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[Text] Schwester Ambrosias Notizen, Aufzeichnungen und Erlebnisse
Elisabeth Hawkwood:
Ende August 4996
Nachdem in der letzten Zeit merkwürdige Dinge geschehen und mein Leben seit Beginn des Monats ungleich aufregender geworden ist, halte ich es für angebracht meine Gedanken, Erlebnisse und Ideen durch tagebuchartige Aufzeichnungen fest zu halten. Eventuell können meine Ordensbrüder und –schwester irgendwann einmal Nutzen daraus ziehen oder ein anderer Leser in der Zukunft.
Eigentlich tun das ja irgendwie nur die Bekannten und Bedeutenden, aber irgendwann einmal haben die ja auch begonnen. Also mit dem Schreiben eines Tagebuches. Und vielleicht ebenfalls mit ihrer ersten Reise so wie ich? Es erscheint mir ein passender Zeitpunkt nun damit zu beginnen. Schliesslich bin ich ja nun in Neues und Unbekanntes aufgebrochen, ich habe die Klostermauern, meine bekannte Welt hinter mir gelassen. Da werde ich auch ein Medium brauchen, um meine Gedanken zu klären, damit ich meinen Geist fuer die Meditation leeren kann. Das ist mir zwar bisher nicht wirklich schwer gefallen, aber wenn lauter Neues auf mich einstuermt, muß ich die Gelegenheit haben mich davon zu lösen, meine innere Flamme zu spueren. Und wie sagte Zebulon laut den Digamma Apokryphen: „Mindestens einmal am Tag lasse alles Weltliche, Hiesige hinter Dir und begib Dich in die ruhigen Weiten Deines Selbst, um den Pancreator, um das göttliche Abbild in Dir selbst zu spueren. Reinige Deinen Geist, lasse Deinen Spiegel nicht dunkel werden, laß das Licht zurueckstrahlen.“
Aber wie genau schreibt man so ein Tagebuch? Muß es ordentlich und geordnet sein? Sind Ereignisse oder Gedanken wichtiger? Schreibt man fuer sich, oder fuer einen Leser? Um dieser Frage nach zu gehen habe ich nun in den letzten zwei Tagen vor meiner Abreise nur Tagebuecher in der Bibliothek gelesen, aber eine Antwort auf diese Frage weiß ich trotzdem nicht. Manche, zum Beispiel das Reisetagebuch Vater Zacharias´ sind sogar noch chaotischer als meine Notizen, die ich beim Lesen mache. Und stellenweise schreibt er Träume und Prophezeiungen, aber dermaßen wirr und mystisch, daß ich mich wirklich fragte, ob er selber davon noch etwas verstanden hat. Aber das ist natuerlich meine Unwissenheit und Dummheit, wahrscheinlich war er wirklich genial, aber noch bin ich zu jung und unerfahren um seine Gedanken zu verstehen. Ich habe es jedenfalls auf die Liste der Buecher geschrieben, die ich später noch einmal lesen muß.
Dieses hier soll nun also mein Tagebuch werden. Womit fange ich an?
Mein Name ist Schwester Ambrosia, ich bin Canona im Orden der Eskatoniker. Aufgewachsen bin ich auf Pentateuch. Geboren bin ich an Santa Flamma Dies im Jahre 4974. Aufgrund dieses Geburtstages neige ich dazu mich als ein Glückskind zu fühlen. Wobei die Nähe zum Schöpfer nicht nur ein Privileg, sondern natürlich auch eine Verpflichtung beinhaltet. Vielleicht ist dieser Geburtstag auch der Grund, weshalb St. Hombor, St. Amaltea und Paulus der Reisenden mich besonders ausgezeichnet haben.
Nach dem Tode meiner Großeltern, meine Eltern sind mir nicht bekannt, kam ich ins Kloster der Eskatoniker und wuchs so schon von Kindesbeinen an in den Orden herein. Da viele der Brüder und Schwestern mich dadurch schon lange kannten, konnte ich mir manches erlauben, was ein anderer junger Ordensbruder oder –schwester nicht gedurft hätte. Und wenn man mich einmal wieder in den verbotenen Bereichen der Bibliothek erwischte, so wurde öfter auch ein Auge zu gedrückt. Dadurch beschleunigte sich meine Ausbildung in manchen Punkten. Wahrscheinlich ist dies der Grund dafür, dass Abt Dimitrius VII. mir Anfang des Monats einen Auftrag übergab, der mich von Pentateuch fort nach Leminkainen führte.
So begann also meine Reise. Sprungtore – Sprungtore, eigentlich ist dieses Wort viel zu schwach um auszudruecken und zu beschreiben was sie sind. Es dauert nur einen kurzen Moment und während des Sprunges merkt und sieht man nicht viel. Man hat so ein komisches Gefuehl, als wuerde einem ein Stueck Zeit fehlen. Wobei sich natuerlich die Frage stellt was Zeit eigentlich ist. Darauf habe ich bisher in keinem Buch etwas gefunden, dass dieses Phänomen erklärt hätte. Auch die Omega Gospels und sämtliche Apokryphen derer ich habhaft werden konnte schweigen sich darueber aus. Aber Vater Dimitrius meinte ja, es gäbe einige Brueder und Schwestern, die versuchen dem auf den Grund zu gehen.
Wo war ich?
Sprungtore - ein kurzer Moment nur und vor einem liegt eine völlig neue Welt. Es ist beinahe wie ein Wunder. Bisher konnte ich, glaube ich, Zebulons Opfer gar nicht richtig wuerdigen, nun wo ich selbst ein solches Sprungtor benutzen durfte, wird mir erst wirklich klar welchen unschätzbaren Dienst er an der Menschheit getan hat, welch eine große und großartige Tat. Ein Sprungtor bedeutet so viel: Hoffnung, neue Wege, neues Licht, Erfahrung, Nähe zum Pancreator natuerlich vor allem, aber auch die Nähe zum Dunkel, zu den unheimlichen Mächten, die zwischen den Sternen darauf warten Menschen in ihr dunkles Reich zu zerren, ihren Spiegel zu verdunkeln und ihnen fuer immer die Seele zu rauben. Es schaudert mich, wenn ich nur an solches denke. Welchen Wert doch die Sicherheit der Reise. Und wie erstaunlich: durch die Nähe zum Dunkel fuehlt man sich umso mehr zum Pancreator hingezogen, man fuehlt seinen schuetzenden Atem, wie er durch die Sprungtore strömt. Welch ein unfaßbares Wunder! Unweigerlich muß ich an Matunyi 1-3 aus den Digamma Apocryphen (die ich natuerlich nie gelesen habe, genauso wenig wie die Stellar Apocryphen): „Richte deinen Blick auf das was klein scheint, in ihm zeigt sich die wahre Größe des Allschöpfers. Zertritt nicht arglosen Geistes seine Flamme und möge sie fuer Deinen Blick auch noch so winzig und unbedeutend sein. Suche die Wunder seiner Existenz im kleinen, suche sie im Versteck des dunkelsten Loches. Je dunkler ein Versteck, desto heller sei das Licht, das aus ihm erstrahlt, so spricht der Allschöpfer.“
Der hiesige Count hat mich als Beichtschwester für einen seiner Söhne, Sir Albert, bestellt. Dieser jedoch scheint die Notwendigkeit einer Beichtschwester nicht so ganz zu begreifen, seine Flamme ist nur sehr klein. Er neigt zu Unbedachtheit und Grausamkeit gegenüber seinen Dienern und dem gewöhnlichen Volk. Direkte Hinweise dahingehend, dass ein solches Verhalten nicht schöpfergefällig sei scheinen mir hier jedoch unangebracht, vielleicht spielt mir die Zeit ein Mittel in die Hände. Erst einmal warte ich ab. Für subtile Hinweise ist er in jedem Fall schon einmal blind, das habe ich bereits herausfinden können. So begnüge ich mich erst mal damit ihn genauer kennen zu lernen und natürlich für seine Seele zu beten.
