Autor Thema: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?  (Gelesen 22320 mal)

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Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #25 am: 9.06.2006 | 16:29 »
Ok, zweiter Versuch.
Vieleicht bin ich am Anfang zu weit vorgeprescht.
Immersion möchte ich fürs Rollenspiel neu definieren, und nicht eine bereits vorhande Definition von Film oder Virtuellen Realitäten nehmen, denn Rollenspiele habe ihre ganz eigenen Mechaniken, die sie doch recht stark vom Film und Computer untescheiden.

Unter Immersion versteht man das Eintauchen in den SIS.
SIS möchte ich als die Imaginäre Spielwelt mit allen ihren Elementen verstanden wissen.
Eintauchen ist ein sehr dehnbarer Begriff, der von "etwas mehr als Identifizieren" bis zur Totalen "Verschmelzung" mit dem SIS gehen kann.
"Etwas mehr als Identifizieren" ist die mindeste Form der Immersion. Es Bedeutet einfach, das man sich nicht nur in Distanzierter Form vorstellen kann wie der SIS aussieht, sondern sich auch etwas hineindenken kann.
Da es Rollenspiel ohne Immersion nicht gibt, nehme ich zur Veranschaulichung Online-RPG-Computerspiele, da man diese sowohl mit, als auch ohne Immersion spielen kann.
Hier hat man die Möglichkeit die Spielwelt nur als das zu sehen, was der PC-Bildschirm einem bietet, oder die Spielwelt in einem Immersiveren Licht zu sehen.
Wenn man z.B. 1 Bier in einer Kneipe bestellt, ohne damit einen effekt ausserhalb des SIS zu beabsichtigen(z.B. wäre ein effekt ausserhalb des SIS, das man mit dem Bier jetzt zur Elfe geht, mit der absicht mit ihrer Spielerin ins gespräch zu kommen)
Wenn man das Bier aber nur holt, weil man sich sagt "Mein Char ist in einer Kneipe, da würd er wohl gerne ein Bier trinken.", dann hat man Immersion ereicht.
Sehr starke Immersion habe ich erreicht, wenn meine ganzen Gedanken auf den SIS fokussiert sind. Ein Stark Immersiver Spieler wird auch anfangen seine Gesichtszüge und Körperhaltungen dem SIS anzupassen, ohne dabei auf effekte Außerhalb des SIS abzuzielen(in diesem Fall wäre das vllt das verlangen vor seinen Freunden als guter Schauspieler dazustehen)
Es lässt sich also sagen, das Immersion durch einen Beobachter vermutet werden kann, letztendlich kann aber nur der Spieler klarstellen, ob sich gerade Immersiv verhalten hat, oder ob er auf effekte außerhalb des SISs abzielte.
Von dieser Grundannahme ausgehen, das Immersion in jedem Rollenspiel zu zumindest einem kleinen Teil vorhanden ist werde ich versuchen die einzelheiten noch weiter zu deferenzieren, als in meinem ersten Post.
<Später>
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Offline Purzel

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #26 am: 9.06.2006 | 17:56 »
Immersion ist eine Technik, die nützlich ist, um bestimmte Dinge im Rollenspiel zu erreichen.

Im Rollenspiel sind immer die Spieler diejenigen, die etwas erreichen wollen (auch wenn häufig die Motive der SCs vorgeschoben werden), also ist Immersion etwas, das von den Spielern her kommt.

Thalamus unterscheidet die Immersion in Immersion in einen Charakter oder in die Story.
   Ich erkenne darin die sogenannten "Stances" (veraltet?) wieder, Sichtweisen/Positionen, die ein Spieler gegenüber (s)einem fiktionalen Charakter einnehmen kann. Es gibt eine Actor-Stance (Darsteller/Schauspieler), eine Author-Stance (Schriftsteller) und eine Director-Stance (Regisseur) gibt. Dabei entspräche die In-Character-Immersion in etwa einer Sichtweise auf den Charakter, wie sie ein Schauspieler hat. Die Story immersiv erleben (und lenken) lässt sich besser, wenn man die Sicht eines Schriftstellers einnimmt (Plot-Ebene), oder noch einen Schritt weiter zurückgeht und das Spiel aus der Sicht eines Regisseurs betrachtet (Meta-Plot-Ebene).
   Vielleicht lässt sich hier ein Beschreibungsmass finden, um klar zu machen "Wie viel Immersion man mag" oder "Welche Art von Immersion mag man".

