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Fahrenheit 9/11

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Eye Of Gruumsh:

--- Zitat ---Film: Nach dem Hinweis auf rassistische Symbole zur Angstmache, wird ein Werbespot aus dem Bush/Quayle Wahlkampf 1988 gezeigt. Ein Hafturlaub für Gefangene in Massachusetts wird kritisiert durch Bilder von Häftlingen, die ein Gefängnis verlassen. Dabei ist der scheinbar zum Spot gehörige Text eingeblendet "Willie Horton freigelassen. Daraufhin mordet er wieder."

Wirklichkeit: Die Texteinblendung ist eine nachträgliche Einblendung durch Moore in fast identer Schrift des Originaltextes, die nicht Teil des Spots war. Außerdem ist der Text falsch. Horton (ein Schwarzer im Gefängnis wegen Mordes) tötete nach dem Hafturlaub nicht wieder, sondern vergewaltigte eine Frau.
--- Ende Zitat ---
Ach so, er hat nur ne Frau vergewaltigt. Na dann. Moore ist echt ein dreckiger Lügner, den armen Horton so zu denunzieren... lasst den armen Kerl wieder aus dem Gefängnis, er hat gar nicht _noch_ einen Mord begangen!
Das sind so Kritiken, wo ich am liebsten laut schreien würde. Es gibt Leute, die jedes Haar einzeln spalten, so vollkommen belanglos es auch sein mag.

Ein paar Punkte mögen berechtigt sein, aber meine Meinung zu diesem Thema steht ja oben.


--- Zitat ---Die Ausage des Filmes ist es, das Waffen und Waffenbesitz nicht das Problem sind. Moore verwendet sogar einen Großteil der Zeit darauf dies nachzuweisen.
--- Ende Zitat ---
Könntest du mir bitte aufzeigen, wo Moore darauf hinweist?
Die ganzen Szenen mit dem Verdächtigen des Oklahoma bombings, oder mit der Bank, ob nun wahr oder nicht, sind doch genau deswegen im Film, weil Moore der Meinung ist, dass die Leute zu viele Waffen horten und genau das ein Gefahrfaktor ist.
Moore fährt sich in dem Film wirklich nicht bloß auf die durch die Medien geschürte Angst als Grund für das Massaker ein, sondern zählt dies zusammen mit anderen Faktoren wie den verbreiteten Waffenbesitz als mögliche Gründe auf.

Bezüglich Waffen: Ich denke doch, dass es bei der Benutzung einer Kettensäge eine höhere Hemmschwelle zum töten gibt als bloß einen kleinen Abzug zu bedienen. Und es ist wesentlich leichter, mit automatischen Schnellfeuerwaffen Leute zu töten, als mit einfachen Küchenmessern.

Aber ich will hier jetzt keine Grundsatzdiskussion über das Massaker führen, sondern wollte lediglich aufzeigen, dass BfC sehr wohl eine eindeutige Aussage hat.

Visionär:
Ich halte Moores Filme, vor allem 9/11, für gut gemachte demokratische Propaganda. Man kann sich den Film ansehen und man wird sich gut amüsieren, während Bush so richtig runtergezogen wird. Denn eines muss man dem Film lassen: die Schnitte sind gut in Szene gesetzt, die Anspielungen passen und die Hintergundmusik führt auch in die richtige Richtung. Nur: Auf keinen Fall darf man das gesehene für Ernst nehmen und als Wissen über die amerikanische Politik verwenden. Ich kann mich der Aussage, dass sich ein undifferenziertes Bild vom "Ami" gebildet hat, und das fast niemand dem widerspricht.

Viele Deutsche halten den Amerikaner für dumm und ungebildet, weil "sie" zum Beispiel nicht wissen, wo Deutschland liegt oder Albanien. Es gibt bestimmt Amerikaner, die das wissen. Wenn ihr demnächst mal wieder dieser Stammtischpolemik begegnet, fragt doch einfach mal den Betreffenden, ob er wisse wo Alabama oder Utah liegt. Nein, "irgendwo in Amerika" ist keine gültige Antwort. Fragt nach dem Präsidenten von Polen und Österreich, auch hier bin ich sicher, werden es nicht alle wissen.

