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Unterhaltungsliteratur - Schund oder Kunst?

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Yerho:

--- Zitat von: Ludovico am 17.08.2004 | 16:48 ---So wie Tolkien also nicht vorhatte, eine Botschaft im Herrn der Ringe zu verstecken, hatte Wallace das also auch nicht vor?
--- Ende Zitat ---

Das ist, als ob Du Deinen Fuß in einen Tümpel in Südamerika hältst. Du hast nicht vor, Dir Blutegel einzufangen, aber vermutlich fängst Du sie dir trotzdem ein (= Tolkien).

Andererseits kannst Du Deine Füße auch nur für einen Sekundenbruchteil in den Tümpel halten. Selbst wenn Du nun vorgehabt hättest, Dir Blutegel einzufangen, würde das nicht gelingen, weil es zu schnell war (=Wallace).

Die Blutegel sind der Subtext, der Tümpel ist der Kreis der Leserschaft, das Reinhalten der Füße das Schreiben eines Textes.

Doc Letterwood:
Könnte mal jemand bitte den Thread splitten? Mit dem ursprünglichen Thema hat das hier nichts mehr zu tun... ::)

Aglaia:
Allerdings ::) ;)

Na ja, zum 'Thema':

Ich kann eigentlich fast alles lesen, solange es in einem schönen flüssigen Schreibstil mit guter Wortwahl geschrieben ist. Zwar lese ich auch gerne mal Bücher, in denen man überer einen Satz mal nachdenken muss, und zwar vielleicht soagr mehr als einmal, aber das heißt nicht, das ich schlichte, aber gute, U-Literatur nicht mag oder sie gar als Schund bezeichnen würde.

Wobei ich finde, dass bei autoren, die einen zumindest annehmbaren schreibstil haben, zumeist der Inhalt nicht all zu schlecht ist. Und auch einfache, leicht verständliche Literatur, die im Grunde nur Unterhalten möchte, kann Botschaften übermitteln, selbst wenn es irgendwelche 'altbekannten Weisheiten' sein sollten, die man in jedem zweiten buch wiederfindet.

Ich bin allerdings auch demr Meinung, dass man beim schreiben nicht unbedingt groß darüber nachdenken muss, um vielleicht eine Botschaft mit dem Text zu transportieren.
Ich habe es auch schon erlebt, dass ich ganz spontan eine Kurzgeschichte 'zusammengeschustert' habe, weil mir einfach so die Idee kam, ohne dass ich vorhatte, damit irgendetwas auszusagen.
Und als ich die dann später über meine Mailingliste geschickt habe, fanden die Leute dort richtig interessante Gedankenansätze darin, die mir erst beim Lesen denen ihrer Interpretationen aufgingen - und mir dann sehr logisch erschienen.

Ludovico:

--- Zitat von: Elor am 17.08.2004 | 17:02 ---Erstens habe ich nicht gesagt, dass er nichts zu melden hat, sondern dass er indirekt, über den Text meldet. Zweitens hast du nicht Aussagen über den Text gemacht, sondern über Tolkien, und versucht, diese Anhand des Textes zu belegen. Das ist etwas komplett anderes.
--- Ende Zitat ---

Aber das ist doch Interpretieren. Man kann in den Herren der Ringe hineininterpretieren, daß die weiße Rasse eine gute Rasse ist und daß schwarze Rasse eine böse Rasse ist.


--- Zitat ---Bleib beim Thema, Ludovico. Du hast mich nach dem Weltbild, nicht nach der Botschaft gefragt.
--- Ende Zitat ---

Es geht im Thread um sogenannte Trivialliteratur, die als trivial bezeichnet wird, weil sie keine versteckten Botschaften enthalte.


--- Zitat ---Falsch. In jedem Aspekt. Die Tatsache, dass der Autor keine Botschaft in den Text hereingeschrieben hat, heisst mitnichten, dass es nichts zu interpretieren gibt.

Du scheinst wirklich nicht zu begreifen, wie eine Interpretation funktioniert.
--- Ende Zitat ---

Dann sag mir doch, wie eine Interpretation Deiner Meinung nach funktioniert. Ich bin gespannt.


