Autor Thema: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin  (Gelesen 5347 mal)

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Offline Jestocost

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Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« am: 12.10.2004 | 16:35 »
Ich störe mich ziemlich daran, dass Spielleiter-SL mit Railroading gleichgesetzt wird. Ich bin gerne ein SL, der seine Spieler für das Spiel interessiert und versucht, das Beste aus Ihnen heraus zu locken, sie dazu zu bringen, mehr ins Spiel einzusteigen, ihnen ein gutes und sicheres Gefühl im Spiel zu geben,  und sie anzuleiten, auch mal aus sich heraus zu gehen.

Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass das Problem unseres Hobbys der Mangel an guten Spielleitern ist - denn diese sind die großen Motivatoren, die Neulinge langfristig für das Hobby interessieren können.

Wir sind keine Railroader oder Story-Fanatiker. Wir sind Entertainer, Enthusiasten und auch Lehrer. Wir nehmen Interesse entgegen, verfeinern und lenken es auf produktive Bahnen. Wir motivieren Spieler, mehr zu ihren Charakteren und der Spielwelt und der Spielpraxis beizutragen.

Wir leben von der Atmosphäre, wir leben von der Begeisterung - und von den Momenten, an denen wir still am Tisch sitzen, weil unsere Spieler vollkommen ins Spiel eingetaucht sind, die Welt um sich herum vergessen haben und für einen Moment in der Spielwelt leben. Dann vergeht dieser magische Moment wieder, wir nehmen wieder das Heft in die Hand (inklusive des Inputs der Spieler) und spinnen mit Ihnen zusammen die Story weiter...

Ob wir einen geheimen Masterplan haben: Teils, teils: Ihc weiß, welche Stimmungen ich erzeugen will, weil ich weiß, auf was ich und meine Spieler abfahren. Ich weiß auch, dass ich ein langfristiges Ziel habe, um dass  sich die Kampagne - irgendwie - drehen soll. Aber wie oder wo oder was genau - das steht nicht in meiner Macht. Da sind meine Spieler gefragt: Sie entscheiden, welche Themen wieder aufgegriffen und in den Mittelpunkt werden, in dem sie mit ihren Aussagen und ihren Handlungen darüber abstimmen. Ignorieren sie einen NSC ein paar Mal, dann taugt er ihnen nicht - dann werde ich auch nicht irgendwelche Storys um diese herum spinnen. Zusammen erschaffen wir uns eine Welt - und die Spielleiter sind der Puls, der Veränderung bringt.

Ja, ich bin ein Entertainer. Weil es mir Freude bereitet.
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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #1 am: 12.10.2004 | 16:43 »
Toll, Jestocost... *eigenen Text lösch* ::)

Ja, ich bin auch gerne Dienstleister-SL, denn es erfüllt mich mit Freude und auch mit Stolz, wenn..

..Neulinge nach einer Einführungsrunde zum Rollenspiel finden
..ich es schaffe Leute für ein neues Setting zu begeistern
..die Spieler mit Spaß bei der Sache sind, weil jeder seine Wünsche erfüllt bekommt
..Spieler gerne zum Spielen vorbeikommen, weil sie mal richtig vom Alltag entspannen können
..sich die Spieler in Diskussionen über das "nächstemal" vertieft verabschieden
..Spieler sich begeistert für die "tolle Runde" bei mir bedanken

Und noch viele andere kleine Dinge, die dieses Hobby und meinen "Job" so besonders machen, die für mich immer wieder eine Bereicherung sind.

christian@aera

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #2 am: 12.10.2004 | 16:49 »
Solche Spielleiter braucht das Land ;)

Ich kann euch beiden nur zustimmen. Das beste was einer Spielrunde passieren kann ist ein Spielleiter, der seiner Gruppe das beste an Spannung uns Spaß bieten will, das er hinbekommt. Sch*** auf den Plot, zur Hölle mit wichtigen NPCs... Hauptsache ist das es den Spielern Spaß macht.

*setzt die Opabrille auf und schwingt bedrohlich den Zeigfinger*
Leider ist in einer "Eigenspaß"-optimierten Zeit wie der unsrigen solcher Altruismus sehr selten geworden. Viel zu viele Spielleiter glauben gegen die Gruppe spielen zu müssen und wollen ihre Ideen aufs Messer zu verteidigen.... Laßt das bitte alle!!!! Selbstlose Spielleiter vor!!!

