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Dogs in the Vineyard -- Dogs in the Shadows (Cyberpunk-Stadt) LONG

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Mann ohne Zähne:
Hallo Gemeinde,
ich möchte demnächst ein DitV-Szenario leiten. Wir haben uns für ein pures Old-Skool Cyberpunk-Setting a la Gibson entschieden. Die Dogs sind in dem Fall eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus UnderDogs und Spezialisten (Lebensläufte und Umstände legen wir kurz vor dem Spiel fest). Als Stadt habe ich New Jersey auserkoren.

An alle Spielleiter, die schon mal DitV gespielt haben: Bitte helft mir und lest Euch, wenn Ihr Zeit und Lust habt (ist nämlich viel) meine Stadt mal durch. Könnte das so klappen? Hat die genügend Stoff und Biss für die Dogs?

Dogs in the Shadows: Cyberpunk

-- NEW JERSEY --

1A STOLZ: Fernando Kalinowski, ein hochdotiertes Vorstandsmitglied der Ares Inc., findet es in Ordnung, daß er auf Kosten anderer fast nichts arbeitet. Er hält sich für besser als seine Untergebenen und delegiert alle Arbeit an sie.

1B UNGERECHTIGKEIT: Kalinowski verdient viel mehr Geld als seine Untergebenen. Die sind  Leiharbeiter und bewegen sich knapp über der Armutsgrenze. Sie buckeln dafür, daß er faulenzen kann.

2A SÜNDE: Zwei der Untergebenen, Sofia und Tyrone Borda, beides studierte Naturwissenschaftler, davon eine Schwester eines Spielercharakters, können sich und ihre beiden Babys nicht vom kargen Lohn ernähren. Deshalb brauen sie zuhause in kleinen Dosen eine hochtoxische Droge, deren Grundstoff sie sich in winzigen Mengen auf dem Drogenmarkt selbst besorgen und dann weiterverarbeiten. Der Lohn im Konzern und das Geld aus dem Drogenverkauf sichern ihnen und den Kindern ein einigermaßen gutes Leben.

2B DÄMONISCHE ATTACKEN: Die Nachbarschaft wird von üblen Banden heimgesucht, die selbst drogenabhängig sind und auf der Suche nach Geld niemanden verschonen. Es wird von Opfern berichtet, die mit krankheitsverseuchten Spritzen bedroht oder sogar von ihnen verletzt wurden. Die übelste Band sind die Sidewinders, eine zehnköpfige Motorradgang.

3A FALSCHE LEHRE: Ein Opfer, das in der Nachbarschaft großes Ansehen genießt, ist Mat deBlasio, Vorstand der Bürgerwehr. Er beschuldigt die Vermieter der örtlichen Wohnblocks, die angeblich immer mehr Pack und Ausländer in die Nachbarschaft ziehen lassen.

3B KORRUPTES VERHALTEN: In ihrer Verzweiflung greifen viele Mitglieder der Bürgerwehr („Neighborhood Watch“)  zum letzten Mittel und bedienen sich selbst in ausländischen Supermärkten und Kaufhäusern. Sie handeln nach dem Motto: „Wenn es uns Amerikanern schlecht geht, soll es den anderen auch schlecht gehen“. Immer häufiger wird von Überfällen berichtet, in denen Kindergangs auf Alte und Wehrlose losgehen, die „nicht amerikanisch aussehen“. Ethnien und lebensanschauliche Gemeinschaften rücken näher aneinander, es kommt zu verstärkter Ghettobildung einerseits und Ausgrenzung andererseits. Einer der grausamsten Anführer der bekanntesten Kinderbande NJ Tygerz ist der 14-jährige Clayton Greese. Einer der Captains der Neighborhood Watch, Darryl Schlenker, koordiniert als geheimer Einsatzleiter ohne Mat de Blasios Wissen und Zustimmung die als „Streifeneinsätze“ titulierten Raubzüge.

4A FALSCHE LEHRER: Der örtliche Einsatzleiter der Polizeitruppen, Allan Cobler, und der Chef des nachbarschaftlichen Sicherheitsunternehmens Wings Security, Jessie Missiak, rufen zu mehr „Selbstschutz“ auf. Sie geben für ein geringes Entgeld umfassenden Unterricht im Schußwaffengebrauch – auch schon für 12-Jährige („Juniors' Strike Back Club“). In den letzten Monaten sind  auch Vertreter rassistischer Ideologien und Parteien an die Mitglieder der Selbstschutz-Gruppen herangetreten und unterwandern sie ohne Wissen von Cobler oder Missiak mit ihren Parolen. Dazu gehören Lance Astle von America Now!, Jamie Stockbridge von White Heritage USA, und Hugh Gilford von Aryan Nations of God The Almighty.

