Hallo Cycronos, erst einmal danke für die Wiederbelebung dieses Themas.
Naja, ich mag das Thema halt sehr. Denn ohne es vielleicht selbst zu wissen schlägst du damit in eine Kerbe die im Okkultismus präsenter ist als alles Andere. Ebenso der "Wenn das hier alles nur Illusion ist, warum marschiere ich dann nciht einfach durch"-Gedanke. Da liegt ne Menge Tiefenpotential verborgen und ich fänds schade, wenn das vor sich hinsauern würde.
Das mit der Hybrisspirale ist schon so eine Sache. Mein erster Ansatz ist eigentlich: Je mehr Du Dich Deiner Hybris ergibsts, desto mehr läßt Du Deine Menschlichkeit hinter Dir.
Full ack. Auch hier deckt sich das mit meiner Erfahrung echte Okkultisten betreffend: Die Leute durchlaufen irgendwann eine Art Ego-Transformation, weil sie durch ihr ganzes Okkultes Brimbamborium und ihre Ritualmagie völlig neue Denkweisen aufnehmen, die sie teilweise sehr un- oder übermenschlich erscheinen lassen (analog zum Denken ändert sich meist auch ihr Verhalten). Beides ist natürlich ein astreines one-way ticket um den Rest der Welt zu "alienaten". Und das teilweise ziemlich heftig. Solche Leute fühlen ich irgendwann sehr leer, unverstanden und alleine. Da kommt dann irgendwann der Punkt, an dem eine Konsensus-Illusion wieder sehr attraktiv erscheint.... "Scheiß drauf ob Illusion oder nicht, ich will einfach nicht mehr alleine sein" Ist da dann der Grundgedanke. In unserer realen Welt ist das natürlich eine rein psychologische Sache. Ich denke im RS könnte man das dann gut um eine plakativ-übernatürliche Schiene erweitern, wenn man nciht gerade Lust hat es rein Tiefenpsychologisch anzugehen.
Du krönst Dich zwar zum König über die Realität, aber Dir fehlen die Untertanen.
So kann mans auch ausdrücken.
Noch weiter geht wahrscheinlich die Zwickmühle "Hey ich habe Macht, aber wenn ich zuviel davon einsetze, kann ich sie garnicht mehr anwenden." Du brauchst halt die Realität, so doof sie auch ist.
Ich denke hier kommt man irgendwann ins Gottes-Dilemma: du kannst alles, und eben weil du es kannst wird es irgendwann langweilig. Ist wie beim luziden Träumen. Ne Zeitlang ist es verdammt geil, aber wenn dub es lange genug machst wird es langweilig (weil du ja eben stets aufwachst und weisst, das alles nur ein Traum war. Ein verdammt geiler zwar, in dem du Gott warst, aber eben nur ein Traum) und du strebst Sachen an die "wahrer" sind. Einem Hybriker dürfte irgendwann ähnliches passieren. Der tobt sich ne zeitlang in der Illusion aus, und dann wirds ihm langweilig weil er zunehmend stärker feststellt, dass es nur Illusion ist und nicht "Wahres" an sich hat. Und viele Menschen ziehts nunmal immer Richtung "wahrheit".
Ich meine: Je nach Power des Hybrikers wird die Realitöt irgendwann zu seiner Puppe. Und mit der spielt man ne Zeit ganz fröhlich und glücklich, aber dann will man irgendwann eine neue. Man wächst über das Spielzeug hinaus. Dummerweise gibts für einen Hybriker an diesem Punkt keine andere Puppe mehr. Er hat ja schon die gesamte Realität im Griff. Also muss er die Realität verlassen
um sich eine neue Puppe zu holen.
Ganz davon ab, dass einem Hybriker irgendwann sogar die wirklich schönen Dinge des Lebens an sich verloren gehen. Was sind gewaltige Gefühle wie Liebe für ihn noch wert, wenn sie seiner Kontrolle unterliegen? Sie werden langweilig und schal. Und selbst wenn der Hybriker an diesem Punkt seinen Weg umkehrt hat er doch stets bis zum Ende seines Lebens das nagende Wissen im Kopf, dass das, was für einen norm-Menschen das höchste aler Güter ist nur eine Illusion darstellt. Er kann es nie wieder so intensiv und wunderbar empfinden wie ein normaler Mensch. Dann doch lieber: "Leb wohl Illusion, ich geh was Neues suchen." Und da keiner so genau weiß, was auf der aderen Seite liegt, ist hier denke ich die Hoffnung auf eine "wahrere" oder "bessere" neue Welt weit größer als die Angst vor der Hölle. Denn in der Hölle lebt der Hybriker an diesem Punkt sowieso schon. Wirklich schlimmer kanns also nicht mehr werden.
Denn Realität manipulieren ist nunmal das einzige, was Du gut kannst. Und die letzte Grenze überschreiten, das kann für bestimmte Charaktere durchaus attraktiv sein (den Buddhisten auf dem Weg zur Transzendenz zum Beispiel), aber die meisten Hybris-Jünger genießen es ja gerade, Menschen und deren Umwelt zu manipulieren (im Guten wie im Schlechten). Wenn Du aber als totaler Außenseiter davor stehst, geht das nicht mehr.
ok, DAS ist wirklich ein Dilemma: je besser du manipulieren kannst, desto weniger bringt es dir, weil du dich selbst aus dem Rahmen, den du manipulierst auskoppelst. Man beraubt sich quasi selbst seiner Früchte. Schöner Konflikt. Man sollte allerdings drauf achten, dass dieser Konflikt greift, bevor es zum oben Beschriebenen kommt. Denn ists einmal ist einem das Außenseitertum wohl so egal wie alles Andere. Zumal man, selbst wenn man kurz vor dem point of no return umdreht, auf ewig ein Außsenseiter bleiben wird. Also warum sich noch drum scheren?
(Nebenbei knabbere ich da momentan an einem kleinen Problem. Wir haben hier den Gegensatz von Pragma und Hybris. Die Leute, die ans praktische glauben, an das, was der höhere Verstand ihnen sagt, sind Pragmatiker. Was aber sind die Leute, die sich ihrer Hybris ergeben?
Ich habe sie immer "Hybriker" genannt.