Dass Immersion deshalb immer im Spiel vorhanden ist, weil man fast zwangläufig eine der Position zu (seinem eigenen) Protagonisten einnimmt, ist dadurch klar, denke ich. Falsch ist es anzunehmen, man könnte den Grad, die Menge der Immersion einfach beschreiben, sagen wir mal mit einer Zahl oder einem Satz, ohne zu berücksichtigen, welchen Typs von Immersion vorliegt. Was ich ausdrücken will, es gibt kein einfaches "mehr oder weniger".

In meiner Sichtweise auf Immersion gibt's also nun mindestens drei Typen, die alle unterschiedliche Ziele eines Spielers fördern können.



Was aber die meisten Leute im Grofafo für "Immersion" halten, entspricht mMn meist der Charakter-Immersion:

Die Charakter-Immersion, die Thalamus am Anfang zu beschreiben versucht, scheint mir am geeignetesten, um den Spieler in eine fremde Welt zu entführen. Der Spieler spricht als der Charakter, versucht Dinge so wahrzunehmen, wie der Charakter sie wahrnehmen würde, und so zu denken und zu handeln wie dieser. Das sind, denke ich, auch Merkmale, an der man diese Form der Immersion gut erkennen kann: Sprache, Wahrnehmung, Denken, Handeln sind 1:1 die des Charakters. Ziel ist es, so das Gefühl einer fremden Welt aufzubauen, zu simulieren und zu aufrechtzuerhalten.

   Das Erlebnis, das man dabei hat, ist mit Sicherheit recht intensiv. Vor Jahren habe ich ein Ars Magica-Liverollenspiel mitgemacht, zwar ohne Kostüme und ohne passendes Ambiente, dafür aber mit 30 Spielern, 30 voll ausgearbeiteten Charakteren mit Hintergrund, 6 Stunden lang und alle in ihrem Charakter eingetaucht ==> Wow!

   Eine Stärke ist, dass Gefühle des Charakters in dieser Immersionsform sehr direkt wie eigene Gefühle erlebt werden können. Vorraussetzung (und Schwäche) ist dafür allerdings, dass alle Spieler lange und häufig in der Immersion verbleiben: Wechseln in eine andere Stance, oder komplettes Heraustreten aus dem Spiel (z.B. für eine Pause, Telefonanruf) unterbricht nicht nur das eigene Erlebnis, sondern auch das seiner Mitspieler. Unpassende OOC-Kommentare sind ebenso für diese Immersion tödlich. Hiermit erkenne ich ein weiteres Merkmal für diese Immersion: es ist sehr hilfreich, wenn alle mitmachen.

   Ebenso treten mechanische Regeln weit in den Hintergrund, werden optimalerweise nicht ins Spiel eingebracht, denn auch sie können einen Spieler aus seiner Vorstellung reissen. Besonders schlimm ist es, wenn die Vorstellung eines Charakters im Kopf ihres Darstellers eine andere ist, als das, was die Regeln und der Charakterbogen sagen.

Spiele, die solch eine Immersion unterstützen, brauchen Regeln, bei denen am besten Entscheidungen implizit gefällt werden. Also nicht explizit durch Regelanwendung, Würfelwurf oder Abstimmung, sondern durch einen non-verbal kommunizierten Konsens. Beispiel: alle Spieler sind sich einig, dass Dinge der Gravitation folgend nach unten fallen, oder dass niemand einen Drachen mit lautem Geschrei in die Flucht schlagen kann. Oder ein Mitspieler kann durch seine besonderen Rechte Entscheidungen herbeiführen, ohne dass diese angefechtet werden, z.B. ein Spielleiter (Stichwort: Illusionismus).

Und diese Spiele müssen den Charakter auf eine Weise auf einen Charakterbogen und die Regeln abbilden, die sich leicht in eine Vorstellung umsetzen lassen. Vor allem aber sollten in solchen Systemen die Vorstellung eines Spieler von seinem Charakter Vorrang vor dem haben, was auf dem SC-Bogen und in den Regeln steht.

Und damit bin ich auch gleich bei einem Problem, das das charakter-immersive Spiel mit sich bringt: die meisten, klassischen Regelsysteme fällen Entscheidungen furchtbar explizit, es wird gewürfelt, Tabellen geschaut und in Regeln geguckt. Ihre Charakterblätter beschreiben die Fähigkeiten eines SCs sehr abstrakt und nicht so leicht in eine Vorstellung umsetzbar.

z.B. in DSA kann ein Charakter einen Wert von +7 in je zwei Fertigkeit haben, und trotzdem können sie ein völlig unterschiedliches Können repräsentieren: +7 in Schwertkampf bedeutet für Grompf, den Barbaren, dass er recht ordentlich zuschlagen kann. Die +7 in seiner Etiquette hingegen sind trotz allem ziemlich wenig, wenn Grompf Intuition und Charisma eines Grottenolms hat.