4B VOLKSVERHETZUNG: Einige der Selbstschutz-Gruppen (Safe NJ, We R The People, Walk in Peace) haben geheime Schwarzlisten angelegt, in denen sie über die täglichen Abläufe und Lebensgewohnheiten „gefährlicher Gruppierungen“ (Bezeichnung für unliebsame Bürger) Buch führen. Vereinzelt werden Plakate ausgehängt, die mit propagandistischen Slogans die Bevölkerung gegen die „Bedrohung aus dem Inneren“ sensibilisieren wollen. Am radikalsten zeigen sich Kenia Rollerson, Vorstandsleiterin von Safe NJ, und Christian Mowen von Walk in Peace.

4C GEPLANTE ETHNISCHE SÄUBERUNGEN: Feindbild Nr. 1 der aufgehetzten Gruppen sind neu zugezogene Mitbürger, Anhänger anderer Religionen oder Kulturen, liberal eingestellte Menschen. Ihnen wird die Schuld am Zustand der Stadt gegeben.

5A HASS UND MORD: Hindufamilie Marapabati mit zwölf Menschen ist grausam hingerichtet worden. Auch der Vorstand der örtlichen Sozialarbeiter- und Integrationsgruppe, Steve Jimey, wurde von Schüssen aus einer Maschinenpistole getötet. Ein Sprengstoffanschlag auf den  Kindergarten Li'l Dots, in dem sich vorwiegend Ausländerkinder aufhielten, forderte 33 Opfer (darunter sechs Betreuerinnen)

6A DIE MENSCHEN:
Fernando Kalinowski, CEO bei Ares, möchte die Dogs auf seiner Seite haben; er trägt viel Verantwortung, und dafür möchte er auch bezahlt werden.

Sofia und Tyrone Borda wollen in Ruhe gelassen werden. Sie wollen ihre Drogengeschäfte weiterhin betreiben und können keine Störenfriede gebrauchen.

Die Sidewinders betrachten die Dogs als Störung, die beseitigt werden muß. Feuerkraft kann nur mit Hilfe überlegener Feuerkraft besiegt werden.

Mat deBlasio, Vorstand der Bürgerwehr, sucht die Hilfe der Dogs; er bezahlt gut. Alles, was er will, ist ein sorgenfreies Leben in der Nachbarschaft, in der er sein ganzes Leben lang gewohnt hat. Er hat die Hoffnung, alles friedlich regeln zu können. Mat weiß nichts über die Machenschaften seines Captains Darryl Schlenker – diese würde er aufs Schärfste verurteilen.

Darryl Schlenker, Captain der Bürgerwehr und geheimer Einsatzleiter der rassistischen Aktionen, haßt Klugscheißer, die sich in seine Angelegenheiten mischen. Er will, daß die Dogs verschwinden.

Clayton Greese, Anführer der Kinderbande NJ Tygerz, hat die Verlockung der Macht gespürt und Blut geleckt. Er will die Dogs aus der Stadt raus haben.

Der örtliche Einsatzleiter der Polizeitruppen, Allan Cobler, und der Chef des nachbarschaftlichen Sicherheitsunternehmens Wings Security, Jessie Missiak, wollen die Dogs auf ihrer Seite haben. Motto: Entweder die Dogs kommen als Freunde – oder sie fliehen als Feinde.

Lance Astle von America Now!, Jamie Stockbridge von White Heritage USA, und Hugh Gilford von Aryan Nations of God The Almighty wollen die Dogs von ihrer Politik überzeugen.

Kenia Rollerson, Vorstandsleiterin von Safe NJ, und Christian Mowen von Walk in Peace wollen ihre menschenverachtenden Aktivitäten ungestört weiterhin ausführen. Die Dogs sind für sie Störenfriede.

6B DIE MEDIENGESCHÜRTE PANIKSTIMMUNG: Die Medien in der Stadt, der ganzen Nation und der Welt würden es begrüßen, wenn in Zeiten des Sommerlochs die Welle der Gewalt in der Stadt noch viel höher schlüge. Skrupellose Reporter werden geeignete Gerüchte an geneigte Ohren weiterleiten, um die explosive Stimmung noch weiter anzuheizen. Sie wollen die Geschichte der Dogs schreiben – eine Verlierergeschichte, ein moderne Version der Don-Quijote-Erzählung: Vier Männer gegen den Moloch. Aber der Dämon der modernen Medien hat zwei Gesichter: Wenn die Medienvertreter feststellen, daß die Dogs doch Erfolg haben, helfen sie zu ihnen. Eine Geschichte ist besser als keine Geschichte.

6C WENN DIE DOGS NICHT AUFTAUCHTEN: Die rassistischen Umtriebe der Bürgerwehr und der fehlgeleiteten Selbstschutz-Gruppen würden noch viele, viele Opfer fordern. Die Straßengangs (Sidewinders, Tygerz) würden noch mehr Gewalt anrichten und dafür irgendwann sogar Beifall von den braven Bürgern bekommen. Die Stadt würde in eine Spirale der Gewalt hineingezogen.