Außer mir bestellte der Count noch zwei weitere „Begleiter“ für seinen Sohn (den er selber für recht nutzlos zu halten scheint, mit der Verwaltung beschäftigt Sir Albert sich nicht, auch ansonsten ist er Arbeit eher abgeneigt, er lässt lieber arbeiten), einen Scraver namens Emilio Varga, der einen sehr netten, wenn auch schüchternen Eindruck macht, sowie einen Leibwächter von den Muster namens Tekatana.
Elisabeth Hawkwood:
Aber nun bin ich mit meinem Bericht durcheinander geraten, Emilio Varga lernte ich nämlich bereits während der Reise hierher kennen, also kann ich noch nicht einfach weiterspringen. Natuerlich hätte ich das alles direkt aufschreiben muessen, es ist manchmal schwierig meine Erinnerung in die richtige Reihenfolge zu bringen. Aber so etwas Kluges fällt einem natuerlich erst hinterher auf. Zumal ich zwar bereits vor dem Beginn der Reise an das Schreiben eines Tagebuches gedacht habe, mir aber irgendwie der Anfang fehlte. Die vielen anderen Tagebuecher, die ich vorher las, verwirren mich, auch wenn es sehr interessant war. Insbesondere die von den Unbekannten, die Reiseerzählungen des Abtes Grasnikow zum Beispiel sind höchst aufregend. Er hatte es sich zum Ziel gesetzt, alle Annunaki-Statuen der bekannten Welten zu besichtigen, aber bereits auf Nowhere schickte ihn dann eine Vision erst einmal lange nach Byzanz und dann ..., aber es ist eigentlich lohnenswerter das im Original zu lesen.
Wo war ich?
Ach ja, Emilio Varga. Genau genommen der erste Scraver, den ich bisher getroffen habe. Ob es ein typischer Scraver ist? Gibt es das ueberhaupt, einen typischen Scraver? Wahrscheinlich genauso wenig, wie es einen typischen Eskatoniker gibt. Von außen betrachtet sind sie natuerlich alle ähnlich, aber gehört man dazu, so sieht das doch sehr unterschiedlich aus. Es ist interessant wieviel der Blickwinkel verändert. Darueber sollte ich morgen frueh ausfuehrlich meditieren, ich glaube zu dem Thema gibt es viele interessante Einsichten, die man in der Stille finden kann.
Wo war ich?
Von außen mag Emilio Varga also durchaus ein typischer Scraver sein, auch wenn er selbst sich sicherlich fuer keinen hält. Auf alle Fälle war er bisher genauso wenig aus seiner abgeschlossenen Scraverwelt heraus gekommen, wie ich aus meiner Eskatonikerwelt. Mir erschien er gleichermaßen neugierig wie auch etwas ängstlich. Ein wenig verschlossen, aber gutmuetig. Die Angst mag hauptsächlich damit zusammen hängen, daß er mit der Welt der Adligen bisher noch keine Erfahrungen gesammelt hat. Nun, ich ja ebenfalls nicht. Wenn man von den wenigen Adligen, die das Kloster besuchten, um Rat zu suchen, einmal absieht. Doch ich war und bin ueberzeugt, daß der Pancreator mir da schon helfen wird. Eine ähnliche innere Sicherheit scheint Emilio nicht zu haben?!
Was mir an Emilio auf alle Fälle direkt auffiel war, daß es ihm anscheinend schwer fällt, nichts zu tun zu haben. Wobei sich das „etwas tun“ auf körperliche Arbeit beschränkt. Ein Versenken in sich selbst, in den eigenen Geist, ein denkendes Beobachten scheint er nicht zu kennen. Aber vielleicht ist das etwas, das nur Angehörige der Kirche tun wollen und können. Dabei wäre es vielleicht auch fuer andere Menschen von Zeit zu Zeit hilfreich. Doch wenn man ueber einen solch dunklen Seelenspiegel verfuegt wie Sir Albert, dann ist es sicherlich so erschreckend, daß man es nicht aushält. Nun aber eile ich meinem eigenen Bericht wieder voraus.
Was mir während des Fluges noch aufging war, daß mir die nicht vorhandene Klosterroutine nicht so viel ausmachte, wie ich befuerchtet hatte. Die Zeiten der Gebete und Meditationen sind so in meinem Inneren verankert, daß ich zu den richtigen Zeiten erwache, auch ohne die Klosterglocke. Das finde ich ungeheuer interessant, ob sich alle Routinen so einwachsen können? Oder liegt es daran, daß Gebeten und Meditationen ein ungleich höherer Stellenwert zukommt, als anderen Gewohnheiten und es sich deshalb so in mich eingegraben hat? Eine interessante Frage, wie ich finde, ich werde nach einer möglichen Antwort suchen, vielleicht weiß ich in einigen Jahren dann mehr darueber.
Jyväskylä, die Stadt, in der wir auf Leminkainen ankamen, erschreckte mich zunächst. Alles war groß, aber eng, laut, aber unfreundlich, unglaublich viele Menschen, aber Keiner achtete auf den anderen. Es war auch interessant, aber im Grunde sind solche Städte sicherlich nichts fuer mich, das wurde mir hier bereits klar. Mal sehen, ob es sich nun auch fuer andere Städte bestätigt. Fuer Beobachtungen, besonders von Menschen sehr geeignet, aber länger dort verbringen? Da wuerde mich doch die Angst beschleichen, ebenso gleichgueltig, unpersönlich und laut zu werden wie der Rest. Aber hat uns der Allschöpfer nicht als einzelne Menschen geschaffen? Jedem einen eigenen Spiegel gegeben, jeden mit eigenen Fähigkeiten, Gaben und Gedanken ausgestattet? Während der Zugfahrt auf das Gut von Sir Alberts Vater gruebelte ich hierueber nach, um gleich am ersten Abend, während der Vorstellung des Leibwächters wieder daran erinnert zu werden. Tekatana scheint so ein Mensch zu sein, bei dem es schwierig ist, einen wirklichen individuellen Menschen mit dem einzigartigen Seelenspiegel hinter der Maske der Muster zu sehen, der blind allen Befehlen gehorcht. So Jemanden hatte ich bisher nicht getroffen und es erschreckte mich zutiefst. Muessen Leibwächter wirklich so sein?
