Autor Thema: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)  (Gelesen 522 mal)

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[W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« am: 14.03.2025 | 19:57 »
Ein Solo-Abenteuer für Werwolf: Die Apokalypse

Die Nacht ist erfüllt vom Ruf der Wölfe, doch für vier junge Garou steht mehr auf dem Spiel als ein einfaches Heulen im Mondlicht. Sie sind keine vollwertigen Mitglieder eines Stammes – noch nicht. Ihre erste Verwandlung hat ihnen einen Auspice gegeben, aber ob sie auch einen Platz unter ihresgleichen finden, hängt ganz von ihrer kommenden Prüfung ab.

Ihr Ziel ist klar: Ein wertvolles Artefakt muss sicher von ihrer Septe zu einer befreundeten Septe gebracht werden. Doch zwischen Ausgangspunkt und Ziel liegt mehr als nur ein weiter Weg. Gefahren lauern überall – sowohl in der physischen Welt als auch im Umbra.

Dieses Solo-Abenteuer wird mit den Regeln von Werwolf: Die Apokalypse (W5) gespielt, unterstützt durch den Mythic Game Master Emulator (Mythic GME). Der GME erlaubt den Einsatz sogenannter Keyed Scenes – festgelegte Szenen, die durch bestimmte Bedingungen ausgelöst werden. Zwei dieser Szenen stehen bereits fest:

    Der Start – das Rudel ist bereits unterwegs und legt einen Zwischenstopp ein.
    Blicke drei Mal ins Umbra, und es blickt zurück – ein Ereignis, das unausweichlich auf sie wartet.

Wie der Rest der Geschichte verläuft, wird sich durch Würfelwürfe, Improvisation und das Schicksal entscheiden.
Das Rudel

    Alex (Hauptcharakter), Ragabash, m
    Noa, Philodox, d
    Rio, Theurge, m
    Sam, Ahroun, w

Noch sind ihre Schicksale ungewiss. Werden sie sich beweisen und als anerkannte Garou aus dieser Prüfung hervorgehen? Oder werden sie im Kampf gegen ihre Feinde – oder sich selbst – scheitern?

Die Rite of Passage beginnt jetzt.

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #1 am: 14.03.2025 | 19:59 »
Die Tür schwingt auf, und die abgestandene Luft des Lokals mischt sich mit dem Geruch nach altem Fett und billigem Bier. Ich trete zusammen mit den anderen ein. Ein kurzer Zwischenstopp, nur was essen, dann weiter. Die Sonne steht hoch am Himmel, doch hier drin klebt die Dunkelheit in den Ecken.

Die Gäste mustern uns nur kurz, dann senken sie die Blicke. Ein Lastwagenfahrer taucht seine Pommes in Mayonnaise und unterhält sich weiter mit seinem Nebenmann. Eine vierköpfige Familie, die Mutter füttert ein jüngere Kind mit zerdrücktem Kartoffelbrei, während der Vater auf die Ältere einredet. Drei alte Damen murmeln über irgendwas, während sie an ihrem Kaffee nippen.

Und dann ist da dieser Kerl.

Dunkle Ecke, direkt neben dem Gang zur Toilette. Jung, Anfang zwanzig, Schweißperlen auf der Stirn. Sein Gesicht – zugerichtet. Aufgesprungene Lippe, Schatten unter den Augen, als hätte jemand mit ihm gespielt und vergessen, ihn wieder zusammenzusetzen. Die linke Hand hält seine Jacke zusammen. Kein Mode-Statement – er verbirgt etwas. Eine Wunde vielleicht. Aber was ist mit der rechten Hand?

Ich sehe es. Unter dem Tisch. Regungslos, verkrampft. Eine Waffe?

Mein Puls schlägt härter.

Ich schiebe den Stuhl zurück. Er kreischt über den Boden. Der Kerl zuckt zusammen, seine Augen huschen zu mir. Ich will rübergehen, ihn konfrontieren. Vielleicht helfen. Vielleicht auch nicht.

Dann – ein Knall.

Das Licht flackert im Mündungsfeuer, ein Schatten im Gang zur Toilette. Eine Silhouette, ein Geist aus Rauch und Feuer. Der junge Mann ruckt nach vorn, Blut spritzt auf die Tischplatte. Sein Stuhl kippt, schlägt hart auf die Dielen. Ein Röcheln, dann nichts mehr.

Stille.

Nur für eine Sekunde.

Dann bricht die Panik los. Schreie, umgeworfene Stühle, das Kreischen der alten Frauen, das schrille Quietschen von Gummisohlen auf Linoleum. Die Tür fliegt auf, jemand rennt hinaus. Die Familie duckt sich unter den Tisch.

Ich stehe mitten im Chaos. Und mir ist klar: Das hier ist noch nicht vorbei.

Das Rudel reißt mich mit, wir kämpfen uns durch die Masse der panischen Menschen. Stühle kippen, Teller klirren auf dem Boden. Irgendwo schreit ein Kind. Die Luft ist schwer von Angst.

