Autor Thema: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels  (Gelesen 3384 mal)

Isegrim und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline 1of3

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Andererseits erscheint mir das Manipulieren der Würfel bei Dungeon World (um ein anderes Beispiel zu wählen) auch nicht als Schummelei, sondern als ... naja, als schlichte Verletzung eines Leitprinzips:Play to find out.
Wenn man das tut, antwortet es sofort in mir: It defeats the purpose of the game.

Ich stimme dir in allen Punkten zu. Aber was Dungeonworld angeht, wie genau soll da Würfel drehen? SL würfelt. SL hat auch keinen Einfluss auf die Schwierigkeiten und auch ob gewürfelt, ist relativ stringend festgelegt. (OK, Defy Danger ist grind.)

Offline Fillus

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Ich stimme dir in allen Punkten zu. Aber was Dungeonworld angeht, wie genau soll da Würfel drehen? SL würfelt. SL hat auch keinen Einfluss auf die Schwierigkeiten und auch ob gewürfelt, ist relativ stringend festgelegt. (OK, Defy Danger ist grind.)

Du hast ein nicht vergessen. Die SL würfelt nicht. :)



Aber das ist der Punkt. Es mag auf viele Willkürlich wirken, aber bei PbtA Spielen ist als SL ziemlich klar was du wann machen darfst. Man würfeln nicht, man legt keine Schwierigkeiten fest. Man beurteilt nur ob ein Spielzug ausgelöst wird und ob es Sinn macht da zu würfeln. Wenn nichts schlimmes oder spannendes passieren kann, wird nicht gewürfelt. Je nach Würfelergebnis der Spielenden darf die SL dann einen weichen oder harten Spielzug machen. Hier hat man etwas Spielraum, aber nur in dem Bereich wo weich und hart definiert sind.

Um man anders auszudrücken. Ich kaum einem anderen Spielsystem ist es für mich so wichtig das die SL sich an die (SL)Regeln hält. Sonst kann man das System auch weglassen und sich eine Geschichte frei erzählen. Der Glaube das es Willkürlich ist, rührt vielleicht auch daher, weil die Spielenden die SL Regeln normal nicht zu Gesicht bekommen und sie sich halt völlig von den Spielerregeln unterscheiden.

Offline Thandbar

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Aber was Dungeonworld angeht, wie genau soll da Würfel drehen?

Ich selber mache es zwar nicht, aber ich hab von verschiedenen DW-DMs gehört, dass sie den Schaden selber auswürfeln, vor allem, wenn es etwas komplizierter wird (bester von zwei Würfeln, 2 Punkte durchdringen Rüstung usw.).
"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

Offline Zed

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Das Kriterium „heimlich“ hat sich aus den Diskussionen hier ergeben: Eingriffe, die mit der Gruppe abgesprochen sind, sind kein „Schummeln“.

Im Vertrauensthread tauchten weitere Bedingungen fürs „Schummeln“ auf:

• Es muss Schaden entstehen.
• Die Spielleitung muss einen unlauteren Vorteil erlangen

und, damit man es nicht genereller als SL-Willkür bezeichnen kann

• Es muss einen angemessenen Grund für den Eingriff geben.

Beispiel aus dem real life: Ein Pottwal verkleidet sich als Weihnachtsmann, um Kids die Rolle vorzuspielen.

Offline Maarzan

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Ich finde nicht  dass es sinnvoll ist, einen Begriff zum Kampfbegriff zu erklären, nur weil er uneinheitlich verwendet wird.

Doppelt, wenn diejenigen, welche den Begriff "uneinheitlich sehen" wollen auch diejenigen sind, die ih zum Kampfbegriff erklärt haben und damit den möglichen Opfern ihres Verhaltens den kommunikativen Fokuspunkt entziehen.


Dazu wird haufenweise exotische Situationen herangezogen um zu zeigen, dass Schummeln angemessen sein könnte (um dann auf das chmale Brett zu kommen, wenn es einen solchen Punkt geben sollte, der besteht, wäre der gesamte Schummelvorwurf hinfällig), aber auch die Fälle, welche bereits als außerhalb des Schummelns eingestuft wurden trotzdem immer wieder auf den Tisch zu legen.
Und statt sich an dem Schummeltatbestand argumentativ zu arbeiten, wird das Ganze auf eine extremst zweifelhafte moralische Ebene gehoben und versucht den Vorwurf des Schummelns selbst als verwerflich zu propagieren - und damit Schumlern freie bahn zu schaffen.