Doch dieses Erschrecken war nichts verglichen mit dem, das mich befiel, als ich auf den Seelenspiegel Sir Alberts blickte. Ich glaube, ich weinte blutige Tränen, so genau erinnere ich mich nicht, zu tief war mein Schreck, mein Entsetzen. Die Frage, wie er sich selbst, wie er sein Leben mit einem derart blinden Spiegel aushalten kann, hämmerte laut in meinem Kopf und ließ eine Zeitlang keine anderen Gedanken zu. Bisher war mir nicht klar gewesen, daß es tatsächlich Menschen gibt, die nicht an den Allschöpfer glauben, ja nicht einmal an ihn denken! Und auch wenn Sir Albert ansonsten von seiner eigenen Faulheit und der daraus entstehenden Langeweile geprägt ist, so entsprang dieser Irrglaube nicht der Faulheit, sondern einer tieferen Schicht seines Selbst. Eine erschreckende Ueberheblichkeit, gepaart mit Grausamkeit. Vor meinem inneren Auge stand wie mit riesigen, unheimlich leuchtenden Buchstaben der Ausspruch St. Hombors: „Sonne, Mond und Gestirne können sich nicht in einem trueben See wiederspiegeln. So kann auch der Allschöpfer, der Erschaffer, sich nicht in einer Seele spiegeln, deren Existenz durch die Idee von „Ich, Mir und Mein“ getruebt wird.“
Nun, ohne Grund hatte der Count uns natürlich nicht für seinen Sohn gerufen, er wollte diesem eine Aufgabe übertragen. Im Gebirge war es zu merkwürdigen, ja beinahe mysteriösen Geschehnissen gekommen, die er untersuchen lassen wollte. Wegen des mysteriösen Hintergrundes hat er wahrscheinlich eine Eskatonikerschwester gerufen, Niemanden von der Orthodoxie. Ansonsten können die Hawkwoods mit den Eskatonikern ja leider nicht so viel anfangen. Nun, wobei sich alle großen Häuser wohl erst noch an den Gedanken gewöhnen müssen, dass wir nun ein anerkannter Orden der Kirche sind. Dank sei den Symbionten, auch wenn das natürlich ein sehr ketzerischer Ausdruck ist. Der Allschöpfer möge mir verzeihen!
Aber ich wollte eigentlich näher auf die Geschehnisse eingehen. Mit einem Gleiter flogen wir erst einmal ins Gebirge in den Ort Nupiniermi, in dem es zu den merkwürdigen Sichtungen (oder eher Hörungen) von „ETWAS“ gekommen war. Außerdem waren angeblich einige Leute verschwunden, Hirten wie sich herausstellte. Dort wollte Sir Albert zunächst mit einer Befragung derjenigen Dorfbewohner anfangen, die diese Sichtungen gemeldet hatten.
Elisabeth Hawkwood:
Während des Fluges konnte ich beobachten, dass Tekatana offenbar an Höhenangst zu leiden schien. Interessant, ich dachte bisher, dass so ein Nachteil sicherlich zum Ausschluss bei den Muster führen müsste, aber wie man sieht, kann man in einem Kloster auch nicht alles lernen. Auch wenn ich sehr an Pentateuch und dem dortigen Kloster hänge, so bin ich doch froh, dass sich mir nun diese Gelegenheit bietet etwas von den bekannten Welten zu sehen und auf eine Art Queste zu gehen.
Interessant im Gebirge war, dass offenbar nur weibliche Personen Erscheinungen gehabt hatten. Aber vielleicht waren die männlichen auch aggressiv geworden und dann „vernichtet“ worden? Zumindest waren nur männliche Personen verschwunden, von einigen fanden wir später die Leichen. Da es in der Gegend jedoch auch Wilderer gab, will ich hier lieber keine voreiligen Schlüsse treffen, denn Wilderer sind bestimmt auch nicht gerade zimperlich... . Zumindest meinen Vorstellungen entsprechend. Aber die sind natuerlich mehr durch Buecher, als durch die Wirklichkeit, das tatsächliche Erleben geprägt. deshalb wage ich es nicht mich ihnen so ohne weiteres hinzugeben. Wie sagte doch Zebulon so oft: „Lasse Deinen Geist nicht durch unueberprufte Urteile vernebeln, allzu leicht verirren wir uns in einem Labyrinth!“ Diese Worte hallen in solchen Situationen immer warnend in meinem Kopfe. Aber vielleicht sollte ich zu den Ereignissen zurueckkehren.
Die Erscheinungen selber unterschieden sich: einige hatten eine Stimme gehört, die vor Gefahr warnte, einige hatten eine Art grausiges Gedicht gehört, außerdem gab es Lichterscheinungen. Sir Alberts Befragungsmethoden waren allerdings nicht unbedingt geschickt, genau genommen erfuhren wir eigentlich nichts. Wir suchten dann selber nach diesen Erscheinungen, fanden jedoch erst einmal nur eine Art Kapsel, wie man sie zur Zeit Vladimirs und mehr noch davor benutzt hat, um etwas aus Kriegsschiffen abzuwerfen (laut Emilio, ich denke er kennt sich gut genug mit diesen dingen aus, so daß man ihm hier doch Glauben schenken kann, zumindest zunächsat einmal). Etwas Lebendes kann jedoch nicht an Bord gewesen sein. Also wohl eine Art Maschine. Da jedoch die Möglichkeit bestand, dass nun hier eine solche unterwegs war und ihr Unwesen im Gebirge und den Dörfern trieb, so rief Sir Albert zum einen Engineers aus der Mine seines Vaters zur Hilfe, sowie einige Kampfgleiter, um die Gegend ab zu suchen. Wir selber begannen mit Sir Alberts Gleiter ebenfalls Suchmuster in der näheren und weiteren Umgebung zu fliegen. Ich erinnere nicht mehr so genau wie es zuging, doch es gab dann eine Schießerei mit einer Art Golem, bei dem zwei unserer Begleiter verletzt wurden, als dieses Ding eine Art Rakete abwarf. Sir Alberts Gleiter stürzte mit uns ab! Doch Dank der Gnade des Allschöpfers gab es nur zwei schwerer Verletzte unter den begleitenden Soldaten. Da ich die einzige war, die sich auf die Heilkunst verstand blieb ich mit den beiden Verletzten zurück, während Sir Albert und die anderen sich nach Skogey begaben, wo wir eine Art Ausgangslager errichten wollten. Emilio Varga war dagegen mich alleine zurück zu lassen, zumal ich ja keine Kämpferin bin, doch ich hatte nichts gegen Sir Alberts Vorschlag einzuwenden, ich dachte nicht, dass mir etwas passieren könnte. In der Regel werden Mitglieder der Kirche ja nicht angegriffen. selbst davon abgesehen konnte mir nichts in den sinn kommen, daß mir zu gefährlich erschien. Davon abgesehen war es ja nun wichtiger sich um die beiden Verletzten zu kuemmern, als sich durch Angst selbst zu behindern. Mein Schicksal liegt, egal wo und wie ich mich befinde in den Händen des Allschöpfers, gegen seinen Willen wird nichts geschehen. doch wie ich bereits schrieb scheint Emilio eine solch innere Sicherheit zu fehlen. eigentlich sehr traurig, ich bin sicher, daß sein Geist sich zu höheren Ebenen aufschwingen könnte, daß er zu mehr fähig wäre, wenn er sich nicht selbst derartig im Wege stuende.