Kriegslüstern? Es gab genug Proteste innerhalb der USA gegen den Irak - Feldzug. Es gab damals auch genug Protest gegen Vietnam. Es gibt/gab sogar eine kommunistische Strömung in den USA, obwohl nicht populär! Also gibt es auch hier eine kritische politische Schicht, wir kriegen es nur nicht allzusehr mit. Das politische System ist antiquiert, daher resultieren IMHO einige Probleme (Die Sache mit den 538 Wahlmännern, nicht wahr?) Die Jungs und Mädels die in den Krieg ziehen, machen dies meistens, um ans College zu können. Denn im Gegensatz zu uns, gibt es dort kein Bafög oder ähnliches, und studieren ist teuer. Wenn du die Wahl hast: Militär, Studium, Karriere oder durchschnittlicher, unterbezahlter Job... ich würde (vielleicht) ersteres wählen.

Übrigens entsendet die OSZE Wahlbeobachter nach Florida, um zu überprüfen, ob alles glatt geht. Sonst gehen die nur in die Dritte Welt.

Catweazle:
@Alrik:
Nein, diese Seite habe ich noch nicht gelesen. Ist aber auch nicht so das gelbe vom Ei. Es wird vieles unterstellt, das so nicht der Fall ist. Z.B. heißt es permanent "...dadurch entstand der Eindruck, dass...". Bei mir nicht (nicht bei allem, jedenfalls). Rechtsgerichtete schießen gegen Linksgerichtete. "Du lügst" - "Nein Du lügst".

Ein solches Thema kann nicht objektiv behandelt werden und Moore vorzuwerfen er sei einseitig ist wie Alice Schwarzer vorzuwerfen, sie sei männerfeindlich. Moores Anliegen ist gerechtfertigt. Den Beweis dafür tritt er in seinen Filmen an. Dass er dabei polemisiert sollte jedem klar sein.

Ad 1.: Hestons Kritikpunkte wurden zuvor dargelegt. Es gibt hunderte von Begründungen sie dennoch am Ende aufzugreifen OHNE gleich "Vorführung" unterstellen zu wollen. Dramaturgie, Verdeutlichung, vorheriges Heranführen an die Thematik um nur einige zu nennen.
Ad 2: Ob wirklich alle diese Veranstaltungen abgesagt wurden sei einmal dahin gestellt. Hier gibt es sicher auch andere Aussagen. Aber im Grunde muss man sich nur eines vor Augen führen: ein Jahr nach dem tragischen Vorfall in Littleton oder woauchimmer wagt es Heston auf einer Veranstaltung von Waffennarren diesen Satz zu sagen. ... da hätte Moore gar nichts verfälschen müssen. Es wäre noch immer absurd gewesen.
Ad 3: Nein, das Argument, dass freier Waffenbesitz in einer Nation, in der Angst herrscht, nicht gerechtfertigt werden kann. Noch nicht einmal von einer wichtigen Persönlichkeit der Waffenlobby selbst.
Ad 4: Glaubst Du denn, die von dir angeführte Quelle macht nicht das gleiche (die Kritik an Moore üben, meine ich)?

Meine Meinung: wer unreflektiert Meinungen Moores übernimmt ist genau so doof wie der, der unreflektiert die Bild-Zeitung oder die TAZ liest. Grips einschalten, dann schauen. Und Grips eingeschaltet lassen! Moore würde für Zuschauerzahlen alles machen. Er ist kein heiliger, kein Jesus und kein Ghandi, dessen muss man sich bewusst sein. Aber seine Kritik ist berechtigt und gut inszeniert.

- Die Bank verschenkte Waffen an Gründer eines neuen Kontos bei ihnen. Wen interessiert da, wie es gemacht wird? Das ist doch sowieso absurd. Und in Zeiten nach Littleton sowieso.
- Heston, Frontmann der mächtigen NRA, konnte die hohe Mordrate in den USA durch Schusswaffen nicht begründen, befürwortet dennoch den Waffenbesitz für Jedermann und sagte ein Jahr nach Littleton auf einer Versammlung "from my dead cold hands". Herrlich.
- Die Sündenbocksuche, die Absurditäten, das Kuriositätenkabinett des amerikanischen Waffen-Narren hat Moore königlich inszeniert. Dafür bekommt er keinen Pulitzerpreis, aber wer außer ihm würde dieses heiße Eisen in den USA denn sonst anpacken und den Amerikanern einen (Zerr-)Spiegel vorhalten?

Alrik aus Beilunk:

--- Zitat von: Eye Of Gruumsh am 21.10.2004 | 21:59 ---
--- Zitat ---Die Ausage des Filmes ist es, das Waffen und Waffenbesitz nicht das Problem sind. Moore verwendet sogar einen Großteil der Zeit darauf dies nachzuweisen.
--- Ende Zitat ---
Könntest du mir bitte aufzeigen, wo Moore darauf hinweist?
Die ganzen Szenen mit dem Verdächtigen des Oklahoma bombings, oder mit der Bank, ob nun wahr oder nicht, sind doch genau deswegen im Film, weil Moore der Meinung ist, dass die Leute zu viele Waffen horten und genau das ein Gefahrfaktor ist.
--- Ende Zitat ---
Warum verwendet er dann soviel Zeit darauf Vergleiche mit Kanada anzustellen ? Gibt es nicht eine Szene im Film in der er die Gründe aufzählt die es nicht sind ?