--- Zitat ---Ferner habe ich nie gesagt, dass der Autor bei der Sache nichts zu sagen hat.
--- Ende Zitat ---

Doch hast Du. Du hast geschrieben, daß es irrelevant ist, ob ein Autor sagt, daß er das Werk ohne große Hintergedanken geschrieben hat.


--- Zitat --- Im übrigen ist die Aussage des Autors über sein Handeln nur so gut, wie sie sich belegen lässt. Es ist eine Aussage, die der Autor getroffen hat. Du weisst noch nichtmal, ob es wirklich seine tatsächliche Einschätzung ist -vielleicht will er nur provozieren. Aber selbst wenn es das isst, so ist es doch nur der Eindruck, den er von seinem Handeln hat. Er kann unterbewusst etwas ganz anderes getan haben. Tolkien selbst hat z.B. zugegeben, dass die Gesichter in den Totensümpfen aus Leichen in Bomben( bzw. Granaten-)Kratern im Ersten Weltkrieg entstanden sind.
--- Ende Zitat ---

Also ich kann seine Formulierungen im Vorwort nur schwerlich als Provokation bezeichnen. Was für eine Provokation ist es, wenn man schreibt, daß man lediglich ein Märchen erzählen möchte? Fühlen sich dadurch Literaturwissenschaftler provoziert?



--- Zitat ---Nein. Tolkien hat sich sehr wohl Gedanken zu den verschiedensten Themen beim Schreiben gemacht. Er hat sein Werk auch wieder und wieder revidiert, weil verschiedene Aspekte nicht so zum Ausdruck gekommen sind, wie er das wollte. Er hat also durchaus nicht belanglos runtergeschrieben. Wallace hat nur den Text formuliert, er hatte nie die Zeit, sich Gedanken zu machen.
--- Ende Zitat ---

Er hat definitiv über einen längeren Zeitraum geschrieben und immer wieder umgeschrieben. Bedeutet das, daß er irgendwas schaffen wollte, was die Leute zum Nachdenken bewegen soll? Wieso hätte er dann die Aussage machen sollen, daß er einfach nur ein langes Märchen schreiben wollte?


--- Zitat ---Du hängst dich an der "Versteckten Botschaft" auf, als ob Literatur ein Glückskeks wäre.
--- Ende Zitat ---

Literatur und ein Glückskeks haben tatsächlich etwas gemein: Beides dient der Unterhaltung!

Hans:
Da hier der Herr der Ringe gerade im Zusammenhang mit Trivialliteraur behandelt wird: Ich habe mir sagen lassen, das große Thema in Tolkiens Werk wäre der Tod - in allen Facetten. Ich finde, es ist tatsächlich ein wichtiges Thema im Herrn der Ringe und aufgrund dessen könnte man annehmen, daß Tolien doch einige (wenn auch sehr allgemeine) AUssagen treffen wollte. Kurz, sein Werk wäre nicht als als bloße Unterhaltungsliteratur zu behandeln.

Flor, Deinen Vergleich mit dem Psychologen kann ich leider nicht nachvollziehen. Ebensowenig sollte man wohl eine wissenschaftliche Arbeit nicht mit (Unterhaltungs-)Literatur vergleichen, da erstere eigentlich keiner Interpretation bedürfen sollte.

Zum Thema: Will man zwischen Kunst und Schund unterscheiden, so muß man meiner Meinung nach auch den Begriff Kunst unterscheiden. Bisher wurde um Interpretationen und Aussagen gestritten, aber ein nicht zu leugnender Aspekt der Kunst ist die Ästhetik. Und die wiederum ist subjektiv. Ein Fantasy-Roman o.ä. kann absolut nichts aussagen, trotzdem wunderbar erzählt sein und dadurch mein Gemüt in ganz bestimmter Weise bewegen, so wie es der Autor vorgesehen hat. Insofern die Unterhaltungslietarur dies vollbringt, sollte man sie nicht generell als Schund abtun. 

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