Autor Thema: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!  (Gelesen 29071 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline 1of3

  • Richtiges Mädchen!
  • Titan
  • *********
  • Proactive Scavenger
  • Beiträge: 18.969
  • Username: 1of3
    • Sea Cucumbers and RPGs
[Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« am: 7.08.2005 | 17:19 »
Ja, Rollenspiel ist nicht leicht. Da hat man eine mega-coole Charakteridee, so richtig mit Tiefgang und/oder Celerity 5 und trotzdem weiß keiner dieses Kunstwerk im Din-A4-Format zu würdigen.

Wie kommt das nur?

Wer sich diese Frage stellt oder alternativ der Meinung ist, dass einige Mitspieler total dämliche Charaktere haben, hat vermutlich ein Problem mit der Geisteshaltung: Es reicht einfach nicht, einen Charakter zu schaffen, den man toll findet.

Aber machen wir einen Schritt zurück und kommen zum Kern des Pudels: Jedes mal, wenn ich meiner Oma erzähle, dass ich gleich zum Rollenspiel gehe, fragt sich mich: "Und habt ihr viele Zuschauer?" Und jedes mal ist meine Antwort: "Oma, da gibt’s keine Zuschauer."

Das ist zwar irgendwie richtig, aber trotzdem nicht wahr. Nun könnt ihr allerdings dieses Statement laut in die Welt posaunen, solange ihr euch des Problems dabei bewusst seid. Beim Rollenspiel habt ihr nämlich durchaus Zuschauer: Eure Mitspieler.

Die Einsicht ist nicht sehr tiefsinnig, aber irgendwie ziehen viele Leute keine Schlüsse daraus. Denn mit dieser Erkenntnis, muss ich nun so vorgehen, wie alle anderen Leute die Charaktere für ein Publikum kreieren. Die erste Maxime darf also nicht sein, "Welcher Charakter macht mir Spaß?", sondern muss heißen: "Welcher Charakter macht meinem Publikum Spaß?".



Und dazu muss man natürlich erstmal ein bischen Marktforschung betreiben. Soll heißen: Charaktere zu Hause im stillen Kämmerlein erschaffen, macht keinen Sinn. Die einzig sinnvolle Variante ist, das in gemütlicher Runde bei einer Tasse Kaffee zu tun. Tee geht auch, wobei anzumerken ist, dass es nicht reicht, wenn fünf Leute im Raum sitzen und stumm Zahlen auf Zettel malen. Dann könnten sie auch zu Hause sitzen.

In diesem Prozess sollten also Sätze fallen wie "Ich hab mir mal Folgendes gedacht. Was haltet ihr davon? ..." oder "Was wollt ihr denn so? Vielleicht könnten wir ja was zusammen machen?".

"Zusammen machen" ist sowieso das Zauberwort. Wenn sich Drehbuchautoren die Charaktere ausdenken, denken sie auch an das Gesamtbild. Da haben wir Rollenspieler es ein bischen schwieriger, weil wir uns darüber austauschen müssen.

Die hierzu hauptsächlich genutzte Variante ist, Gemeinsamkeiten in den Hintergrund der Charaktere einzubauen. Das funktioniert, lässt sich aber noch verbessern. Viel wichtiger sind nämlich die Beziehungen zwischen den Charakteren. Und auch die kann man vorher planen. So findet sich etwa in (fast) jeder Action-Serie der Anführer, der Rebell, der Gutmütige und das Mädchen, das jeder haben will.
Es würde uns ganz gut tun, ab und zu nicht nur Spezialeffekte bei Hollywood auszuleihen. (Wer tiefsinnigere Beziehungen wünscht, sei auch dazu angehalten.)

Und um noch einen draufzusetzen: Bestimmte Beziehungen lassen sich in den meisten Fällen nur durch etwas Vorausarbeit gewährleisten. Prominente Beispiele sind da spontane Antipathie oder Liebe auf den ersten Blick.


Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Verabschiedet euch von dem Gedanken, dass euer Charakter euch gehört. Jeder Charakter gehört allen. - Es gibt nur immer einen der ihn spielt.

Das wärs dann für heute. Genug gerantet. ("rant" bedeutet übrigens "motzen" oder "meckern", häufig in monologischer Form.) Nächstes mal erzähl ich euch, dass für NSCs und überhaupt sonst alles beim Rollenspiel das gleiche gilt. - Ach das habt ihr euch jetzt gedacht? Gut, gut.
« Letzte Änderung: 8.08.2005 | 11:43 von 1of3 »

Offline Fredi der Elch

  • Dieter Bohlen des Rollenspiels
  • Legend
  • *******
  • Kleine Miss Regenbogenschlampe
  • Beiträge: 6.278
  • Username: Fredi der Elch
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #1 am: 7.08.2005 | 17:53 »
Verabschiedet euch von dem Gedanken, dass euer Charakter euch gehört. Jeder Charakter gehört allen. - Es gibt nur immer einen der ihn spielt.
Amen Brother! :D Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Where is the fun at? - The rules should tell me clearly - And how to get there
- Don't try to make me feel like I live there, make me care about it. -

Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Cycronos

  • Gast
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #2 am: 7.08.2005 | 17:57 »

 Verabschiedet euch von dem Gedanken, dass euer Charakter euch gehört. Jeder Charakter gehört allen. - Es gibt nur immer einen der ihn spielt.