Als gute, direkt Immersions-fördernde Spiele fallen mir nur noch Freeform Rollenspiele ein, und halt solche klassischen Rollenspiele, wo der SL dank Illusionismus und anderer Tricks für die Spieler viele Entscheidungen trifft.

Und so denke ich, dass es einen Haufen Spielarten gibt, in der diese Form der Immersion fast gar keine Rolle spielt. z.B. wenn eine Gruppe sehr taktisch spielt und viel Regelcrunching ansteht.
   Aber auch, wenn der Fokus mehr auf das Vorranbringen einer Story liegt, steht Immersion in einen Charakter dem Spiel eher im Weg: da der Spieler alles so wahrnimmt, wie sein Charakter es wahrnehmen würde, muss er zwangläufig blind für manche Belange der Story sein. Beispiel: Grompf trifft einen story-wichtigen Informaten. Doch Grompf hat "Verprügelt alle möglichen, wildfremden Leute" auf seiner Charakterbeschreibung stehen und das ist auch so im Kopf des Spielers. Der Spieler ahnt vielleicht, dass diese Begegung eine besondere Bedeutung hat, doch Grompf schlägt den Informaten zu Blutwurst.

EDIT: Rechtschreibung.
« Letzte Änderung: 9.06.2006 | 18:11 von Purzel »

Offline Maarzan

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #27 am: 9.06.2006 | 22:26 »
Ich hatte bisher den EIndruck, dass halbwegs durchdachte pielen Regelsysteme deutlich besser sind zum immersiven Spielen als Freeform. Der Schleudersitz zur Rückkehr ist meines Erachtens primär (neben Regeln, welche unerwartet die SOD verletzten), wenn sich die Vorstellungen zweier oder mehr Beteiligter als widersprüchlich herausstellen. Und da hilft ein Regelwerk immens, um sich zumindest auf eine Startbasis zu stellen.
Und von allen Beteiligten hinterher automatisierte Regeln können quasi ins Unterbewußtsein verdrängt werden, was schon recht nahe am Ideal ist. Absprachen oder gar Diskussionen erfordern jedoch bewußte Aufmerksamkeit, welche ich viel störender empfinde.
Die Nutzung von Regeln zum guten Effekt erfordert allerdings auch, sich diese Startbasis zu Gemüte zu führen und den Charakter entsprechend zu bauen/zu lesen. Wenn der Charakter im Kopf nicht zu den Werten passt, ist es ein Fehler des Spielers, nicht des Systems.

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Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #28 am: 10.06.2006 | 02:03 »
@Purzel
Gut ausgedrückt was ich denke  :d

Ich möchte jetzt die Charakter-Immersion etwas weiter aufsplitten. Als erstes fielen mir da 2 Grundsätzlich unterschiedliche herangehensweisen ein, die Purzel auch angerissen hat.
Die erste möchte ich Verkörperung nennen(ist vllt kein gutes Wort, aber das lässt sich ja noch austauschen, wennjemandem ein besseres einfällt)
Bei der Verkörperung taucht der Spieler direkt in den Charakter ein. Alles was der Spieler denkt und fühlt geht direkt an den Charakter über, und alles was der Charakter erlebt, und im SIS aufnimmt, geht ungefiltert seinen direkten Weg zum Spieler (Der Spieler ist der Charakter)

Die zweite herangehensweise an die Chrakter-Immersion nenne ich den Avatarismus.
Beim Avatarismus dient der Charakter dem Spieler als Erfüllungsgehilfe, er ist eine Art Hülle oder Puppe, die von dem Spieler ferngesteuert wird. Hier gehen nur bestimmte, ausgewählte Emotionen und Handlungen vom Spieler durch den Charakter in den SIS. Und es gehen nur die Erfahrugen und Eingaben vom Charakter zum Spieler, die der Spieler haben will. Der Charakter dient als Filter zwischen Spieler und SIS.
Er identifiziert sich zwar mit ihm, aber nicht dadurch, das der Charakter sein eigenes Leben und seine eigenen Gedanken hat, sondern dadurch, das der Charakter ein Filter für die Gedanken des Spielers ist. So kommen alle Gedanken und Emotionen die der Spieler einbringen will über den Avatar gefiltert ins Spiel und können durch dieses Filter auch umgekehrt werden, so das der Spieler durchaus jemanden Spielen kann, der gänzlich andere Moralvorstellungen hat. Alles was wiederrum aus der Spielwelt auf den Avatar einwirkt fließt gefiltert zum Spieler, und der kann sich so das herausnehmen, was er will, was er sich vom Spiel verspricht. Z.B. den Sieg in einem Kampf, oder Anerkennung in einer Gruppe. So kann er eine andere Person spielen, aber trotzdem die Ergebnisse und  Errungenschaften direkt auf sich beziehen.
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Offline Purzel

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #29 am: 10.06.2006 | 09:38 »
Moin!

