
   


Offline Isegrim

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #15 am: 26.11.2024 | 11:11 »
Ich erinnere mich, schon so etwas gesehen zu haben wie:

Der Begriff für etwas wichtiges Magisches in der Welt wird "oiauueaghielh" geschrieben. Ausgesprochen wird es aber "iihel". ;)

Du magst auch irische Sagen? ;)
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline Jed Clayton

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #16 am: 26.11.2024 | 11:18 »
meine Empfehlung für Fanty-Namen ist knallhart das `Massaker. Ja, wird von einigen abgelehnt, ABER...

wo `die Lautwertzeichen trennt, trennt es die Silbe. Dafür ist die gut.
Samuel - da kann man "wissen", dass u und e nicht zu einem Samül zusammengezogen werden (das wäre ja der Standardansatz).
will man jetzt die sich schnell korrumpierenden Sonderzeichen für das e mit Doppelpunkten darüber herauskramen? Hemmt übrigens den Schreibfluss nachhaltig  ;)
im flow sein und dann Fingergymnastik für Schnickschnack einlegen.

klaroooo - und dann will jemand für die E-Bookreadersoftware noch mal Programmierasche, dass das nicht plötzlich Fehlerzeichen kommen, weil Sonderzeichen Umwandlung...
ich denke, ihr habt alle so was schon mal gesehen  ;)

also: Samu`el stellt das auch dar und macht den selbstpublisher-PDF-Autor überhaupt keine Probleme  ;)

Das stimmt natürlich ebenfalls.

Lesefluss, die Übersichtlichkeit und reine Machbarkeit beim Tippen der Texte, die Darstellung auf dem E-Book-Reader... oh ja.
Also, schon mal danke für den Tipp!

In Romanen finde ich es inzwischen relativ albern und prätentiös, wenn der Autor ganze, meist kurze Sätze, in einer erfundenen Sprache in die gesprochenen Dialoge einwebt, dort dann meist kursiv gesetzt, diese Sätze dann aber selbst erklärt und übersetzt. Das ist so verschwenderisch, einfach unnötig. Selbst wenn es hübsch klingendes Kauderwelsch mit einer eigenen Orthografie ist. Warum dann nicht einfach alles in der normalen Sprache des Buches schreiben?

"Er sagte 'Halt! Passt auf!' in der Sprache des Flussfischervolkes."
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Offline Percusor

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Re: Entwicklung einer Sprachfamilie - wer macht mit?
« Antwort #17 am: 27.11.2024 | 16:07 »
Zum Thema der Lesbarkeit: ich bin ganz klar der Auffassung, dass man tunlichst keine Sonderzeichen benutzen sollte, um die Spache exotisch klingen zu lassen. Alles muss dem Lesefluss zuträglich sein!
Eigentlich gibt es drei Möglichkeiten:
1. Verwendung der "Original"-Schriftzeichen - dann müsste man diese aber erst lernen, das erschwert den Lesefluss.
2. Oder man transkribiert die "Original"-schriftzeichen. Dabei läuft man Gefahr, dass das entsprechende Volk anders schreibt, als es spricht - das erschwert ebenfalls den Lesefluss.
3. Dritte Möglichkeit: man gibt das gesprochene Wort in Lautschrift wieder. Das ist aber auch eine Wissenschaft für sich.

Also nimmt man doch eine vierte Möglichkeit: Man entwickelt die Sprache so, dass sie mit der deutschen/ englischen/ sonstigen Aussprache so weit als möglich korrespondiert. Möchte man einen exotischen Klang schaffen, muss man eben ein paar Ausspracheregeln hinzufügen, aber die sollten so intuitiv wie möglich sein. Der Reiz liegt ja darin, dass die Sprache in sich stimmig ist und bei Bedarf sogar genutzt werden kann, und nicht darin, dass sie möglichst schwer wiederzugeben ist.