Das Tanelorn spielt > [FS] Sinful Stars Archiv

[Tag 2] Raumstation Bazaar

<< < (66/79) > >>

Denize Noy:
Denize träumte.
Nicht von ihrer eigenen Schuld diesmal. Sie war wieder fünfzehn, auf Leminkainen, in einem Dorf, das so unbedeutend und fernab war, dass es nicht einmal einen Namen hatte. In einem Gasthaus voll Bauernvolk, dessen einzige Sorge ihr anhand der wenigen verständlichen Worte zu sein schien, ob es in den nächsten zwei Wochen regnete und welcher unglückliche Tropf für den dicken Bauch einer gewissen Nelli verantwortlich war. Deren beschämter Vater schwor lallend, er werde sie ertränken, wenn sie es nicht binnen Tagesfrist gestehen wolle.

In diese >Idylle< war die Grabungsgesellschaft geplatzt um ihre Ankunft zu begießen. Denize, ihr Arbeitgeber und Ausbilder Shorty Mayne, sein Neffe Nils und die 5 Muster, ohne die an eine Grabung in jenem Gebiet kaum zu denken war. Man beobachtete sie unverhohlen argwöhnisch. Menschen, die hierher kamen, um die Erde, noch dazu in der Nähe des Friedhofs, auf der Suche nach angeblichen Schätzen zu durchwühlen, war nicht zu trauen. 
Schon nach wenigen Bieren gerieten die Söldner und einige junge Burschen aneinander. Ein paar Witze über den Dialekt der Bevölkerung, ein Vergleich mit dem Quaken von Gargarkröten zuviel, brachten das Faß zum Überlaufen. Es kam nicht einmal zu einer Schlägerei. Jay Bull, der Boss der Muster, ein jähzorniger untersetzter Mann, der in jeder Beziehung an einen wilden Eber erinnerte und mit einem gewaltigen Minderwertigkeitskomplex ausgestattet war, hielt dem ihm am nächsten Stehenden eine Blasterpistole vor die Nase. Denize konnte einfach nur vermuten, dass der Junge nicht wusste, um was für ein Gerät es sich handelte. Völlig ungerührt zog der Bursche aus, um dem Fremden, der ihn beleidigt hatte, einen Schwinger zu verpassen. Da schoß der Muster. Schoß dem Bengel einfach in den Kopf. Ohne mit der Wimper zu zucken. Schoß einen siebzehnjährigen Jungen nieder, weil der nicht gewusst hatte, in welcher Gefahr er sich befand. In ihrem Traum verwandelten sich die Gegner in die Streithähne aus dem Sunset, während sie wieder spürte, wie Shorty sie am Kragen packte und sie und Nils aus dem Gastraum zerrte.

Ohne dass sie wusste wie, war es auf einmal zwei Tage später.  Baron Ludvig war erschienen, um den Mörder zum Tode zu verurteilen. Das Urteil wurde sofort vollstreckt. Sie knüpften Jay Bull an einem Baum außerhalb des Dorfes auf, während die Leibgarde des Barons dafür Sorge trug, dass seine und auch Shortys Leute genau hinsahen.  In Zukunft sollten sie wissen, was solchen wie ihnen blühte, wenn sie sich am Eigentum ihres Herrn vergriffen.
Und dennoch zeigte Baron Ludvig große Umsicht, vielleicht sogar Gnade in der Wahl des Zeitpunktes und der Hinrichtungsart, denn am anderen Ende des Dorfes war das Begräbnis des toten Jungen im Gange. Die Dörfler hatten einen großen Scheiterhaufen errichtet, auf dem die Leiche eingeäschert wurde. Und hätte sich nicht dort die gesamte Einwohnerschaft versammelt, wer hätte sagen können, ob die Menge beim Anblick des Mörders still geblieben wäre. Denize war fast sicher, dass sie sich wie Mworgun im Blutrausch auf sie gestürzt hätten.