Ich glaube damit beginne ich sowas wie eine compilation aller Tipps für gutes Rollenspiel!

Ein

  • Gast
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #3 am: 7.08.2005 | 19:13 »
Leider hat das ganze einen Haken. Sowohl im explorativen als auch im gamistischen Spielstil gehört der Charakter sehr wohl dem Erschaffer, sei es als Alter Ego oder als Spielfigur.

Von daher: Wie fast jeder Rant nur eine Übergeneralisierung, die sich aus der Perspektive des Schreibers ergibt. Mit guten Rollenspiel hat das also gar nichts zu tun, höchstens mit mangelnder Differenzierung.

Catweazle

  • Gast
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #4 am: 7.08.2005 | 19:44 »
@Ein: Wie belieben?

@1of3:
Das ist eine Frage der gemeinsamen übereinkunft. Ich persönlich möchte, dass die Spieler ihre Figuren so spielen, wie es ihnen ganz persönlich gefällt. Es muss den Mitspielern kein Vergnügen bereiten, wie ein Mitspieler spielt, solange sie noch am Spiel selbst Spaß haben.

Wir spielen nicht, um den anderen Mitspielern einen Gefallen zu tun, sondern jeder möchte für sich gemeinsam mit den anderen Spaß haben. Maxime ist natürlich, dass keiner den anderen den Spaß verdirbt. Aber das ist nicht gleich zu setzen mit der Maxime "ich muss den anderen Spaß bereiten". Oh nein!

Um es in Formeln zu bringen:
Spielspaß = Spaß an der Figur + Spaß an der Handlung + gemeinsames Erleben.
und NICHT
Spielspaß = Spaß an den Figuren der Mitspieler + Spaß an der Handlung - eigene Figur, die keinen Spaß macht

Letzteres muss natürlich nicht so sein, aber wir gehen da keine Kompromisse ein. Jeder soll das spielen, was ihm Spaß macht. Es ist halt doch seine Figur.

ABER...
das ist unsere persönliche Spielweise. Andere mögen das anders sehen und tatsächlich mehr Spaß durch "Schauspielerei" für andere Mitspieler bevorzugen. Das ist einfach eine andere Spielweise, die deine Gruppe aber vielleicht gar nicht will. Daher gilt: berechtigter Rant in Gruppen, die solch eine "altruistische" Spielweise mögen, aber nicht allgemeingültig.

Offline Fredi der Elch

  • Dieter Bohlen des Rollenspiels
  • Legend
  • *******
  • Kleine Miss Regenbogenschlampe
  • Beiträge: 6.278
  • Username: Fredi der Elch
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #5 am: 7.08.2005 | 19:49 »
Hm, da muss ich Ein doch mal Recht geben - das gilt tatsächlich nicht für jeden Rollenspielstil. Allerdings mangelt es bei Ein auch an Differenzierung: die Idee, dass ein Charakter einem nicht gehört, gilt sehr wohl für viele gamistische und "explorative" Stile.

Allerdings stimmt der Ansatz: Bei einem Spiel, bei dem es primär um PvP geht (was bei einer Unterform des Gamismus so ist) oder bei einigen speziellen Formen des explorativen Spiels solte sowohl Charaktererschaffung als auch Steuerung des Charakters vollständig in der Hand eines Spielers liegen.

Dennoch würde ich behaupten: das gilt nur für eine sehr, sehr kleine Anzahl von Spielen (Runden). Für die überwiegende Mehrzahl aller Spiele gilt die Idee von 1of3. Und sie wird so oft vernachlässigt, dass man sie eigentlich nicht oft genug wiederholen kann. Auch als Rant. ;D
Where is the fun at? - The rules should tell me clearly - And how to get there
- Don't try to make me feel like I live there, make me care about it. -

Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Offline Haukrinn

  • BÖRK-Ziege
  • Mythos
  • ********
  • Jetzt auch mit Bart!
  • Beiträge: 11.696
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: haukrinn
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #6 am: 7.08.2005 | 20:04 »
Okay, nach dem Dienstleistungs-SL kommt jetzt auch noch der Dienstleistungs-Spieler, oder wie habe ich das zu verstehen?

Mein Charakter gehört mir, und auch wenn mir, zugegeben, Charaktere Spaß machen, die mit der Gruppe harmonisieren, halte ich nichts davon, Charaktere zu haben, die für alle ein Genuß sind. Ich lebe im Rollenspiel mein Hobby aus, unter anderen auch um mich von meinem manchmal doch recht stressigen Beruf zu erholen und es gibt nur einen einzigen Menschen, den mein Hobby wirklich unterhalten muß: Und das bin ich, ich ganz allein!
What were you doing at a volcano? - Action geology!

Most people work long, hard hours at jobs they hate that enable them to buy things they don't need to impress people they don't like.

Fire

  • Gast
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #7 am: 7.08.2005 | 21:20 »
@haukrin: AMEN  :d

Catweazle

  • Gast
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #8 am: 7.08.2005 | 21:23 »
@Haukrinn: es ist ein Gruppenspiel, daher sehe ich das nicht ganz so extrem wie du. Es sollen schon alle Spaß haben. Aber es können ja auch alle Spaß haben, wenn sie Charaktere erstellen, die sie selbst für sich erstellt haben.