Pyromancer:

--- Zitat von: Mann ohne Zähne am 19.10.2005 | 13:42 ---Hallo Gemeinde,
ich möchte demnächst ein DitV-Szenario leiten. Wir haben uns für ein pures Old-Skool Cyberpunk-Setting a la Gibson entschieden. Die Dogs sind in dem Fall eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus UnderDogs und Spezialisten (Lebensläufte und Umstände legen wir kurz vor dem Spiel fest). Als Stadt habe ich New Jersey auserkoren.

An alle Spielleiter, die schon mal DitV gespielt haben: Bitte helft mir und lest Euch, wenn Ihr Zeit und Lust habt (ist nämlich viel) meine Stadt mal durch. Könnte das so klappen? Hat die genügend Stoff und Biss für die Dogs?


--- Ende Zitat ---

Ein Grundpfeiler von DitV ist die Autorität, die die Dogs haben. Sie haben die Macht, zu richten. Alle NSCs wollen etwas von ihnen. Und sie haben ein Interesse daran, die Dinge ins Lot zu bekommen.

All das fehlt mir in einem Cyberpunk-Setting, wo die SCs Underdogs, Niemande oder Runner sind.
Das funktioniert so nicht.

Fredi der Elch:
Absolute Zustimmung zu Pyromancer. Sehe ich genauso. Woher nehmen die Dogs hier die Authorität? Du hast nicht nur das Setting verändert, sondern die gesamte Struktur des Spiels, bzw. die gesamte Dynamik. Das soll jetzt nicht heißen, dass man so nicht spielen kann, nur mit DitV hat es nicht mehr so viel zu tun. Oder habe ich da was übersehen?

Lord Verminaard:
Mich würde auch mal interessieren, wie du die Rolle der Dogs in ein Cyberpunk-Setting reinbringen willst. Wie Pyro richtig sagt, brauchen sie die Autorität, zu richten. Das halte ich noch durchaus für machbar. Ein viel größeres Problem ist aber: Sie brauchen eine Ideologie, nach der sie urteilen. Eine Vision von einer gerechten Welt. Die Welt in Cyberpunk ist aber qua Definition ungerecht. Dort ist es normal, dass ein Konzernboss viel mehr verdient als seine Angestellten. Wo kommt dort das Idealbild einer "tugendhaften" Gemeinschaft her? Inwiefern "glauben" die Leute der Nachbarschaft an das, was die Dogs repräsentieren?

Was ist dein Ersatz für Stewardship? Geschlechterrollen? Zeremonie?

Hinzu kommt, dass Dogs auch davon lebt, das Gleichgewicht in einer kleinen, isolierten Gemeinschaft wieder herzustellen. In einer Großstadt wie New Jersey... es müsste sich da eher auf ein paar Wohnblocks beschränken, ein klassisches "Hood" eben.

Zur Stadt an sich: Ehrlich gesagt ist mir das ein bisschen zu einfach. Das einzige Verhalten, über das wirklich schwer zu urteilen ist, ist das des Ehepaars Borda. Alle anderen sind relativ leicht in "gut" und "böse" einzuteilen. Die Kausalität zwischen Stolz und dem übrigen, was passiert, ist ein bisschen schwach. Das folgt unter anderem aus dem Problem der mangelnden Isoliertheit. Drogen, Verbrechen, Gangs kommen aus vielen Ursachen und eben nicht einzig und allein desbalb, weil die beiden Drogen verticken. Na ja, das könnte man schon hinbiegen.

Ich würde aber dieses "böser Rassismus"-Klischee vermeiden. Oder, besser noch, auf die Probe stellen. Lass die Ausländer ein echtes Problem sein, und nicht nur ein Sündenbock. Wo sind die Ausländer-NSCs? Die Interessenkonflikte? Die harten Entscheidungen für die Spieler?

Außerdem sind mir da viel zu viele NSCs, die von den Dogs einfach nur in Ruhe gelassen werden wollen. Das ist schlecht! Der größere Teil der NSCs sollte von den Dogs ein Handeln verlangen. Meiner beschränkten Erfahrung nach funktionieren am besten NSCs, die sich tatsächlich ehrlich Hilfe von den Dogs erhoffen. Die zu den Dogs kommen und sagen: "EIN GLÜCK das ihr da seid, ich weiß nicht was ich tun soll, bitte bitte sagt mir was ich tun soll!" Solche brauchst du.

Und, wie Fredi immer sagt: Ein bisschen Sex könnte auch nicht schaden. ;) (Na ja, ich denke, du hast dann auch ohne Sex genug.)

Preacher:

--- Zitat von: Lord Verminaard am 19.10.2005 | 23:20 ---Ein viel größeres Problem ist aber: Sie brauchen eine Ideologie, nach der sie urteilen. Eine Vision von einer gerechten Welt.

--- Ende Zitat ---
Ähm...ich war bei der Runde nicht wirklich fit, aber wenn ich das recht in Erinnerung habe, legt jeder Dog (will sagen: der Spieler) diese Ideologie, die Bewertungsmaßstäbe für sich persönlich fest und handelt dann danach - oder lieg ich da falsch?

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