Bull starb nicht schnell. Der Knoten war, beabsichtigt oder nicht, schlecht gelegt, so dass ihn die Schlinge erdrosselte. Rauchschwaden zogen wie böse Geister um die Häuser. Mit quälender Langsamkeit krochen sie auf seine Richtstatt zu und schlängelten sich um die Füße der Zuschauer. Der beißende Geruch verbrannten Menschenfleisches trieb Denize Tränen in die Augen, die gnädig das Bild des wild zuckenden Delinquenten verwischten. Erst als der Qualm die Beine des Erhängten umfloss, bekundete ein erlösendes Knacken, dass seine Schuld nunmehr auf dieser Welt gesühnt war. Um alles übrige musste sich der Pancreator kümmern.
Erleichtert schloß Denize die Augen – wie gerne hätte sie aufgeatmet, doch der Rauch wollte sie ersticken, kroch in ihr Hirn und löste ein Gefühl des Neben-sich-Stehens in ihr aus. Unwirklichkeit. Das alles konnte gar nicht ihr passieren, es musste sich um jemand anderen handeln.

Sie öffnete die Augen wieder. Ein stählerner Himmel erstreckte sich über ihr, in dessen Mitte erhaben das Zeichen des Pancreators prangte. Irgendetwas war falsch daran.
Es brauchte einige Sekunden, bis sie erkannte, was es war. Das Sprungtorkreuz war ein Produkt ihrer Phantasie, hineininterpretiert in ein Gewirr aus Stahlrohren und Leitungen. Sie lag noch immer auf der schmutzigen Pritsche einer Gefängniszelle. Kein Grund das Atmen einzustellen. Doch der Gestank des Scheiterhaufens blieb, biß sie schmerzhaft in die Nase. Sie schüttelte den Kopf, um ihn aus ihrer Erinnerung zu vertreiben. Doch, im Gegenteil, er verstärkte sich noch.

Ruckartig setzte sie sich auf. So schnell, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Sterne tanzten durch ihr Blickfeld. Dann aber erkannte sie Jacks Silhouette vor sich und dahinter eine kleine schwarze Rauchsäule.
„W-was?“flüsterte sie.

"Was bei allen Heiligen geht hier vor?" dröhnte die Stimme des verärgerten Mendez in diesem Moment.

Megan:
Sie wollte es nicht sehen.
Nur als Schemen wischten die Kämpfenden durch ihr Blickfeld, ein Wechsel aus Hell und Dunkel, wenn sie die Feuerschalen passierten.

Sie fixierte die Flammen, die immer Sekunden versetzt den Kampf zu imitieren schienen, sich den wirbelden Luftströmungen im Raum beugten, wieder aufloderten, höher schlugen.

Mehr als dass sie es sah ahnte sie, wie Enkidi zunehmend in Bedrängnis geriet, spürte sein Einknicken unter den wuchtigen Hieben. Merkwürdig, wie relativ Größe doch war... Ihre Kehle wurde trocken, es schien, als würden die Kämpfenden und die Flammen der Luft die Feuchtigkeit entziehen.

Wieder trieben sie vorüber. Schlag um Schlag. Eine kleine Gestalt getrieben von einer Großen. Das Klirren pochte in ihren Ohren und die Flammen duckten sich, wurden so klein, dass Megan meinte, sie würden in der nächsten Sekunde verlöschen.

Plötzlich Stille.

Dann kroch die Hitze empor. Die Flammen. Sie schlug die Hand vor die Brust, während sich die Wärme aus dem isolierten Bereich emporhangelte, hinauf an der Kette - Metall, Megan, Du hast nicht mitgedacht, Du hast es unterschätzt, Du hast ihn unterschätzt.

Ihr Kopf fuhr herum. Er hatte eine neue Flamme entfacht und sie war in ihrer Unheiligkeit diesem Ort angemessen.

Enkidi Li Halan (N.A.):
Er sah den Gegner, den es zu besiegen galt. Den Feind, der nach seinem Leben griff.
Der Wille, der dem Stahl Ziel und Bestimmung gab.