Ergänzung zu meinem Definitionsversuch/Erkennungsversuch/Merkmalssammlung/Anwendungsliste:

Eine weitere Stärke/Anwendung von Charakterimmersion, die wohl recht verbreitet ist, dass mit dieser Technik gut Sachen dargestellt werden, die die Regeln nur dürftig erfassen. Zum Beispiel der grossen Block der sozialen Interaktion: das Ausführen von Lügen, Feilschen, Betören und Überzeugen wird durch charakterimmersives Spiel unterstützt oder ersetzt gar die Vorgehensweise nach den Regeln, die es für soziales Interagieren eigentlich gibt.

  Viele klassische Spiele bieten in dem Bereich nur ihren Standard-Mechanismus an (z.B. 3W20 bei DSA, W20 bei D&D etc.), der fürs Ausführen von sozialen Aktion in der Tat etwas dröge und trocken ist. Immersion bietet sich an, wenn man Spass daran und genug Zeit hat.

Offline Dom

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #30 am: 10.06.2006 | 12:35 »
Also, irgendwie hab ich so trotz vieler Worte und einer (eigenen) Vorstellung von Immersion nicht so dass Gefühl, einer wirklichen Definition nahe zu sein. Was soll jetzt dieses "Eintauchen" und "Identifizieren" und so denn genau sein? Ich kann doch ein Wort nicht dadurch definieren, indem ich die Übersetzung sage, wenn für diese nicht eine eindeutige Definition existiert.

Umgekehrt sollten die Dinge, die man mit Immersion erreichen kann/soll/möchte, eine Folge aus einer Immersions-Definition sein. Natürlich kann man sagen: "Das, womit ihr dieses und jenes erreicht ist dann Immersion." In so einem Fall glaube ich aber nicht an die Eindeutigkeit ("Wohldefiniertheit").

Ich habe mal eine mir ganz gut gefallende Definition rausgekramt:
Zitat von: Process Model errata
Immersion
    "The taking on of an amount of social and mental qualities of an imaginary entity, while at the same time suppressing some of the common social and mental qualities of the player. A fusion of the imagined entity and the player, which in its consciousness and outer semblance carries the mask of the imaginary entity."

Also in etwa: Der Spieler übernimmt gewisse Teile der sozialen und mentalen Eigenschaften einer immaginären Einheit. Dadurch verschmilzt er mit der der immaginären Einheit und zieht sie seinem Bewusstsein und äußeren Auftreten quasi als Maske über.

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Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #31 am: 10.06.2006 | 13:36 »
Ich habe mal eine mir ganz gut gefallende Definition rausgekramt:
Also in etwa: Der Spieler übernimmt gewisse Teile der sozialen und mentalen Eigenschaften einer immaginären Einheit. Dadurch verschmilzt er mit der der immaginären Einheit und zieht sie seinem Bewusstsein und äußeren Auftreten quasi als Maske über.
Siehst du zwischen dem und diesem:
Bei der Verkörperung taucht der Spieler direkt in den Charakter ein. Alles was der Spieler denkt und fühlt geht direkt an den Charakter über, und alles was der Charakter erlebt, und im SIS aufnimmt, geht ungefiltert seinen direkten Weg zum Spieler (Der Spieler ist der Charakter)
wirklich soviel unterschiede?
Ich versuche das noch wieter einzugrenzen denn Immersion als ein Phänomen mit einer 1-Satzdefinition abdecken zu wollen, halte ich für nicht machbar.
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Offline Dom

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #32 am: 10.06.2006 | 13:44 »
Ja, der Unterschied ist der, dass  "in einen Charakter eintauchen" die Sache nicht näher erläutert. Den Teil kannst du streichen. Und dann ist mir dein "alles" zu viel und das "ungefiltert" passt mir auch nicht. Wenn jemand beschreibt, wie mein Charakter eine reingehauen bekommt, habe ich hinterher kein blaues Auge, daher ist es falsch zu sagen: "Der Spieler ist der Charakter".