Am Abend dann saß ich am Feuer Wache. Während ich den Geräuschen der Nacht lauschte und ruhig ins verglimmende Feuer blickte, während Anders und James trotz ihrer Verletzungen ruhig schliefen, stellten sich plötzlich meine Nackenhaare auf. Ich fühlte mich beobachtet. Als ich mich langsam herumdrehte, schwebte etwa fünf Meter hinter mir zwischen den niedrigen Krüppelbäumen eine Art Tonne, das technische Ungetüm. Das Mondlicht spiegelte sich auf einer pilzförmigen Spitze in bläulichen Feldern, die allerdings auf der einen Seite wie eingebrochen aussahen. Emilio hatte etwas von sogenannten Solarzellen erzählt, die irgendwie Energie der Sonne einfangen sollten, vielleicht waren sie das. Doch diese komischen Zellen waren mir schon bei emilios Bericht sehr merkwuerdig und unglaublich erschienen, wie sollte man Energie von so etwas wunderbarem wie der Sonne einfangen können? Also vielleicht waren diese Felder auch etwas ganz anderes. Mehrere Stifte ragten nach oben heraus. Darunter erstreckte sich ein tonnenförmiger schwarz – metallisch schimmernder Körper mit verschiedenen Ausbuchtungen, vier tiefen Löchern sowie links und rechts je ein waagerechtes Rohr mit enormem Durchmesser. Verschiedene Kabel und Röhren zogen sich über die Oberfläche des tonnenförmigen Körpers. Unterhalb davon hingen am Rand einer waagerechten Scheibe drei Arme mit großen Gelenken? Und plumpen Unterarmen? Eigentlich sträubt sich alles in mir bei so einem technischen Ungetuem, das nichts, aber auch gar nichts mit den Kreaturen, die der Allschöpfer in seiner großen Weisheit mit lebendigem Atem, mit einer inneren flamme schuf, von solchen Vergleichen zu sprechen. Doch so läßt sich das Ungetuem am einfachsten beschreiben. Auf der Mitte der Tonne war in rot ein Zeichen gemalt. Ein Dreieck, Spitze nach oben mit zwei „Beinen“. An der oberen Spitze befand sich ein Haken nach rechts, an den beiden seitlichen Ecken jeweils ein Strich nach oben.
Mit einem ganz leichten Klicken erschien dann aus einer Art Kästchen an der einen Seite im unteren Drittel der Tonne ein Lichtstrahl., der sich zu einem Kegel ausweitete. Etwa einen Meter von mir entfernt wurde dann ein Bild aufgebaut (der ganze Vorgang erinnerte mich an eine Laterna Magica). Es war das gemalte Bildes eines Sandstrandes, an den große Wellen rollen, im Hintergrund erblickte man Dünen. Mit dunkelvioletten Wolkentürmen zog von links ein schwerer Sturm ins Bild herein. Eine kleine Gestalt am Strand schien davor weg zu laufen. Obwohl die Landschaft auf den ersten Blick recht idyllisch wirkte hinterließ das Bild bei mir den Eindruck einer drohenden Gefahr. Ich bin nicht ganz sicher, ob hierzu nur die fliehende Gestalt, oder mehr der Sturm oder aber das gesamte Bild beitrug. Natuerlich habe ich hierueber meditiert, bin jedoch nicht zu einer Klärung meiner Gefuehle gelangt. Ich nehme an es ist zu weit weg von meinen bisherigen Erfahrungen, vielleicht muß ich erst reifer werden, um meine eigenen Gefuehle in solch komplexen und schnellen situationen zu erkennen. Ich hoffe diese wichtige Frage, eigentlich ist es ja schon eher ein Problem, wird nicht durch andere Ereignisse in den Hintergrund gedrängt. Ich werde versuchen sie an der Oberfläche meines Bewußtseins zu halten. Aber wo war ich?
Ach ja, das technische Ungetuem. Mit einem weiteren leichten Klicken erschien ein neues Bild. Es zeigte ein hohes Gebirge im Sonnenuntergang. Die Bildmitte war von zwei großen steilen Bergspitzen inmitten einer zerklüfteten, in den Gipfeln kahlen Gebirgskette, dominiert. Nur im unteren Bilddrittel befand sich Vegetation. Menschen sah man auf dem Bild nicht. Die einzigen Lebewesen waren zwei Dohlen, die im schwindenden Licht flogen. Insgesamt wirkte auch dieses Bild auf mich düster und bedrohlich, allerdings mehr duester, dunkel und von bedrueckender Stimmung. Beim ersten bild hatte dagegen eher die Gefahr ueberwogen. Nach einer Weile erschien wieder ein neues Bild, diesmal eine Landschaft mit Palmen, Sandboden und einer sehr seltsamen Jagdgesellschaft im Vordergrund. Im Hintergrund standen der Jagdtross, Pferde und zwei sehr große graue Tiere. Letztere kamen mir irgendwie bekannt vor, aber leider ist es mir noch immer nicht eingefallen wo ich schon einmal etwas von solchen großen grauen Tieren gelesen habe. Aus der Gesellschaft im Vordergrund trat ein Mann heraus und sang: „Ein Sturm kommt auf, wir müssen Schutz suchen!“ Wieder eine Weile später erschien mit einem weiteren Klicken ein neues Bild: ein älterer Mann in Bauernkleidung auf einem schweren Bauernpferd, der mit einem gehetzten, sorgenvollen Gesicht durch eine regengepeitschte Nachte dahingaloppierte. In seinen Armen hielt er, in Decken eingewickelt, ein sehr blasses Kind. Es sah aus, als hätte es Fieber, möglicherweise Gelbfieber oder eine schwere Lungenentzündung. Ein Sprecher sprach mit melodischer Stimme:
„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
er hat den Knaben wohl in dem Arm,
er fasst ihn sicher,
er hält ihn warm.“
Es klang wie eine Art Gedicht oder Lied und war ganz offensichtlich dasselbe, das auch eine der Frauen aus dem Dorf gehört hatte. Nach einem Klicken erschien dann wieder das erste Bild.
Nach einer Weile nahm ich meinen Mut zusammen und sprach das Ungetüm vorsichtig an, da es mich nicht angriff und dies offenbar auch nicht tun wollte. Leider reagierte es jedoch nicht. Nach einer Weile verlosch das Bild und mit einem sanften Windhauch verschwand das Ding wieder zwischen den Bäumen im Dunkel der Nacht. Ich versuchte – Wache hin oder her – über diese Erscheinung zu meditieren, meine innere Flamme flackerte wild, so als wollte sie mir etwas sagen, doch ich konnte den Gedanken, der offenbar in meinem Inneren bereits aufgewühlt war einfach nicht fassen.
Auch am nächsten Tag, während wir mit einem neuen Gleiter weiter Suchmuster flogen grübelte ich weiter, blieb jedoch leider so schlau wie vorher. Ich hatte beinahe das Gefühl, als würde sich der Gedanke, der während der Erscheinung meine Flamme so zum leuchten gebracht hatte sich durch das intensive Grübeln wieder verflüchtigen. Ob man zuviel über eine Sache meditieren kann? Denkbar wäre natürlich auch, dass man je nach Art des Gegenstandes/Ereignisses über das man meditieren möchte eine andere Technik braucht. Vielleicht eine andere Art von Konzentration? Eine interessante Frage. Ich werde mich bei Gelegenheit hierüber einmal eingehend informieren müssen.
Mit so einem komischen Gerät, bei dem ich in einen gebogenen Gegenstand an einer Schnur sprechen musste, um von dem Engeneer in der Mine gehört werden zu können (laut Emilio nennt man dieses komische Ding „Telefon“) leitete ich dann meine Beobachtungen von dieser Nacht an den Engeneer weiter. Ich persönlich hätte ja lieber erst mal weiter auf eigene Faust gesucht, aber Sir Albert ließ seine Arbeit ja lieber von anderen übernehmen und leitete alle wirklich interessanten Entdeckungen gleich weiter. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sein Vater sich dies so vorgestellt hat. Vermutlich nicht, aber man kann ja einem Adligen nicht so direkt die Meinung sagen, selbst wenn es nur ein ungläubiger Sir ist. Und wie schon geschrieben war Sir Albert für subtile Spitzen blind und zu dickfellig. So aber braucht er sich auch nicht zu wundern, wenn alles Lob immer seinem ältesten Bruder zufällt, denn dieser ließ sich nichts aus der Hand nehmen und übernahm die von Sir Albert hingeworfenen Bröckchen bereitwillig, so dass alle weiteren, wichtigen Erfolge dann seine waren und nicht die von Sir Albert. Nun, im Grunde geht mich das ja nichts an, aber bei einer so interessanten Sache fand ich das alles sehr schade, ich hätte mich lieber selber mehr darum gekümmert. Doch wenn man offiziell im Dienste eines Adligen steht ist es leider schwierig an diesem und anderen Adligen vorbei selbst zu handeln und etwas herauszufinden. Dagegen war es ein Kinderspiel, die Stellar Apokryphen im Geheimversteck zu finden!
