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[Tag 3] Raumstation Bazaar
Enkidi Li Halan (N.A.):
Megan. Hatte er von ihr geträumt? Enkidi blinzelte.
Er richtete sich auf, rutschte ein Stück auf der Bank zu ihr herüber und nahm ihre Hand. Mochte der Garten Augen und Ohren haben – es war ihm egal. Sollte alle Welt wissen dass er sie liebte.
Ich kann meine Seele nicht in der Dunkelheit verlieren, denn sie gehört bereits ihr. Sie hält sie fest in ihren Händen, so dass sie mir nicht mehr entgleiten kann. Und nach Nächten wie dieser, wenn ich selbst den Weg nicht mehr kenne, muss ich nur in ihre Augen blicken und sehe mich selbst darin, meine Seele, dort wo sie hingehört.
Aber war das wirklich so? Was gestern geschehen war – wie sehr musste Megan darunter gelitten haben.
Wenn er so weiter machte würden eines Tages, wenn er wieder einmal völlig zerstört zu ihr zurück kroch, ihre Augen leer sein und ihre Hände kalt. Der Ort, an dem seine Seele Schutz fand, würde nicht mehr existieren. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Dunkelheit sie zerreißen würde und ihre Fetzen für immer in der unendlichen Leere zwischen den Sternen verloren wären.
Was sollte er tun? Hier saß sie nun vor ihm, wieder einmal, und er dankte allen Engeln dafür.
Eine neue Chance vielleicht, die er so wenig verdiente wie all die hundert zuvor. Sie um Verzeihung zu bitten, würde nichts an dem ändern was geschehen war und Worte nutzen sich ab, wenn man sie zu oft gebrauchte. Sie nicht um Verzeihung zu bitten würde bedeuten den gestrigen Tag kommentarlos abzuhaken und das, was sie seinetwegen durchgemacht hatte einfach zu übergehen.
Es konnte so nicht weitergehen. Bitte, Herr, bitte, es darf so nicht weitergehen.
Er strich über ihre schmale Hand, und senkte seine Stirn auf ihre Finger.
"Wie hälst du es nur mit mir aus?", murmelte er.
Gleich würde es sich entscheiden. Zog sie die Hand fort, war alles verloren. Verharrte sie, gab es noch Hoffnung.
Er spürte die Wärme ihrer Haut, sie tat gut, drängte sie Kälte in den eigenen Fingern zurück. Da war ein feiner Geruch von Mandelblüten und Seife, die seidene Weichheit der Fingerspitzen, ganz anders als auf der Azara, wo ihre Hände oft rau waren und nach Maschinenöl rochen.
»So ist das nunmal an Bord eines Schiffes«, sagte sie dann schnippisch, »keine Zeit für Maniküre, Eure Lordschaft.« Fast hätte er gelächelt und spürte eine warme Woge der Liebe und Vertrautheit durch seinen Körper strömen. Ihre Hand ruhte in der seinen, die viel größer war, und rau,
und verbrannt.
Und schmerzte.
Zum ersten mal an diesem Tag war er wieder da, der Schmerz, und für einen Sekundenbruchteil war es, als würde die Hand auflodern, dort, wo Megan sie berührte, und auch seine Stirn auf ihrem Handrücken brannte, als würde ein glühendes Eisen darüber gezogen.
Fast hätte er die Hand weg gezogen, da hörte es auf.
Und zeitgleich quoll ein anderer Gedanke wie schwarze Tinte in sein Bewusstsein.
Megan.
Sie hat das Artefakt.
Da war es, das Bild, und er fragte sich, wie es jemals nicht da gewesen sein konnte. Das Artefakt.
Sie hat es genommen.
Sein Mund wurde trocken, als füllte ihn eine unsichtbare Hand mit kosmischem Staub.
Das Artefakt. Er hatte davon geträumt und gleichzeitig war es mehr als ein Traum gewesen.
Enkidi schluckte schwer, presste die Augen zusammen.
Das Artefakt. Es gehörte nun zu ihm, sie durfte es nicht haben.
Blut schlug in einem dumpfen Rhythmus gegen seine Trommelfelle.
Dann, plötzlich, war da der Nachhall von Worten.
ich habe ihm etwas geschenkt, driftete aus der Erinnerung an die Nacht empor.