Zwei aus dem Rudel, Noa und Rio, hocken sich zum Niedergeschossenen. „Er ist durch“, murmelt einer, während der andere mit zwei Fingern die Augen des Toten schließt. Ich verschwende keinen weiteren Gedanken an ihn. Wir haben Wichtigeres zu tun.

Sam und ich werfen uns in den Gang zur Toilette. Die Luft riecht nach abgestandenem Wasser und billiger Seife. Links von uns eine offene Küchentür – drinnen stehen unbenutzte Pfannen, das Gas summt noch leise. Am Ende des Gangs gähnt der offene Notausgang.

Dann – wieder ein Knall.

Die Kugel schlägt in die Wand, Putz splittert, wir ducken uns und wechseln instinktiv in die Glabro Form. Mein Herz hämmert gegen die Rippen. Zorn steigt in mir auf. Der Schütze ist noch da, irgendwo draußen.

Plötzlich quietschen Reifen. Ich werfe einen Blick aus dem Ausgang. Ein dunkles Auto – schwer zu erkennen in der gleißenden Mittagssonne. Es wartet nicht. Kein Zögern, kein Blick zurück. Der Motor heult auf, dann reißt das Ding mit durchdrehenden Reifen davon, Staub wirbelt auf.

Der Schütze ist weg. Aber das hier – das war eine Hinrichtung. Und wir stehen mittendrin.
« Letzte Änderung: 14.03.2025 | 20:06 von Sternschnuppe »

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #2 am: 14.03.2025 | 20:01 »
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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #3 am: 16.03.2025 | 12:40 »
Sam und ich stehen noch im Türrahmen, den Blick auf die Staubwolke gerichtet, die das fliehende Auto hinterlassen hat. Der Motor heult in der Ferne auf, dann verschluckt ihn die Stille.
Ein Krachen reißt uns herum. Metall klirrt, irgendetwas fällt scheppernd zu Boden. Aus der offenen Küchentür schwappt Lärm. Dann taucht er auf.
Der Koch.
Breitschultrig, weißer Kittel voller Fettflecken. In der rechten Hand ein riesiges Küchenmesser, die Klinge zittert leicht. Seine Augen sind weit aufgerissen, Adrenalin oder Angst – wahrscheinlich beides.
Er faucht uns an. „Verpisst euch aus meiner Küche!“
Ich hebe die Hände, Handflächen nach außen. Langsam. „Wir haben den Kerl nur verfolgt. Beruhig dich.“
Sam knurrt leise. Ihr Blick ist fest auf den Koch gerichtet, die Schultern angespannt, bereit zum Sprung. Ich werfe ihr einen scharfen Blick zu. Nicht jetzt. Sie atmet schwer aus, zwingt sich zur Ruhe.
Der Koch blinzelt, dann sinkt das Messer. „Was zur Hölle ist hier los?“
Ich erkläre es ihm, kurz und knapp. Die Schießerei, der Tote, der fliehende Schütze. Der Koch reibt sich über sein Gesicht, murmelt ein leises „Scheiße“ und geht zur Hintertür. Mit misstrauischen Blicken späht er hinaus. Dann dreht er sich wortlos um und verschwindet zurück in seine Küche.
Sam und ich wechseln in die Homid-Form, Muskeln ziehen sich zusammen, Knochen richten sich neu aus. Kein Knacken, kein Schmerz – fließend und schnell. Menschlicher. Tarnung ist jetzt alles.
Zurück im Schankraum erwartet uns ein anderes Bild. Rio und Noa haben ganze Arbeit geleistet, die letzten Gäste hasten nach draußen. Einige schreien noch, andere werfen panische Blicke zurück, aber niemand bleibt.
Wir wenden uns der Leiche zu.
Er liegt noch genauso da wie zuvor, die Jacke geöffnet, die rechte Hand jetzt sichtbar. Keine Waffe mehr. Kampfspuren ziehen sich über seinen Körper – Kratzer, Bisse. Keine Menschenwunden. Klauen, Zähne. Andere Werwölfe.
„Verdammte Scheiße“, murmelt Noa.
Rio hebt eine Augenbraue. „Der hatte wohl Stress mit seinesgleichen.“
Das Projektil steckt tief in seinem Schädel. Daran werden wir nicht rankommen, zumindest nicht jetzt. Aber seine Tattoos sprechen Bände. Symbole, die nur wenige erkennen. Ein Dreiviertelmond. Und dann das Zeichen der Bone Gnawer. Ein von dem Leben auf der Straße gezeichneter Wolf.
Keine Papiere, nichts Brauchbares. Nur ein paar zusammengeknüllte Schnipsel. Ich ziehe sie aus der Tasche des Toten. Ein Bild. Oder das, was davon übrig ist.
Eine Gruppe. Verschwommene Gesichter. Aber etwas daran fühlt sich… wichtig an.
Hinter der Theke bewegt sich etwas. Die Bedienung. Ihre Hand wandert zum Telefon, aber der Koch ist schneller. Er drückt es sich ans Ohr, runzelt die Stirn.
„Verdammte Scheiße, es geht nicht.“
Die Bedienung versucht es auch, wählt mehrmals. Nichts.
Rio verengt die Augen. „Egal, wir haben, was wir brauchen. Zeit zu verschwinden.“
Ich nicke, schiebe die Schnipsel in meine Tasche. Wir gehen Richtung Ausgang, nicht zu schnell, aber zielstrebig. Keiner schaut zurück.
Dann – die Bedienung greift wieder zum Telefon. Diesmal klappt es.
„Ja, hier gab es eine Schießerei! Ein Toter! Ihr müsst sofort kommen!“
Verdammt.
„Raus. Jetzt!“ knurre ich.
Wir verlassen die Gaststätte mit schnellen Schritten. Hinter uns keift die Bedienung weiter ins Telefon. Bald wird die Polizei hier sein. Vielleicht mit Presse.
Wir müssen weg. Sofort.

