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[Tag 3] Raumstation Bazaar

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Enkidi Li Halan (N.A.):
Hinter dem leuchtenden Portal eröffnete sich ein Bild, das deplazierter nicht hätte sein können. Grün. Natur.
Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher, ob er nicht doch noch träumte.
Aber nein. Eine blasse Holografie im Eingangsbereich plapperte, ohne dass ihr große Aufmerksamkeit geschenkt wurde, von der Einzigartigkeit dieser künstlichen Welt. Erklärte mit freundlich-nachsichtiger Stimme, wieviel Energie, Zeit und Mühe in den Erhalt der Anlage gesteckt wurde. Enkidi musterte die flimmernde Frauengestalt und musste grinsen. Ein Garten auf einem Stück leblosen Metalls, das um einen unbedeutenden Planeten schwirrte. Bizarr.

Ein Mann in Livree trat ihm entgegen, wollte den Pilger, den er vor sich sah, mit freundlich klingenden Worten aber einem kalten Blick umgehend wieder hinaus komplimentieren. Ein kurzer Wink mit dem Siegelring klärte die Situation.
Der spindeldürre Mann errötete, verneigte sich und huschte vor ihm über die Wege, die wie bleiche Knochen im aufgeschlagenen Fleisch des künstlichen Grüns lagen. Er führte ihn in Richtung einer Gruppe von Tischen, an denen grell gekleidete Personen saßen und unverständliche Gespräche schnatterten. Ohne groß zu überlegen, ließ Enkidi seinen Führer hinter sich und bog auf einen schmalen Pfad nach rechts.

Das Gluckern von Wasser lockte ihn an einen kleinen Teich. Hier, obwohl mitten im Herzen des Gartens, war die Illusion zu Ende. Der Himmel, der sich im leicht bewegten Wasser spiegelte, war aus Metall.

Eine kleine Marmorbank über die sich ein mageres Bäumchen beugte, lud zum Verweilen ein. Fusionsstrahler irgendwo im Metallstrebenhimmel imitierten täuschend echt eine morgendliche Lichtstimmung.
Enkidi ließ sich nieder und beobachtete eine Weile das Schattenspiel. Er fragte sich, warum die Menschen zu den Sternen reisten, wenn sie letztendlich doch immer ihren Planeten mit sich nahmen. Etwas Vertrautes, an das sie sich in der unerbittlichen Leere des Alls klammern konnten. Das unauslöschbare Bild der Heimat, das sie dazu antrieb jeden Ort, den sie erreichten, dem verlassenen Ursprung gleich zu machen. Das Unbekannte, das vom Bekannten verschluckt wird...

Das Plätschern des Wassers lullte ihn ein; seine Gedanken begannen, ihre Form zu verlieren und halb dösend starrte er auf die sich kräuselnde Spiegelfläche vor ihm. Da war eine Art Wind, vielleicht der Atem von Ventilatoren. Blätterrauschen. Das unbestimmte Summen von Energie. Und fern, irgendwo, Stimmen.

Denize Noy:
Während sie stoisch im Hinterkopf Zahlen addierte, konzentrierte sich Denize Noy vordergründig auf ihr Gegenüber. Fragte sich, wie blauäugig Jack sich gegenüber dem potentiellen Käufer verhalten haben mochte. Mit wem er sich da eingelassen hatte. Andere Scravers? Dann ließe sich vielleicht was drehen. Oder es machte alles umständlicher.

"Das Alien hier," murmelte sie und deutete mit dem Daumen auf Monn, der endlich aufgehört hatte, sie unverwandt anzustarren, "weiß noch verdammt viel mehr, über diesen Alien-Kram. Um genau zu sein, hab ich das meiste von ihm gelernt. Wir werden uns das beide ansehen und uns dann die gelehrten Köpfe drüber einschlagen, wer recht hat. Was hältst du davon? Hat Shawn es dir zurückgegeben?"

Jack Hawkins:
Jacks rechts Ohr, das nicht-kybernetische, lief rot an. Er musste an seinem Taktgefühl arbeiten – an Bord der Hammond war ihm das wohl verloren gegangen. Dort wurde über Ausserirdische bestenfalls geringschätzig geredet, die meisten Crewmen sprachen eher von 'Vieh' oder dergleichen. Er überlegte kurz, ob er sich entschuldigen sollte, ließ es aber bleiben. Wahrscheinlich würde ein Ukar dies als beleidigend empfinden, und Monn würde ihn anfallen, ihm die Kehle durchbeißen und sein Blut trinken. Sowas in der Art. Sie hatten wirklich kein gutes Image, diese Ukar.