Eine wesentliche Ursache dieser Diskussion sehe ich aber darin, dass zu viele hier nicht auf dem Schirm haben, dass es eben zahlreiche Arten Rollenspiel mit unterschiedlichen, teilweise inkompatiblen Quellen von Spaß gibt, bzw. ein paar möglicherweise diese Unterschiede kennen, aber glauben, sie wären berechtigt eine Runde nach ihren persönlichen Vorstellungen in eine andere Richtung zu drehen - am häufigsten hier in der einen oder anderen Form angedeutet: die "bessere" Geschichte.

Und während dem SL abseits der fixen Regeln auch noch ein gewisser weiterer Bereich mit erheblichen Gestaltungsmöglichkeiten gegeben ist, hängt das "Bescheißen" dort daran, ob er mit seinen Setzungen vorsätzlich gegen die erklärte Leitidee des Spiels verstößt.

Kommen wir zu einem denke ich recht wesentlichen Nebenaspekt der Sache: Eine Gruppe hat oft genug keine homogene Vorstellung davon, was dann am Spieltisch Priorität haben soll. Da sind die Wahl des Regelsystems und des erklärten Spielstils oft genug ein Kompromiss, wo jeder irgendwo ein paar Kröten schlucken muss. Aber kompromissfähig und damit spieltischtauglich kann man nur sein, wenn man auch bereit ist dann zu der Verabredung zu stehen, wenn die einem weniger schmeckenden Bereiche auf den Tisch kommen. Die anderen werden dann an anderen Stellen schlucken müssen oder haben es schon.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Darius der Duellant

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Und auch hier noch einmal:
Ich bitte um zumindest drei konkrete Beispiele aus dem Rollenspielbereich (mich interessieren weder Weihnachtsmänner noch sonstiges ohne konkreten Rollenspielbezug) bei dem durch eine heimliche Ergebnis- oder Werteanpassung in der laufenden Sitzung das Spiel in den Augen der Themenstarterfraktion verbessert wurde UND DIE NICHT MÖGLICH GEWESEN WÄREN wenn der SL vor dem Spiel ansagt dass er ggf. während des Spiels Würfel/Werte dreht wenn es die Situation verlangt.

Denn durch das nicht abfragen bringt (d)er (schummelnde) Personen die dergleichen NICHT mögen um eine ehrliche, INFOMIERTE Entscheidung darüber, ob sie ihre Zeit in der entsprechenden Gruppe verbringen möchten. Und zwar vollkommen grundlos.
So enthält der Ausgansbeitrag zwar viel Text, aber nix was man nicht auch erst nach vorherigem abklären durchklopfen könnte.

Konsens ist keine Einbahnstraße
Wer schummelt bewegt sich außerhalb des Konsens.
Was konsensual abgesprochen wurde kann per Definition in der konkreten Gruppe kein Schummeln mehr sein.
Wenn das durch Schummeln erwünschte Ziel auch mit vertretbarem Aufwand (anderthalb Sätze während der ersten Sitzung sind KEIN unverhältnismäßiger Aufwand) ohne Schummelei erreicht hätte werden können, ist die Schummelei auch moralisch nicht legitim sondern schlicht selbst-bezogene Bequemlichkeit von einer Seite aus.
Und ich bin wie erwähnt immer noch sehr gespannt auf Beispiele wo Schummelei in der angeführten Definition eine NOTWENDIGKEIT ist. In Anbetracht der Vehemenz wie das Thema Schummelei hier und im anderen Thema verteidigt wird, sollten entsprechende Beispiele ja nicht allzu schwierig zu finden sein.

