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[Tag 2] Raumstation Bazaar
Enkidi Li Halan (N.A.):
Korridore vor den Decados-Quartieren
Megan hatte sich ohne ein Wort zu ihnen gesellt und schritt mit verschlossener Miene neben Enkidi her.
Der Gang, nun in orangenes Halblicht getaucht, schien sich endlos zwischen den Quartieren der Decados und der Li Halan zu erstrecken, und mit jedem Schritt wurden Enkidis Muskeln schwerer. Der Schmerz ließ sich mittlerweile nicht mehr einen bestimmten Ort zuordnen, waberte gleichmäßig durch seinen Körper, stumpf und geduldig. Natürlich hatte Darius Schmerzmittel in seinem Medpac.
Aber diese Blöße würde er sich nicht geben. Noch nicht. Nicht vor einem Rittes des Lextius.
Keitaros Frage gab dem diffusen Wabern wieder eine eindeutige Richtung.
"Verletzt?" Enkidi spürte deutlich das vom Blut aufgeweichte Fleisch unter dem Handschuh, Schichten verbrannter Haut, die sich lösen würden, sobald er ihn auszog. Er schüttelte leicht den Kopf.
"Nichts von belang, Sir Keitaro." Wenn er den Ritter richtig einschätzte, würde seine persönliche Ehre verbieten, weiter nachzuhaken. Manchmal bildeten die Sitten der Li Halan einen sehr angenehmen Schutzwall des Schweigens.
Megan war offensichtlich anderer Meinung. Enkidi bildete sich ein, ein leises Schnauben zu hören und blickte zu ihr hinüber, doch sie betrachtete angestrengt den unter ihren Füßen dahin gleitenden Metallboden.
Im gleichen Augenblick rann ein eisiger Schauder seinen Rücken hinab und ein unsichtbares Gewicht begann, auf sein Brustbein zu drücken. Dort, wo das Amulett nicht mehr war. Warum trug sie es eigentlich? Es war gefährlich. Er sollte es wieder an sich nehmen. Nur zu ihrem Schutz.
Ein Scheppern von Keitaros Rüstung riss seine Aufmerksamkeit wieder zu dem Ritter. Hatte er etwas gesagt? Nein.
Enkidis Augen brannten. Er war bereits nahe an jenem gefährlichen Zustand, in dem Wirklichkeit und die von Erschöpfung gespeiste Traumwelt begannen, ineinander zu verschwimmen.
Er musste sich zusammen reißen, wenigstens noch die letzten Meter bis zum Quartier die Fassade wahren. Der Ritter verdiente seinen Respekt, angesichts seines tadellosen Verhaltens von eben. Gleichzeitig wollte, musste, er ihn so schnell wie möglich los werden.
Endlich erreichten sie den Korridor, in dem ihre Quartiere lagen. Enkidi blieb stehen, blickte sich um.
"Ihr... Ich danke Euch für Euren Beistand heute Abend." Keitaros Gestalt vor ihm begann leicht zu verschwimmen. Er musste sich beeilen, zögerte aber trotzdem, ehe er fortfuhr. "Und für die Wahrung des Dekorums. Es wäre mir eine Freude, Euch morgen zum Tee empfangen zu dürfen, Sir Keitaro."
Enkidi brachte ein Lächeln zustande und verneigte sich in Richtung des Lextiusritters.
"Angenehme Nachtruhe."
Azzu:
(Keitaro, nahe Baron Enkidis Quartier)
Enkidis schien abwechselnd ihm in die Augen, dann wieder durch ihn hindurch ins Leere zu blicken. Kaum noch bei Bewusstsein.
Wenn wir handeln wollen, dann jetzt, Junge!
Die Maschine regte sich, fixierte ihr Ziel, die Erschöpfung des sie umgebenden Fleisches ignorierend. Keitaros Augen blitzten auf. Vier Ziele erfasst.
Es wird ohnehin darauf hinauslaufen...