Wie in Zeitlupe bewegte sich seine Gestalt auf ihn zu, langsame, träge Bewegung, die sich mühsam auf ihn zu kämpfte. Der Winkel seines Schwertes. Die Art, wie er sein Gewicht verlagerte, den Körperschwerpunkt veränderte. Die Augen die, so starr sie auch sein mochten, trotzdem das Ziel des Angriffs verrieten.

Nun da er sah, war alles so leicht. Kein Schmerz, keine Trägkeit, keine Schwäche.
Er fühlte, was der Kossacke vor hatte, noch bevor er es selbst wusste.

Enkidis Herz schlug in tiefen, vollen Schlägen, atmete das Blut in seine Glieder, ließ es hinein, heraus rollen wie die Gezeiten eines Meeres. Der denkende, führende Geist verlor sich in der wachsenden Spannung des Körpers, bis nur noch der Instinkt blieb und alles andere ausblendete.

Die Bewegung war flüssig, federleicht – ohne jede Mühe. Er glitt nach vorne, als der Hauptmann ihn erreichte, tauchte unter ihn, spürte für einen kurzen Augenblick sein Gewicht auf seiner Schulter ruhen, rollte dann seinen Körper ab und stieß ihn von sich.
Noch im Schwung der Bewegung drehte sich Enkidi, sah, wie der massige Körper seines Gegners hinter ihm auf beiden Beinen landete, überrascht, vielleicht, aber doch sofort wieder kampfbereit. Aber zu langsam.
Zu langsam.

Eine kalte Freude stieg in ihm auf, als er sah, wie sich der Schwertarm seines Gegners empor quälte, um die Lücke in seiner Abwehr zu schließen.
Er vollendete seine Drehung, zog seine Klinge hoch, berührte in einer sanften Linie Ras' Brust, drehte das Schwert über dem Kopf und führte es in einem zweiten Schlag zur Kehle des Kossacken.

bring es zu ende.  

Ein weißes Blitzen. Die Vorstellung, wie hellrotes Blut über seine Klinge sprudelte.

es ist so einfach.

Der Widerhall von etwas, das Schmerz sein könnte, irgendwo am anderen Ende seiner Wahrnehmung.

Es ist nicht richtig.

Sein Atem setzte wieder ein, schnell, rasselnd, wie der eines gehetzten Tieres. Das Hämmern des Herzens in der Brust.
Hitze, die durch seinen Körper wallte, dann Kälte, ein Zittern, Beben der Muskeln.

tu es.
tu es.
TU ES.

Enkidis Augen flackerten.
Dann zerriss der Schleier entgültig.
Der Schmerz in der Hand war unerträglich. Er spürte Blut unter dem dünnen Leder des Handschuhs schwimmen, Hitze die den Unterarm bis in die Schulter hinauf pulsierte. Ihm wurde schlagartig übel von der Erschöpfung, die ohne Vorwarnung auf ihn einschlug.

Vor ihm, jenseits der Spitze seines rot glänzenden Schwertes, atmete eine Kehle.
Sein Blick begegnete dem des Hauptmannes, registrierte aus den Augenwinkeln Blut, das aus einer tiefen Schnittwunde quer über seiner Brust auf den Boden tropfte. 

Es war zu Ende?

Ras war ganz nah. Er sah das Beben seiner Nasenflügel, den Schweiß, der von der Haut perlte. Die Augen, deren Pupillen sich zu kleinen Punkten zusammen zogen und ihn mit einem undeutbaren Blick musterten.

Es war zu Ende.

"Heute werdet Ihr mich nicht töten, Hauptmann", flüsterte Enkidi, keuchend, und mit einer Stimme, die vor Spannung genauso zitterte, wie der Stahl der Klinge an Ras' Hals.
"Heute nicht."

Sir Lars Trusnikon:
In der Sekunde in der der Kampf sich wendete hob Freya den Kopf, ihre gruenen Augen fixierten zuerst den Baron, wendeten sich dann zur Sternenfahrerin und blieben dort hängen.