Offline Fredi der Elch

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #3 am: 12.10.2004 | 16:51 »
So, ich habs mal umformuliert, da mein Humor irgendwie nicht ankommt (Böser Fredi, 3 Stunden nachsitzen in der Humorschule!)
Also, jetzt noch mal, sachlich und ohne witzig.

Weswegen hat der Dienstleistungs-SL Spaß am Leiten? Er hat doch jede Menge Arbeit und darf nicht mal einen Charakter spielen. Ich sehe mehrere Punkte, die da zusammenspielen.

1. Der D-SL steht im Mittelpunkt. Er bekommt viel Aufmerksamkeit, viel Redezeit. Er hat immer im Spiel was zu tun, jeder muss ihn bei allem um Erlaubnis fragen. Gesamt gesehen kann der D-SL sich im Licht der Aufmerksamkeit sonnen.
2. Der D-SL bekommt eine besondere soziale Rolle in der Gruppe. Er wird sozusagen zum Anführer. Er ist die letzte Entscheidungsinstanz, hält die Spieler „bei der Stange“ und wacht über „seine Schäfchen“. Dazu kommt, dass er evtl. neue Spieler zum Spielen kriegt (hat schon was „Väterliches“)
3. Der D-SL kann seine kreative Vision durchsetzen. Oder wenigstens den Ausgang des Spielabends deutlich stärker beeinflussen als die anderen Spieler. Deswegen ist er natürlich auch besonders stolz auf sich, wenn der Spielabend gut gelaufen ist, denn das war ja hauptsächlich sein Verdienst.
4. Er tut darüber hinaus noch etwas Gutes. Er tut diese ganzen Dinge ja für seine Spieler und kann sich sowohl in deren Dankbarkeit sonnen, als auch sich auf die Schulter klopfen, weil er nett war.

Es gibt sicher noch mehr Punkte. Die fallen mir aber gerade nicht ein...
« Letzte Änderung: 12.10.2004 | 19:02 von Fredi der Elch »
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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #4 am: 12.10.2004 | 19:41 »
Fredi, irgendwie scheinst du die Rolle des Dienstleister-SLs nicht zu verstehen oder zumindest kommt es mir bei deinem ersten Post so vor. Beim D-SL geht es ja, zumindest im Vergleich mit "normaleren" Spielmethoden, gerade darum NICHT die Kontrolle zu haben oder seine kreative Vision durchzusetzen. Jemand, der sich dermaßen nach den Spielern richtet KANN das garnicht wirklich machen. (Ich gehe hier natürlich vom puren, Extrem-D-SL aus, den es so eh kaum gibt.)

Ganz verstehe ich deine "Kritik" also nicht...

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Offline Lord Verminaard

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #5 am: 13.10.2004 | 09:43 »
Wieso Kritik? ;)

Zitat
1. Der D-SL steht im Mittelpunkt. Er bekommt viel Aufmerksamkeit, viel Redezeit. Er hat immer im Spiel was zu tun, jeder muss ihn bei allem um Erlaubnis fragen. Gesamt gesehen kann der D-SL sich im Licht der Aufmerksamkeit sonnen.
2. Der D-SL bekommt eine besondere soziale Rolle in der Gruppe. Er wird sozusagen zum Anführer. Er ist die letzte Entscheidungsinstanz, hält die Spieler „bei der Stange“ und wacht über „seine Schäfchen“. Dazu kommt, dass er evtl. neue Spieler zum Spielen kriegt (hat schon was „Väterliches“)

He he. Was du beschreibst, ist eher der SL-Patriarch. Genau meine Rolle in meiner Stammrunde... Anfangs waren die oben genannten Aspekte dafür sicherlich mit ausschlaggebend. Ist ja auch ein cooles Gefühl, der Chef zu sein. Vor allem, wenn man ein beliebter Chef ist und die anderen gerne machen, was man ihnen sagt. Inzwischen würde ich mir mehr Selbständigkeit der Spieler wünschen, aber ich habe sie verzogen. Das ist wie mit den Ossis... aber ich schweife ab. ;D

Zitat
3. Der D-SL kann seine kreative Vision durchsetzen. Oder wenigstens den Ausgang des Spielabends deutlich stärker beeinflussen als die anderen Spieler. Deswegen ist er natürlich auch besonders stolz auf sich, wenn der Spielabend gut gelaufen ist, denn das war ja hauptsächlich sein Verdienst.