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #4 am: 16.03.2025 | 12:41 »
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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #5 am: 16.03.2025 | 15:34 »
Wir treten aus der Gaststätte, die Tür fällt hinter uns ins Schloss. Die Luft draußen ist anders – schwer, elektrisch geladen.
Die Flüchtenden stehen in Gruppen beisammen. Passanten haben sich versammelt, Gesichter voller Sensationsgier und Nervosität. Und natürlich – Smartphones.
Ich zähle mindestens ein halbes Dutzend Leute, die filmen. Eine Frau mittleren Alters spricht hektisch in ihre Kamera, ein Typ mit Baseballkappe hält sein Handy hoch über den Kopf, um die beste Perspektive zu bekommen.
Und dann sehe ich das Kind.
Ein Mädchen, vielleicht zwölf, Kapuzenpulli, Sneaker, Smartphone fest in beiden Händen. Ihre Linse erfasst uns genau, als wir aus dem Lokal treten.
„Rio“, knurre ich leise. „Problem?“
Rio schließt die Augen, atmet tief ein. Seine Stirn zuckt leicht, als er seine Gabe aktiviert. Sekunden später öffnet er die Augen wieder, ein Schatten darin, den nur ich wirklich erkenne.
„Ja“, sagt er knapp. „Diese Aufnahmen werden uns in Schwierigkeiten bringen. Sie könnten uns verzögern.“
Scheiße.
Dunkle Wolken schieben sich über die Sonne. Der Himmel färbt sich aschgrau. In der Ferne ist ein grollendes Donnern eines herannahenden Sommergewitters zu hören.
Ich gehe zu dem Kind. Es blickt auf sein Display, dann zu mir. Ein Funke Unsicherheit in den Augen.
Ich lächle. Breit, kumpelhaft. „Hey, ziemlich krasse Sache da drin, oder?“
Das Mädchen nickt langsam.
„Du hast das gefilmt, oder?“
„Ja.“
Ich tue überrascht, fast ehrfürchtig. „Nicht schlecht. Weißt du, wenn du wirklich zeigen willst, dass du dabei warst, wie wäre es mit einer Aufnahme von dir vor dem Laden? Beweisstück, du weißt schon.“
Das Mädchen überlegt, nickt dann begeistert. „Gute Idee!“
Ich nehme das Handy entgegen, drehe es so, dass ich die Aufnahme lösche, während ich scheinbar die Kamera einstelle. Gleichzeitig schieße ich ein schnelles Bild von ihr. Ein kleiner Trick für den Notfall.
Dann gebe ich das Smartphone zurück. „Da hast du’s. Perfekt im Bild. Bleibt für immer in Erinnerung.“
Sie strahlt. Ich lächle zufrieden und drehe mich um.
„Komm“, sage ich zu den anderen. „Wir gehen.“
Das Rudel setzt sich in Bewegung, vorbei an den Gaffern, in Richtung unseres Wagens.
„Wir sollten die Stadt sofort verlassen“, murmelt Rio.
„Moment mal“, wirft Noa ein. „Hier ist ein Mord passiert. Wir sind Zeugen.“
Ich nicke. „Beides stimmt. Wir fahren zur Stadtgrenze, machen eine Pause. Dann sehen wir uns das Foto an. Danach entscheiden wir. Mein Vorschlag.“
Keiner widerspricht.

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #6 am: 16.03.2025 | 15:35 »
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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #7 am: 16.03.2025 | 17:54 »
Der Parkplatz des Baumarkts taucht vor uns auf. Bunte Wimpel flattern im Wind, eine große Tafel verkündet Rabatte zum zehnjährigen Jubiläum. Ein paar Kunden laufen mit sperrigen Paketen zu ihren Autos, ein Mitarbeiter schiebt einen Wagen voller Farbeimer über den Asphalt. Alles friedlich, unauffällig. Der perfekte Ort für eine kurze Pause.