Wir fanden dann eine Schlossruine der Familie Windsor, die kurz nach den ersten Imperatorkriegen in den Hawkwoods aufgingen. Vom Schloss war leider nicht mehr viel erhalten, offenbar haben sich die Bewohner der näheren Dörfer hier ihre Bausteine geholt. Doch wir fanden drei Schutzbunker, die jeweils mit sogenannten Flakgeschützen (laut Emilio, ich denke er versteht etwas davon, also gebrauche ich hier mal seine Worte) ausgestattet waren. Emilio war nahe daran das eine einmal auszutesten, doch glücklicherweise konnten wir ihn von dieser Idee abhalten. Offenbar war es noch funktionstüchtig, es hätte mit Sicherheit mindestens einen Alarm ausgelöst, wenn nicht gar Schlimmeres, wenn Emilio damit etwas Wichtiges getroffen hätte. wie auch immer dieses Treffen nun funktioniert. Ich hatte ein dumpfes Gefuehl von großer Gefahr, also war es sicherlich gefährlicher und weitreichender als diese kleinen Dinger, die die Leibwächter in der Hand benutzten. Ich erinnerte mich auch dunkel in einigen der geschichtlichen Werke mal von etwas ähnlichem zu lesen.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Jyväskylä unternahmen wir einen Erkundungsflug in die ehemaligen Bergwerke der Windsors an „den zwei Schwestern“. In der obersten Ebene fanden wir nichts (außer zwei Fluchtschächten), in Ebene zwei stolperten wir plötzlich über verschiedene Fußspuren von Stiefeln. Als wir dann eine genauere und systematische Suche starteten, wurden wir plötzlich von Barbaren überfallen. Wir überlebten alle, doch Sir Albert wurde verwundet, so dass wir zu einer Unterbrechung unserer Nachforschungen im Gebirge gezwungen waren. Bevor wir uns auf den Rückflug machten fiel mir jedoch auf, dass die Szenerie außerhalb des Bergwerkes ziemlich genau derjenigen auf dem zweiten Gemälde glich, das mir dieses Ungetüm gezeigt hatte. Aus diesem Grunde suchte ich, während Sir Albert sich noch auskurieren musste, in Jyväskylä, in der Bibliothek des Count nach diesem Gemälde. Zum Glück interessierte Sir Albert sich für Malerei und hatte einige sehr interessante Werke über verschiedene Maler und verschiedene Bilder. Tatsächlich fand ich das Bild des Gemäldes in einem seiner Werke. Es stammte von dem Maler Viljugrein. Das Bild nannte sich „Sonnenuntergang über dem Yotunyoch“ auf der Welt Cohen. Es stammte aus dem Jahr 4482. Das Gebirgsmassiv auf dem Bild sah wirklich „den zwei Schwestern“ sehr ähnlich, doch die große Steilwand, die auf dem Bild zu sehen war, fehlt „den zwei Schwestern“. Von dieser Welt Cohen hatte ich noch nie etwas gehört, es ist auf jeden Fall keine der bekannten Welten und auch keine über die nähere Umstände ihres Verschwindens bekannt ist. Doch ich war bei dem Maler Viljugrein. Auch das zweite unbewegte Bild, das mir von dem Ungetüm gezeigt wurde stammte aus seinem Pinsel. Allerdings war die Position der kleinen Gestalt auf dem Bild anders, sehr merkwürdig. Leider fiel mir nichts ein, womit das zusammenhängen könnte. Es handelte sich jedoch um ein Bild von derselben Welt, Cohen, diesmal aus dem Jahre 4482, genannt „Gewitter dräuen vor Imarios“. Über Viljugrein fand ich ansonsten noch, dass er realistische Landschaftsmalerei betrieb. Mehr ließ sich über ihn leider nicht herausfinden. Mit den beiden bewegten Bildern, zu denen auch gesprochen bzw. gesungen wurde scheint er aber nichts zu tun zu haben. Eine unbekannte Welt! Was für eine fantastische Queste! Natürlich wurde ich ungeheuer aufgeregt (und ärgerte mich umso mehr über Sir Albert). Cohen...., darüber müsste sich doch mehr herausfinden lassen!
Ich beschloss mich als nächstes auf die Suche nach dem Gedicht oder Lied zu machen.
Elisabeth Hawkwood:
29. August 4996
Sir Albert ist genesen. so sind uns hier endlich nicht länger die Hände gebunden! Wir begaben uns nach Ottnevik zu Baron Bargraine, der als Literat bekannt ist. Ottnevik ist sehr interessant: eine Stadt, die auf Stelzen aus Stahl gebaut ist, direkt im Meer sozusagen. Eine interessante Art zu leben. Auf Dauer kann ich es mir aber nicht so gut vorstellen, man ist doch den Elementen und dem Wetter sehr ausgesetzt. Gerade im Winter muss es auf diesen rostigen Plattformen sehr trostlos sein. Davon abgesehen, ist Ottnevik sehr abgelegen. Das würde mich persönlich ja nicht stören, eher im Gegenteil hat man dort doch Zeit fuer Meditation, Gebet und umfangreiche Studien ohne Ablenkung. Aber Baron Bargraine ist ja nun ein Adliger..., ein Mitglied der höheren Gesellschaft sozusagen. Das habe ich hier mittlerweile erfahren können, daß Adel ebenfalls eine Verpflichtung ist. Natuerlich gibt es Ausnahmen wie Sir Albert, die nicht einmal im Traum daran denken, daß ihre Position es verlangt sich um andere Menschen zu kuemmern, diese zu fuehren, zu schuetzen und so weiter. eigentlich ist Sir Albert dadurch recht ungewöhnlich fuer einen Hawkwood, gerade bei seinem Vater konnte ich fest stellen, daß die Hawkwood im allgemeinen sich dieser Verpflichtung mehr als bewußt sind und versuchen ihr Leben danach auszurichten. Und das in anbetracht der sicherlich oft drueckenden Last der Verantwortung. Wenn ich versuche mir vor zu stellen, ich wäre die Predigerin einer Gemeinde, so denke ich, daß verzweifelnde Gebete zum Allschöpfer aufgrund der Verantwortung fuer das Leuchten so vieler Flammen mir nicht immer fern lägen.
Aber wo war ich? Ottnevik – Baron Bargraine, ach ja. Nun, vielleicht trägt sein Lebensort dazu bei, dass Baron Bargraine ein wenig merkwürdig ist. Er scheint sich noch mehr für Bücher zu begeistern als meine Brüder und Schwestern im Kloster auf Pentateuch. Und das ist sicherlich sehr bemerkenswert!