@Purzel: Nach dem Process Model ist Immersion ein Prozess, keine Technik ;)

Dom

Offline Purzel

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #33 am: 10.06.2006 | 14:09 »
@Purzel: Nach dem Process Model ist Immersion ein Prozess, keine Technik ;)

Viele Techniken haben einen prozessartigen (z.B. Kämpfe) Ablauf. Andere Techniken sind starre Regeln (z.B. "Im Zweifel entscheidet der SL"). Immersion gehört zu den prozessartigen Techniken.

Offline Purzel

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #34 am: 10.06.2006 | 14:54 »
Noch eine Anwendung für die Immersion, die ich zu beschreiben versuche:

(Charakter-)Immersion ist dazu geeignet die Persönlichkeit eines Charakters darzustellen.

Noch ein Phänomen:

Häufig wird in den Gruppen, in denen ich spiele und spielte, etwas immersiv gemacht, auch wenn man es anders machen könnte: z.B. wenn man sich über eine Intrige unterhält, die man entdeckt, oder wenn man sich für einen Kampf vorbereitet. Man könnte auch nüchtern seine Ideen diskutieren, doch trotzdem fallen die Spieler in die Immersion und sprechen plötzlich in der 1. Person über die Ereignisse in der Spielwelt.

Warum machen Spieler das mit dem Umweg über die Immersion? Was wollen sie damit erreichen?

Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #35 am: 10.06.2006 | 15:18 »
Mir sind auch noch einige Sachen nicht Eindeutig und Interpretationfrei genug. Die ganze Sache mit dem "Eintauchen in den SIS" bringt uns keinen Milimeter weiter, denn unter Eintauchen als eindeutigem Vorgang kann sich jeder nur etwas vorstellen, wenn ich in einem Pool eintauche, oder wenn ich einen Apfel in Schokolade eintauche. Aber kein Mensch kann wirklich in den SIS eintauchen, weil der weder flüssig noch real ist.
Jetzt mag es so aussehen als ob ich mich einfach nur zu dumm stelle um zu begreifen was gemeint ist, und das ist vielleicht auch der Fall, aber darum geht es grade wenn man eine Definition finden will die allgemeingültig und -verständlich sein soll. Wir müssen uns dümmer stellen als wir glauben zu sein, denn nur dann kommen wir in einen Bereich in dem wir tatsächlich über die gleichen Dinge reden und es nicht nur glauben.
"Eintauchen" eignet sich vielleicht grade noch um in einem normalen Gespräch einen (erhöhten?) Grad an emotionaler(?) Beteiligung auszudrücken, so weit kann noch fast jeder die Metapher begreifen, aber für mehr reicht es dann ganz offensichtlich nicht.

Dann müssen wir uns klarer darüber werden was Immersion nun sein soll wenn es fertig ist. Soll es ein tatsächlicher Vorgang am Spieltisch sein? Ein Vorgang im SIS? Etwas das sich nur in der Vorstellung eines Spielers abspielt? Haben Emotionen was damit zu tun? Eine Mischung von diesen Dingen? Und wenn ja wie genau? Wonach, außer nach der "Tiefe" oder "Intensität", könnte man verschieden Typen der Immersion noch unterscheiden?
Kann wirklich nur der Spieler selbst feststellen ob er immersiv spielt? Woran? Ist der Vorgang bewusst? Wenn ja, was muss man tun? Wenn nein, welche nicht bewusst beeinflussbaren Bedingungen müssen dann eintreten?

Wenn es grundsätzlich verschiedene Typen von Immersion geben soll, dann müssen wir uns überlegen an welchen Merkmalen die sich so grundsätzlich unterscheiden, aber natürlich erst recht warum wir sie dann alle immer noch Immersion nennen wollen, also was dann die entscheidende Gemeinsamkeit ist, also der Kern der Immersion.
Bei diesem Ansatz klingt es auch so als sei Immersion ein Ziel, dass man auf unterschiedliche Weisen erreichen kann.
Auf der anderen Seite meinen vielleicht manche es sei eine Technik die unterschiedliche Ergebnisse bringen kann.


Ich versuche nun mal mit dem bisher in diesem Thread zu Immersion Gesagten meine eigenen Fragen zumindest teilweise zu beantworten.