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Offline Tomas Wanderer

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Mir scheint das recht einfach: Geschummelt hast du dann, wenn Du dich über das Spiel als Ganzes (Regeln, Absprache, Gepflogenheiten) hinweggesetzt hast und du es tunlichst vermeidest deinen Mitspieler:innen davon zu erzählen, weil du weißt, dass es ihnen nicht schmecken würde. Und am Ende muss das jeder hier für sich klären, ob und wie häufig sich das in den eigenen Runden zuträgt, das Forum wird es nicht aufklären können. Würde ich auch nicht wollen; wäre mir unangenehm, das von anderen zu wissen. Ich würde es auch vermeiden, das mit Lügen/Lügner oder Betrug/Betrüger zu verwässern, da ich mir vorstellen kann, dass es ganz ehrliche Seelen gibt, die in der Not der Spielleitung (mit ihren widersprüchlichen Anforderungen bzw. teilweise katastrophalen Spielleitertipps) sich zu Handlungen hinreisen lassen, die sie danach ggf. bereuen. Problematisch sehe ich es aber, wenn Schummeln zur Kür erklärt wird, anstatt die Widersprüche anzugehen und aufzuheben.

Vom Schummeln sollte das Würfeldrehen abgegrenzt werden und dieses auch von Rulings. Rulings sind für mich ad hoc Regelungen, die notwendig werden, weil das bisherige Regelwerk keine Antwort auf eine spezielle Spielsituation hat (damit meine ich nicht nur, was in den Regelbüchern steht, sondern alles was mit dem Spiel gewachsen ist), und denen sich die Runde in Absprache freiwillig unterwirft. Würfeldrehen ist dagegen ein zugesprochener, SL-seitiger Eingriff (soll heißen, es wurde vorher abgesprochen oder konnte vorausgesetzt werden, weil diese Runde halt so spielt) in das bestehende Regelwerk für einen gewünschten Effekt. Der Eingriff wird aber nicht unbedingt offengelegt, auch nicht im Nachgang.

Aber ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man als Spielleitung immer wieder in ähnliche Situationen kommt, dass am Würfeln zu drehen notwendig wird, und das bei ggf. Jahrzehnten an Spielerfahrung. Gehört das nicht zur System Mastery? Wenn die Kämpfe immer wieder zu lang sind: Warum nicht von vornherein die TP kürzen und das den Mitspieler:innen sagen, damit die ihre Builds anpassen können? Oder Moralregen einführen? Wenn TPKs ausgeschlossen sein sollen oder ggf. auch das Ausscheiden überhaupt einer Figur, warum nicht explizit besprechen, was dafür notwendig ist und dann ggf. passiert, dann kann man die Kämpfe trotzdem offen würfeln. Oder man beginnt direkt ein Spiel, das durch ein TPK nicht in sich zusammenfallen würde. Oder sogenannte Bossfights: Hat man nicht irgendwann drauf, was die Figuren im Spiel so können? Oder testet es in der Vorbereitung für den großen Abschluss?

Ich fühle mich als Spielleitung für ein vernünftiges Regelwerk verantwortlich. Deswegen prüfe ich jede Regel oder Prozedur vor und während des Spiels. Ich versuche sie immer allen am Tisch gut zu vermitteln, auch worum es mir bei einer Regel geht, und sammle Einwände bzw. bessere Vorschläge. Aber wenn man sich geeinigt hat, unterwirft man sich und da gibt es keine Ausnahmen.

Offline Streunendes Monster

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Trotzdem ist Würfel drehen ohne Absprache schummeln, da ist die Spieletheorie ziemlich eindeutig. Caillois nennt es "entartet". Es ist die Quadratur des Kreises.

Ich bitte Dich, nationalsozialistisch aufgeladene Begriffe (auch nicht in Form eines Zitates!), einzubringen. Glaubst Du ernsthaft, dass Du das argumentativ brauchst? Ich nämlich nicht.

Zitat
Hat sich hier mal jemand mit Caillois, Huizinga oder Alfons X auseinandergesetzt? Die ganze Diskussion hier scheint mir nur sehr wenig spieletheoretisch unterfüttert zu sein. Da ist ziemlich eindeutig, dass ghoul Recht hat. Ob man die moralische Konnotation braucht, kann man diskutieren. Genauso lächerlich ist es aber das Wort "schummeln" in einen Kampfbegriff umdeuten zu wollen. Es IST schummeln. Aber wenn eure Spieler beschummelt werden wollen, ist daran nichts verwerfliches.

