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[Interpretation] Samsa´s Traum - Terra an Solaris

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psycho-dad:

--- Zitat von: Christian Preuss (untot) am 27.03.2006 | 23:56 ---Gute Idee.
Ab jetzt einfach einen Thread aufmachen mit [Interpretation] im Titel

--- Ende Zitat ---

Na, das wollen wir doch gleich mal ausprobieren  ;) :D

Und Zwar habe ich gerringfügige Verständnisprobleme mit dem Lied "Terra an Solaris" von der Gruppe "Samsa´s Traum". Nicht das ich in einzelnen Passagen nicht was Reininterpretieren könnte, aber irgendwo fehlt mir der Zusammenhang.

Meine Spielgruppe meint dazu, das das Lied vermutlich einem LSD-Rausch entsprungen ist  ::)
Aber ehrlich gesagt empfinde ich die Instrumentalisierung als zu Gelungen, als das der Song im Delirium entsanden sein Könnte...

Hier der Text:

Grau und alt.
Mein Trockenes Auge erblickt trüb und Kalt
Das Loch in der Mauer
eine Pforte zum Licht:
Aus Dunklen Gedanken erweckt´s micht...
...nicht?

Strahlen der jugend auf ledrige Hände.
Aus meinen 4 werden schnell 5 feuchte Wände
Der Spalt wird zur Farbenflut.
Entfacht die Traumesglut,
Läßt die Erinn´rung auf Flügeln herrein...
...zu mir.

Der Wind wiegt die Blätter der Knorrigen Eiche.
Unschuld umspielt gold´ne Locken.
Die Flammen erreichen die Füße nur schwerlich.
Der Himmel war Blau und Leichtsinn unentbehrlich.
Zum Wipfel Hinnauf! Ernsthaftigkeit weiche!
Nichts bringt kleine Herzen zum Stocken.
An kindliche höhen wagt nur sich herran,
der fliegen, doch besser noch: tief fallen kann

Terra an Solaris!
Ich falle nach Utopia!
Doch bevor die Kindlichkeit in mir versiegelt wurde,
ist die frage schon Gedacht:
Wann habe ich zum ersten mal Gelacht ?

Wie Wachs Zerfließt der wald zu Pech
Der Horrizont verbiegt sich.
Häßlich leblos und erwachsen
bleibt vom Märchen nichts mehr übrig.
Nur die Wahl: Weg oder Klingen ?
In mir schlägt ein Schwarzer Klumpen
der die Zweite Frage stellen kann:
Was haben wir uns Angetahn?

Erziehe mich zum Krieg mit dir,
Entzieh´ mir nur mein Leben.
Wenn ich an meinem Kindbett sitz´,
will ich dich, Vater, töten.
Ich lauf am schnellsten, werfe weit,
im Traum bin ich Gesprungen.
Viel höher als die and´ren
für ein Loch in deinen Lungen.

Dein Wort Schnürt mir die Kehle zu,
Ich säg an meinen Beinen.
Dreifache fragen stell ich dir,
und breche Beide Arme mir:
Wann ist der Sohn gestorben?
und wann hast du´s gemerkt?
Wie Schrecklich riechen Kinder,
die zur Hölle fahr´n und Weinen?

Und Manchmal, ja, da sinke ich
hinnab in meinen Ozean,
Weil so ein Mensch wie ich es bin
dem Wellengang nicht folgen kann.
Und manchmal sind die Sterne nah,
vom Meeresgrund seh´ ich sie an,
Weil ohne Arm´ und Beine ich
nicht Schwimmen, doch Ertrinken kann.

Tantalos:
Kommt der refrain zwischendurch nochmal? Oder tatsächlich nur nach den ersten drei Strophen?

psycho-dad:
Tatsächlich nur nach den ersten drei absätzen.

Die Ersten drei absätze sind eher ruhig gehalten. Die ersten beiden wirken auf mich eher Depressiv bis Melancholisch (Tiefe Klaviertöne, Schwere Gitarrenriffs). Der Dritte absatz ist dann eher Fröhlich gehalten (Helle Klänge, Filligranes Violinenspiel). Der Refrain ist ähnlich gehalten.

Ab:
Doch bevor die Kindlichkeit in mir versiegelt wurde...
wird der Ton allerdings wesentlich agressiver, mit recht heftiger E-Gitarre und Hecktischer Orchesteruntermahlung.

Nach dem Refrain Wechseln sich Ruhige, Depresive und  Agressive Parts ab. Zwischen den Abschnitten liegen jeweils einige sekunden Orchester-Instrumetal.

So wie ich es aufgeschrieben habe stehts auch eigentlich nicht im CD-Booklet.
Da sind die Ersten Drei abschnitte zusammengezogen, der Refrain steht einzeln,
der Letzte Teil geht ebenfalls in einem Rutsch durch.

Aber vom zuhören her würde ich das Lied so wie geschrieben aufgliedern.

Crazee:
Also für mich sieht es folgendemaßen aus:

die ersten Zeilen deuten auf jemanden hin, der stirbt/gestorben ist/sterben will (Loch in der Mauer, Pforte zum Licht)

Der Abschnitt nach dem Refrain deutet auf eine Störung der Vater-Sohn-Bezihung hin. Vielleicht hat sich der Vater an dem Kind (Erzähler) vergangen (und somit seine Kindheit in ihm versiegelt)

Gleichzeitig ist aber der Erzähler auch auto-destruktiv/-aggressiv, vielleicht durch selbstprojezierte Schuldgefühle ("Er macht das, als Strafe, weil ich etwas getan habe). Das soll ja auch bei Vergewaltigungsopfern vorkommen bzw. wollen uns das gewiefte Verteidiger gerne weismachen ("Sie haben doch durch ihren viel zu kurzen Rock den Täter animiert")

Im letzten Absatz ist wieder eine Anspielung auf die Hilflosigkeit "weil ohne Arm' und Beine ich nicht schwimmen, doch ertrinken kann. Was wieder auf meine Selbstmordhypothese verweist. Mit den durch die Schuldgefühle bzw. den Konflikt ausgelösten Lebensumständen, kann oder will der Erzähler nicht mehr schwimmen (leben).

Crazee:
Sieht das jemand ähnlich? Anders? Zustimmung? Ablehnung? Andere Ideen?

@CP: Schwebte Dir sowas vor?

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