Einerseits scheint Immersion ein emotionales Phänomen zu sein. Starke emotionale Beteiligung und Identifikation mit den fiktionalen Inhalten. Aber wenn es nur das wäre, dann wäre nahezu jeder "gute" Rollenspieler irgendwie ein Immersionist, auch Fredi ;)
Ich vermute einfach mal, dass uns die emotionale Seite in die Irre führt und das nur ein generell gewünschter, positver Effek ist, der durch verschiedene Techniken erreicht werden kann, und dass dieser nicht besonder spezifisch für Immersion ist.

Wie der Spieler tatsächlich als reale Person handelt scheint ebenfalls eine bedeutende(?) Rolle zu spielen. Allerdings scheint es hierbei auf die Gründe anzukommen warum ein Spieler z.B. Gestik und Mimik benutzt. Will er damit etwas darstellen ist es laut Thalamus keine Immersion. Die hat man nur dann wenn es eine Art inneres Bedürfnis ist(?). Es scheint sich also auch um einen Randeffekt der Immersion zu handeln. Immerhin kann man Immersion nach dieser Deutung nicht durch Handlungen wie Gestik, Mimik und andere persönliche Aktionen am Spieltisch erreichen, sie können nur Ausdruck der Immersion sein.

Der SIS hat anscheinend eine besondere Rolle. Ihm soll die ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen, so weit dass reale Dinge ausgeblendet werden bzw. auch erst ausgeblendet werden müssen.
Unter diese augeblendeten Dinge der Realität soll sogar im Extremfall(?) das Spiel selbst fallen. Hier muss man nochmal genau hinschauen, denn eigentlich kann das so natürlich nicht ganz sein. Maarzan hat das schon angedeutet. Der Spielfluss bleibt ja aufrecht. Es ist sogar möglicherweise besser wenn die Regeln sehr genau und explizit sind, sie dürfen aber keine Aufmerksamkeit mehr in der Anwendung erfordern. Es sind also implizit angewendete Regeln.

Mein Zwischenfazit:
Wie ich schon sagte denke ich, die emotionale Beteiligung führt uns in die Irre. Ich vermute bei Immersion handelt es sich um einen bestimmten Umgang mit dem SIS, der dann -möglicherweise- wenn man alles richtig macht und wenn einem Immersion überhaupt gefällt, vielleicht zu einer erhöhten emotionalen Bindung führt, die dann wieder weitere Auswirkungen haben kann.
Eine solche Definition fände ich besser um Immersion als neutrale Technik zu betrachten. Man kann es dann auch leichter erkennen, weil man sich nicht mehr so viel Gedanken um Wertungen machen muss.
Die Immersionsfans werden eine solche Definition aber vielleicht als unzureichend empfinden, da sie natürlich eigentlich erklären wollen was an Immersion so toll ist, aber dem werden wir uns nicht so leicht nähern können, da man hierbei natürlich in den Bereich von Geschmacksfragen kommt.

Was diesen "bestimmten" Umgang mit dem SIS angeht der Immersion vielleicht ausmacht:
Ich vermute wir liegen damit garnicht so weit weg von der Immersion die bereits definiert ist z.B. für Virtuelle Realität (diese Vermutung habe ich auch in früheren Diskussionen um Immersion schonmal geäußert).
Dabei geht es um Adäquatheit bezüglich der Wahrnehmung, d.h. ein VR-System ist dann immersiv, wenn es in der Lage ist die Sinne des Benutzers möglichst in vollem Umfang anzusprechen.
Auf den SIS übertragen kann es natürlich nicht um tatsächliche Wahrnehmungen gehen, sondern nur um Vorstellungen. Das macht die Sache natürlich etwas komplizierter, denn was ist ein Ansprechen der Vorstellung in vollem Umfang?
Ich würde sagen es geht vielleicht schlicht und einfach darum, dass der Spieler den SIS für seine Spielfigur als real annimmt. Der Spieler handelt mit seinem Charakter so, indem er das was er über den SIS weiß auf die Wahrnehmung seines Charakters bezieht und dann seinen Charakter so handeln lässt, dass man annehmen kann der Charakter handele aufgrund seiner eigenen Wahrnehmung.

Diese Definition geht sehr in Richtung Avatarismus wie ich ihn bei Thalamus verstanden habe bzw. der Definition die Dom nannte.
Die Punkte in denen die Definition aber möglicherweise für manche unzureichend ist, sind folgende:
Diese Definition ist streng nur auf die Verkörperung von Charakteren anzuwenden.
Der Grad der emotionalen Beteiligung hat keine Bedeutung.
Selbst die bewusste Motivation des Spielers seinen Charakter so handeln zu lassen habe ich völlig offen gelassen. Es könnte also im Extremfall möglich sein, dass er sozusagen nur "so tut als ob" die Handlung des Charakters auf dessen Wahrnehmung beruhen, in Wirklichkeit hat der Spieler aber vielleicht ganz andere Motivationen seinen Charakter handeln zu lassen.
Ich vermute ganz stark, dass der "echte" Immersionist, das als "schummeln" empfinden würde.