Sir Lars bemerkte die Bewegung nur aus den Augenwinkeln, der Kampf forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Irritiert blickte er zu Freya hinunter. Was hast Du plötzlich mit dieser unbedeutenden Sternenfahrerin? Ja, sie sieht aus wie ein verschrecktes Kaninchen, aber aus dem Stadium sind wir doch schon lange draussen?! Komische Launen hast Du heute. Wahrscheinlich Nachwirkungen des Fluges, aber deshalb musst Du jetzt nicht eine unbedeutende Sternenfahrerin anstarren, die hat uns nicht geflogen... . Ich glaube, Du brauchst morgen erstmal einen Ruhetag!
Er wendete sich wieder dem Kampf zu, bedeutete Freya jedoch den Kopf wieder sinken zu lassen.

Gehorsam legte sie ihren Schädel wieder auf die Vorderpfoten, doch die gruenen Augen blieben diesmal offen, waren immer noch auf die Sternenfahrerin gerichtet.

The_Kossack:
Die Klinge flirrte an ihm vorbei, fing das Licht der Feuerbecken, das sie Rot färbte, Rot und Gold - strich ihm über die Brust, fkaum spürbar, wie Seide, wie eine Haarsträhne, ein Kitzeln zuerst, der Gedanke einer Berührung, under  hatte nicht genug Zeit, sich darüber zu wundern, als er sah, wie Enkidi das Schwert über dem Kopf drehte. Sein erhitzter Geist registrierte, daß das der erste Treffer gewesen war, er mußte bluten, und tatsächlich lief ihm Schweiß in die Wunde und brannte, und dann lief ihm Blut über den Bauch und kühlte, beides, Hitze und Kälte, vereint in einer dünnen Linie quer über seine Brust.

Warum er das Schwert nicht hob, um zu blocken, denn da kam noch ein Schlag, wußte er nicht. Er vollführte die Bewegung, aber er verzögerte sie. Genug Raum für Enkidis Klinge, mehr als genug. Er sah es im Gesicht seines Feindes flackern, sah etwas, das Wahnsinn sein konnte, oder völlige Gewißheit.

So oder so, es war vorbei, und Ras Geist schrie innerlich auf, protestierte - nicht, daß er verloren hatte, sondern, daß es überhaupt beendet war. Selbst er spürte die Erschöpfung, sein Körper aufgepumpt, schwitzend, bebend vor Kraft und Kampfeslust, aber immer, immer widerwillig, wenn es um das Beenden ging.

Er starrte Enkidi an, versuchte, Geist und Körper zu beruhigen, obwohl er das nicht wollte, aber so war der Befehl. Er war zu jedem Zeitpunkt völlig unter Kontrolle der Mantis. Und Andreis Wort war wichtiger als seine Gier.

Er hob nicht den Kopf, als die Klinge seine Kehle berührte, wie andere Männer. Er fürchtete den Stahl nicht. Er fürchtete den Schmerz nicht.

Der Schmerz brannte, riß jetzt an ihm wie ein tollwütiger Hund. Ras verzog keine Miene, brachte langsam, fast trotzig, seinen Körper unter Kontrolle, Atem, Puls, seinen Geist, Blutdurst, Haß und Wut und Bewunderung, ja, auch Respekt. Er respektierte den Mann, nicht die Waffe.

Als Enkidi sprach, war er wieder kalt, als sei er hinaus in die Leere geschritten und schwebe über allem.

Töten? Wer hatte vom Töten gesprochen? Andrei hatte es verboten. Es hätte die Regeln verletzt. Den Befehl. Töten war das letzte gewesen, was er wollte.

Er zog die Lippen von den Zähnen zurück, aber das war kein Grinsen. "Ich habe Zeit, Baron. Viel Zeit." Hundert Jahre in diesem Körper. Ichkann deine Einkel ausfindig machen und wie Rehe jagen, wenn ich will. Du hast mich besiegt, aber dich besiegt die Zeit.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln