Autor Thema: Wie "Schummeln" zum Kampfbegriff wurde|Eine Verteidigung der Bandbreite des RPG  (Gelesen 9596 mal)

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Online Maarzan

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Ich würde mich ehrlich gesagt nicht trauen, meinem Spielleiter, der sich stundenlang Arbeit gemacht, Geld investiert hat, dem wir die Hütte verwüsten und leer fressen und leer saufen, der für Leute, die es mal wieder verpeilt haben immer extra ein Würfelset, Bleistift und Papier bereitstellt und notfalls auch noch mal das Charakterdokument ausdruckt, ins Gesicht zu sehen und ihn einen Schummler zu nennen und zu sagen, er sei ausserdem langweilig und doof. Oder sein System dass er sich ausgesucht hat, um mich zu bespaßen sei langweilig und doof.
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Wer den Spielort oder due Futteralien in welcher Form gestellt hat ist doch völlig unabhängig davon, wer Spieleliter macht.
In dem Sinne halte ich das für unangemessenes Framing.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline tartex

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Ich würde mich ehrlich gesagt nicht trauen, meinem Spielleiter, der sich stundenlang Arbeit gemacht, Geld investiert hat, dem wir die Hütte verwüsten und leer fressen und leer saufen, der für Leute, die es mal wieder verpeilt haben immer extra ein Würfelset, Bleistift und Papier bereitstellt und notfalls auch noch mal das Charakterdokument ausdruckt, ins Gesicht zu sehen und ihn einen Schummler zu nennen und zu sagen, er sei ausserdem langweilig und doof. Oder sein System dass er sich ausgesucht hat, um mich zu bespaßen sei langweilig und doof.

Deshalb würdest ja auch eher sagen: "Ich habe den Eindruck, dass du dir als Spielleiter Sorgen machst, dass wir unglücklich wären, falls nicht alles so klappen wird, wu du es vorher geplant hast. Da solltest du dir wirklich Sorgen machen. Es ist mir viel lieber, wenn du offen würfelst. Und falls mein Charakter draufgeht, habe ich da auch nichts dagegen, im Gegenteil: es macht mir viel mehr Spass, wenn wirklich Risiko besteht. Dann habe ich das Gefühl wirklich was geschafft zu haben. Die totale Entscheidungsfreiheit ist ja auch das Tolle am Rollenspiel. Also keine Sorge, spielen wir so offen wie möglich, ohne Würfeldrehen und Werte frisieren! In all den Jahren hat das meiner Erfahrung nach zu den interessantesten Runden und Kampagnen geführt, an die ich auch 20 Jahre später noch total oft positiv zurückdenke."
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Online Zed

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@Boba

Wie ist Dein Verhältnis zu spontanen Änderungen von Kampfkraft der Gegner? „Da kommen noch zwei weitere Vampire um die Ecke“, bzw wenn Lebenspunkte zu- oder abgeschlagen werden?

Offline Alexandro

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Ich notiere mir Setzungen, wenn ich sie mache. Was notiert ist, wird dann nicht mehr ohne guten Grund geändert - vor allem, wenn es schon mit den Spielern in Kontakt getreten ist.

Ich würde für mich persönlich das "vor allem" streichen.
Ich unterscheide sehr deutlich zwischen Ideen was passieren könnte (was aber noch nicht Teil des Spiels war) und konkreten Setzungen, welche bereits im Spiel angekündigt wurden.
Umgekehrt bedeutet das aber auch: wenn ich irgendeine größere Wendung einbaue  ("Der böse Mann hat 500 Handlanger im Teleportkreis der nächsten Stadt, die er zur Hilfe rufen kann, wenn der Kampf schlecht für ihn läuft"), dann ist es sinnvoll, das irgendwie anzukündigen, bevor ich es umsetze - sonst wirkt es willkürlich, egal ob ich es vorher aufgeschrieben habe, oder es mir spontan, aus einer Laune, ausgedacht habe (egal ob ich diese Laune jetzt "Plausibilität" oder irgendwie anders nenne).
Ohne Dramaturgie gibt es kein Drama.

Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Boba Fett

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Oh, das klingt ja nach richtigen Kommunikationsproblemen, Boba. Beruht das auf realen Erfahrungen mit Mitspielern oder ist das einfach ausgedacht für dieses Forum.