Hmm... ich sehe auch den Ansatz, dass Charaktere in erster Linie den anderen Spaß machen sollen als interessant, nicht jedoch die Regel an. I.A. macht sich jeder den Charakter, der ihm einfach am meisten zusagt und die Gruppe freut sich darauf, sich den bunt zusammengewürfelten Haufen vorzustellen.

Der andere Gedanke führt ja noch weiter. Wenn ein Charakter zum Vergnügen der anderen erstellt wird, dann muss er ja auch zum Vergnügen der anderen (nicht zum eigenen) gespielt werden. Diese Vorstellung ist sicher nicht die Regel und ob sie beim einzelnen auch wirklich gut ankommt ist fraglich. Es ist ein interessanter Gedanke, keine Frage, und es kann auch Spaß machen. Da bin ich mir ganz sicher. Aber der Grundgedanke ist ein anderer.Imho.

Ganz ehrlich, wenn ich ein Spiel bei einem guten Spielleiter spiele, aber ich habe keine interessante Spielfigur, dann macht es mir nur halb so viel Spaß. Ich kenne auch viele Spieler, die grundsätzlich keine vorgefertigten Charaktere spielen (wirklich viele). Und ich vermute, dass dies aus der "egoistischen" Sichtweise herrührt:" ich möchte nicht für andere den Kasper machen, sondern mich selbst vergnügen".

Offline Skyrock

  • Squirrelkin
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.568
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Skyrock
    • Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #9 am: 7.08.2005 | 21:36 »
Es ist ein subjektiver Rant, wie eigentlich jeder Rant, und nicht für jede Gruppe an jedem Ort mit jedem Stil anwendbar - hier greift mal wieder meine Sig.

Wie so oft im Rollenspiel können Extrempositionen(Charaktere sollen nur der Gruppe Spaß machen / Charaktere sollen nur dem Spieler Spaß machen) nur ein kleines Spektrum abdecken, von der sehr wünschenswerten Ausnahme abgesehen dass beide Punkte zutreffen, und man trifft sich in der Praxis irgendwo in der Mitte zwischen Harcore-Method-Acting mit konsequent gespielten kannibalistischen Albinozwergenverrätern und wohltätiger Gruppenbespaßungsmaschine ;)
Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates - Mein Rollenspielblog

Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss es sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
- Ludwig von Mises

Offline Lord Verminaard

  • Gentleman der alten Schule
  • Titan
  • *********
  • Dreiäugiger Milfstiefel
  • Beiträge: 14.357
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Lord Verminaard
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #10 am: 7.08.2005 | 22:00 »
Ich denke nicht, dass 1of3 pauschal sagen wollte, jeder Spieler solle sich von seinen Mitspielern vorschreiben lassen, wie er seinen Charakter zu spielen hat. Aber die Sitte, Charaktere im stillen Kämmerlein zu machen, ohne Rücksicht auf das, was zu den Charakteren der anderen Spieler und, viel wichtiger, zu den Interessen der anderen Spieler passt, hat schon so manche Runde gesprengt. Selbst wenn ich mal mit Haukrinn gehe und sage: Hier bin ich Egoist, hier will ich Spaß haben! Das halte ich durchaus für eine gesunde Einstellung.

Doch der Spaß währt nicht lange, wenn in der ersten Sitzung klar wird, dass ich in dieser Runde meinen tollen neuen Charakter ganz bestimmt nicht so ausleben und erleben kann, wie ich mir das vorgestellt habe. Denn Rollenspiel spielt man nun mal nicht alleine, und ich brauche die anderen Spieler, um Spaß an meinem Charakter zu haben. Wem der Charakter dann am Ende gehört, ist eigentlich Nebensache. Denn was habe ich davon, wenn er noch so sehr mir gehört, aber allen anderen Spielern auf die Klöten geht und in kein Abenteuer des SL passt? Dann doch lieber vorher mal drüber reden. Mal ganz abgesehen davon, dass die Mitspieler vielleicht sehr coole Vorschläge auf Lager haben könnten, wie man den Charakter noch besser machen kann.

Das war die eigentliche Aussage von 1of3, und damit hat er auch Recht.
We are all just prisoners here, of our own device
Danger Zone Blog - Vermi bloggt über Rollenspiel und Blood Bowl

Offline Haukrinn

  • BÖRK-Ziege
  • Mythos
  • ********
  • Jetzt auch mit Bart!
  • Beiträge: 11.696
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: haukrinn
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #11 am: 7.08.2005 | 22:20 »
Ich denke nicht, dass 1of3 pauschal sagen wollte, jeder Spieler solle sich von seinen Mitspielern vorschreiben lassen, wie er seinen Charakter zu spielen hat. Aber die Sitte, Charaktere im stillen Kämmerlein zu machen, ohne Rücksicht auf das, was zu den Charakteren der anderen Spieler und, viel wichtiger, zu den Interessen der anderen Spieler passt, hat schon so manche Runde gesprengt. Selbst wenn ich mal mit Haukrinn gehe und sage: Hier bin ich Egoist, hier will ich Spaß haben! Das halte ich durchaus für eine gesunde Einstellung.