Ich drehe das Lenkrad, doch irgendwas stimmt nicht. Der Wagen zieht zur Seite, als würde etwas ihn nach unten zwingen. Ich spanne die Arme an, halte dagegen. Die Servolenkung sollte das nicht so schwer machen.

„Irgendwas ist faul“, murmele ich.

„Fühlt sich scheiße an“, bestätigt Sam vom Beifahrersitz.

Mit Mühe bringe ich den Wagen zum Stehen. Der Motor brummt unzufrieden, als hätte auch er keinen Bock mehr auf diese Nummer. Wir steigen aus.

Der rechte Vorderreifen – platt. Keine schleichende Panne, das Ding ist komplett hinüber.

„Na super.“ Rio kickt gegen den Gummi, als könnte das irgendwie helfen. „Ersatzreifen?“

Ich öffne den Kofferraum. Der Reservereifen liegt unter einer alten Decke. Noa zieht ihn heraus, betrachtet ihn mit kritischem Blick.

„Wenig Profil, kaum Luft“, stellt sie trocken fest. „Besser als nichts, aber ich gebe uns keine zwanzig Kilometer, bevor wir den auch verlieren.“

„Also beeilen wir uns.“

Noa kniet sich hin und beginnt mit ruhigen, geübten Handgriffen, den Reifen zu wechseln. Ich lasse sie arbeiten. In der Zwischenzeit falte ich das zerrissene Foto auseinander, Sam und Rio beugen sich neugierig dazu.

Zwei Personen stehen auf einem Feldweg. Dahinter Wiesen, ein angrenzender Wald zur Linken, rechts ragt ein markanter Felsen in die Höhe.

Im Vordergrund – der Tote. Und neben ihm eine Gestalt in zerschlissener Kleidung. Alter, Geschlecht, unmöglich zu sagen. Doch das Bild spricht für sich. Sie geben sich die rechte Hand, fest, fast wie ein Deal. Der Tote hält mit der Linken das Telefon, das die Aufnahme gemacht hat. Die andere Person hat ihre Hand auf seine Schulter gelegt. Beide starren mit bedrohlichen Blicken in die Kamera.

Ich spüre, wie meine Kiefermuskeln sich anspannen.

Ein fernes Grollen. Der Himmel zieht sich zu, das Gewitter kommt näher.

Ich sehe in die Runde. „Was machen wir jetzt damit?“

Rio fährt sich mit der Hand durchs Haar. „Der Typ hat sich mit jemandem getroffen. Vielleicht ein Deal. Aber warum dann das Foto zerreißen?“

Ich nicke. „Irgendjemand wollte nicht, dass man das findet. Aber jetzt haben wir es.“

Noa richtet sich auf, wischt sich die Hände an der Hose ab. „Lasst mich raten – wir sollen uns das Ding nochmal genau ansehen?“

„Genau das“, bestätige ich. „Die Tattoos, die Symbole… Es muss was geben, was uns weiterbringt. Irgendein Hinweis für eine Spur im Netz.“

Wir kramen unsere Handys heraus und suchen. Das Bild des Toten taucht in alten Polizeiberichten auf. Gewaltverbrechen, mehrere Verurteilungen, ein echtes Problemkind.

„Kein Wunder, wenn er Garou war“, murmelt Noa. „Wenn er davon wusste, dann war er sicher der Typ, der Stress gemacht hat. Vielleicht hat sein Rudel ihn gestoppt. Vielleicht haben wir nichts weiter als ein Wolfsgericht gesehen.“

„Und wenn’s so ist?“ frage ich.

Sie zuckt mit den Schultern. „Dann ist alles genau so gekommen, wie es kommen musste. Keine losen Enden für uns.“

Ich nicke langsam. Vielleicht hat sie recht. Vielleicht ist es besser, das Thema hier zu lassen.

„Dann weiter“, sage ich.

Sam schnappt sich den Autoschlüssel. „Ich fahr.“

Ich gebe ihr einen letzten Blick, dann steigen wir ein. Noa setzt sich neben sie, Rio und ich nach hinten.

Der Motor springt an, knurrt auf, als wüsste er, dass wir noch lange nicht fertig sind.
« Letzte Änderung: 16.03.2025 | 18:44 von Sternschnuppe »

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #8 am: 16.03.2025 | 18:41 »
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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #9 am: 18.03.2025 | 20:35 »
Die Landstraße zieht sich endlos durch die Landschaft, nur vereinzelt kreuzen Autos unseren Weg. Ich sitze hinten, die Finger trommeln unruhig auf meinem Knie. Sam hält das Lenkrad fest im Griff, die Motorhaube schluckt Kilometer um Kilometer.

Keiner von uns merkt das Auto, das uns folgt.

Nicht, als wir abbiegen. Nicht, als Sam an der Tankstelle hält. Der Verfolger fährt seelenruhig weiter, als wäre er nur zufällig auf unserer Spur gewesen.

Tanken. Reifen aufpumpen. Weiter.

Die Fahrt geht ohne Zwischenfälle weiter – bis wir es sehen. Ein Warndreieck.