--- Zitat ---Bezüglich Waffen: Ich denke doch, dass es bei der Benutzung einer Kettensäge eine höhere Hemmschwelle zum töten gibt als bloß einen kleinen Abzug zu bedienen. Und es ist wesentlich leichter, mit automatischen Schnellfeuerwaffen Leute zu töten, als mit einfachen Küchenmessern.
--- Ende Zitat ---
Natürlich ist es leichter, vor allem im Affekt. Aber der Amoklauf war geplant. Hätten sie den Plan aufgegeben wenn sie nicht an Schußwaffen gekommen wären ?
Robert Steinhäuser hatte auch kein Problem an die Waffen zu kommen- trotz stärkerer Waffenkontrollen und ganz ohne künstlich geschürte Angst.


@dailor
Tatsächlich kann man das nicht objektiv sehen, deshalb auch nichts zu 1.
Ad2: Warum ist das absurd ? "From my cold dead hands" ist eine stehende Redewendung. Warum soll man sich nicht mit so einem Zitat für eine antike Waffe bedanken ? Wieviel Jahre nach Littelton darf man sie wieder verwenden ?
( ich bin sogar stolzer Besitzer eines Nuclear War Aufklebers mit dem Aufdruck: "They can have my nuclear bomb if they pry it from..." TMFlying Buffalo Games 1997... darf man sowas 50 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki drucken ? )

Ad3: Und wenn man nicht der Meinung ist das Angst herrscht ? Oder wenn man die Waffe nicht kauft weil man Angst hat, sondern weil man Sportschütze, Jäger, Farmer oder Waffensammler ist ?
Übrigens, wenn Angst herrscht wählen die Leute auch radikal. Soll man solange die Wahlen aussetzen ?

Ad4:Ja, diese Quellen üben Kritik an Moore. Aber nicht mit den gleichen Mitteln wie Moore. Deswegen halte ich sie für seriöser.

Im übrigen hat mir Moores Arbeit mal gefallen. "Roger and Me" war gut, "Canadian Beacon" war gut.
Sauer aufgestoßen ist mir erst "Bowling for Columbine", unm genau zu sein der Cartoon der auf Viva lief und in dem er die NRA mit dem KKK in Verbindung bringt.
Dummerweise hatte ich mich schon lange vorher über den amerkanischen Bürgerkrieg und den KKK informiert (ausgelöst durch "Glory" + "Missisipi burning" und Berichte über KlanAktivitäten in der Deutschen Nazi-Szene ) ... und da stößt man früher oder später auf die NRA, Ullises S. Grant und die Anti-Klan Gesetze.


--- Zitat ---- Die Sündenbocksuche, die Absurditäten, das Kuriositätenkabinett des amerikanischen Waffen-Narren hat Moore königlich inszeniert. Dafür bekommt er keinen Pulitzerpreis, aber wer außer ihm würde dieses heiße Eisen in den USA denn sonst anpacken und den Amerikanern einen (Zerr-)Spiegel vorhalten?
--- Ende Zitat ---
Matt Gröning ?
Trey Parker und Matt Stone ?
Woody Allen ?
TC Boyle ?
John Irving ?
Zucker Abrahmas Zucker ?

Der "durchgeknallte Waffennarr" ist ein Standard in der US Popkultur.

Um rauszufinden das sich recht viele ernsthaft mit dem Thema beschäftigen reicht eine Google Suche mit dem Stichwort "Gun Control"

Eye Of Gruumsh:

--- Zitat ---Warum verwendet er dann soviel Zeit darauf Vergleiche mit Kanada anzustellen ? Gibt es nicht eine Szene im Film in der er die Gründe aufzählt die es nicht sind ?
--- Ende Zitat ---
Er stellt fest, dass es auch anderswo viele Waffen gibt, und kommt daher zu dem Schluß, dass es nicht der einzige Grund sein kann.
Er sagt keineswegs, dass Waffen gar nichts damit zu tun haben, schließlich wäre die Zahl der jährlich erschossenen Menschen mit weniger Waffen deutlich geringer, das ist ja wohl sicher. Da kannst du noch so oft "Guns don't kill people, people do" sagen.

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