Nikolajs Stimme.
es wäre möglich, dass dich die auswirkungen dieses tausches in zukunft etwas beeinträchtigen.
Er kannte dieses Gefühl. Dieses Verlangen. Dieser brennende, unstillbare Durst.
Was war geschehen? Was hatte Nikolaj getan?
Gedanken schlugen über ihm zusammen, Gedanken die Worte bilden wollten.
Megan, hast du das Artefakt bei dir? Kann ich es sehen? Gib es mir. Gib es mir. Es gehört mir.
Ich will es haben, Megan, gib es mir, sonst nehme ich es mir, das Artefakt, hast du es bei dir?
Enkidis Lippen zitterten.
NEIN! Reiß dich zusammen, befahl er sich, Augen und Lippen zusammengepresst.
Schloss mit einem Aufbäumen seines Willens die Tore der Kammer, aus der die Gedankenflut herausgebrochen war. Schluckte, gab ein leises Keuchen von sich, das auch ein Schluchzen hätte sein können.
Etwas geschah mit ihm. Und der andere war dafür verantwortlich.
Noch bevor ihm Megan vergeben hatte, war er drauf und dran, alles noch schlimmer zu machen.
Nein. Diesmal nicht.
"Megan...", sagte er mit rauer Stimme. Hast du das Artefakt?
"Ich – brauche Hilfe."
Denize Noy:
Überrascht zuckte sie zusammen.
Das war gemein gewesen, ihm alle freundschaftliche Sorge abzusprechen. So deutlich hatte er noch nie darauf hingewiesen, aber... Sie waren Partner. Er fragte nie, ob sie ihn brauchte. Er war einfach immer da. Wie ihr hellerer Schatten. Und sie hatte sich bisher noch nicht mal Gedanken drüber gemacht, ob es berechtigt war, ihn einfach als Selbstverständlichkeit in ihrem Leben hinzunehmen. Hatte sie ihm irgendwann mal gedankt? Ja, dauernd. Für alles mögliche, vor allem Kleinigkeiten. Irgendwie waren große Worte nie nötig gewesen. Oder war es nicht insgeheim auch eine Art Diskriminierung?
Verlegen strich sie endlich die lästige Strähne hinters Ohr und seufzte - resigniert: „Ja. Nein. Passt schon. Danke... Ich weiß noch nicht... Ich komm drauf zurück.“
Verdammt, wenn er so abging bei ihrem Anblick, wie sah sie dann grade aus? War wohl besser, sich mal zu nem Grinsen durchzuringen, auch wenn es nur eine etwas schiefe Grimasse wurde. Sie sollte sich wirklich Zeit nehmen, die Sache durchzudenken. In aller Ruhe, wenn die verwirrende Leere in ihr sich verflüchtigt hatte.
Elantil Enbaran:
Ein helles, vollständig schattenloses Leuchten erfüllte den Raum. Grelles Licht, wohin man sah. Zwei schatten rangen miteinander. Ein ewig währender Schlagabtausch. Mal hatte der eine, mal der andere die Oberhand. Ihr Reigen dauerte fort. Die Unendlichkeit und Sinnlosigkeit des ganzen hatte erst begonnen. Sie führten ihren Tanz auf und sie starrte wie gebannt darauf. Die Zeit, so es sie gab, schien stehen geblieben zu sein. Schlag auf Schlag erfolgte. Wieder und wieder. Immerfort. Mal verschmolzen die Schatten, dann trennten sie sich wieder, nur um dann wieder im Ringen miteinander wieder zu verschmelzen.
Für sie gab es nur noch schwarz und weiß. Weiß war alles, und Schwarz war nichts. Nichts außer dem Reigen. Ein Kampf um das Licht. Doch warum kämpften dann nur die Schatten?
Plötzlich löste sich alles in Farben auf. Wild wirbelnde Farben zu dumpfen Klängen. Schneller und schneller drehten sie sich. Schwarz und weiß war verschmolzen und in zahllose Farben explodiert. Die Klänge wurden lauter und schneller. Dumpfer und hämmernder. Etwas in ihr raste. Dem schnellen dumpfen folgend. Wieder schien die Zeit keinen Anspruch zu erheben. Es dauerte fort. Sie verlor sich in den Farben und Klängen. Wurde eins mit ihnen. Wurde aufgenommen. Wurde wieder ausgespieen.
