Pen & Paper - Spielsysteme > Systemübergreifende Themen
Automatischer Erfolg, Kritischer Erfolg, Kritischer Treffer/Schaden, etc.
Zouan81:
Hallo Community!
Manchmal stellt sich für mich die Frage, ob es unbedingt notwendig ist, eine Sonderregel für besonderes Würfelglück vorrätig zu haben mit dem Ergebnis, das man dann "automatischen Erfolg" oder "kritischen Erfolg" nennen würde.
Bei unmöglichen Vorhaben, wie z.B. über einen 10 Meter breiten Graben springen zu wollen, wenn der Charakter mit Anlauf gerade einmal 6 Meter weit springen kann, würde ich als SL sogar eine Würfelprobe nicht gestatten, geschweige denn einen automatischen Erfolg, selbst wenn der Spieler das maximale aus seinem Würfelwurf herausholt.
In anderen Fällen könnte man ja, wenn man nicht ganz auf Regeln für "kritische Erfolge" verzichten möchte, nach oben offene Würfe gestatten, so dass man bspw. einen W20 bei einer 20 neu würfeln darf und das Würfelergebnis zusammen addiert. Es würde dann nicht mehr "kritischer Erfolg" heißen, sondern es wäre eben ein sehr guter Würfelwurf.
Im Kampf könnte ein kritischer Erfolg dann ein kritischer Treffer sein, der dann halt mehr Schaden anrichtet, wie in etwa bei DnD 3.5 bspw. als "19-20 / x2" zusammengefasst. Doch was ist, wenn (um bei DnD zu bleiben) die Rüstungsklasse so hoch ist, dass selbst eine 18 zu einem Fehlschlag führt? Dann können Treffer quasi nur über den "kritischen Erfolg" bzw. über die "Bedrohung" überhaupt zu einem Schaden führen. Wahrscheinlich auch ein Grund, warum man hier die "Bedrohung" als Zusatzregel eingebaut hat, wo ein "kritischer Erfolg/Treffer" erst durch einen Wiederholungswurf bestätigt werden musste.
Mal ganz nebenbei: Sollten Eurer Meinung nach Waffen überhaupt neben dem normalen "Schaden" mit einem "Critical Hit" ausgestattet sein? -> gegen schwache Gegner braucht man ihn eigentlich nicht und gegen starke Gegner ist er nicht besonders effektiv, wenn außer der Reduzierung der Hit-Points kein zusätzlicher Effekt eintritt.
Was ist so Euer Gefühl dabei?
Sind kritische Erfolge als Sonderregel für Euch stimmig und spielspaßfördernd, oder kommt Ihr auch ganz gut ohne solche Regeln aus?
nobody@home:
"Unbedingt nötig" ist es nicht, nein. Es gibt ja Systeme, die darauf verzichten.
Ich denke, der Hauptgrund, aus dem es so etwas wie "kritische" Erfolge und Patzer überhaupt gibt, besteht darin, daß die ganz "klassische" Würfelprobe erst mal einfach nur binär zwischen Erfolg und Fehlschlag unterscheidet. Das wird aber für so manchen Spieler früher oder später langweilig, weil bei strengem Durchziehen dieses Ansatzes ja nie etwas so richtig Außergewöhnliches passieren kann...also baut man, meist an den extremen Enden der Skala, noch ein, zwei Sonderergebnisse ein, die genau dieses Erlebnis zumindest gelegentlich mal nachliefern sollen.
Habe ich dagegen ein Würfelsystem, das von vornherein Erfolge zählt (wie in vielen Würfelpools) oder mit der Angabe, um wieviel ich mein nötiges Mindestergebnis eigentlich übertroffen oder verfehlt habe, weiterarbeitet...dann kann ich schon rein aufgrund dieser Basis recht offensichtlich auch mal besonders tolle oder total versaubeutelte Ergebnisse produzieren, und der Bedarf nach der Hervorhebung spezieller "magischer" Resultate entfällt zumindest weitgehend.
YY:
--- Zitat von: Zouan81 am 3.03.2025 | 23:50 ---Sind kritische Erfolge als Sonderregel für Euch stimmig und spielspaßfördernd, oder kommt Ihr auch ganz gut ohne solche Regeln aus?
--- Ende Zitat ---
Mich stören sie eher, weil sie sich oftmals nicht wirklich passend ins Gesamtbild der Würfelproben und -ergebnisse einfügen. Meist bleiben sie Ausreißer und Sonderfälle, die auch noch auf reinem Glück basieren und nicht sonderlich gezielt anspielbar sind - und wenn doch, dann i.d.R. mit einem Wust an Talenten und Spezialfertigkeiten, der dann noch mehr hervorhebt, dass die "normalen" kritischen Erfolge nicht so recht funktionieren.
Mir ist es wesentlich lieber, wenn ein System schon im "Normalbetrieb" Erfolgsgrade unterscheiden und darüber die extremeren Ergebnisse abbilden kann.
Galatea:
Nö, braucht man nicht. In Poolsystemen erst recht nicht.
Kritische Treffer finde ich spätestens doof seitdem in unserer ersten Starship Troopers Kampagne (da haben wir zu Beginn noch die D20-Version gespielt) ein Rippler Flug-Bug auf dem Rückweg von einer Mission einen (sehr beliebten) NSC Squadmate von seinem Hoverbike ge-oneshotted hat.
Der hat mit seinem ohnehin schon spektakulären Schadenswurf durch den Krit legit soviel Schaden gemacht, dass der NSC instant tot war - hätte auch jeden Spielercharakter treffen können.
Bei anderen Gegnern (Tanker, Guard Bug), die schon von Natur aus immer verdammt viel Schaden machen, wäre sowas absolut okay, aber dass Popelgegner, die jetzt nicht unbedingt extrem gefährlich sind, einfach mal einen Charakter umklatschen ist dämlich.
Midgard (zumindest die Version die wir damals gespielt haben) ist da sogar noch schlimmer - da würfelt man bei einem Krit mit einem W100 und eines der Ergebnisse ist ernsthaft sofortiges spontanes Ableben.
Dürfte zwar eher selten vorkommen, statistisch ist man da eh tot bevor man dreimal auf der Tabelle gewürfelt hat, aber stellt sich trotzdem die Frage, warum man das braucht.
Weltengeist:
Ich kann sowohl mit als auch ohne leben. Eigentlich sind da zwei Herzen in meiner Brust.
Der rationale Teil in mir will Gausskurven und Erfolgsgrade, damit die Ergebnisse halbwegs realistisch bleiben und nicht Lenchen Süß, die vor einer Woche angefangen hat, Karate zu machen, mit einem tollen Würfelwurf Chuck Norris weghaut.
Aber ich muss auch zugeben, dass die teilweise schwachsinnigen Ergebnisse durch Krits oder explodierende Würfel "great memories" machen. Sie führen am Spieltisch immer wieder dazu, dass Szenen eskalieren und richtig cool werden. Ja, ich mache sie sogar dafür verantwortlich, dass die vermaledeite, stundenlange Planerei aufgehört hat, weil die Leute schon dank des Würfelsystems wissen, dass sowieso irgendwas dazwischenkommt.
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