Ich schilderte ihm was ich gehört hatte und in welchem Zusammenhang. Ohne zuviel zu verraten, ich bin ja zum Glück nicht Sir Albert, diese interessanten und spannenden Zusammenhänge werde ich nicht aus der Hand geben, wenn es nicht sein muß, vor allem nicht, wenn eine unbekannte Welt damit zusammenhängt! Sehr zu meiner großen Freude und Begeisterung kannte Baron Bargraine tatsächlich das Fragment wieder. Er sagte, es sei sowohl ein Gedicht, wie auch ein Lied, eine Bearbeitung von einem Schauspiel (?), geschrieben von einem Dichter Goëte zu der Zeit, als die Menschheit noch auf Holy Terra lebte. Netterweise suchte er für mich sogar den vollständigen Text heraus. wobei es mich ja nach wie vor erstaunt und interessiert wie er an eine solche Rarität kam. aber das hätte er mir sicherlich nicht weiter verraten, deshalb unterdrueckte ich Fragen in diese Richtung lieber. Seine Hilfsbereitschaft hätte ja sonst auch sehr leicht umschlagen können, bei Adligen bin ich da doch lieber vorsichtig. Aber was fuer ein Schatz, etwas zu besitzen, das noch aus der Zeit von Holy Terra stammt, wenn das Vater Dimitrius wuesste, er wäre sicherlich hellauf begeistert! Wenn ich meinen nächsten Bericht an ihn sende werde ich eine Abschrift dieses Gedichtes beilegen. Es ist höchst interessant und die Sprache sehr eigentuemlich, was aber ja in Anbetracht des Alters nicht so unerwartet ist. Es hat eine ganz eigene Art von Faszination. Das, was das Ungetüm sendete ist nur die erste Strophe. Das Gedicht wird dann sehr grausig, wahrscheinlich hat das Ungetüm es deshalb in seiner Botschaft verwendet. Das würde natürlich bedeuten, dass dieses Gedicht zu der Zeit, als das Ungetüm abgeworfen wurde wesentlich bekannter war als heute. Wenn es tatsächlich als eine Art Warnung gedacht war, so ist dieses Vorhaben natuerlich nur von Erfolg gekrönt, wenn es der Situation angepaßt ist. Wie sagte doch Sankt Hombor: „Passe Deine Mittel den Bedingungen an.“ Natuerlich ist dieses Zitat nun völlig aus dem Zusammenhang gerissen, aber ich denke es paßt hier trotzdem. Falls dies nicht der Fall sein sollte, so möge der Allschöpfer mir diesen Frevel verzeihen! Alle bisherigen Informationen zusammengenommen vermute ich, daß dieses Ungetuem nicht für unsere Zeit gedacht war, Viljugrein ist heute ja anscheinend auch in Vergessenheit geraten. nun wäre es natuerlich als nächstes sowohl wichtig, als auch interessant herauszufinden wann sowohl Viljugrein, als auch das Gedicht bekannt waren. Und wo, es muß sich ja nicht auf die gesamten bekannten Welten beziehen, wenn es nur fuer Leminkainen gedacht war, wuerde es ja reichen, wenn beides hier bekannt gewesen wäre. Dann stellt sich natuerlich die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Leminkainen und Cohen... . Aber ich will das Gedicht hier noch einmal einfügen, dann habe ich es an zwei Stellen vermerkt und die Wahrscheinlichkeit, daß ich es fuer meinen nächsten Bericht an Vater Dimitrius wiederfinde ist höher:
Erlkönig
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlkönig mit Kron und Schweif? –
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. –
„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
was Erlkönig mir leise verspricht? –
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind. –
„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehen?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. –
„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!“
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! –
Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind,
er hält in seinen Armen das ächzende Kind,
erreicht den Hof mit Müh und Not;
in seinen Armen das Kind war tot.
J. W. Goëte
Im Zusammenhang mit den anderen, drohenden Bildern wirkt dieser Text auf mich noch grausiger. Das Ungetüm ist auf jeden Fall eine Warnung. Aber von wem? Und für wen? Und was hat diese verschwundene Welt damit zu tun? Das ist wohl genug Stoff für einige Meditationen. Ich hoffe nur, dass Sir Albert nicht die Beantwortung von allen diesen spannenden Fragen abgibt, so wie er das bisher eigentlich bei allem Interessanten getan hat, das wir herausfinden konnten. Falls doch, so werde ich versuchen, soweit wie möglich trotzdem diesen Fragen nach zu gehen. Ich habe das Gefühl, ihre Beantwortung könnte wichtig sein. Nicht für mich persönlich, aber sicherlich für die Eskatoniker. Und sagte nicht schon Zebulon, daß es wichtig sei seinem Leben ein Ziel zu geben, daß es wichtig ist auf eine Queste auszuziehen, durch Streben nach Wissen und Wahrheit wachsen, reifen und lernen?
Elisabeth Hawkwood:
31. August 4996
Heute bin ich etwas durcheinander. Verschiedenen Ereignisse überstürzten sich, es gab grausige Tode und ich hatte einen sehr langen Bericht über Psi-Kräfte im Allgemeinen und im Besonderen auszuarbeiten. Doch jetzt scheint sich alles wieder ein wenig zu beruhigen, so dass ich Zeit finde die Ereignisse der letzten beiden Tage noch einmal nieder zu schreiben. Ich hoffe, es wird nicht zu sehr durcheinander, aber noch hatte ich nicht die Zeit durch ausführliche Meditation meine Gedanken zu sortieren. Ich hoffe, das Schreiben hilft mir hier schon ein Stueck weiter, so daß ich meine Meditation nicht vollkommen verwirrt beginne. Genau genommen ist es eine andere Art von Verwirrung, als ich es beim Lesen schwieriger Buecher verspuere. Der Fokus ist ein anderer. Und in gewisser Hinsicht ist es komplexer, in anderer auch wieder nicht. Es bleibt aber zu hoffen, daß Meditation trotz alledem das richtige Mittel ist.
Ehe wir von Baron Bargraine wieder aufbrachen, bat dieser, Sir Albert für ihn einen Brief nach Haakonen zum Herzog zu befördern, sozusagen als Entgeld für seine Hilfe. Eigentlich ja eine einfache Aufgabe, weshalb sich Niemand von uns (am wenigsten Sir Albert) Gedanken machte. Im Nachhinein hätte es uns aber eigentlich schon verwundern können, ein Baron verfuegt ja sicherlich ueber ausgezeichnete Boten und sicherlich auch verläßlicherer Natur als nun gerade Sir Albert es ist. Statt dessen verbrachten wir noch einen sehr angenehmen Abend im angeregten Gespräch über Poesie. nun ich glaube Tekatana und Emilio langweilten sich und Sir Alberts Bildung ueber Buecher und Poesie ist doch noch recht oberflächlich. Leider wusste Baron Bargraine über diesen Goëte weiter nichts, aber ansonsten hatte er ein beeindruckendes Gedächtnis und faszinierende Kenntnisse. Ich bereue es fast, dass ich nicht mitschrieb, aber das hätte vielleicht den Etiketten widersprochen. Ich wagte es nicht zu fragen, er ist immerhin ein Baron, wer weiß wie weit seine Ruecksichtnahme gegenuebern Eskatonikern geht. Ich wollte es lieber nicht austesten und dadurch in die Gefahr geraten auf dieses anregende Gespräch verzichten zu muessen. Leider ist es nun durch die nachfolgenden Ereignisse unmöglich geworden Baron Bargraine noch einmal auf zu suchen und die spannende Unterhaltung fort zu setzen. Sehr bedauerlich!
