Schau besser nochmal in meine rote Ergänzung rein.
In jedem Fall vermittelt der Text aber, dass Würfeldrehen ein ganz normaler Teil des Rollenspiels ist, was plausibel macht, dass in jener Zeit DSA-sozialisierte Spieler*innen das auch nicht groß thematisieren, sondern schlicht als Konsens voraussetzen würden. Und ich behaupte, dass das wahrscheinlich der Hauptgrund für ärgerliche Erfahrung mit "heimlichen Schummlern" ist: Dass sie davon ausgehen, dass alle wissen und gutheißen, dass sie hinter dem Schirm "aus dramaturgischen Gründen" die Würfel drehen, und aus allen Wolken fallen, wenn jemand sich darüber beschwert und ihnen Betrug vorwirft. Und dann im schlechtesten Fall abwehren mit: "Du weißt halt nicht, wie man richtig Rollenspiel spielt, MEINE Art mit Würfeldrehen ist die richtige!"
Zur DSA-Bubble: In den 00ern gab es in Deutschland wengig anderes, aber wir haben inzwischen 2025 und die deutsche Sondersituation der Szene mit DSA ist eine schrumpfende Bubble. Zumal ja längst nicht alle verbleibenden DSA- und Aventurien-Fans schummelnd spielen.
Ja, aber zumindest in meiner Um-die-50-Generation eben doch extrem prägend.
Ich behaupte ja auch nicht, dass das der Grundkonsens sein soll, von dem wir ausgehen sollten und von dem Abweichungen benannt werden sollten. Aber wenn man auf "selbstverständliche Würfeldreher*innen" trifft, ist es vielleicht nicht besonders hilfreich - und da sind wir
wieder am Anfang und sowohl bei der Frage des Tonfalls als auch der Begriffsschärfe und Wirklichkeitstauglichkeit - sie des Betrugs zu bezichtigen, nur, weil sie es so gemacht haben, wie sie es für selbstverständlich halten und das nicht eigens vorher angekündigt.
Wie gesagt: Diese ganze Zuspitzung aufs Sittlich-Moralische bringt Nullkommanix. Sie hat vielmehr ein heilloses Begriffschaos gestiftet, das hier immer noch entwirrt wird, und zieht erst mal gleich am Anfang eine harte Front durch ein Feld fließender Übergänge. Sie ist das Gegenteil von Analyse und theoretischer Grundsatzarbeit: Nämlich der Versuch, Autorität durch Erlangung unilateraler Begriffshoheit zu gewinnen.