Auf ein bizarre Ebene. Ein riesiges Insekt. Starr. Gift versprühend auf alles in seiner Nähe. Viele kleine Insekten die das Gift gierig aufnahmen. Kleine Tiere, die versuchten dem Gift auszuweichen. Ein paar größere Tiere. Zwei Löwen schlichen um sie rum. Drängten sie weg von dem Insekt. Drängten sie weiter und weiter.
Dann wieder ein grelles Licht. Sie stöhnte auf. Begann alles wieder von vorn? Stimmen. Konturen.
„My Lady“ geht es Euch gut? Ein Amaltheaner?
Verwirrt schaute sie sich um. Was war geschehen? Wo war sie? Einer ihrer Diener erschien in ihrem Blickfeld. Sie fokussierte Ihn. „Bring mich hier weg!“ war alles was sie heiser sagen konnte. Danach fiel sie in tiefe Dunkelheit. Endlich.
Azzu:
Eine Weile lang hing seine ausgestreckte Hand regungslos in der Luft. Wie eine unfertige Brücke. Schließlich zog er sie zurück und vergrub beide Hände in den Jackentaschen. Nicht der richtige Zeitpunkt. Denize war vor der Berührung beinahe zurückgewichen.
Was mochte die Vincent-Kreatur ihr angetan haben? Es war nur ein kurzer Augenblick gewesen, den Mwerron nicht zugehört hatte. Immerhin. Langsam kehrte sie wieder zu ihrem üblichen Selbst zurück. Ein ungehaltenes Seufzen. Gewohnte Reaktion auf die meisten seiner Verhaltensweisen.
Ja. Nein. Gute Antwort.
"Du bist nicht alleine," stellte er laut denkend fest. "Es sei denn, du willst es so."
Jack Hawkins:
Plötzlich kippte der Stuhl neben Jack um und Monn war verschwunden.
Sein Kiefer klappte herunter. "Was zur Hölle....?"
Dann entschied sein Körper, dass er vielleicht auch etwas unternehmen sollte und jagte eine Ladung Adrenalin in seinen Kreislauf.
Jack sprang auf, griff nach seiner Waffe, und stolperte dabei halb über seinen eigenen Stuhl. Er schwankte, fluchte, und hastete hinter Monn her.
Nach ein paar Schritten klinkte sich sein Gehirn wieder ein.
Augenblick.
Da waren keine Schreie. Kein Kreischen. Keine Schüsse, kein Lärm, nichts.
Nur das Säuseln einer künstlichen Prise und dem Plätschern von Wasser, das friedlicher nicht hätte sein können.
Jack hielt inne.
Wusste der Himmel, was in den Ukar gefahren war.
Kein Grund für vorschnelles Handeln.
"Ähm...hallo?" rief er in Richtung des Buschwerks vor sich und ging langsam weiter.
"Niz? Monn?"
Er zögerte, lauschte, misstrauisch – ein Ukar sprang doch nicht einfach so los, als hätte ihn eine Rumpfratte in den Allerwertesten gebissen. Oder?
Nichts. Nada. Stille. Entfernte Gespräche irgendwo jenseits der Hecken.
"Pffft", machte er verächtlich und schüttelte den Kopf. Überreagiert.
Die Waffe in der Hand war keine gute Idee, also steckte er sie wieder weg. Er umrundete die Sträucher und kam zu einer weiteren Sitzgruppe, ähnlich der ihren, aber mit nur zwei Stühlen und gänzlich umgeben von violett blühendem Buschwerk.
Monn und Denize standen da, reglos, beide so bleich wie die Marmorstatuen, die hier überall herumstanden. Er, weil er so bleich war, und sie... – etwas war vorgefallen. Niz' Gesicht war verschlossen, so unzugänglich und abweisend wie die rätselhaften Abbilder der versunkenen Gottheiten, denen sie ihr Leben gewidmet hatte.
Jack platze in eine erwartungsvolle Stille, die sich zwischen den beiden spannte. Da war ein Ausdruck auf Monns Gesicht, den er nicht einordnen konnte, und Sekundenbruchteile später fühlte er sich von dem Blick seiner schwarzen Augen durchbohrt.
"Hey... ist alles in Ordnung bei euch?"
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