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Unterhaltungsliteratur - Schund oder Kunst?

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Yerho:
@ Elor
Stimmt, Edgar Wallace war Brite. Mein Fehler, ich hatte ihn irgendwie als Pseudonym eines deutschen Autors im Gedächtnis.
An meiner Grundaussage ändert das zum Glück nichts.


--- Zitat von: Satyr am 19.08.2004 | 21:02 ---Rassismus ist die Ideologie, bestimmte Charaktereigenschaften an bestimmten ethnischen Gruppen fest zu machen. Dabei ist es VÖLLIG IRRELEVANT, ob die Charaktereigenschaft, die ich einer bestimmten Volksgrupe attestiere nun gut oder schlecht ist. Die Aussage "Alle Juden sind geldgeil" ist nicht rassistischer als "alle Deutschen sind gehorsam und fleissig".
--- Ende Zitat ---

Das ist nicht ganz korrekt. Diskriminierung erfolgt immer vergleichend, Rassimus ist die Diskriminierung anhand der Rasse. Und richtig, die Wertung gleichgültig. Kommt aber Ideologie ins Spiel, sind Wertunterschiede auf einmal sehr bedeutsam.

Es ist auch rassistisch, wenn ich ganz faktengetreu festhalte, daß sich Schwarzafrikaner länger als Weißeuropäer der Sonne aussetzen können, weil ihre stärkere Pigmentierung ein wirksamer Schutz ist. Würde ich hinzufügen, daß Schwarzafrikaner deswegen dümmer seien (tendenziell negativ) oder eine stärkere Libido hätten (tendenziell positiv), käme ich in den Bereich der Ideologie, unabhängig davon, ob ich positiv oder negativ werte.
 

--- Zitat ---Tolkien verbindet sehr massiv bestimmte Charaktereigenschaften mit bestimmten Volksgruppen; am deutlichsten sieht man das an der Beschreibung der Hobbits (wenn ich nicht noch meine ganzen Bücher in den Kartons hätte, könnte ich die edntsprechenden Zitate raussuchen.
--- Ende Zitat ---

Volksgruppen sind nicht zwingend Rassen, also muß hier erst einmal von Diskriminierung gesprochen werden. Rassismus kommt dann ins Spiel, wenn man zwei Rassen der gleichen Spezies behandelt, bei Tolkien also beispielsweise Elfen und Orks. Füge jetzt hinzu, was ich bereits in meinem vorherigen Posting zu diesem Thema schrieb. Vergleiche ich Menschen und Orks, müßte man von Interspeziismus reden.

Und ja, Tolkien diskriminiert, ist rassistisch und interspeziiestisch. Genau wie Du und ich. Ideologische Faktoren müßtest Du im Einzelnen nachweisen.

Und, um ganz sicherzugehen, eine Klarstellung: Ich verteidige Tolkien nicht, weil es Tolkien ist. Ich bin kein Fan seiner Arbeit oder seiner Person. Das Beispiel kam von Dir, mir geht es bei einem sensiblen Thema um entsprechend peniblen Umgang mit den Begrifflichkeiten.


--- Zitat ---Wenn ich alles als Kunst, alles als gut akzeptiere, wozu sollte man sich dann mit den "verstaubten, fossilen alten Säcken" wie Sokrates und Konsorten oder dem Rest der freundlichen Philosophenriege rumschlagen? Es ist schliesslich nicht besser als die drei DinA-4 Seiten, die ich selbst vollgekritzelt habe.
--- Ende Zitat ---

Gut, daß Du es ansprichst:

Sokrates zu bewundern heißt auch, seine Sicht zu kennen. Für ihn und seine Zeitgenossen war "Kunst" gleich "Handwerk". Kurz, es war die Ausübung dessen, was man Einige (vielleicht Viele) beherrschen, was aber dem Menschen nicht angeboren ist. Den sich später entwickelnden Dünkel hätte ein Sokrates niemals gutgeheißen. Er hätte unterschieden, wer in seinem Fach besser ist und sich die Freiheit genommen, einige Fächer als für sich uninteressant zu ignorieren und andere als für sich besonders wertvoll einzustufen.

Und auch wenn es Dir nicht paßt: Ja, auch "Softfickfilmchen" sind Kunst, und zwar eine Kunst, die Du und ich vermutlich nicht beherrschen. Und mehr als das - es steht uns frei, Betrachter dieser Kunst zu sein oder es bleiben zu lassen.