Kurz vor unserem Abflug wurden wir plötzlich vom Sohn des Barons, Sir Valdos, aufgehalten, der offenbar von der zu befördernden Botschaft wusste und deren Beförderung in jedem Falle verhindern wollte. Nachdem er bei Sir Albert mit Beleidigungen nicht weiterkam (manchmal hat Dickfelligkeit auch ihre Vorteile, denke ich), setzte er plötzlich Psi-kräfte ein, um an den Brief zu gelangen. Dadurch eskalierte die Situation, während ich den unseligen Brief davor bewahrte ins Wasser zu fallen, hatte plötzlich jeder der Beteiligten seine Pistole am Kopf eines anderen. Leider ließ sich das alles nicht mehr friedlich lösen, die beiden Leibwächter Sir Valdos’ wurden von Tekatana erschossen, Emilio verlor die Nerven und erschoss Sir Valdos. Sir Albert hätte durch seine taktlose Art und Weise beim Überbringen der Todesnachricht dann beinahe auch noch für einen Herzschlag des Baron Bargraine gesorgt. Zum Glück konnte ich die Situation einigermaßen retten, sofern man in dieser Lage noch von Retten sprechen kann. Es ueberschlug sich alles und war schwierig nicht ebenfalls die Nerven zu verlieren. Eigentlich wäre das alles natuerlich Sir Alberts Aufgabe gewesen, er hätte es auch als Einziger in der Hand gehabt die eskalierte Situation zu retten, aber zum Fuehren von Leuten ist er meiner Meinung nach völlig ungeeignet, der Allschöpfer möge mir mein vorschnelles Urteil verzeihen.
Zurück in Jyväskylä hatten wir erst mal ein Gespräch mit dem Count, der verständlicherweise sehr ungehalten war. Den Bericht für die Kirche verfasste ich dann, während Sir Albert die übrigen Briefe verfassen sollte. Zusätzlich trug ich ihm als Buße auf, mit den Familien der beiden Leibwächter in Entschädigungsverhandlungen zu treten, die Schwester von Sir Valdos vor der Inquisition zu schützen und eine geschickte Heirat für sie einzufädeln. Kompliziert wurde dieser Teil der Buße dadurch, dass die Schwester Sir Albert Blutrache geschworen hatte und offenbar erst einmal verschwunden war. Vielleicht auch von verläßlichen Freunden geschuetzt. Aber nachdem Sir Albert für die Eskalation der Lage sorgte, bzw. dieses völlige Entgleiten zuließ, war er verantwortlich. Im Gegensatz zu ihm machte Emilio sich immerhin Vorwürfe und fühlte sich verantwortlich, auch wenn ihn in meinen Augen weniger Schuld trifft. Er war durch sein Dienstverhältnis ja an Sir Alberts Befehle gebunden. Eine Hinterfragung von solchen Befehlen ist ja nun sehr schwierig und eigentlich auch nicht zulässig. Dazu gibt es ja die Aufgabenteilung mit dem Adel. Hinzu kommt natuerlich, daß es einem nur möglich ist Befehle zu hinterfragen und ueberdenken, wenn man hier eine gewisse freiheitlichere Erziehung genossen hat und es zudem gewohnt ist seinen Geist zu gebrauchen.
Am nächsten Tag brachen wir wieder zu den zwei Schwestern auf, um weiter nach dem Ungetüm zu suchen. Tatsächlich gelang es Emilio und mir ihn an einem der Hänge auf über 3000m zu stellen. Wir gingen langsam durch den tiefen Schnee auf ihn zu, woraufhin der Golem wieder eine Botschaft sendete, doch diesmal kein Bild und auch nichts, dass einer Laterna Magica glich. Es war eine Botschaft, die ich im folgenden, so gut ich es noch weiß wiedergeben will, wobei ich einige Worte aus Emilios Erklärungen uebernommen habe:
Wir sahen einen tonnenförmigen Raum, erhellt von bläulichem Licht, im Hintergrund in der Wand mittig ein Panzerschott. Die Wände des Raumes bestanden aus einer Art grauem Metall, in sehr funktionalem, nüchternen Aussehen, mehrere durchbrochene Stahlstreben stützten den Raum. In der Mitte saß eine männliche Gestalt, etwas erhöht in einem Kommandosessel. Er trug eine schwarzgraue Uniform mit Abzeichen auf den Schultern und einem Symbol, das einem Seelöwen glich am Ärmel. Hinten links saß ein weiterer Mann in Uniform vor einer Art Bedienpult und einem Sichtschirm, auf dem ein Gewirr von bunten Linien und Symbolen zu sehen war. Von seiner Haartracht her hätte es ein Priester sein können. Zur Rechten saß eine weitere Gestalt in Uniform, ebenfalls gebeugt über ein Kontrollpult. Die Gestalt in der Mitte sprach:
„Sehr geehrte Marquise Heloise Chardonay,
Verzeihen Sie bitte diese ungewöhnliche Form der Kontaktaufnahme. Sie werden sich nicht mehr an mich erinnern, aber ich soll sie herzlich von Tunkarm grüßen. Ihm ist bewusst, dass Sie sich in einer schwierigen Position der Neutralität befinden, wir möchten Sie hiermit aber trotzdem untertänigst um Hilfe bitten.“ Die Person hinten links warf ein: „Feindliche Raketen auf 135.“ Person Mitte: „Kurskorrektur Vektor Gamma.“ Person rechts: „Erfolgt“, Person links: Objekte halten unseren Kurs, Einschlag in 14 Sekunden“. Dann ging die Botschaft weiter: „Entschuldigen Sie die Störung, aber leider muß ich die Botschaft jetzt aufzeichnen. Wie Sie möglicherweise gehört haben ist Angkor gefallen, Cohen und Marsipal unterliegen schweren Angriffen (hier wackelte das Bild kurz, eine Erschütterung ließ den Raum beben, ganz leicht war das Knirschen von überanspruchtem Metall zu hören, mehrere Lichter an den Wänden und auf Pulten leuchteten auf, eine Stimme sprach unverständliches Zeug, laut Emilio einen Schadensbericht) unterliegen schweren Angriffen durch die Katyrnin. Der Patriarch hält sich bedeckt, die großen Häuser warten ab und hoffen auf die leichte Beute, oder sind mit ihren eigenen Kriegen beschäftigt, wie bei Ihnen. Sie machen sich keine Vorstellung von der Gefahr, die den humanen Welten droht. Unter anderem sind auch Sie auf Leminkainen bedroht, denn es gibt derzeit mindestens eine, derzeit unbekannte Sprungroute zu Ihnen, welche Barbaren für Einfälle nutzen können. Ihrem Mann überlassen wir diesen Wächtergolem als Demonstration der technischen Möglichkeiten der Katyrnin; die Befehlsroutinendokumentation zur Deaktivierung und Reprogrammierung befindet sich in der Wartungsöffnung auf drei Uhr unterhalb der Belüftung der Abschussrohren (dieses unverständliche Zeug schien Emilio etwas zu sagen, zumindest wusste er offenbar worum es sich handelte, denn er suchte dann nach einem Schalter für die Deaktivierung des Golems). Aufgrund des aktuellen Konflikts und der Überwachungssituation würde ein gewöhnlicher Kurier nicht zu Ihnen durchzudringen vermögen, deswegen die Botschaft auf diese Weise. Wir hoffen, dass Sie den Ernst der Lage richtig einzuschätzen wissen. Fiskale Unterstützung wäre über einen Kontaktmann auf Prüderi (?) möglich. Sie finden ihn, indem Sie in Point Lynas im Restaurant „goldener Hummer“ nach Euripides fragen. Direkte Truppenunterstützung könnte als Rendezvouspunkt Qubol (?) oder Jankandemeri (?) nutzen. Bitte verlassen nicht auch noch Sie uns. Mit den untertänigsten Grüßen, Kapitän Gregorius
Corvette Lucinda“
Besonders tragisch erscheint es mir, dass diese Botschaft offenbar Jahrhunderte zu spät nun von Jemandem gefunden/gehört wurde. Möglicherweise sind unter anderem deshalb diese ganzen Welten verschwunden? Es waren ja eine Menge unbekannter Namen in der Botschaft. Eine Tatsache, die ich nach wie vor ungeheuer aufregend finde, die auch die traurigen Ereignisse zuvor erst einmal wieder etwas in den Hintergrund rueckten, auch wenn dies natuerlich sehr verwerflich ist, sich durch Weltliches von tragischem und unnötigem Tod ablenken zu lassen. Die entsprechenden Bussen habe ich bereits begonnen. Leider konnte Emilio diesen Golem nicht deaktivieren, er entkam, nachdem er Emilio mit automatischen Waffen beschoss und ich konnte Emilio gerade noch das Leben retten, Dank sei der uneerschöpflichen Gnade des Allschöpfers.