Ja, genau. Deswegen ist es auch so befriedigend, ein D-SL zu sein. Andererseits läufst du ganz schnell auf, wenn die Spieler kein Interesse an deiner kreativen Vision haben. Dienstleistung heißt: der Kunde ist König. Ich weiß, diese Erkenntnis ist in Deutschland nicht allzu weit verbreitet, vielleicht auch nicht unter den SLs. ;)

Zitat
4. Er tut darüber hinaus noch etwas Gutes. Er tut diese ganzen Dinge ja für seine Spieler und kann sich sowohl in deren Dankbarkeit sonnen, als auch sich auf die Schulter klopfen, weil er nett war.

Und das völlig zu Recht. Rollenspiel mit einem guten D-SL ist der Hammer. Ist ja nicht so, dass der SL die Spieler um irgendwas betrügen würde. Sie unwissend halten, seine Schäfchen, damit sie sich weiter ihrer großen Vater-Figur anvertrauen und nicht auf die Idee kommen, eigene Wege gehen zu wollen.

Wenn ich z.B. ein reicher Mann wäre, mir ein Haus kaufen würde und dieses einrichten wollte, dann wäre es möglich, dass ich mich um alles selbst kümmere, alles selbst aussuche, alle Entscheidungen selbst treffe und meine eigene Vision verwirkliche. Viele Leute, die es sich leisten können, holen sich dafür aber einen Innenarchitekten - einen Dienstleister. Der nimmt ihnen nicht nur viel Arbeit ab, sondern das Ergebnis wird im Zweifel auch praktischer, stimmiger und schöner. Das heißt nicht, dass der Innenarchitekt sein eigenes Ding durchzieht, ohne auf die Vorstellungen des Eigentümers Rücksicht zu nehmen. Natürlich fragt der Architekt seinen Auftraggeber, was dieser sich vorstellt, und legt ihm jede Menge Muster und Kataloge zum Aussuchen vor. Und gerade deshalb ist er auch eine so unschätzbare Hilfe.
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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #6 am: 13.10.2004 | 10:06 »
Vermi hat verstanden, wie ich es meine! :D

Ich meine, es muss doch Gründe geben, warum jemand diesen auf den ersten Blick undankbaren Job macht. Und das sind einige, die mir eingefallen sind. Es sind überigens ähnliche Gründe, die es ein paar idealistischen Lehrern doch noch ermöglichen, an ihrem Job Spaß zu haben, obwohl sie mit 33 plärrenden Frühpubertierenden in einer unterfinanzierten Bruchbude sitzen.

Und als Kritik war es sicher nicht gemeint.
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Offline 1of3

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #7 am: 13.10.2004 | 10:24 »
*setzt die Opabrille auf und schwingt bedrohlich den Zeigfinger*
Leider ist in einer "Eigenspaß"-optimierten Zeit wie der unsrigen solcher Altruismus sehr selten geworden. Viel zu viele Spielleiter glauben gegen die Gruppe spielen zu müssen und wollen ihre Ideen aufs Messer zu verteidigen.... Laßt das bitte alle!!!! Selbstlose Spielleiter vor!!!

*rebellisch*  Dienstleister können mal nach Chause gehen, Alder. Meine Spieler können mich gefälligst genauso bedienen, wie ich sie.

Das hat mit "gegeneinander spielen" gar nichts zu tun.

Offline Arbo

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #8 am: 13.10.2004 | 11:05 »
<Apostelmodus> Vorab möchte ich mehr oder weniger darauf hinweisen, dass ich (!) von Schubladen nicht gerade begeistert bin - und den D-SL halte ich auch für eine Schublade. Zumal da bspw. der Punkt "Konsequenz" bzw. "lebendige Spielwelt" doch etwas außen vor gelassen erscheinen - gerade dieser Punkt ist m.E. auch das, was ein D-SL ausmacht und was erst im Nachhinein zum Spielspaß führt. Trotzdem ... </Apostelmodus>

Jestocost, Du hast das ziemlich schön beschrieben. Obwohl ich der Meinung bin, dass der SL weit über das Entertainment hinaus geht :)

@ Fredi:

Zitat
Ich meine, es muss doch Gründe geben, warum jemand diesen auf den ersten Blick undankbaren Job macht.