Doch der Spaß währt nicht lange, wenn in der ersten Sitzung klar wird, dass ich in dieser Runde meinen tollen neuen Charakter ganz bestimmt nicht so ausleben und erleben kann, wie ich mir das vorgestellt habe. Denn Rollenspiel spielt man nun mal nicht alleine, und ich brauche die anderen Spieler, um Spaß an meinem Charakter zu haben. Wem der Charakter dann am Ende gehört, ist eigentlich Nebensache. Denn was habe ich davon, wenn er noch so sehr mir gehört, aber allen anderen Spielern auf die Klöten geht und in kein Abenteuer des SL passt? Dann doch lieber vorher mal drüber reden. Mal ganz abgesehen davon, dass die Mitspieler vielleicht sehr coole Vorschläge auf Lager haben könnten, wie man den Charakter noch besser machen kann.

Das war die eigentliche Aussage von 1of3, und damit hat er auch Recht.

Naja, wenn mans so interpretiert, dann könnte ich damit leben, ich denke auch, daß die "Gruppe" von allen Spielern gemeinsam erschaffen sollte. 1of3s Ansatz geht aber so wie ich ihn verstanden habe noch eine ganze Ecke weiter, was er durch seine abschließende Bemerkung
Zitat
Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Verabschiedet euch von dem Gedanken, dass euer Charakter euch gehört. Jeder Charakter gehört allen. - Es gibt nur immer einen der ihn spielt.
IMHO ja auch deutlichst darstellt. Und für so eine Einstellung bin ich wohl untauglich... denn ich teile meinen Charakter niemalnicht mit irgendwem.
What were you doing at a volcano? - Action geology!

Most people work long, hard hours at jobs they hate that enable them to buy things they don't need to impress people they don't like.

Offline Skyrock

  • Squirrelkin
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.568
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Skyrock
    • Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #12 am: 7.08.2005 | 22:29 »
Das zweite Zitat von haukrinn trifft es - ich hatte das Gefühl dass einfach das andere Extrem im Konflikt Brachial-MA vs Gruppenbespaßung vertreten wird.

Sollte ich 1of3 da falsch verstehen kann er das ja korrigieren :)
Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates - Mein Rollenspielblog

Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss es sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
- Ludwig von Mises

NiceGuyEddie

  • Gast
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #13 am: 7.08.2005 | 22:37 »
Klar, gerade das Zitat überspitzt es ziemlich.

Aber seht es doch mal so: Wenn man vorher die Beziehungen zwischen den Charakteren abgestimmt hat, steht der eigene Charakter auch so im Verhältnis mit seiner Umwelt, dass er am besten zu Geltung kommt(im Idealfall) - und dann hat man selbst auch mehr Spaß, ganz egoistisch.

Ich teile 1of3's Meinung.

Seraph

  • Gast
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #14 am: 8.08.2005 | 05:32 »
Amen, Kinder 8)

Also zunaechsteinmal kann es durchaus frustrierend sein, wenn ein Charakter keine Anerkennung findet, aber das heisst noch lange nicht, das ich mich irgendwelchen Vorschriften, die mir Mitspieler willkuerlich aufdiktieren, auch unterwerfen muss. Ich sehe das in der Hinsicht wie Haukrinn: Sobald der Spass floeten geht, wenn man seinen Charakter anpasst, dann macht man etwas falsch! :P

Und das ein Paladin in der Gruppe ist, hindert mich noch lange nicht daran, einen boesen Charakter zu spielen! Im Zweifelsfall ist eine in-topic auseinadersetzung besser als off-topic Harmonie :korvin:

Offline Aeron

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.844
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Aeron
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #15 am: 8.08.2005 | 07:50 »
Ich sehe es auch so und werde meine Charaktere nicht von der Gruppe bestimmen lassen. Man will ja Spass mit seinem Charakter haben. Wenn der Charakter wirklich nicht passt, dann muß er halt bei nächster Gelegenheit sterben.
Gerade, wenn jeder seinen eigenen Charakter fertigt, wird es doch interessant und spannend, wie man bestimmte Situationen meistern muß, bei denen die Herausforderung größer wird, weil die Gruppe nicht homogen aufeinander abgestimmt ist.

Offline Boba Fett

  • Kopfgeldjäger
  • Titan
  • *********
  • tot nützt er mir nichts
  • Beiträge: 37.835
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Mestoph
    • Internet-Trolle sind verkappte Sadisten
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #16 am: 8.08.2005 | 10:53 »
Bei uns gilt seit langem:
§1: Spielspaß geht vor Regeltreue
Inzwischen müsste es heissen:
§1: Spielspaß geht vor allem anderen.

Auf dieses Problem gemünzt:
Bei der Charaktererschaffung ist der Spielspaß zu berücksichtigen.
Der eigene, aber auch der, der anderen.
Der Charakter soll in allererster Linie dem Spieler Spielspaß bereiten, der ihn führt.
Er sollte den Mitspielern aber nicht den Spaß verderben.
Natürlich ist es wünschenswert, dass er so gestaltet wird, dass er allen Beteiligten möglichst viel Spaß bereitet.
Aber was "möglichst" bedeutet, ist immer Auslegungssache.

Ich würde die Sache nicht so verspitzt sehen, bezüglich "Charakter muss gemeinsam gestaltet werden" oder "ich lasse meinen Charakter nicht von anderen bestimmen".
Die Realität trifft sich irgendwo in der Mitte.
Natürlich sind die eigenen Vorstellungen und Erwartungen das wesentlich prägende, aber genauso natürlich geht man schon selbst hin und formt seinen Charakter so, dass er in eine Gruppe passt.
Das meiste geschieht da schon ohne Worte, einfach weil man weiss, ob oder dass ein gruppenunkonformer Charakter mehr Stress als Freude bereitet und man kennt seine Pappenheimer und weiss, was wen stört.
Der Schritt seine Ideen für einen Charakter preiszugeben ist doch nur der nächst logische.
Und dann bekommt man immer ein Feedback. Und das wird auch genauso automatisch berücksichtigt.

Das fängt bei "och mensch, eigentlich wollte ich doch endlich mal den Kleriker spielen..." "Gut, dann nimm Du den, dann spiel ich diesmal den popeligen Magier" an und endet irgendwo beim gemeinsamen Ausdenken von Hintergründen.

Unsere Runde hat sich es zur Aufgabe gemacht, Nischen festzulegen. Anführer, Interaktion, Kampf, Magie, etc. blabla.
Jeder kann sich eine Nische nehmen und gestaltet seinen Charakter nach eigenen belieben, nur mit der Anforderung, dass er in den anderen Nischen nicht besser ist, als derjenige, der diese Nische ausgewählt hat.
Damit kann der "Dieb" (Nische: Nützlichkeit/Heimlichkeit) nicht durch Minmaxing zum besseren Kämpfer werden, als der "Krieger" (Nische: Kampf).
Das ist aber unsere Regel, weil wir den Fall hatten, dass ein Spieler regelmäßig sich eine Nichtkämpfende Sparte gesucht hat und dann durch Minmaxing effektiv zwei Nischen abdeckte, und sich der mit der überlagerten Nische veräppelt fühlte.
Da hatten wir genau das Problem: Ein Spieler nahm keine Rücksicht und verhagelte den anderen den Spaß.

Letztendlich geht es genau darum: Rücksicht
Und natürlich ist (meist) jeder gewillt, Rücksicht zu nehmen.
Nur muss man wissen, was berücksichtigt werden sollte.
Deswegen sollte man miteinander reden -
- auch bei der Charaktererschaffung.

Dass jemand seinen Charakter von den anderen erschaffen lassen muss, davon redet doch (imho) niemand.
Alles imho, versteht sich...!
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Arbo

  • Legend
  • *******
  • Guru und Rockermulla mit der Lizenz zum Motzen!
  • Beiträge: 6.272
  • Username: Arbo Moosberg
    • KrAutism
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #17 am: 8.08.2005 | 11:29 »
Naja, ganz allgemein würde ich behaupten, dass dies von der Verteilung der Gestaltungsrechte abhängig ist, also von der Art des Rollenspiels abhängt. Da ich nun über das GROFAFO erfahren durfte, dass es auch Spieler gibt, die es mögen, nur das zu tun, was der SL ihnen sagt (nannte man das nicht „railroading“  >;D ), würde mich Spielerwünsche nach Anerkennung -  wie im Eingangsposting gefordert - nicht sonderlich wundern *g*

In der Praxis habe ich aber noch kaum jemanden erlebt, der seinen Char daraufhin generiert, wie ihn andere wollen. Ich glaube auch nicht, dass dies die Spieler sonderlich motiviert. Gut, muss man auch wieder einschränken, denn letztlich orientieren sich die Spieler irgendwie schon auch an der Gruppe. Will heißen: Wenn es in der Spielgruppe einen „Dieb“ gibt, will ggf. keiner einen zweiten „Dieb“ spielen. Prinzipiell richten sich die Spieler aber in erster Linie nach ihren Vorlieben und Wünschen. 1

Und ob das wirklich immer positiv ist, sein Rollenspiel auf „Action-Serien“-Niveau mit einfachem Gut/Böse bzw. 0815-Schema aufzubauen, mag ich zu bezweifeln. Schon allein aufgrund der schlechten Action-Serien ;) ... Meine Erfahrung ist, dass meine Spieler genau diese Geschichten nicht wollten. Im Gegenteil: Da entwickelte sich meistens ein äußerst interessanter „Anti-Plot“ - wenn z.B. der ersichtlich „wichtige“ 0815-Schema-NSC den Löffel abgab, stellte sich die Geschichte in einem ganz anderen Licht dar. Der Spielfreude hat das keinen Abbruch getan. Dies mag vielleicht auch daran liegen, dass die spannenden Situationen oftmals nicht auf den Hintergrund oder das Können der SCs zurück gingen. Ich würde sogar behaupten, dass sich wirkliche Spannung und Unterhaltung in „Defizitbereichen“ der Charaktere abspielt (z.B. der Ritter, der mal lange Finger bekommen will).

Noch ein anderer Gedanke. Wenn jeder Spieler einen ach so tollen Char generiert hat, ist dieser Char auch nur Durchschnitt ;) Will heißen: Wenn ein Spieler sich aufregt, weil sein Char – angeblich – zu wenig gewürdigt wird, kann dies auch Zeichen für ein tendenzielles Egomanentum, für Opportunismus und/oder fehlendes Verständnis bzw. andere Defizite im persönlichen Bereich sein :P

Solche ICH-ICH-ICH-Spieler bereiten immer Probleme!

Darüber hinaus ist es im Normalfall die Aufgabe des Spielleiters, den Spielern ihr Rampenlicht zu gönnen. Das bedeutet, dass die Spieler die Charaktere nach ihren Vorlieben konstruiieren und es am SL liegt, deren unterhaltsamen Kern nach außen zu bringen – zur Unterhaltung aller. Insofern ist der SL auch Entertainer und Manager.