Sam drosselt das Tempo. Vor uns steht ein Mann in einer Signalweste, die Kelle in der Hand. Er deutet uns auf den Rastplatz. Eine Umleitung, eine Unterbrechung?

Wir rollen auf das Gelände. Sechs Parkplätze, nichts weiter. Und dann…

Sam spannt sich an. Ihr Blick klebt an einem geparkten Wagen.

„Verdammt“, zischt sie.

Ich sehe es jetzt auch. Das Auto. Ihr Auto. Die Mörder aus der Gaststätte.

Die Beifahrertür des abgestellten Wagens schwingt auf. Die Gestalt, die aussteigt, verändert sich. Glabro. Muskeln wachsen, Finger werden zu Krallen. Die anderen sind da, halb in Deckung, bereit.

„Hinterhalt!“ Sam reißt das Lenkrad herum, tritt das Gas durch.

Der Garou vor uns geht zum Angriff über, aber Sam ist schneller. Der Stoßfänger tuschiert ihn, und er wird durch die Luft geschleudert.

Dann – Kontrolle weg.

Randstein. Mülltonne. Der Wagen schlingert. Die Mülltonne hat sich unter die Vorderachse geschoben und zwingt uns unsanft zum Stillstand.

Wir springen raus. Glabro. Knochen verschieben sich, Muskeln dehnen sich, die Sinne schärfen sich. Kampfbereit.

Der getroffene Garou rappelt sich auf. Sein Körper knirscht, er schiebt seine Knochen wieder in die richtigen Positionen.

„Gebt auf“, sagt der Anführer. „Wir haben euch. Ihr habt keine Chance.“

Sam fletscht die Zähne. „Was ist euer scheiß Problem?“

Noa hebt die Hände. „Jetzt mal alle ganz ruhig. Wir wissen, was ihr getan habt. Wir wissen nicht warum. Und noch weniger, was das mit uns zu tun hat.“

Die anderen treten näher, ihre Körper angespannt wie Drahtseile. „Ihr steckt doch mit Lex unter einer Decke. Haben wir euch euren schmutzigen kleinen Deal kaputt gemacht?“ Einer grinst, seine Augen kalt. „Für euch endet das hier und jetzt.“

Sam explodiert. Crinos. Ihr Körper wächst, der Wolf bricht aus ihr heraus.

Dann ein Schuss.

Noa zuckt zusammen, hält sich die Seite. Blut tropft.

Sam springt auf ihren Gegner, der sich ebenfalls in Crinos verwandelt. Die beiden krachen ineinander, ein Sturm aus Klauen und Zähnen.

Rio und ich versuchen auszuweichen, aber die Angreifer sind zu schnell. Krallen streifen unsere Haut, reißen Fetzen aus unserer Kleidung.

Rio faucht, dann lässt sie sich auf den Kampf ein.

Ich packe meinen Gegner, will ihn umklammern – aber er reißt sich los und schleudert mich hart auf den Boden. Luft bleibt mir weg, aber keine Zeit zum Liegenbleiben.

Ein zweiter Schuss.

Noa schreit auf. Dann rast sie los, eine Furie aus Wut und Schmerz. Der Schütze hat keine Chance. Sie reißt ihn zu Boden, ihre Klauen graben sich in seine Brust.

Weitere Gegner wechseln in Crinos. Der von Sam Angefahrene springt in den Kampf, als wäre nichts gewesen.

Zwei packen Sam, reißen sie zu Boden. Sie knurrt, kämpft, aber die anderen beiden halten sie am Boden.

Rio und ich schlagen sich weiter mit ihren Gegnern, Noa hat den Schützen unter Kontrolle.

Stillstand.

Das Keuchen der Kämpfer erfüllt die Luft. Blut tropft auf den Asphalt. Niemand geht als Sieger aus diesem Kampf.

„Okay“, knurrt Noa, ihren Gegner vor sich herschiebend. „Vielleicht kommen wir jetzt alle mal runter und unterhalten uns einfach.“

Langsam wechseln wir in Glabro. Der Kampf ist vorbei – vorerst.

Keiner der vorbeifahrenden Autos hat etwas gesehen. Die Absperrung und der Pflanzenbewuchs am Grünstreifen haben uns verdeckt gehalten. Aber das bedeutet nicht, dass wir sicher sind.

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #10 am: 18.03.2025 | 20:36 »
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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #11 am: 23.03.2025 | 18:07 »
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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #12 am: 23.03.2025 | 18:08 »
Unsere Lungen brennen, der Schweiß klebt an der Haut. Der Kampf hat seinen Tribut gefordert – nicht nur körperlich. Wir stehen dicht beisammen, die Muskeln noch angespannt, der Adrenalinspiegel noch zu hoch.

Der Konflikt verlagert sich jetzt auf Worte.

Die Anführerin der anderen. Ein Frau, Mitte 30 und damit gut 10 Jahre älter als die anderen aus ihrem Rudel, sieht uns skeptisch an. Ihre Stimme schneidet durch Luft: „Wir sind die Schattenjäger.“

Der Name klingt wie eine Drohung.