Jestocost hat oben in seinem Eingangsbeitrag schon einen Grund dafür genannt: Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass das Problem unseres Hobbys der Mangel an guten Spielleitern ist - denn diese sind die großen Motivatoren, die Neulinge langfristig für das Hobby interessieren können.

Mit anderen Worten: Irgend einer muss ja den Job machen ;D

-gruß,
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Offline Fredi der Elch

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #9 am: 13.10.2004 | 11:21 »
Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass das Problem unseres Hobbys der Mangel an guten Spielleitern ist - denn diese sind die großen Motivatoren, die Neulinge langfristig für das Hobby interessieren können.

Mit anderen Worten: Irgend einer muss ja den Job machen ;D
Über das Problem des Hobbys können wir gerne mal einen anderen Thread diskutieren. Ich seh das nämlich ganz GANZ anders...  8)
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Zitat von: 1of3
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Offline Vale waan Takis

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #10 am: 13.10.2004 | 11:27 »
Jetzt gibts dazu ja schon zwei gegensätzliche threads und rein von den Überschriften hätte ich wohl eher bei Juhanitos thread zum topic gepostet, warum also nun doch hier?

Naja, was von Jestocost in seiner Einleitung zum D-SL gesagt wurde klingt doch ganz schön. Irgendwie auf eine abstrust verdrehte Weise verstehe ich mich als so einen ähnlichen SL.
Ich bereite gerne etwas vor. Sollte es schöne Charakterbeschreibungen von Spielerseite geben bemühe ich mich sie einzubauen. Es ist spitze jemanden für ein Setting begeistern zu können.

Aber bin ich deswegen Dienstleister?
Als Dienstleister habe ich mich nämlich nie verstanden. Wenn ich leite geht es mir hauptsächlich um mich. Ich will meinen Spass (welcher nicht darin besteht meinen Plot durchzudrücken, aber erstrecht nicht darin zu Gunsten der Spieler herumzuimprovisieren nur weil sie zu blind, blöd oder sonstwas für den Plot sind).
Natürlich biete ich mit dem Angebot des Leitens eine Leistung an, aber ich tue das doch hauptsächlich für mich selbst.
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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #11 am: 13.10.2004 | 11:48 »
Warum ich gerne D-SL bin (zusätzlich zu den genannten Punkten)?

- ich liebe es während der Sitzungen meine Geistesblitze direkt mit einzubinden. (deswegen auch der Titel Char-napper ::) ;))
- ich brauche als SL während der Sitzung am wenigsten zu reden und kann dann in Ruhe meine Daily-Soap zuschauen. :)
- Ich kann die Ideen der Spieler im Zusammenspiel sehen und vor allem zusammenzuführen.
- nach den Runden zufriedene Gesichter sehen schafft ne Menge Selbstvertrauen und Fun.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #12 am: 13.10.2004 | 13:05 »
Also, ich würde mich weder als Dienstleistungs-SL noch als Gegenpunkt dazu sehen. Ich will es mal so erklären:

Es gibt zwei Wege sich wohlzufühlen:
1. Sorge dich um dein eigenes Wohlergehen, die Umwelt wird schon für sich selber sorgen.
2. Sorge dich um das Wohlergehen deiner Umwelt. In einer Umwelt, die sich wohlfühlt, geht es dir auch gut.

Übertragen auf die Aufgaben des Spielleiters heisst das:

1. Sorge dich um deinen Spaß, die Spieler werden schon für den ihren sorgen.
2. Sorge dich um den Spaß der Spieler. Haben alle Spieler Spaß, hast du als SL auch Spaß.

Wenn ich mich also hinsetze und ein Setting oder eine Situation ausarbeite, dann geschieht das nicht aus Selbstlosigkeit. Ich will als SL auch meinen Spaß an der gemeinsamen Runde haben. Wenn ich dabei aber dafür Sorge, dass auch die Spieler auf ihre Kosten kommen, dann ist mein eigener Spaß relativ gewiß.