Das Gewicht seiner Rüstung schwand dahin, lastete kaum noch spürbar auf der kybernetischen Muskulatur. Ketten rasselten unter Stahl, als der Lextiusritter sich wieder zu voller Größe aufrichtete. Der erschöpfte Schmerz unter seiner Haut jedoch blieb, begleitete jede noch so kleine Bewegung. Wie aus weiter Ferne drangen Worte des Barons an sein Ohr, kämpften sich mühsam durch die Wogen aus taktischen Informationen, die seine vor Müdigkeit trägen Gedanken überspülten.
Der Zweck rechtfertigt niemals das Mittel...
"Es wird mir eine Ehre sein, Eure Gastfreundschaft in Anspruch nehmen zu dürfen," presste er zwischen mechanisch anmutenden Atemzügen hervor, kaum realisierend, dass er vorher auf den Dank des Barons hätte reagieren müssen. Nur weg hier! "Mögen die Heiligen über Euren Schlaf wachen!"
Er zwang die Maschine in eine schmerzhafte Verbeugung und wirbelte herum, Enkidis Gefolge ignorierend. Keine Zeit für eine Verabschiedung. Die Fäuste geballt, stapfte er davon, beschleunigte stetig seine Schritte. Erst ein Trainingsraum. Die Maschine benötigte Ziele. Musste etwas zerstören. Schnell. Dann. Endlich! Schlaf...
Alejandro Dulcinea:
Im Quartier der Mantis
Bequem zurueckgelehnt der Erscheinung nach, verfolgte er das Spiel der Worte zwischen Graf und Baron, der eine dem anderen sowohl in Rang als auch in Kunst in diesem Waffenspiel der Worte weit ueberlegen - und trotzdem erwies sich der Baron als jemand, der die weitgeruehmte LiHalan-Defensive nicht nur auf dem Schlachtfeld beherrschte. Das Wortgeplänkel war jedoch weit weniger spannend...
Das tanzende Paar erschien wiederum, die Trommeln begannen erneut, auch sein Blut aufzureizen. Genau die richtige Art von Geschmacklosigkeit fuer einen Decados Grafen, jedoch eigentlich noch sehr moderat. Aber als Sonderbotschafter durfte er sich eventuell nicht zu weit herauslehnen, zumindest nicht hier. Schade, beide hatten Potential und wurden hier zum Vergnuegen verheizt.
Irritiert schaute er auf. Sternfahrerin hin oder her, das ging dann doch zu weit. Ihr gehörten eindeutig ein paar Regeln ins Gedächtnis gerufen - wenn sie so weiter machte, eruebrigte sich das vielleicht sogar - nur schade um die Firebirds, die die Gilde dann verschwendet hat.
Er liess seinen Blick zurueck zum Grafen schweifen und fokussierte dann den Baron. Ihm lief tatsächlich Blut aus der Nase. Sehr interessant, häretische Elemente bei einem LiHalan-Baron...der Höhepunkt des Abends? Jener dehnte dann doch noch die Regeln der Etikette extrem weit und schien im Aufbruch Sir Keitaro fast mit einem Blick herauszufordern.
Als die Eisprinzessin anfing, mit dem Feuer zu spielen, setzte er sich in eine angemessene aufrechte Haltung, dem Gespräch mit einem freundlichen Lächeln in entsprechender Anteilnahme folgend.
Enkidi Li Halan (N.A.):
Baron Enkidis Quartier
Kaltes Wasser wusch Blut und Haut davon, wurde in einem Gurgeln rot, dann klar. Es half, wieder halbwegs zu Sinnen zu kommen.
Und dennoch drängte er alle Gedanken von sich, musste sich konzentrieren. Auf das Handeln. Den Kopf leer halten, so lange es ging.
Mechanisch legte er den Kimono ab, registrierte, dass er schweißnass war. Beugte sich hinab und ergriff den Rosenkranz, der halb zerissen neben dem Bett lag. Amalthea. Adiuva me.