Offline Purzel

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #36 am: 10.06.2006 | 16:41 »
[...] Es könnte also im Extremfall möglich sein, dass er sozusagen nur "so tut als ob" die Handlung des Charakters auf dessen Wahrnehmung beruhen, in Wirklichkeit hat der Spieler aber vielleicht ganz andere Motivationen seinen Charakter handeln zu lassen.
Ich vermute ganz stark, dass der "echte" Immersionist, das als "schummeln" empfinden würde.

Diese Form der Immersion, in der z.B. nicht die Wahrnehmungen und das Denken des fiktionalen Charakters das lenkende Element der Figur sind, sondern wo die Motivationen und Absichten des Spielers und seine Weitsicht bzgl. des Plots dahinterstehen, entspricht in etwas einer Autoren-Sichtweise ("author stance") auf den Charakter. Ansonsten teilt sie eine grosse Menge der äusserlichen Merkmale der Charakter-Immersion.

Ich würde bevorzugen das nicht auch noch Immersion zu nennen, denn hinter dieser Art und Weise in einen Charakter "einzutauchen" stehen andere Ziele.

Bei beiden kommst es drauf an, was in der Gruppe (den Mitspielern) gefragt ist: wird das "Eintauchen" betrieben, um den Charakter möglichst immer wahr darzustellen und das Ergebnis zu geniessen -- oder ist die Benutzung dieser Technik "nur" ein Mittel zum Zwecke seine und die Ziele seiner realen Mitspieler zu verfolgen, dieses aber stil- und stimmungsvoll durch die Maske seines Charakters zu machen.

Beispiel:
Zu dem Thema hatte ich vorhin mir die Erfahrungen eines Kumpels angehört, der einen Mitspieler bei DSA4 hat, der permanent seinen paladinesken Rondra-Priester wahr ausspielt, aber nie darauf zu achten scheint, was seine Mitspieler wollen oder was der Plot eigentlich erfordert (z.B. Ignorieren der Tatsache, dass die Mitspieler mit verbleibenen 30% ihrer Lebenspunkte nicht in den Endkampf gegen einen Evil Overlord ziehen wollen, weil sie da elendig verrecken werden).
Wäre nicht weiter schlimm, wenn auch die anderen Spieler ihre SCs so wahr und echt ausspielen würden: statt eines Kampfes mit dem Evil Overlords würde es vorher zu einer spassigen "Protagonist vs. Protagonist"-Situation kommen. Doch bei mindestens einem Spieler stösst diese Immersionstiefe (und Protagonist vs. Protagonist) auf Unverständnis.

Ich weiss, dass diese Gruppe Immersion betreibt, und denke dass hier verschiedene Arten zusammenprallen und für ein unschönes Spielerlebnis sorgen.
Es gibt also verschiedene Arten in einen Charakter "einzutauchen"/ihn immersiv darzustellen/"whatever, we did not define properly it yet", von denen wir aber nur der Eindeutigkeit halber eine bestimmte "Immersion" nennen sollten. Die anderen Formen sind anders genug, dass sie bei paraleller Verwendung für Streit im Spiel sorgen können.
« Letzte Änderung: 10.06.2006 | 16:56 von Purzel »

Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #37 am: 10.06.2006 | 18:57 »
Diese Form der Immersion, in der z.B. nicht die Wahrnehmungen und das Denken des fiktionalen Charakters das lenkende Element der Figur sind...
Ich meinte schon dass die Wahrnehmung und das denken des Charakters das einzige Maß für die Handlungen des Charakters sind. Doch manchmal mag es verschiedene Motivationen für den Spieler geben seinen Charakter in einer bestimmten Weise handeln zu lassen. Falls er die Wahrnehmung des Charakters als ein entscheidendes Element sieht, bleibt ihm ja trotzdem noch eine Entscheidung indem er die Motivation des Charakters selbst bestimmt. Auch der größte Immersionismus-Anhänger wird nicht darum herum kommen, an dieser Stelle auch andere Einflüsse bei der letzlichen Festlegung der Handlungsweise zuzulassen. Ein einfaches Beispiel, wäre das grundsätzliche Zusammenhalten der Gruppe. Die Spieler müssen das bewusst ansteuern und die Handlungen ihrer Charaktere daran anpassen und das tun die meisten auch, solange es nicht mit der Immersion in Konflikt gerät, denn das muss es ja bei weitem nicht immer.
Entscheiden ist eben am Ende, für diese Definition, nur dass die Wahrnehmung des Charakters in entsprechender Weise beachtet wird.