Es gibt nur eine Hürde, an der das ganze Konzept scheitern kann: zu unterschiedliche Spielstile. Wenn in einer Runde unterschiedliche Auffassungen über den Spielstil existieren, kann ich mir unter ungünstigen Umständen als SL wie als Spieler der Ar*** aufreißen, es kommen trotzdem nicht alle auf ihre Kosten.

Viele Grüße
Harry
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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #13 am: 13.10.2004 | 13:22 »
- ich liebe es während der Sitzungen meine Geistesblitze direkt mit einzubinden. (deswegen auch der Titel Char-napper ::) ;))

Nein, lieber Christian. Den Titel Char-Napper hast du, weil du ständig behauptet hast, du würdest meinen Char spielen.  ;)

Ansonsten klingt das alles gut und schön. Aber ich mag das Wort "Dienstleister" einfach nicht. Das klingt so nach.... Verpflichtung. Und nach Konsummenten-Spielern. Und damit hab ich einfach schlechte Erfahrungen gemacht. Weil ich mich nicht der Meinung bin, der SL ist der einzige, der dafür verantwortlich ist, daß alle Spaß haben - ein bißchen was müssen die Spieler auch tun.

Aber ich richte mich auch nach meinen Spielern, wenn ich leite. Wenn mir jemand sagt, er hätte gern ein Abenteuer, um seinen Papi zu retten oder eine mysteriöse Frau zu suchen - bitte schön. Und natürlich versuche ich zu erreichen, daß sie Spaß haben. Und wenn sie nach X wollen, prügle ich sie nicht nach Z.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

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Offline Vale waan Takis

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #14 am: 13.10.2004 | 13:31 »
Ansonsten klingt das alles gut und schön. Aber ich mag das Wort "Dienstleister" einfach nicht. Das klingt so nach.... Verpflichtung. Und nach Konsummenten-Spielern. Und damit hab ich einfach schlechte Erfahrungen gemacht. Weil ich mich nicht der Meinung bin, der SL ist der einzige, der dafür verantwortlich ist, daß alle Spaß haben - ein bißchen was müssen die Spieler auch tun.
Genau!  :d Völlig meine Meinung  ;)

Nur manchmal versuch ich meine Spieler schon ein bißchen zu prügeln, aber wenn sie par tout nicht wollen macht es wirklich keinen Sinn, da muss man sich als SL gegenüber selbst ehrlich sein und auch immer dazu bereit bleiben auf die Spieler zuzugehen  ::)
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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #15 am: 13.10.2004 | 15:45 »
Ich finde Jestos Beschreibung ziermlich cool und das ist auch ungefähr das Ideal, dass ich beim Spiel ansteuere (aber zu meinem Leidwesen nicht immer packe); nur der Begriff stört mich etwas, weil es dieses Jukebox-Thingy, dass ich so gar nicht mag beinhaltet.

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #16 am: 13.10.2004 | 17:17 »
Ich habe keine Ahnung ob ich jahrelang Dienstleister war.
Ich liebe es einfach, meine Ideen umzusetzen, ich verliebe mich regelmäßig in verschiedene NSC und in meine Geschichten und schließlich habe ich eine Hasse-Liebe dafür entwickelt wie meine Spieler meinen Plot und meine NSC ignorieien oder korrumpieren und im Endeffekt etwas viel Besseres daraus wird.
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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #17 am: 13.10.2004 | 17:22 »
... oder korrumpieren...
Ja, Spieler sind oft weit bessere Dämonen als die SLs.... ;-)
Ansonsten: meine Meinung, FatDuck. :d

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #18 am: 13.10.2004 | 17:28 »
Zitat
habe ich eine Hasse-Liebe dafür entwickelt wie meine Spieler meinen Plot und meine NSC ignorieien oder korrumpieren und im Endeffekt etwas viel Besseres daraus wird

Dem kann ich auch nur zustimmen.
Mittlerweile passiert es nur noch selten, dass ich mein Abenteuer so durchkriege, wie ich es mir gedacht habe. Meistens fängt es so an wie geplant und entwickelt sich dann nach den (Helden)-Taten meiner Leute weiter. Hab mir fast schon abgewöhnt über die erste Seesion hinaus zu planen. Hab dann nur noch so ne grobe Idee, ein paar Stationen wie Orte, NPCs, Fallen oder Ereignisse die ich gerne einbauen würde - ja und dann mal schauen was dabei rauskommt.

