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Qualität bei Wikipedia?
Dr.Boomslang:
Und so sieht man wie ein sich selbst verstärkendes Vorurteil entsteht: Geisteswissenschaftler (und z.B. auch Mediziner wie ich das so überblicken kann) arbeiten eher weniger mit der Wikipedia, vielleicht weil sie eine schlechte Meinung davon haben vielleicht weil es nicht viele gute Artikel zu den Themen gibt, vielleicht aus anderen Gründen, und genau das führt natürlich dazu dass es keine besseren Artikel gibt.
In Bereichen wie Informatik, Technik, Physik wo Leute absolut keine Probleme mit dem Medium haben kann man deutlich sehen sich die Einträge hier durchaus auf dem Niveau von Standardwerken bewegen.
Arbo:
Naja, was heißt schon "Geisteswissenschaftler" ... nachdenken müss'mer doch alle ~;D
Ich persönlich denke, dass WIKIPEDIA auch bei Geisteswissenschaftlern benutzt. Warum auch nicht? Nochmal: Man muss nichts aus WIKIPEDIA übernehmen. Wer das kritisch und unreflektiert tut, ist selbst schuld. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das gleiche dann auch bei Büchern praktiziert - sonderlich "nahrhaft" ist das nicht.
Ein Problem existiert jedoch bei WIKIPEDIA, was zumindest im geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich eine kritische Reflexion notwendig macht. In diesen Bereichen kann nämlich POLITIK betrieben werden, weil die einzelnen Gebiete ja tlw. selbst Bestandteil wesentlicher politischer Entscheidungen sind. Mir ist insbesondere bei Begriffen wie "INSM" oder "Liberalismus" zu Ohren gekommen, dass bestimmte Schreiber den Texten wohl eine ganz bestimmte Färbung verleihen. Gesellschaftspolitisch ist das insofern ein Problem, weil wie Brianna Sterling schrieb ...
--- Zitat ---Wikipedia ist eine Enzyklopädie, ein allgemeines Nachschlagewerk. Sie hat überhaupt keinen Grund wissenschaftlichen Standards zu entsprechen, es ist auch gar nicht ihr Ziel.
--- Ende Zitat ---
... wobei ich da aus genau diesem Grunde dem zweiten Satz nicht zustimmen möchte. Dort werden "Fakten" geschafffen, weil WIKIPEDIA mit zunehmendem Maße als gesellschaftliches Nachschlagewerk akzeptiert ist. Und in zunehmendem Maße habe ich den Eindruck, dass Wissenschaft "sozialisiert" wird, was diesen Punkt in einem doch äußerst problematischen Licht stehen lässt.
Insofern wirklich ein strittiger Punkt und besonders problematisch für den unkritischen Leser.
-gruß,
Arbo
Dr.Boomslang:
Stimmt. Blickt man bei historischen oder politischen und wirtschaftlichen Themen mal ein wenig hinter die Kulissen (z.B. Diskussionseiten oder Änderungen) dann kann man teilweise regelrechte "Wissenskriege" beobachten, wo darum gekämpft wird was nun als Wahrheit zu gelten hat oder gelten kann. Jeder möchte da seine Sicht von Politik und Gesellschaft natürlich in den Vordergrund rücken oder macht es unbewusst zum Teil des Artikels.
Das kritische Lesen ist daher immer erforderlich, aber das wäre bei jeder anderen Publikation das selbe. Die Gefahr eines Wahrheitsmonopols ist bei einzelnen Publikationen von "Fachleuten" sogar noch viel größer.
Richtige Propaganda wird man in wichtigen Artikeln für die sich viele Leute interessieren nicht finden. Selbst wenn bestimmte Meinungsfärbungen enthalten sein sollten wird grade bei Themen mit Konfliktpotential wie "Liberalismus" oder "Kommunismus" allein schon wegen des massiven Reviews der kleinste gemeinsame Nenner dabei rauskommen.
Sucht man jedoch nach eher exotischen Artikeln kann einem schonmal ein Propagandatext unterkommen.
Arbo:
--- Zitat ---Das kritische Lesen ist daher immer erforderlich, aber das wäre bei jeder anderen Publikation das selbe. Die Gefahr eines Wahrheitsmonopols ist bei einzelnen Publikationen von "Fachleuten" sogar noch viel größer.
--- Ende Zitat ---
Jo, wobei gerade hier die große Stärke von WIKIPEDIA liegt, die so manch "Propagandamüll" relativiert. Trotzdem nämlich jeder Depp dort einen Artikel verfassen kann, ist anhand der Versionen und Diskussionen zumindest für ein bestimmtes Maß an Transparenz gesorgt - eine Transparenz, die bei einer "normalen" Enzyklopädie einfach nicht gegeben ist.
Apropos ... "Wahrheit" ist immer relativ. ;) Und es wäre fast schon wieder ein eigenes Thema für sich; hatten wir aber tendenziell schon in "Science without Fiction!" mal angesprochen, glaube ich.
-gruß,
Arbo
Dr.Boomslang:
--- Zitat von: Arbo Moosberg am 11.03.2006 | 12:21 ---Apropos ... "Wahrheit" ist immer relativ.
--- Ende Zitat ---
Sehe ich auch so. Und welche umfassendere Relation kann es schon geben, als die von allen zu allen? Und genau die wird ja mit Wiki hergestellt.
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