Er ging zum Medpac, nahm eine weitere Dosis Schmerzmittel, auch wenn sie ihre Wirkung nicht mehr voll entfalten würde. Steckte ein starkes Schlafmittel ein und zog sich um.
Ein grober, unscheinbarer Leinenstoff kratzte über seine Haut. Ein schwerer Kapuzenmantel, der sein Gesicht in Schatten hüllte. Kein Zeichen seines Hauses. Fremde würden ihn für einen Pilger halten.
Nur wenige Minuten, nachdem er sich im Korridor von Sir Keitaro verabschiedet hatte, trat Enkidi wieder in den Gang hianus und machte sich auf den Weg. Vor dem Schott zu Megans Quartier verharrte er einen Augenbick. Sollte er ihr Bescheid geben? Noch einmal mit ihr reden?
Seine Hand tastete zum Summer. Das Stechen auf seiner Brust wurde stärker und Enkidi presste die Augen zusammen. Etwas in ihm gierte nach dem Amulett. Entfachte ein fast körperliches Verlangen. Nein, nein, nein. Er schüttelte den Kopf, schüttelte den Gedanken fort, drehte sich um und floh – weg von der Tür, weg von Megan, ehe er endgültig die Kontrolle verlor.
Gänge, Lichter und Gestalten flogen an ihm vorbei. Die Welt verschwamm zu einem Band, das an seinen Augen vorbeizog, ohne sein Bewusstsein zu erreichen. Denn dieses war mit einem einzigen Gedanken beschäftigt – ihn zu halten erforderte alle Kraft, die er noch besaß. Ein letzter Fokuspunkt, dem er sich entgegen schleppte. Bevor der Alptraum die Herrschaft über die Nacht antrat.
Irgendwann fand seine Hand ein Codepad und tippte eine Zeichenfolge ein.
Das Hauptschott der Azara öffnete sich mit einem vertrauten Zischen. Innen legte sich ein Mantel unberührter, metallischer Stille um ihn.
Jemand war hier gewesen, er spürte es deutlich. Fremde. Der hauchfeine Geruch von Leder lag in der Luft, und von totem Blut. Kalter Zigarettenrauch; ein leichtes, blaues Parfum. Aber sie waren fort, schon seit Stunden. Gut.
Seine Finger tasteten zitternd über die Stahlwände, er fand die Leiter, kletterte, kaum noch bei Sinnen, hinab und erreichte den Frachtraum. Die Haut der Finger, die sich unter dem Ärmel seiner Robe dem Datenpad entgegenstreckten, war weiß wie Schnee. Und auch so kalt. Als hätte sich der Atem des Alls wie ein eisiger Film über sie gelegt.
»Zeitschloss aktiviert. Intervall 8 Stunden.« flüsterte die körperlose Stimme des Schiffes.
Hinter seiner Stirn zuckte etwas zusammen. Der Schleier, der dünn zwischen zwei Bewußtsein hing, zerriss.
Mit letztem Willen trat Enkidi über die Schwelle, und der schwere Stahl des Schotts schloss sich hinter ihm.
» Ortswechsel zu Sektor A
Bazaar:
Avery lächelte und ihre Zähne schimmerten wie Perlen im Licht der aufgehenden Sonne. Der Geschmack von Salz lag in der Luft und das Meer rollte sanft den weißen Strand hinauf. Wasser zwischen den Zehen und am Horizont silbern die Silhouette der Serenity.
Avery winkte ihm zu und er griff nach ihrer Hand, doch da war etwas an seinem Fuß. Eine sanfte Berührung, die ihn zu seinen Füßen blicken ließ.
Da schob sich ein Käfer durch den Sand, mit einem schillernd grünen Rückenpanzer und langen, gefächerten Fühlern die über den Boden tasteten und ein tiefes, sonores Brummen von sich gaben. Er hörte Averys Lachen im Wasser, doch der Käfer wuchs und das Brummen wurde lauter.