Cheers, Crazy DM.
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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #19 am: 13.10.2004 | 17:41 »
Irgendwie hab ich das Gefühl das hier teilweise mit verschiedenen Definitionen gearbeitet wird, darum wüsste ich gern WAS denn nun genau (euer Meinung nach) ein D-SL ist?

Ist es ein SL, der seine Plot baut und durchzieht (Was für mich eher nach einem Standard-SL klingt) oder jemand, der sich eben keinen Plot baut und nur/hauptsächlich auf die Spieler reagiert? (Sprich sie ihr Ding durchziehen läßt.)

Beide Definitionen (und vermutlich noch ein paar andere) wurden hier schon benutzt, und ich glaube das sollte man vielleicht mal klären.

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #20 am: 14.10.2004 | 10:18 »
Irgendwie hab ich das Gefühl das hier teilweise mit verschiedenen Definitionen gearbeitet wird, darum wüsste ich gern WAS denn nun genau (euer Meinung nach) ein D-SL ist?

Ist es ein SL, der seine Plot baut und durchzieht (Was für mich eher nach einem Standard-SL klingt) oder jemand, der sich eben keinen Plot baut und nur/hauptsächlich auf die Spieler reagiert? (Sprich sie ihr Ding durchziehen läßt.)

Beide Definitionen (und vermutlich noch ein paar andere) wurden hier schon benutzt, und ich glaube das sollte man vielleicht mal klären.

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Beides nicht. Dienstleistung im Zusammenhang mit SL ist die Orientierung am Spaß der Spieler.

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wjassula

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #21 am: 14.10.2004 | 19:11 »
Dienstleistungs-SL heisst für mich, dass ich auf die Spieler eingehe, in die Gruppe hineinhorche, und versuche rauszukriegen, was ihnen beim Spiel am meisten Spass macht. Und dann versuche ich, für jeden etwas zu bieten. Ich hatte an anderer Stelle schon mal das DJ-Beispiel gebracht: Ich habe zwar die Plattenkiste mitgebracht, aber wie sich die Party entwickelt, welche Tracks ich in den Mix einbaue, das liegt an den Leuten auf der Tanzfläche, mit denen ich kommuniziere.

Diese Haltung widerspricht für mich auch gar nicht dem Gedanken, dass die Spielleitung genau so viel Spass haben sollte, wie die Spielenden: Weil es mir in meinem Fall nämlich Spass macht, mit den Spielenden zusammenzuarbeiten und ihnen den idealen beat für ihren Tanz zu liefern.

Die meisten Spielabende geben dann auch kein einheitliches Ganzes. Heute bei USA gab es am Anfang zum Beispiel eine eher narrativistische Phase, in der wir den Arbeitsalltag eines Spielers dargestellt haben, und die anderen Spieler seine Kollegen übernommen haben. Gegeben war nur das Beziehungsgeflecht zwischen den Personen, im Zentrum stand der Konflikt "geht der Spieler auf den dreckigen Deal ein, den ihm ein Kollege anbietet, um für ihn unangenehme Arbei zu erledigen?".

Dann gingen wieder alle zurück in die gewöhnlichen Rollen, und es ging abwechselnd eher simulationsitisch (Charaktere verkörperen und mit der Welt interagieren) und gameistisch (Sachen rausfinden, den Plot "lösen") weiter.
Dabei haben die Spieler unterschiedlich viel Spass daran, die "stances" (richtig so?) zu wechseln, und auch Elemente ausserhalb ihres Charakter ins Spiel einzubringen, was aber von allen akzeptiert wird.

Und am Ende gabs dann noch mal relativ langes Gerede out of charakter, in dem der weitere Spielverlauf geplant wurde ("Ich würd's cool finden, wenn dieses und jenes Element später noch eine grössere Rolle spielen würde").

Ist also für jeden was dabei.



Ein

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #22 am: 14.10.2004 | 19:14 »
Sehr schönes Beispiel mit dem DJ. :)

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #23 am: 14.10.2004 | 19:15 »
Wie wäre es mir dem DJ-SL? :)
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Warum ich gerne ein Dienstleister-SL bin
« Antwort #24 am: 14.10.2004 | 19:21 »
Fände ich eine nette und vielleicht verständlichere Beschreibung.