Wenn man spieltheoretisch versucht soziale Konfliktsituationen mathematisch zu lösen (ist ja einer der Ansätze), dann kann es nur ohne Würfeldrehen gehen. Wo ist der Mehrwert für diese Diskussion?

Dann muss man das Thema aber konsequent durch"spielen" und ich vermute, dass niemand RSP so spielt, wie in der Spieltheorie geforscht und gearbeitet wird.

Davon ab ist die Unterstellung, dass sich Leute hier nicht oder wenig mit dem Thema beschäftigen auch nur wieder unnötige Polemik ;)


Edit, siehe unten
« Letzte Änderung: Gestern um 11:14 von Streunendes Monster »
"Considerate la vostra semenza: fatti non foste a viver com bruti, ma per seguir virtute e canoscenza"

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Offline KhornedBeef

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Ich bitte hier mal stellvertretend um wohlwollendes Lesen qua Hausordnung. Wenn jemand sehr deutlich erklärt, wen und warum er zitiert, sollte klar sein, dass es nicht um einen Nazi-Deutung des Wortes geht. So wenig, wie wenn ich einen Artikel über Hautzellen mit dem Begriff zitiere, oder über Forstwirtschaft ( https://de.wikipedia.org/wiki/Entartung )
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Offline Alter Weißer Pottwal

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Danke. Aber das zeigt gut, wo hier das eigentliche Problem liegt  ;)
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Online Isegrim

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Ich bitte hier mal stellvertretend um wohlwollendes Lesen qua Hausordnung.

Zitat von: Leitbild des Forums
Wir verstehen uns als offenes Forum für alle Spielstile des Hobbys - wir betrachten diese als gleichwertig und möchten einzelne Spielstile weder hervorheben noch abwerten.

Unter der Prämisse ist die ganze Debatte schwer verständlich... oder erträglich...
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline Streunendes Monster

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Danke. Aber das zeigt gut, wo hier das eigentliche Probkem liegt  ;)

Dass ich Dich freundlich in Form einer Bitte darauf hinweise?

Okay, wieder etwas gelernt
:d

Edit, siehe unten
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Offline ghoul

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Ich glaube das war nicht gemeint.
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PESA diskutiert.
Desweiteren: Alle deine Probleme wurden bereits in AD&D 1e gelöst.

Online Isegrim

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Wenn man spieltheoretisch versucht soziale Konfliktsituationen mathematisch zu lösen (ist ja einer der Ansätze), dann kann es nur ohne Würfeldrehen gehen. Wo ist der Mehrwert für diese Diskussion?

Der alte weiße Pottwal spach von Spieletheorie; das dürfte was anderes als mathematische Spieltheorie sein, denn die hat mit dem Thema gar nichts zu tun, soweit ich das überblicke.
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Offline Streunendes Monster

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Der alte weiße Pottwal spach von Spieletheorie; das dürfte was anderes als mathematische Spieltheorie sein, denn die hat mit dem Thema gar nichts zu tun, soweit ich das überblicke.

Das klärt den zweiten Teil meines Unverständnisses auf. Danke  :d
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Offline Tudor the Traveller

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Ich bitte Dich, nationalsozialistisch aufgeladene Begriffe (auch nicht in Form eines Zitates!), einzubringen. Glaubst Du ernsthaft, dass Du das argumentativ brauchst? Ich nämlich nicht.

Wenn man spieltheoretisch versucht soziale Konfliktsituationen mathematisch zu lösen (ist ja einer der Ansätze), dann kann es nur ohne Würfeldrehen gehen. Wo ist der Mehrwert für diese Diskussion?

Dann muss man das Thema aber konsequent durch"spielen" und ich vermute, dass niemand RSP so spielt, wie in der Spieltheorie geforscht und gearbeitet wird.

Davon ab ist die Unterstellung, dass sich Leute hier nicht oder wenig mit dem Thema beschäftigen auch nur wieder unnötige Polemik ;)

@oben: also "entartet" ist ein völlig etablierter und normaler wissenschaftlicher Begriff. Verweise auf NS Sprache scheinen mir da Ablenkungen in Richtung Whataboutism zu sein. Diese Diskussion braucht imo nicht noch mehr Zerfaserung der Diskussionsgegenstände.

@unten: ich muss zugeben, dass ich in Spieletheorie wissenschaftlich nicht drin stecke. Ich vermute, das geht vielen hier so. Ich finde das Thema zwar interessant, habe aber zu wenig Zeit und Energie, mich da mal eben einzulesen. Wenn das das Diskussionsniveau sein soll, dann müsstet ihr mich entweder abholen, indem ihr die theoretischen Dinge erläutert, oder ich bin zwangsläufig raus.
(Im letzteren Fall nehme ich dann aber in Anspruch, für Diskussionen um naturwissenschaftliche Fragen auch ein entsprechendes Fachwissen vorauszusetzen. Ich glaube ja nicht, dass dieser Ansatz in einem nicht wissenschaftlichen Forum sinnvoll ist.)
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Offline Streunendes Monster

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@oben: also "entartet" ist ein völlig etablierter und normaler wissenschaftlicher Begriff. Verweise auf NS Sprache scheinen mir da Ablenkungen in Richtung Whataboutism zu sein. Diese Diskussion braucht imo nicht noch mehr Zerfaserung der Diskussionsgegenstände.

In meinem wissenschaftlichen Umfeld nutzt den "aus Gründen" niemand. Es gibt Stiftungen, die die Nutzung dieses Begriffes untersuchen und empfehlen nicht zu nutzen. Eine Agenda/Ablenkung oder einen Whataboutism brauchst Du mir auch nicht "im Schein" zu unterstellen.
Ich stelle mich diesem Diskurs und bin weiterhin verwundert, wie krass einige Leute hier mit Abwertungen anderer Menschen abgehen. Wahrscheinlich ist meine Reaktion auf den Begriff in diesem Kontext auch genau deshalb so.

Aber sei es drum, da das für Dich und andere okay ist, bin ich da wohl zu sensibel eingestellt und ziehe meine Bitte an Swafnir hiermit zurück!
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Offline Tudor the Traveller

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In meinem wissenschaftlichen Umfeld nutzt den "aus Gründen" niemand. Es gibt Stiftungen, die die Nutzung dieses Begriffes untersuchen und empfehlen nicht zu nutzen.

Das ist dann im Bereich Kunst / Literatur oder wo? Im MINT Bereich sowie Medizin wäre mir eine solche Diskussion sonst völlig entgangen.
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Offline Thandbar

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Ja, in der Literaturwissenschaft/Kunstgeschichte kannst Du ihn halt nicht verwenden, ohne damit an die Sprache des Dritten Reiches anzuschließen, die ja den Terminus aus der Biologie entführt haben, um damit ästhetische Erzeugnisse als degeneriert zu brandmarken.

Der Pottwal bezog sich ja auf einen französischsprachigen Soziologen, der gegen die Nazis gekämpft hat. Insofern vermute ich da einfach eine unglückliche Übersetzung:

Trotzdem ist Würfel drehen ohne Absprache schummeln, da ist die Spieletheorie ziemlich eindeutig. Caillois nennt es "entartet".
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Offline unicum

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Der Pottwal bezog sich ja auf einen französischsprachigen Soziologen, der gegen die Nazis gekämpft hat. Insofern vermute ich da einfach eine unglückliche Übersetzung:

Ich hab gerade Wörter gesucht die ich synonym verwenden könnte wenn ich etwa in deutsch so etwas wie "entartete Materie" benennen könnte.
Es gibt leider nix:  Synonyme zu entartet:  degeneriert, dekadent

Naja Den teilaspekt dieses Stranges kann man getrost abschliessen.

Offline Thandbar

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Ja, und ich denke, es ist ja klar, was gemeint ist - der Pottwal hat das mit "Quadratur des Kreises" ja gut umschrieben. Jouer sans jouer, das Spiel besiegt sich selbst, das Unterfangen wird zum Selbstwiderspruch.

Die Frage ist für mich, ob man Caillois heranziehen kann, um Rollenspiel (das ja nicht Teil seiner Betrachtungen sein konnte) in seiner Bandbreite zu fassen.

Nach meiner Wahrnehmung geht es bei dem ganzen Thema ja primär um einen Punkt: Man spielt D&D, das aus Traditionsgründen Regeln aufweist, nach denen ein Spieler sowohl von einem herabfallenden Küchenmesser als auch von einer Katze, die nicht mehr am Bauch gestreichelt werden möchte, getötet werden kann - das aber gleichzeitig sich an eine Spielerschaft richtet, die mit Superheldenerzählungen im Fantasybereich sozialisiert worden ist.

Andere Spieler sind da ja "transparenter" - da können Mooks keine PCs killen, höchstens entführen.
D&D lädt die dramaturgische Last beim DM ab.

Tatsächlich hatte ich vor ein paar Tagen den Erstkontakt mit einer Spielerin, die gleich zu Beginn in ihrem Eingangsposting sagte, dass sie es total okay findet, wenn die Spielleitung auch mal Würfelergebnisse wendet, damit nicht alle gleich ins Gras beißen.

Der damit verbundene Illusionismus scheint also gewünscht zu sein - man möchte den Nervenkitzel haben, sterben zu können, ohne dass er im Ernstfall wirklich aktualisiert würde. Mit der Beobachtung hat der Pottwal völlig recht, nur würde ich nicht sagen, dass er illegitim sei.
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Offline felixs

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Ich weiß nicht, ob wir das schon hatten und ich habe auch nicht alles auf den letzten fünf Seiten gelesen.

Würde aber noch hinzufügen wollen, dass es Kulturen von Rollenspielern gibt, die damit sozialisiert sind, dass der Spielleiter ("Meister") Würfel drehen darf - unter anderem dafür hat er ja auch den Schirm zum verdeckten würfeln. Da bedarf das erstmal keiner Diskussion, sondern es gehört zum Grundwissen, dass der Spielleiter das natürlich machen kann/darf/soll.

Der Punkt ist: Würfeldrehen gehört ggf. zur Kultur, zu den Selbstverständlichkeiten von Rollenspiel.

Bedeutet natürlich nicht, dass es dadurch gut oder schlecht wird.
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Online Ainor

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Klar. Insbesondere wenn es explizit im Regelbuch steht ist Würfeldrehen offensichtlich kein Schummeln.

Trotzdem kann man ein solches System polemisch als "Schummel-Erzählspiel" bezeichnen, das ist halt ähnlich wie "Munchkin-System", "Bauergaming", oder "Brettspiel".

Bedeutet natürlich nicht, dass es dadurch gut oder schlecht wird.

Ich glaube schon dass es schlecht ist wenn ein System erst gross Würfeln lässt und dann das Ergebniss als SL-Entscheid deklariert.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html

Offline unicum

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Insbesondere wenn es explizit im Regelbuch steht ist Würfeldrehen offensichtlich kein Schummeln.

Nenn mir mal ein konkretes Beispiel,...

Offline gunware

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Der Punkt ist: Würfeldrehen gehört ggf. zur Kultur, zu den Selbstverständlichkeiten von Rollenspiel.
Zur Kultur? Fraglich. Selbstverständlichkeit? Nein. Gerade der jüngeren Generation musste ich das schon erklären, dass es das früher gab und das manche SL es so machen, weil sie damit sozialisiert wurden. Vor meiner Erklärung hätten sie gar nicht daran gedacht, dass es überhaupt jemand machen könnte.
Erschwerend kam auch hinzu, dass das erste Spiel, dass ich mit ihnen gespielt hatte, Numenéra war, in dem die SL gar nicht würfelt. In den nächsten anderen Systemen habe ich immer offen gewürfelt.

Und als einer von denen mit mir in die Runde eines mit RPG in den 90ern angefangenen Meisters ging, habe ich dem jungen Spieler erklärt, dass diese SL die Plotgeschwindigkeit benutzt und hinter seinem Schirm würfelt, damit er uns eine dramatische Geschichte prãsentiert. Was die SL auch verdammt gut macht. Und so kam es zu keinen Missverständnissen.
Ich bin der letzte Schrei der Evolution, als sie mich erschaffen hatte, schrie sie: "Oh Gott, was habe ich denn gemacht?!"