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"der untergang" - die letzten tage hitlers

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Minne:
Ich habe da etwas anderes gehört - nämlich dass die engländer honorierten, dass die deutschen das schweigen brächen oder so.

wjassula:
Hoppla. Sind nur Rezensionen. Kein Grund zum Aufschrei.
Schön, wenn euch der Film gefallen hat.

Ich meinte auch grade nicht, dass man keine Filme über Hitler machen soll, oder keine Filme, in denen Hitler nicht garantiert hunderprozentig dämonisiert wird oder so.  Oder dass ein Hitler -Film nicht unterhalten darf. Mir ging es mehr darum, dass ich das Gefühl habe, dass der Film auf den ganzen Hitler-Schmuh noch nachträglich reinfällt, weil dieser Gestalt Tragik und Tiefgang abgerungen werden sollen. Punkt eins. Da gefällt mir der "grosse Diktator" besser, oder "Adolf, die Nazi-Sau". Wenn man es intellektueller mag, Sebastian Haffners "Anmerkungen zu Hitler". Weil da gezeigt wird, wie lächerlich und menschlich arm Hitler ist - und in welcher geistigen Verfassung man sein musste, um auf ihn reinzufallen. Ich finde das als Umgang angemssener. Das Hitler irgend eine Art von Größe hat, gehört ja zu dem Mythos dazu.

So habe ich auch die taz-Kritik verstanden. Klar ist Diedrichsen polemisch und will unterhalten. Aber das erwarte ich auch von einer Filmkritik. Irgendwelche objektiven Daten kann ich mir auch selbst besorgen.

Puntk zwei ist (und das ist arg persönlich), dass ich die Schaupspielerriege des Filmes grauenhaft finde. Ist vielleicht unfair, weil ich den Film nicht gesehen habe - vielleicht spielen sie ja grade da besser. Aber ich gucke mir auch keine Filme mit Tom Cruise an.

Das nur noch mal zur Erklärung. Selbstverständlich erteile ich euch die Erlaubnis, trotz Diedrichsens und meiner gelangweilten Miene den Film gut zu finden  ;). Ich bin ja nicht der Film- Führer oder so.

Und was die ausländischen Reaktionen ausgeht, och, ich glaube die werden ganz gelassen sein. Für deutsche Filme interessiert man sich da normalerweise nicht so, und man hat ja selbst schon ein paar Hitler-Filme gemacht. Ist jetzt nicht sooo aufregend, dass die Deutschen auch mal einen machen.


Gast:
Hmmm... lächerlich und menschlich? Das Problem ist jetzt lediglich, das Hitler nur aus unserer heutigen Sicht das alles war. Zur damaligen Zeit war Hitler nun mal ein großer Redner und auch Retoriker... und sein Charisma ist selbst aus heutiger Sicht unwiderlegbar. Ich denke nicht, dass man ihn einfach als "Witzfigur" abtuen kann die durch Zufall an die Macht gekommen ist. Witzfiguren brechen keine Kriege vom Zauen und geben im Größenwahn auch nicht Befehl, Millionen von Menschen bestialisch zu ermorden.

Der Film hat für mich einmal eine andere Perspektive gezeigt; er hat gezeigt wie die Menschen auf ihn reagiert haben (und nicht nur die engeren Kreise und Anhänger in seinem Umfeld) und wieso sie auf ihn und seine leeren Versprechen herein fallen konnten. Dadurch wird er in diesem Film jedoch nicht zum Helden oder Idol hoch stilisiert... aber auch nicht als unirdisches, einzigartiges Monster das außerhalb der menschlichen Rasse steht und nie wieder kehren kann. Seine Bessessenheit und sein Wahnsinn sind gut und plausibel für die Zuschauer dargestellt, werden von Bruno Ganz geradezu portraitiert, genauso wie seine familiären Momente.
Ich würde den Film mehr als weiter empfehlen, da er sehr viele Dinge in Bild zeigt und Einblicke gibt, die aus heutiger Zeit sehr schwer vorstellbar sind. Noch nie habe ich eine Menge Zuschauer aus dem Kinosaal strömen sehen...

Schwules Lesbenpony:
@ Boba
Ich würde Dir wirklich ans Herz legen, den Film auf großer Leinwand anzuschauen (sprich: Kino, außer Du nennst eine solche Dein eigen.).
Ich war selbst nicht in einem netten kleinen Programmkino sondern in Saal 1 des örtlichen Multiplexkinos, und das am Freitag abend. Der Saal war voll. Ich habe aber noch nie ein so stilles und ruhiges Kinopublikum gehabt. Kein Popcorngeraschel, kein Gelaber, kein blödes Lachen, etc. Selbst als die Leute während des Vorspanns gingen (ich schau mir den immer zu Ende an), war es sehr still.

Lord Verminaard:
Gut, ich kann den Ansatzpunkt der Kritik, Hitler erscheine in dem Film zu sympathisch, schon nachvollziehen. Der Film zeigt ihn an einem Punkt, da er gescheitert ist, da er verzweifelt. Man sieht ihn weinen. Man sieht ihn - zum ersten und einzigen Mal - Eva Braun vor den versammelten Generälen küssen. Andererseits muss man nur seinen - zu einem Großteil historisch verbürgten - Worten lauschen, um sich ein anderes Bild von ihm zu machen. Wenn er sich zugute hält, Deutschland von den Juden gesäubert zu haben. Wenn er zetert, das deutsche Volk habe sich als das schwächere Erwiesen und es nicht verdient, weiter zu existieren.

Sicherlich stellt dieser Film einen Wendepunkt in der öffentlichen Darstellung des Nationalsozialismus dar. In meinen Augen ist das aber kein Zeichen dafür, dass die Deutschen die Verantwortung von sich weisen. Vielmehr ist es der überfällige Schritt weg von einer plakativen, eindimensionalen Haltung des unreflektierten Verdammens, hin zu einer nuancierteren Betrachtung, die nicht nur Antworten souffliert, sondern auch Fragen offen lässt. Ich sehe nicht, wie unsere Verantwortung als Nation uns dazu zwingen sollte, einen derartigen Diskurs anderen zu überlassen.

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