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Unterhaltungsliteratur - Schund oder Kunst?

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Mir fehlt ein bißchen eine Antwortmöglichkeit die in die Richtung:
"lese ich gerne mal, vor allem nach schwererer Lektüre und bin froh, wenn ich mal ein paar Seiten schaffe ohne absolut aufermerksam sein zu müssen. Ausserdem ist es nett auch mal Bücher dazwischen zu schieben, die man in einem oder zwei Tagen durch hat!" ;)

Gast:
@ Ludovico: Nicht unbedingt, aber man wird ihn vermutlich mit den tieferen Niederungen der Trivialkultur, sagen wir mal, die diversen Big Brother Versionen oder japanische Soft-Fick Mangas gehörig quälen können.
Und: Bildung ist nicht gleich Bildung. Will heißen: Wenn ich einen Physiker und einen Psychologen habe, dann gibt es Fragen die der Physiker besser beantworten kann und Fragen, die man besser dem  Psychologen stellt.

Ralf:

--- Zitat von: Ludovico am 17.08.2004 | 14:46 ---Was für eine Aussage außer "Ich will Dich unterhalten" hat denn Deiner Meinung nach die Avatar-Trilogie der Forgotten Realms?

--- Ende Zitat ---
Hab ich zwar nicht gelesen aber da steht doch sicher irgendwas über Freundschaft, Loyalität oder Grössenwahn oder so drin. Muss ja keine besonders tiefgründige sein. James Joyce (hat sein letztes Buch "Finnegans Wake" einzig und allein als "Rätselaufgabe" für Kritiker geschrieben. Mit der expliziten Absicht etwas zu schaffen hinter dessen "tieferen Sinn" nie jemand kommen wird. Ist das jetzt Kunst, Schund oder doch was anderes?

Nelly:

--- Zitat ---@Satyr

Zitat
Und bitte, widerleg mir einer mal den Rassismus aus dem Herrn der Ringe. Los, probiert's.

Einfach: Etliche weisse werden als zu unterschiedlichem Grad Böse dargestellt (Lutz Farning, Saruman, Boromir ....) Die Rohirrim machen Jagd auf Menschen. etc. Umgekehrt werden MENSCHEN auf der anderen Seite zwar als Invasoren dargestellt (was geographisch bedingt ist), aber als keinesfalls notorisch verderbt (siehe Sams Bemerkungen angesichts eines Toten "what the man's name was and where he came from; and if he was really evil of heart, or what lies or threats had led him on the long march from his home; and if he would not really rather have stayed there in peace ... ." ) Wer hier notorische Verderbtheit aufgrund Rasse oder Nationalität sieht, der muss sich als Deutscher genauso notorisch Böse fühlen.

Aber da es sich um ein und dieselbe Welt handelt muss der Rassissmus-Vorwurf auf Tolkiens Gesamtwerk bezüglich Mittelerde zutreffen sein. Und spätestens hier kollabiert der Vorwurf sowohl an den Sippenmorden als auch an der Tatsache, dass eine Hälfte des Volkes der Ostlinge, die sich gegen Morgoth wendet.
--- Ende Zitat ---

Da muss ich ihm persönlich einfach nur Recht geben!

Yerho:

--- Zitat von: Satyr am 17.08.2004 | 14:50 ---Unterschiedliche kulturelle Werke wendet sich an unterschiedliche Personengruppen- oder, um mal etwas fieser zu sein- an Personengruppen mit unterschiedlichem Bildungsniveau. E-Kultur gilt allgemein als überlegen, weil sie facettenreicher und anspruchsvoller ist, sich also an ein intellektuelles Publikum wendet. U-Kultur (wie beispielsweise Trivialliteratur, aber nicht da drauf reduzierbar) wendet sich an ein weniger... gebildetes Publikum. Es gibt eine deutliche qualitative Abstufung zwischen den beiden Kulturformen.
Oder, um mal ein bißchen Feuer unter den Pott zu bringen: Gute Bücher werden für ein intellektuelles Publikum geschrieben, mäßige und schlechte für die breite Maße.
--- Ende Zitat ---