Zu all den unbekannten Namen aus der Botschaft fiel mir erst mal nichts weiter ein, doch bei Lucinda dachte ich natürlich sofort an Amalthea 69.2 in den Omega Gospels:
<<„Aus der Tiefe rufe ich Euch an und frage, wie soll ich meine Kinder in der Zeit des kommenden Elends beschützen?“ Und Zebulon sprach zu Lucinda: „Lass dir an der hellen Gnade des Allschöpfers genügen, denn diese Kraft ist in den Schwachen mächtig!“>>
Mir ist jedoch leider nach wie vor unklar, ob dieser Zusammenhang einen weitreichende Bedeutung hat, oder ob Kapitän Gregorius seinem Schiff nur einen bedeutungsvollen und klangvollen Namen geben wollte, der jedoch nichts mit den verschwundenen Welten zu tun hat. Ich denke, es gibt noch viel, das hier überlegt und nachgeforscht werden muss. Und am Schwierigsten wird es wahrscheinlich sein wichtig von unwichtig zu trennen. Abgesehen davon, dass es wahrscheinlich sehr schwierig wird überhaupt etwas herauszufinden, denn wenn es sich bei den Namen in der Botschaft um verschwundenen Welten handeln sollte, dann sind diese sicherlich nicht ohne Grund verschwunden und es wird Leute geben, die daran interessiert sind, dass sie auch weiterhin verschwunden bleiben. Ich hoffe ja nur, dass Sir Albert nicht wieder alle interessanten Informationen weitergibt! Das könnte dann sicherlich auch sehr gefährlich fuer uns alle werden! Wer weiß inwiefern die Inquisition hierueber Bescheid weiß. Ich möchte ungern ihre Aufmerksamkeit erregen. Doch mein Bericht der letzten Ereignisse ist noch nicht zuende.
Am Fuße des Berghanges fanden wir einen Bergsteiger, der offenbar seit ca. 1000 Jahren dort tot in den Überresten seines Camps verbracht hat (er war eingefroren). Ich sorgte dafür, dass er nun endlich ein angemessenes Begräbnis bekam, auch wenn weder Sir Albert, noch Tekatana das für wichtig zu halten schienen. Wenn Ihnen der Geist des Bergsteigers erschienen wäre, dann hätten sie vielleicht anders gedacht. Ich wusste nicht, dass es Leute gibt, die eine dermaßen kleine Flamme haben, Leute die der Gnade des Allschöpfers so sehr verschlossen und blind sind, dass sie sich nur selber im Wege stehen und immer weiter ins Verderben ihrer Seele rennen.
Während wir noch mit dem armen toten Bergsteiger beschäftigt waren stellte Sir Albert einen Funkkontakt mit den beiden Kampfgleitern (Emilio nannte sie Antigravpanzer) der Mine, Blutschwein und Eisenfaust her und teilte diesen mit, wo Emilio und ich eben den Golem gesehen hatten und in welche Richtung er verschwunden war. Wir sahen die beiden Gleiter in derselben Richtung davonfliegen. Kurze Zeit später vernahmen wir drei Explosionen, dann ging ein riesiges Schneebrett ab. Vom Golem und den beiden Gleitern waren nur noch Splitter zu finden. Emilio ist dort geblieben und sucht nach Überlebenden (ich fürchte erfolglos), wir anderen sind gerade auf dem Weg zur Mine, um einen Suchtrupp zu organisieren. Ich bete fuer die Seelen der armen Soldaten, ich fuerchte es sind noch mehr Namen nun auf der Liste der unnötig Gestorbenen... .
03. September 4996
Wir haben etwas Fantastisches gefunden! Eine kleine Glasstatue von den Annunaki! Ein außergewöhnliches Kunstwerk, wahrscheinlich ist es zwischen 20.000 und 45.000 Jahren alt. Ich könnte mich grün ärgern, dass Sir Albert mit der Benachrichtigung der Brother Battle und der Orthodoxie nicht ein paar Tage warten konnte. Schon wieder hat er etwas Interessantes aus der Hand gegeben. Eine Annunakistatue, was für ein unschätzbarer Fund! Ihre Wirkung war sehr viel ergreifender, als ich das nach den Berichten, die ich gelesen habe, mir hätte vorstellen können. Man kann es gar nicht mit Worten beschreiben, aber es hat mich bis ins Innerste getroffen und beruehrt. wie kann man so etwas aus der Hand geben?! Es wäre phantastisch gewesen, wenn wir diese Seltenheit noch ein wenig länger hätten untersuchen können. Aufgrund der wirklich ausgesprochen starken Wirkung kann ich es verstehen, weshalb die Kirche insgesamt es nicht so gerne sieht, wenn nicht speziell dafuer geschulte Kräfte sich damit auseinandersetzen. Ich bin mir sehr unsicher, ob es nicht einen Unterschied gemacht hätte, wenn ich völlig unvorbereitet gewesen wäre, wenn ich nicht doch schon einiges ueber die Annunaki gelesen hätte (natuerlich nur durch Zufall). Ich denke, wäre ich naiv gewesen, so hätte mich die Statue noch auf eine andere Art und Weise angesprochen. Ueber die daraus folgenden Konsequenzen weiß ich natuerlich nichts, aber ich bin froh, daß ich es nicht austesten mußte. Welch ein Glueck, ein solch einzigartiges Kunstwerk zu sehen. Ich habe versucht fuer Vater Dimitrius eine Skizze anzufertigen, leider bin ich nicht sehr begabt in solchen Dingen. Aber durch seine Verbindungen kann er dann vielleicht mehr ueber dieses seltene, einzigartige Stueck herausfinden. Die Statue stellte eine Art Frauenkopf dar mit Flügeln an ihrem Körper. Fraglich ist ja nur, wie sie dorthin gekommen ist, wo wir sie fanden, wer sie dorthin brachte und warum. Ich bin mir sicher, dass die Annunaki für ihre Kunstwerke und deren Standorte nichts dem Zufall überließen, sondern eine Absicht verfolgten. Wie auch immer diese Absicht ausgesehen haben mag. Eine höchst interessante Frage. So viele Legionen von Priestern wie schon über ihre Beantwortung nachgegrübelt haben, wird wahrscheinlich niemals Jemand die richtige Antwort finden. Es sei denn, die Annunaki tauchen wunderbarerweise wieder auf, was ich mir nicht vorstellen kann. Wenn, dann lebe ich hoffentlich noch, nun da ich eines ihrer Kunstwerke sehen durfte habe ich ungezählte Fragen. wie schon geschrieben, kann man sich die Wirkung eines solchen Kunstwerkes nicht vorstellen, erst recht nicht beschreiben. Ich empfehle jedem eventuellen Leser, der nicht bisher völlig unkundig ist, sich zu einer der bekannten Statuen zu begeben. Ihre Wirkung ist, nach dem was ich darueber gelesen habe identisch mit dem was ich erleben konnte. Dank sei dem Allschöpfer fuer dieses Wunder!
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