Dass ist kein persönliches Problem, sondern gemachte Wahrnehmung.

Ende der 80er, Anfang der 90er habe ich mich extrem über den ganzen pubertierenden Gatekeep-Penner aus der DSA-Storytelling (Besser: Story-Reenactment) Ecke aufgeregt und angelegt.
...die mit arroganter "Ich mache in 2 Jahren Abitur, also weiß ich alles über die Welt" Attitüde...
Da ging es fast immer um "Wenn Ihr das so macht, ist das ja gar kein Rollenspiel!" - weil echtes Rollenspiel ist ja nur so, wie das im DSA-2 Regelwerk stand.
"The Shoe is the Sign!" - "Follow the Gourd!"

Was mich vor allem immer angekotzt hat, war die Annahme, man könne anders als der eigens gepriesene Heilsweg gar keinen Spaß an einer Freizeitbeschäftigung haben.
Seit dem bin ich hochallergisch gegenüber der Besserspieler-Attitüde. Und nichts anderes ist das alles hier in meiner Wahrnehmung.
« Letzte Änderung: Heute um 15:45 von Boba Fett »
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Online chad vader

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Seit dem bin ich hochallergisch gegenüber der Besserspieler-Attitüde. Und nichts anderes ist das alles hier in meiner Wahrnehmung.
Treffer, versenkt.

Offline tartex

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...die mit arroganter "Ich mache in 3 Jahren Abitur, also weiß ich alles über die Welt" Attitüde...

Also meine waren auch noch mit 16 total die Whisky-Kenner.  ;D

Habe deshalb dann 20 Jahre lang keinen Whisky angerührt.  ~;P

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Offline ghoul

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@Boba:
Auch wenn sich in den Diskussionen hier einige Nebenschauplätze herausgebildet haben, Stilfragen bspw., so haben sich hier doch zahlreiche Diskussionsteilnehmer jeglicher Lager argumentativ begründet ausgetauscht.
Dies einfach so diskursfeindlich abzuwatschen finde ich unfair.
Die Frage nach Vor- und Nachteilen verschiedener SL-Techniken, und welche wann überhaupt lauter sind, sollte in einem Rollenspiel-Forum durchaus gestellt werden dürfen.
Hier geht es eben nicht um oberflächliche Attitüde, sondern um Grundsätze.
Tactician: 96%
PESA hilft!
PESA diskutiert.
Desweiteren: Alle deine Probleme wurden bereits in AD&D 1e gelöst.

Offline Boba Fett

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Dies einfach so diskursfeindlich abzuwatschen finde ich unfair.

Um Dich mal zu zitieren:
(Settembrini ist im Zitat nur zur Aufrechterhaltung des Aussage-Kontextes von 1of3)
Settembrini versuchte dazumal - sinds gar schon zwanzig Jahr? - das "Erzählspiel" zu verteufeln. Das ging nicht glatt runter.
Was Ghoul mit dem Artikel versucht ist also die guten von den schlechten Erzählspielern zu trennen. Die guten sind zwar komisch, halten sich aber immerhin an ihre merkwürdigen Regeln. Wir müssen alle die schlechten Erzählspieler nicht mögen! Weil die schummeln!
Gut zusammengefasst.

Und Du wunderst Dich, dass ich Besserspieler-Attitüde & Gatekeeping diagnostiziere und findest meine Reaktion unfair?
Das ist doch nichts anderes als 1990 den D&D Spieler mit "ihr macht gar kein Rollenspiel" auszugrenzen.
Es macht es nur noch schlimmer, denn es diffamiert die einen Erzählspieler als "schlimm" und die anderen als "seltsam".
Die elitären DSA Gatekeeper hatten damals wenigstens die "jung & dumm" Entschuldigung.

Oder hast Du plötzlich Deine Ansicht gegenüber Schummelei und Erzählspiel verändert?
Denn wenn nicht, dann betreibst Du in meinen Augen genau die gleiche Form von Gatekeeping:
Ganz ohne Wertung halte ich die Diskussion hier allerdings nicht für führbar.

Und siehst Du, ich auch nicht.
« Letzte Änderung: Heute um 17:18 von Boba Fett »
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