Arbo

1Und da kann es auch mal vorkommen, dass man eine regelrechte „Diebesgruppe“ führt. Es kann aber auch sein, dass ein Spieler den großen Wunsch hegt, besonders im Rampenlicht stehen wollen und einen „für alle unterhaltsamen“ Charakter baut, was aber eher aus dem inneren Bedürfnis nach Anerkennung resultiert und nicht von erzwungen wird / werden sollte.
« Letzte Änderung: 8.08.2005 | 11:32 von Arbo Moosberg »
KrAutism (Blog)
Low Life Syndicate (Soundcloud)
Wirschaftsexperten, etwas Blöderes gibt's in keinem Tierpark! (V. Pispers)

Teclador

  • Gast
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #18 am: 8.08.2005 | 12:34 »
Und das ein Paladin in der Gruppe ist, hindert mich noch lange nicht daran, einen boesen Charakter zu spielen!

Deine arme Gruppe, ich fühle mit ihr.

Zitat
Im Zweifelsfall ist eine in-topic auseinadersetzung besser als off-topic Harmonie :korvin:

Naja wers braucht...
 

Offline Michael

  • Blood Bowl Mimose 1
  • Hero
  • *****
  • Der Film ist grandios.... scheiße!
  • Beiträge: 1.874
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: ThiefofSouls
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #19 am: 8.08.2005 | 12:46 »
Ich stelle es auch immer wieder fest, dass es besser ist, wenn sich die Spieler untereinander absprechen wer was basteln will. Ansonsten hat man nachher immer jemanden der mault, weil ein Spieler etwas bestimmtes spielt.
Am extremsten war es vor kurzem, als unser Spieler-Barbar sein siebtes Konstitutions- und Körperkraftmonster in Folge spielen wollte, was eigentlich nur schlachten konnte. Da sind dann die übrigen Spieler auf die Barrikaden gegangen und der Charakter war an sich schon tot bevor er angefangen hatte zu leben. Nach einigen Umbauten geht es jetzt gerade eben, dass die Spieler nicht mehr maulen, aber der Spieler noch was von seinem Ursprungskonzept hat, wobei ich da gespannt bin, ob das gut geht.
Ansonsten stimme ich weitesgehend 1of3 zu.


edit: argh, dass passiert wenn man nicht bis zum Anfang zurückscrollt, ssooorrrry
« Letzte Änderung: 8.08.2005 | 14:59 von ThiefofSouls »
Zitat von: Ahasverus am Heute um 09:42
Im Grunde spielen wir die meiste Zeit also eine Art Wargame und erzählen uns dazwischen Stundenlang Geschichten wie es zum nächsten Kampf kommt. *leichte ironie*

You cannot spell Slaughter without laughter.

Offline Boba Fett

  • Kopfgeldjäger
  • Titan
  • *********
  • tot nützt er mir nichts
  • Beiträge: 37.835
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Mestoph
    • Internet-Trolle sind verkappte Sadisten
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #20 am: 8.08.2005 | 12:51 »
@ToS: Vale hat in diesem Thread noch gar nichts geschrieben... 8)
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Fredi der Elch

  • Dieter Bohlen des Rollenspiels
  • Legend
  • *******
  • Kleine Miss Regenbogenschlampe
  • Beiträge: 6.278
  • Username: Fredi der Elch
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #21 am: 8.08.2005 | 13:06 »
1of3: die Tatsache, dass dein Post so viel Widerspruch ausgelöst hat, zeigt meiner Ansicht nach deutlich, wie notwendig eine Diskussion über dieses Thema ist.

Ich will mich mal der Frage widmen, warum so viele Leute allergisch auf die Idee reagieren, dass ihnen ihr Charakter "weggenommen" werden könnte. Auf das Thema "Zuschauer im Rollenspiel", dass ich für außerordentlich interessant halte, werde ich in einem eignen Post (im Theorie-Channel) eingehen.

Für den heftigen Widerspruch zu der Idee einer gemeinsamen Charaktererschaffung (oder einer gemeinsamen Kontrolle der Charaktere) gibt es meiner Meinung nach einen besonderen Hauptgrund. Im klassischen Rollenspiel stellt die alleinige Kontrolle über den eigenen Charakter die einzige Möglichkeit dar, sich kreativ am Spielfluss zu beteiligen. Normalerweise hat der Spielleiter die Story im Vorhinein schon fest ausgearbeitet und die Spieler haben relativ wenig Einfluss darauf. So bleiben als einzige Einflussmöglichkeiten die Kämpfe (gekoppelt  mit der Effektivität des Charakters) und etwas Charakter-Color. Das heißt außerhalb des Charakters und seiner Erschaffung gibt es fast keine Möglichkeiten für die Spieler kreativen Input zum Spiel beizutragen. Dementsprechend gereizt reagieren die meisten klassischen Spieler auf die Vorstellung, dass sie jetzt auch noch die Kontrolle über ihren Charakter abgeben sollen, und damit endgültig zu Statisten des Spiels vorkommen. Nach Themen der Spielleiter bereits die Kontrolle über fast den gesamten kreativen Input am Spielgeschehen an sich gerissen hat, Krallen sich die klassischen Spieler verzweifelt an ihrem Charakter als letzter Bastion des Einflusses fest.