„Ihr habt Kontakt zu Lex?“

Ich wechsle einen Blick mit Sam, Noa und Rio. Lex. Der Name sagt mir nichts – bis mir das Bild in den Sinn kommt. Die Leiche in der Gaststätte. Die Kampfspuren. Der Schuss.

„Wir sind nur auf der Durchreise,“ sagt Rio und hebt die Hände. „Wir haben mit eurer Sache nichts zu tun.“

Die Schattenjäger scheinen das anders zu sehen. Ihre Blicke sind misstrauisch, zu viele Zufälle, zu viele Verstrickungen.

Sam tritt einen Schritt vor, hebt die Stimme. Ruhig, kontrolliert. „Hört zu. Wir kennen Lex nicht. Wir haben ihn heute zum ersten Mal gesehen – als Leiche.“

Das andere Rudel mustert uns. Schweigt.

Das hier kann ewig so weitergehen. Also übernehme ich das Reden. Ich gehe einen Schritt nach vorne, hebe beschwichtigend die Hände. Meine Stimme ist ruhig, kontrolliert. „Hört zu. Wir haben wirklich nichts mit Lex zu tun. Unser Rudel ist auf einer wichtigen Mission. Eine Mission, die keine Zeit für Nebenkriegsschauplätze lässt.“

Ich sehe Neugier in ihren Blicken. Vielleicht habe ich zu viel gesagt, zu viel verraten. Ich ärgere mich über mich selber.

„Lex war ein Verräter,“ sagt die Anführerin. „Er hat mit den Feinden der Garou gemeinsame Sache gemacht. Hat uns verraten. Wir haben ihn gestellt, und es wurde… unschön.“

Ihre Stimme bleibt ruhig, aber ihre Augen sind scharf. Sie fährt fort:

„Er war am Ende. Kaum noch Kraft. Wir dachten, wir hätten ihn. Doch er floh in die Gaststätte. Wollte warten, bis Luna ihm neue Stärke gibt. Aber wir waren schneller.“

Während wir sprechen – ich bin mir nicht sicher – späht da einer der Schattenjäger ins Umbra? Sein Blick wirkt abwesend.

„Euer Auto ist im Arsch,“ sagt die Anführerin, so beiläufig, dass es fast untergeht. „Kaputte Kühlerfront. Weit kommt ihr damit nicht.“

Sam schnaubt.

Die Anführerin der Schattenjäger deutet mit dem Kinn auf unser Fahrzeug. „Eine Polizeikontrolle mit so einem Wrack ist keine gute Idee. Eine Werkstatt wäre klüger.“

Sie meint natürlich ihre Werkstatt. Ihr Territorium. Das kleinere Übel.

Wir folgen widerwillig. Wir haben keine bessere Option.

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #13 am: 23.03.2025 | 18:09 »
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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #14 am: 23.03.2025 | 18:10 »
Mein Telefon vibriert. Ich ziehe es aus der Tasche und sehe den Namen auf dem Display: Ann-the-Scott.

Mein Nacken wird heiß. Ich drücke auf Annehmen.

„Alex?“ Ihre Stimme ist freundlich, fürsorglich. „Wie läuft es?“

Ich atme durch. „Alles gut. Keine Probleme.“

Eine Pause.

„Bist du sicher?“

Meine Finger krallen sich um das Telefon. „Ja.“

Ann sagt nichts. Sie muss es spüren. Das Unausgesprochene.

Dann ihr leises Seufzen. „Bedenkt, ihr sollt euch nicht in Gefahr begeben. Wenn ihr Hilfe braucht, könnt ihr euch jederzeit melden.“

Ich schlucke. Ich kenne die unausgesprochene Warnung. Wenn wir das tun, ist unsere Mission gescheitert. Dann haben wir versagt. Wir werden keinen Stamm finden, der uns aufnimmt.

„Wir melden uns, wenn es nötig ist.“

„Gut.“

Die Leitung wird unterbrochen.

Ich stecke das Telefon weg und blicke vielsagend zu den anderen.

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #15 am: 23.03.2025 | 18:10 »
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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #16 am: 24.03.2025 | 10:20 »
Die Werkstatt ist still. Nur das leise Tropfen von Öl auf Beton und das Knacken abkühlenden Metalls durchbrechen die Ruhe. Die Luft riecht nach altem Benzin, Rost und Schweiß.

Noa liegt unter der Haube, bis zu den Ellbogen im Motorraum vergraben. „Halte das verdammte Ding fest“, knurrt sie, während Rio mit einer Schraube kämpft.

„Ich halte es fest“, brummt sie. „Das Teil hält nur nicht still.“

Läuft-mit-dem-Wind lehnt lässig an einem ausrangierten Kotflügel, die Arme verschränkt. Er beobachtet die beiden – nicht nur mit den Augen. „Ihr seid ziemlich fix, was die Reparatur angeht.“ Seine Stimme ist beiläufig, doch sein Blick scharf.

Keine Reaktion.

Er hebt eine Braue. „Und? Wie läuft’s sonst so? Unsere Missionen überschneiden sich ja gelegentlich.“

Noa zieht den Schraubenschlüssel fester an. „Mhm.“

Rio weicht aus, konzentriert sich auf den Kühler, als wäre er das Einzige, das zählt.

Läuft-mit-dem-Wind spürt es. Sie meiden ihn.

Er lächelt schmal. Gut. Dann bleibt ihm mehr Raum für andere Wege.

Er richtet seinen Blick ins Umbra.

Die Welt verändert sich. Schatten tanzen um ihn, flackernd wie die Reflexionen von Schweißfunken. Mechanische Geister sind am Werk, kleine, emsige Wesen aus Zahnrädern und Öl, die den Reparaturprozess fast ehrfürchtig begleiten. Sie summen leise, als würden sie das Handwerk segnen.

Doch dann sieht er es.

Das Artefakt.

Sein spirituelles Abbild ist eine Schlange, tiefgrün, mit schimmernden Schuppen. Sie windet sich zwischen den Seiten des alten, unscheinbaren Buchs, als würde sie sich daraus befreien wollen. Die Prägung auf dem Einband – eine Waage – schimmert unheilvoll. Bittere, grüne Dämpfe steigen auf, riechen nach Gift und alten Versprechen.

Läuft-mit-dem-Wind verengt die Augen.

Er braucht es. Das Rudel der Schattenjäger braucht es.

Ein leises Zischen entweicht ihm, dann ruft er Steht-im-Schatten zu sich. Ein Schatten, ein Flüstern. „Rio hat etwas bei sich“, murmelt er verschwörerisch. „Etwas Wertvolles. Etwas, das nicht in ihren Händen sein sollte.“

Steht-im-Schatten versteht sofort. Er verschwindet beinahe lautlos, gleitet näher an Rio heran, während Läuft-mit-dem-Wind weiterredet, Ablenkung spinnt, Worte flicht wie ein geschickter Jäger sein Netz.

Und dann – es ist getan.

Steht-im-Schatten huscht zurück, das Artefakt verborgen unter seiner Jacke.

Rio merkt nichts.

Aber Noa sieht es.

Ihr Blick verengt sich, und in einer fließenden Bewegung erhebt sie sich, Muskeln spannen sich, der Glabro nimmt Form an. Ihre Stimme ist tief, knurrend, voller Zorn. „Rück es raus.“

Steht-im-Schatten erstarrt. Dann – ein tiefes Seufzen. Er hebt die Hände, das Buch rutscht aus seinem Griff. „Scheiße, okay! Hier, nimm es. Aber… sagt Tanz-den-Traum nichts davon, ja?“

Rio blinzelt, dann greift er sich das Buch. „Was sollte das, verdammt?“

Steht-im-Schatten tritt einen Schritt zurück, hebt abwehrend die Hände. „Es ist… eine Schwäche von mir, okay? Ich… nehme Dinge. Manchmal ohne groß nachzudenken. Es hat mich schon oft in Schwierigkeiten gebracht.“

Läuft-mit-dem-Wind gibt ein trockenes Lachen von sich. „Unser Rudel ist auf Bewährung, Rio. Jeder von uns hat seine Fehler. Wir haben eine letzte Chance bekommen. Aber manche Instinkte… verschwinden nicht einfach.“

Noa und Rio tauschen Blicke.

Dann nickt Noa langsam. „Ihr haltet euch aus unserem Weg. Und wir schweigen.“

Stille.

Dann, ein kurzes Zögern – und schließlich nicken Läuft-mit-dem-Wind und Steht-im-Schatten.

Der Deal steht.

Der letzte Schraubenschlüssel klirrt auf die Werkbank. Der Kühler ist repariert. Der Wagen ist bereit. Zeit weiterzuziehen.

Ich stehe am anderen Ende der Halle zusammen mit Sam bei Tanzt-den-Traum. Sie lehnt mit verschränkten Armen an einem ausgeschlachtetem Auto, die Lippen zu einer schmalen Linie gepresst. Ihre dunklen Augen mustern mich, als würde sie abschätzen, ob ich das, was sie sagen will, überhaupt verdient habe zu hören.

„Es sind die Black Spirals,“ beginnt sie schließlich leise. „Sie machen uns das Leben zur Hölle.“

Ich sage nichts. Lass sie reden.

„Sie verfolgen uns, treiben uns in die Enge. Sie sind uns immer einen Schritt voraus. Jemand steckt dahinter. Jemand, der ihnen Informationen gibt.“

Ihre Finger krallen sich in die Rinde hinter ihr. Ein dunkler Schatten huscht über ihr Gesicht.

„Du denkst, es ist… es war Lex.“

Sie schnaubt, schüttelt den Kopf, als hätte sie keine Lust, es auszusprechen. Aber dann tut sie es doch. „Ich weiß es.“

Ich hebe eine Augenbraue. „Und wenn du dich irrst?“

„Tu ich nicht.“ Ihre Stimme ist fester jetzt, sicher. „Er hat es abgestritten, natürlich hat er das. Es sind keine verdammten Zufälle, die Art, wie die Spirals immer genau wissen, wo wir sind.“

Ich lasse das sacken. Lex. Ein Verräter? Möglich. Aber es gibt noch etwas, das sie mir nicht gesagt hat. Ich warte.

Tanzt-den-Traum atmet tief durch, als würde sie sich erst sammeln müssen. Dann sagt sie: „Wir sind ein Rudel der Büßer.“

Jetzt sehe ich es. Die Anspannung in ihren Schultern, den Stolz, der unter der Oberfläche gegen Schuld ankämpft.

„Jede und jeder von uns hat einen Fehler gemacht. Wir haben gegen die Gesetze der Garou Gesellschaft verstoßen, und anstatt uns auszustoßen, hat man uns eine letzte Chance gegeben. Eine einzige, letzte Chance.“

Sie sieht mich an, und in ihrem Blick ist keine Wut, nur ein kaltes Wissen.

„Die Zusammenarbeit von Lex mit den Black-Spirals ist nicht nur einfach ein Verrat an uns. Er reißt uns alle mit sich. Wir alle werden dafür verantwortlich gemacht. Eine letzte Verfehlung, und unser Rudel existiert nicht mehr. Deshalb sind wir mit voller Härte gegen ihn vorgegangen.“

Die Worte hallen in der Stille nach.

Ich nicke langsam. Ich verstehe. Aber es bleiben Zweifel. Was wenn Lex unschuldig war?

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #17 am: 24.03.2025 | 10:22 »
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« Letzte Änderung: 24.03.2025 | 10:24 von Sternschnuppe »

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #18 am: 24.03.2025 | 20:00 »
Der Motor brummt zufrieden, als Sam den Wagen aus der Halle steuert. Das Licht der Neonröhren flackert über die Motorhaube. Draußen wartet Luna, groß und wachsam am Himmel. Ich lehne mich zurück und schließe für eine Sekunde die Augen.

Das Rudel der Nachtjäger liegt hinter uns. Keine großen Worte, kein Abschied.

Sam konzentriert sich auf die Straße. Ich beobachte ihren angespannten Kiefer, die Art, wie ihre Finger das Lenkrad fester umklammern, wenn ihre Gedanken zu lange in der Vergangenheit verweilen. Noa und Rio sitzen hinten, schweigend. Keiner spricht es aus, aber wir alle lassen das Geschehene noch einmal durch den Kopf gehen. Die Hinrichtung in der Gaststätte, der Hinterhalt der Schattenjäger.

„Wir haben es geschafft“, murmelt Noa schließlich. Ihre Stimme ist leise, fast ehrfürchtig.

Ja. Geschafft. Das Artefakt, das Buch mit den magischen Aufzeichnungen, ist noch in unserem Besitz. Bald werden wir es übergeben. Und dann? Dann haben wir unser Ritual erfolg absolviert. Dann gehören wir dazu. Vollwertige Mitglieder der Garou-Gesellschaft.

Ich spüre, wie die Anspannung langsam von meinen Schultern weicht. Fast ein Gefühl von Euphorie.

Die restliche Fahrt verläuft ereignislos. Die Straße zieht sich durch dunkle Wälder und schlafende Dörfer, bis wir uns dem Stadtrand nähern. Zwei Stunden, in denen nichts passiert. Eine Seltenheit.

Als wir den Campingplatz am Stadtrand erreichen, ist die Luft kühl und feucht. Sam steuert den Wagen auf Parzelle 523, der Kies knirscht unter den Reifen. Vor uns das Wohnmobil. Ein schwacher Lichtschein fällt durch die zugezogenen Gardinen.

Sam stellt den Motor ab. Stille.

Dann öffnet sich die Tür des Wohnmobils. Zwei Gestalten treten ins Licht.

Ich kneife die Augen zusammen, doch der Schein der Innenbeleuchtung verschluckt ihre Gesichter, macht sie zu Silhouetten aus Schatten und Mondlicht.

Wir steigen aus, treten näher. Die Umrisse schärfen sich. Eine Frau. Ein Mann.

Mein Blick bleibt an ihm hängen. Er kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich kann es nicht einordnen. Woher kenne ich ihn?

Die Finger in meiner Hosentasche, ertasten die Schnipseln des zerissen Fotos. Mein Herz setzt einen Schlag aus, als die Erkenntnis zuschlägt.

Der Mann auf dem Bild. Der, mit dem Lex einen Handel abgeschlossen hat. Er steht hier vor uns.

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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #19 am: 24.03.2025 | 20:00 »
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Re: [W5/GME] Werwolf - Reifeprüfung (Solo)
« Antwort #20 am: 24.03.2025 | 20:02 »
.: ENDE :.

Das soll es gewesen sein.

Anmerkungen? Kritik? Fragen? Gerne her damit.