Er räusperte sich verlegen. "Ähm ja, natürlich. Ich werde es euch beiden zeigen, ist doch klar. Nein, Shawn hat es noch. Ich hab ihn heute noch nicht gesehen, er war nicht im Quartier als ich aufgestanden bin." Er zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, wo der sich rumtreibt. Wahrscheinlich auf der Brücke. Am besten, wir gehen nach dem Frühstück gleich zur Sicherheitszentrale, holen eure Sachen und machen dann einen Abstecher nach oben." Er verzog sein Gesicht zu einem Grinsen und imitierte die Stimme seines Bruders: "Ich kann euch ja rumführen."

Ein Kellner, ein anderer als der, der sie empfangen hatte, brachte ihre Bestellung, und eine Wolke verschiedener Gerüche breitete sich von den Tellern, Tassen und den darauf versammelten Köstlichkeiten aus. Jacks Augen wurden groß. "Einmalig" murmelte er hingerissen und legte los, während der Kellner sich kurz zu Denize herabbeugte.

"Sir Vincent wird sich Ihrer gleich annehmen, Ma'am, sobald er sich von seinem Gespräch mit Vizekonsul Larsson loseisen kann."
Er lächelte unmerklich. "Es kann sich nur noch um Minuten handeln." Mit einer Verbeugung verschwand er wieder in den Tiefen des Gartens.   

Elisabeth Hawkwood:
Sie liess sich von Lisa ein einfaches schwarzes Kleid heraussuchen, genoß vor dem Ankleiden jedoch erst einmal ein Bad. Nach der schlaflosen Nacht fuehlte sie sich verspannt und alt. Älter als sie war.

Lisa wirkte die ganze Zeit wie ein aufgescheuchtes, ängstliches Reh, doch ihre Finger waren flink und geschickt, besonders beim Kämmen und Frisieren des Haares. Wahrscheinlich braucht sie einfach nur Zeit, dann wird sie ihre Angst schon ablegen. Aus ihr kann tatsächlich noch eine geschickte Leibdienerin werden. Es ist schade, daß ich keine Tochter habe, sie wären gleichaltrig, das wuerde ihr vielleicht Angst nehmen. Gedanken an eine mögliche Tochter beschworen andere Gedanken herauf, die wesentlich unliebsamerer Art waren. Gewaltsam drängte sie sie zurueck, konzentrierte sich stattdessen auf ihr Spiegelbild. Sie fuehlte sich nicht nur alt, sie wurde alt.

„Lisa, laß die Schuetzin Fjärill rufen, Larsson und Sophia haben heute morgen frei, deshalb werdet ihr mich begleiten“.
Sie ueberging den entsetzten Ausdruck in Lisas Gesicht, die sich schnell wieder fing, ein „Sehr wohl Mylady“ murmelte und eilig das Zimmer verließ.

Baronin Elisabeth schuettelte leicht den Kopf. Sie wuerde Lisa in Zukunft öfter mitnehmen muessen. Vielleicht gemeinsam mit Sophia. Aber darueber wollte sie nicht jetzt nachdenken.

Wenig später befand sich die Baronin mit ihrem kleinen Gefolge auf dem Weg zum Kirchenbereich.

Elisabeth Hawkwood:
Zielstrebig steuerte sie die Kapelle der Orthodoxie an. Es interessiert mich doch zu sehr ob Vater Valentinian bereits anbetend vor seinen roten Samtvorhängen steht.

Der Kirchenbereicht war voller Pilger, die sich schiebend und drängeln in Richtung auf die Kapelle schoben, oder aber von gerade von dort kamen. Die meisten wichen jedoch ängstlich zur Seite, sobald sie der Baronin und ihres Gefolges gewahr wurden. Drinnen selbst war es fast noch voller. Wahrscheinlich eines der seltenen Male im Jahr, da sich diese Kapelle derart mit Leuten fuellte. Normalerweise dämmerte sie wahrscheinlich eher in einer Art Dornröschenschlaf dahin. Die Bienenhausatmosphäre paßte vielleicht zu den prunkvollen roten Samtvorhängen, aber eigentlich weniger zum Charakter eines Ortes des Gebets. Langsam ließ sie sich mit der Menge nach vorne treiben.

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