Insofern kann man auch ansatzweise verstehen, warum viele Spieler die Grundeinstellung:
denn ich teile meinen Charakter niemalnicht mit irgendwem.
haben. Allerdings sehe ich den Effekt einer gemeinsamen Charaktererschaffung sehr viel positiver. Statt den kreativen Input der einzelnen Spieler weiter zu beschränken, entstehen so vielmehr neue Möglichkeiten Inhalte in den gemeinsamen Vorstellungsraum einzubringen. Die Spieler verlieren durch gemeinsames Schaffen der Charaktere und auch durch teilweise gemeinsame Kontrolle von Charakteren an nichts von ihrer kreativen Einflussmöglichkeit. Da sie eine größere Kontrolle über die Gesamtheit an Spielercharaktere erhalten, vergrößert sich meiner Meinung nach ihr Einfluss sogar. Diese Einsicht erfordert allerdings eine gewisse Abkehr von klassischen Denkmustern.

Noch kurz zu der Idee, dass man primär sich selber mit seinem eigenen Charakter Spaß machen sollte: wenn jeder Spieler in einer Gruppe dieser egoistischen Einstellung folgt, wird zwar jeder Spieler zu 100% an seinem eigenen Charakter Gefallen finden, aber vermutlich sehr wenig Spaß an den Charakteren der anderen Spieler haben. Somit ist es eigentlich sehr stark im eigenen Interesse, die gesamte Gruppe davon zu überzeugen, dass alle Charaktere allen Spielern möglichst viel Spaß machen. Denn wenn ich an allen Spielern möglichst viel Spaß habe, steigt mein gesamt Spaß deutlich stärker als er durch den Kompromiss, den ich bei meinem eigenen Charakter eingehen musste, sinkt. Sinkt also der Spaß an meinem eigenen Charakter von 100 auf 70 Prozent und erhalte ich da durch im Gegenzug eine Erhöhung meines Spielspaß an den Charaktere in der anderen Spieler von 20 auf 50 Prozent, dann führt das (eine in etwa gleichmäßige Verteilung des Spotlights bei fünf Spielern vorausgesetzt) zu einer Erhöhung des Gesamtspaßes von 36% (1/5 *100% + 4/5 * 20%) auf 54% (1/5*70% + 4/5 * 50%). Wenn ich als so viel Spaß an den Charaktere meiner Mitspieler habe, um so liegt das ganz eindeutig in meinem eigenen Interesse. Da ich allerdings kaum von den anderen mit Spielern Kompromisse verlangen kann ohne selbst welche einzugehen, liegen auch Kompromisse bei meiner eigenen Charaktererschaffung voll in meinem eigenen Interesse.

Dementsprechend denke ich, dass für fast jede Gruppe um und fast jede Form des Spiels die gemeinsamen Charaktererschaffung (und auch die teilweise gemeinsame Kontrolle von Charakteren) ein sehr lohnender Ansatz ist. Und ich freue mich schonen auf ähnliches zum Thema Nichtspielercharaktere.
Where is the fun at? - The rules should tell me clearly - And how to get there
- Don't try to make me feel like I live there, make me care about it. -

Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Offline Arbo

  • Legend
  • *******
  • Guru und Rockermulla mit der Lizenz zum Motzen!
  • Beiträge: 6.272
  • Username: Arbo Moosberg
    • KrAutism
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #22 am: 8.08.2005 | 13:21 »
Im Grunde ist das eigentlich ganz einfach. Jede Spielpartei hat das Bedürfnis nach Autonomie bzw. Selbstbestimmtheit. Wird der Spielpartei das genommen - es ist unerheblich von wem (!) - , dann motiviert das nicht besonders, d.h. die Spielfreude nimmt ab. Insofern ist der Zwang, sich nach anderen ausrichten zu müssen (!), negativ. Deshalb wird eine "Wegnahme" des Charakters als negativ empfunden.

[Anmerkung: Rein theoretisch müsste es also einen optimalen Autonomiegrad geben, was äquivalent zum von mir einmal beschriebenen Regelgrad gesehen werden kann ;) . ]

Das gemeinsame Ausarbeiten von Charakteren mit anderen dagegen kann motivierend wirken, weil dadurch ein Grundbedürfnis nach Anerkennung befriedigt wird. Man macht etwas zusammen, wirkt ggf. dabei kreativ und trägt insgesamt so zur Unterhaltung aller bei. Insofern kann (!) eine gemeinsame Charaktergenerierung positiv wirken. Alternativ kann natürlich auch eine ausführliche Charakterzusammenführung eine ähnliche Wirkung haben.

Was das eigene "Spielfreude haben" betrifft ... hängt dies sehr stark von den Persönlichkeiten der jeweiligen Spieler ab. Es mag spieler geben, die kooperativer sind als andere. Manche machen ggf. Zugeständnisse zu ihren eigenen Lasten und empfinden das nicht als soo negativ.

Arbo

P.S.: Und wie erwähnt hängt es prinzipiell von der Verteilung der Gestaltungsrechte ab, also davon, welche Spielpartei wieviel Einfluss auf das Rollenspiel nimmt.
KrAutism (Blog)
Low Life Syndicate (Soundcloud)
Wirschaftsexperten, etwas Blöderes gibt's in keinem Tierpark! (V. Pispers)

Preacher

  • Gast
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #23 am: 8.08.2005 | 13:22 »
Da ich selbst auch noch eher dem Typus des klassischen Rollenspielers zuzuordnen bin (wenn auch mit leichten Tendenzen zum etwas "progressiveren Sektor"), neige ich auch eher zu der Ansicht "mein Char gehört mir". Ich hab ein Konzept (beinhaltet auch Motivation, Geschichte etc.) für eine Figur, das mir gefällt - und das möchte ich gerne umsetzen und spielen.