Die traditionelle Unterscheidung von E- und U-Kultur kann man getrost in die Tonne treten, denn sie ist seit mindestens einem halben Jahrhundert von der Realität eingeholt. Ein nicht unwesentlicher Teil derer, die U-Literatur lesen, gehören zur Bildungselite. Doch nicht nur das: Beispielsweise werden unzählige SF-Bücher werden von Wissenschaftlern geschrieben, von mehrfachen Doktoren in unzähligen geistes- und naturwissenschaftlichen Disziplinen. Trotzdem käme keiner auf die Idee, die Romane der E-Literatur zuzuordnen - dahinter steht ein Standesdünkel, der jeden Bezug zur gesellschaftlichen Realität längst verloren hat.

Idealerweise soll Literatur soll bereichern und erbauen - das heißt, auch was sehr konkret als Unterhaltungsliteratur konzipiert ist, kann trotzdem einen sehr starken Subtext aufweisen. Zwar gibt es die Pole E und U nach wievor, aber die literarische Realität findet in der breiten Masse dazwischen statt.


--- Zitat ---Wenn ein Buch wie der Ullysses (gut, hartes Beispiel) vom Leser nicht verstanden wird, dann liegt dies nicht an dem Buch (der Ullysses ist herrlich- wirr, kompliziert und im späteren Verlauf grammatikfrei, aber herrlich), sondern da dran, dass der Leser nicht mit diesem Buch umgehen kann; das Buch liegt ausserhalb seiner kulturellen Reichweite.
--- Ende Zitat ---

Hier bist Du in Beweisnot. Belege mir, daß James Joyce nicht nur eine Reihe geistiger Aussetzer in ein formal anspruchsvolles Korsett gezwängt hat.

Und dann lies "Sternentanz" von John Clute (U-Literatur nach Deiner Definition) und sag' mir, ob Du's verstanden hast. - Oder nein, sag' mir lieber, wie Du es aufgefaßt hast. Dort liegt der Hund viel wahrscheinlicher begraben. :)


--- Zitat ---Und bitte, widerleg mir einer mal den Rassismus aus dem Herrn der Ringe. Los, probiert's.
--- Ende Zitat ---

Da ist nichts zu probieren und nichts zu widerlegen.

Rassismus ist die Unterscheidung von Wesen einer Spezies anhand phänotypischer Unterschiede ihrer Rassen. Also ist der Herr der Ringe so rassistisch wie jeder, der einen europiden von einem negriden oder einem mongoliden Vetreter der Spezies Mensch unterscheiden kann.

Ideologischer Rassimus ist, wenn mit dieser Unterscheidung eine moralische Wertung einhergeht. Das ist im HdR augenscheinlich der Fall, aber bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, daß die Betrachtungsebene verfehlt wurde: Die Bewohner Mittelerdes betrachten die Orks nicht als intellektuell unterlegen und weniger kulturfähig, weil es ihnen gerade in den Kram paßt, sondern weil es so die beobachtbare Realität ist. Das ist, als wenn ich einen Kampfhund mit einem Wildhund vergleiche - ich nehme eine rassische Unterscheidung vor, aber die qualitative Bewertung hängt am beobachtbaren Faktum, daß der Kampfhund im Vergleich zum Wildhund tatsächlich stärkere Angriffsaffekte hat. Im HdR sind die Orks die Kampfhunde und die Elfen, aus denen sie hervorgingen, die Wildhunde.

Das spricht klar gegen ideologischen Rassimus im HdR. Ich gehe davon aus, daß Du auf diesen hinaus wolltest, denn das gänzliche Fehlen von Rassismus an sich ist Menschen vorbehalten, die in Sachen Rezeption und Kognition eingeschränkt sind - Säuglinge, beispielsweise. Die können noch keine phänotypischen Unterschiede zwischen sich und dem afrikanischen Baby gegenüber feststellen.

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