Das grüne Schillern konkurierte bald mit dem Strahlen der Sonne, wurde unscharf
und zu den Ziffern der Uhr auf der Konsole neben seiner Thermoliege. Commander Nathan Wolf blinzelte.
Die 59 wurde zur 00. Drei Uhr.
Als er sich aufrichtete, registrierte das die Raumsensorik und dimmte automatisch das Licht um einige Lux nach oben. Der Monitor der Konsole flackerte, und neben dem in sich drehenden Logo der Station erschienen mehrere Dateneinträge, die sich in unterschiedlicher Priorität auf dem Screen gruppierten. Ganz oben blinkte rot die Ursache des Summens.
Wolfs Finger fuhren über die Oberfläche des Screens, wurden vom System automatisch abgetastet, verfifiziert, und die Nachricht öffnete sich bildschirmfüllend.
Das pockennarbige Gesicht von Lieutenant Guilles erschien und Nathan sah sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.
"Commander." Sie sprach hastig, abgehackt. "Entschuldigen Sie die Störung. Es gab einen Zwischenfall in Sektor A, untere Ebenen. Eine Exposion in den Energieleitern. Ein Wartungstechniker ist tot. Und es gab Verletzte–"
Wolf unterbrach sie, warf sich bereits die Jacke seiner Uniform über. "Ich bin in vier Minuten auf der Brücke, Guilles."
Als er ankam herrschte hektische Betriebsamkeit auf der Brücke. Einige Monitore und Konsolen blinkten in warnenden Gelb- und Orangetönen und Midshipman Gisorwsky von der Stationstechnik eilte mit sorgenvoller Miene an ihm vorbei.
Lieutenant Guilles erwartete ihn an dem großen sechskantigen Projektionstisch in der Mitte der Brücke. Sie hatte bereits den Rissplan der betroffenen Sektion vergrößert und während sie Bericht erstattete machte sich Wolf ein Bild vom entstandenen Schaden.
"Wir haben einen Energieausfall in den Sektoren A-87 bis A-132. Gisorwsky ist schon mit einem Team unterwegs, er sagt sie können das in zwei oder drei Stunden überbrücken. Nein, die Ursache ist noch nicht bekannt, Commander."
Wolfs Miene verdunkelte sich, als Guilles ihm wortlos die Liste mit den Namen des Toten und der Verletzen in die Hand drückte.
Dann spulte sich die Routine ab, die der Besatzung dank unzähliger ähnlicher Vorkommnisse dieser Art ins Blut über gegangen war. Wenn es einen Vorteil hatte, Dienst auf einer maroden Station zu führen, dann der, zu jeder Zeit auf fast alles vorbereitet zu sein. Die Unfallstelle wurde abgesperrt, ein Team von Technikern schwärmte aus, um die lecken Energieleitungen abzudichten.
Das Überbrückungsaggregat des Sektors verweigerte zu allem Überfluss seinen Dienst und Wolf musste ein zweites Team losschicken, das versuchte, die verärgerten Bewohner des Sektors zu beruhigen. Ein Glück, dass es noch so früh am Morgen war und der Stromausfall zwar die Belüftung einschränkte, aber sonst nicht weiter ins Gewicht fiel. Die meisten Menschen schliefen um diese Zeit.
Nach einem ersten Zwischenbericht von Gisorwsky seufzte Commander Wolf ein weiteres Mal an diesem noch jungen Tag. Er tippte ein kurzes Memo und schickte es ab in die Tiefen des stationsinternen Kommunikationssystems.
Endlich, gegen sechs Uhr, übertrug Wolf das Kommando kurzerhand der mittlerweile völlig übermüdeten Lieutenant Guilles.
Die Situation war soweit unter Kontrolle, und es war an der Zeit zur Krankenstation zu gehen und nachzusehen, was von Shawn und den anderen noch übrig war.
(post von Enkidi Li Halan)
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