Alrik aus Beilunk:

--- Zitat von: Nelly am 20.08.2004 | 11:30 ---
--- Zitat von: Christian Preuss am 20.08.2004 | 10:54 ---Der stählerne Traum von Norman Spinrad enthält den "Bestseller" eines gewissen Adolf Hitler der in den USA eine n enormen Kultstatus als Schriftsteller einnimmt (Alternativrealität in der Adolf Hitler in die USA ausgewandert ist um Schriftsteller zu werden.

Lobgesang auf Leibowitz von Walter M. jr. Miller beschreibt eine Zukunft nach einem 3. Weltkrieg, in der die verbliebenen Menschen technisch in ein Mittelalter zurückgebombt wurden und da ähnlich wie das alte Christentum Relikte aus der Weltkriegzeit in die christliche Mythologie eingefügt haben (Der dämonische "Fallout" der Tod und Verderben bringt, die heilige Blaupause, die Erlösung vor den vielen Problemen der Welt verspricht, usw.). Dort wird dann auch der Werdegang dieser Menschen beschrieben, der dann in einen weiteren atomaren Krieg mündet.

Foundation-/Robot-Zyklus von Isaak Asimov: Da sind einfach zu viele Ansätze enthalten, als dass ich die hier aufzählen könnte.

--- Ende Zitat ---

Von den Büchern habe ich persönlich noch nie gehört, aber aufjedenfall danke ich dir für diese Tips, denn man könnte sie sich ausleihen um es dann beurteilen zu können.
--- Ende Zitat ---
Bis auf "Ein Lobgesang auf Leibowitz" hab ich diese Bücher gelesen. Sie sind zwar gute Unterhaltung, aber erfordern ein bischen Vorwissen:

"Der stählerne Traum" wurde von Spinrad als Satire auf bestimmte in der SF und Fantasy vorkommende Plotelemente geschrieben. Im Buch ist auch noch eine fiktive Kritik enthalten in der dem Autor genau diese vorgeworfen werden. Wer die ersten 500 Perry Rhodan Romane kennt wird schnell verstehen worauf Spinrad hinauswill. Wobei PR zwar einige solche Plotelemente hat, aber andere ( Fremdenfeindlichkeit ) weitgehen fehlen.

"Foundation" ist ursprünglich als Fortsetzungsroman in einem Groschenheft erschienen. Das wertet es natürlich nicht ab, da Asimov ihn als zusammenhängedes Werk konzipiert hat.
Das trifft aber auf die Roboter und frühen Imperiums Geschichten nicht zu. Erst lange nach der Veröffentlichung der ersten Foundation Geschichten hat Asimov versucht mit mehreren Romanen ( "Aurora", "Die Rettung des Imperiums" ) diese getrennten Welten zusammen zu führen.

Technik spielt bei Asimov so gut wie keine Rolle, sie ist im Prinzip zu allem in der Lage was die Story erfordert. So machen die Positronen-Gehirne der Roboter nie einen Fehler in der Beurteilung. Wenn ein Roboter einen Fehler macht, dann liegt das nicht an einer simpelen Fehlfunktion, sondern an einer falschen Vorgabe durch den Menschen.

Le Rat:
Meine Meinung zu dem Thema:
Eigentlich müsste man sich doch auch mal die Frage stellen, was Kunst überhaupt ist. Ist zum Beispiel ein Stillleben ein Stillleben oder diese Mona mit dem dämlichen Lächeln Kunst?
Wäre dann nicht ein Roman, in dem der Autor ein wunderbare einfach nur schöne Geschichte erzählt, die den Leser von Anfang an fesselt und manchmal zum Schmunzeln bringt, nicht auch Kunst? So sehe ich es bei der Fantasy und auch SF-Literatur.

Dann wäre da aber auch noch das Thema "Anspruch". Ob Anspruch und Kunst miteinander Hand-in-Hand gehen, weiß ich allerdings nicht. "Der gute Mensch von Sezuan" ist imho kein Kunstwerk, stellte aber hohe Ansprüche an meine Geduld.

Gast:

--- Zitat ---"Der gute Mensch von Sezuan" ist imho kein Kunstwerk, stellte aber hohe Ansprüche an meine Geduld.
--- Ende Zitat ---
Inwiefern?

Le Rat:
Das Stück ist todlangweilig und der Autor hat den Sinn des Theaters nicht verstanden. Ich kann an dem Stück nichts kunstvolles entdecken.

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