Eine gewisse Gruppentauglichkeit muss dabei allerdings gewahrt bleiben - ein durchgeknallter Soziopath der die anderne SC bei jeder Gelegenheit killt kommt mir nicht den Char-Bogen. Eine Absprache innerhalb der Gruppe über die Charaktere kann natürlich den Spielspaß der gesamten Gruppe auch beim klassischen Spiel stark erhöhen.

Und zu den extremeren Vertretern der "mein-Char-gehört-mir"-Schule: Es will ihn ja auch kein anderer spielen - zumindest habe ich 1of3s Rant nicht so verstanden, daß man die Kontrolle über den Char abgeben soll (Ich weiß, ich weiß: man kann, und das kann auch großen Spaß machen. Aber ich will hier daoch weitestgehend beim klassischen RSP bleiben). Man sollte ihn nur selbst so spielen, daß die anderen auch Spaß daran haben. Sollte an sich selbstverständlich sein. Ich persönlich hab wenig Freude zum Beispiel am oben erwähnten Soziopathen in der Gruppe. Außerdem: Wenn ich einen Char gut finde, möchte ich natürlich auch, daß der Rest der Gruppe ihn gut findet - dann erhöht sich in der Tat der Spielspaß für alle Beteiligten - auch wenn ich das nicht derart quantifizieren möchte wie Fredi das oben tut.
Allerdings gehe ich mal davon aus, daß das nur Zahlenspielereien zur Verdeutlichung sein sollten - ansonsten würde ich gerne mal die Maßeinheit erfahren, in der Spielspaß gemessen wird ;)

Offline Haukrinn

  • BÖRK-Ziege
  • Mythos
  • ********
  • Jetzt auch mit Bart!
  • Beiträge: 11.696
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: haukrinn
Re: [Rant] Es ist NICHT dein Charakter!
« Antwort #24 am: 8.08.2005 | 13:24 »
Nach Themen der Spielleiter bereits die Kontrolle über fast den gesamten kreativen Input am Spielgeschehen an sich gerissen hat, Krallen sich die klassischen Spieler verzweifelt an ihrem Charakter als letzter Bastion des Einflusses fest.

Warum habe ich das Gefühl, hier mal wieder ganz unterschwellig Deine persönlichen Präferenzen heraus lesen zu können?  ;)

Allerdings sehe ich den Effekt einer gemeinsamen Charaktererschaffung sehr viel positiver. Statt den kreativen Input der einzelnen Spieler weiter zu beschränken, entstehen so vielmehr neue Möglichkeiten Inhalte in den gemeinsamen Vorstellungsraum einzubringen. Die Spieler verlieren durch gemeinsames Schaffen der Charaktere und auch durch teilweise gemeinsame Kontrolle von Charakteren an nichts von ihrer kreativen Einflussmöglichkeit. Da sie eine größere Kontrolle über die Gesamtheit an Spielercharaktere erhalten, vergrößert sich meiner Meinung nach ihr Einfluss sogar. Diese Einsicht erfordert allerdings eine gewisse Abkehr von klassischen Denkmustern.

Eigentlich waren doch auch alle Kritiker der Anfangsaussage durchaus der Meinung, das das gemeinsame Erschaffen der Charaktergruppe durchaus etwas sehr positives ist. Zumindest ich rege mich eher darüber auf, daß die ursprüngliche Argumentation da noch drei Schritte (zuviel) weiter geht.

Noch kurz zu der Idee, dass man primär sich selber mit seinem eigenen Charakter Spaß machen sollte: wenn jeder Spieler in einer Gruppe dieser egoistischen Einstellung folgt, wird zwar jeder Spieler zu 100% an seinem eigenen Charakter Gefallen finden, aber vermutlich sehr wenig Spaß an den Charakteren der anderen Spieler haben. Somit ist es eigentlich sehr stark im eigenen Interesse, die gesamte Gruppe davon zu überzeugen, dass alle Charaktere allen Spielern möglichst viel Spaß machen.

Hmm, das kann ich jetzt nicht nachvollziehen. Ich persönlich kenne nur Gruppen, deren Mitglieder darauf achten, daß ihre Charaktere primär ihnen selbst Spaß machen. Und trotzdem haben alle jede Menge Spaß, gerade weil man ja selber in der Regel nie auf die Idee gekommen wäre, so einen Charakter zu bauen wie die anderen es evtl. getan haben. Da jetzt Prozente zur Bewertung vollkommen subjektiver Eindrücke zu verwenden, ist kein besonders haltbares Argument.

Dementsprechend denke ich, dass für fast jede Gruppe um und fast jede Form des Spiels die gemeinsamen Charaktererschaffung (und auch die teilweise gemeinsame Kontrolle von Charakteren) ein sehr lohnender Ansatz ist. Und ich freue mich schonen auf ähnliches zum Thema Nichtspielercharaktere.

Sagt doch auch keiner etwas anderes hier...
What were you doing at a volcano? - Action geology!

Most people work long, hard hours at jobs they hate that enable them to buy things they don't need to impress people they don't like.