Bei manchen Fällen ist es klar dass nur "gemogelt" wurde, etwa wenn ein Charakter etwas nicht weiß aber der Spieler sich trotzdem eine völlig absurde Motiavtion ausdenkt um den Charakter so handeln zu lassen als hätte er das entsprechende Wissen. Blödes Beispiel: Ein Charakter beklaut den anderen und die Sache wird am Spieltisch offen behandelt, doch die Probe sagt, dass das Opfer nichts merkt. Jetzt kann der Spieler des Opfers natürlich trotzdem "völlig zufällig" nach seinem Geldbeutel greifen lassen oder etwas in der Art.

Es gibt aber auch Fälle in denen es extrem schwer ist zu sagen ob die Motivation nun die richtige war, wenn man denn die Motivation mit beachten will. Deswegen würde ich das eher einfach halten wollen.
Andererseits kann man hier vielleicht schon wieder die "Tiefe" der Immersion festmachen.


Bei beiden kommst es drauf an, was in der Gruppe (den Mitspielern) gefragt ist: wird das "Eintauchen" betrieben, um den Charakter möglichst immer wahr darzustellen und das Ergebnis zu geniessen -- oder ist die Benutzung dieser Technik "nur" ein Mittel zum Zwecke seine und die Ziele seiner realen Mitspieler zu verfolgen, dieses aber stil- und stimmungsvoll durch die Maske seines Charakters zu machen.
Wenn man das so betrachtet sehe ich wieder das Problem dass wir möglicherweise an etwas völlig Falschem herumdefinieren. Wenn es um Mittel und Zweck geht dann sollte man sich meist für eines entscheiden das man genauer definieren will, das andere ist dann meist egal bzw. nur sehr abstrakt zu beschreiben.
Wenn ich z.B. in einem Gesetz festlegen würde: "Wenn jemand einen anderen mit einem Hammer angreift mit der Absicht ihn umzubringen ist das ein Mordversuch."
Man sieht ziemlich schnell dass es eigentlich egal ist ob da ein Hammer vorkommt oder ein Messer oder sonstwas und die Absicht eigentlich das entscheidende ist, höchstens kann ich vielleicht von einer Waffe sprechen.
Sage ich umgekehrt: "Wenn jemand einen Hammer benutzt um einen Nagel in die Wand zu schlagen, dann hämmert er.", dann wissen wir, dass es hier eigentlich garnicht um die Absicht und den Zweck geht sondern nur um die Handlung. Dieser jemand würde hämmern wenn er garnichts spezielles damit bezweckt, oder vielleicht sogar wenn er jemanden umbringen will.
Diese etwas weit hergeholte Metapher soll nur eines verdeutlichen: Wir sollten vielleicht nochmal darüber nachdenken wo genau Immersion in diesem Feld zwischen Aktion und Absicht, zwischen Technik und Ziel steht.

Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #38 am: 10.06.2006 | 18:57 »
Diese Definition geht sehr in Richtung Avatarismus wie ich ihn bei Thalamus verstanden habe bzw. der Definition die Dom nannte.
Ja, ich denke Avatarismus ist auch die häufigste, und "normalste" Form der Immersion.
Die "Verkörperung" betreiben wohl nur wenige, zumal da auch ein gewisses "können" dazu gehört, um sich nicht selbst, durch mangelde Ideen aus der Immersion zu reissen.

Ich vermute ganz stark, dass der "echte" Immersionist, das als "schummeln" empfinden würde.
Ja, ich würde das nicht als Immersion bezeichnen.

Was die Definition angeht, da darfst du dich nicht so sehr an der Einleitung mit dem "Eintauchen" festhängen. Es wird ja später näher erläutert. Es geht darum die Eindrücke und Erlebnisse des Charakters direkt aufzunehmen. Die Definition von Dom kann ich genauso stehen lassen, und einfach einen völlig immersionsfreien Schauspieler damit beschreiben.

Falls er die Wahrnehmung des Charakters als ein entscheidendes Element sieht, bleibt ihm ja trotzdem noch eine Entscheidung indem er die Motivation des Charakters selbst bestimmt. Auch der größte Immersionismus-Anhänger wird nicht darum herum kommen, an dieser Stelle auch andere Einflüsse bei der letzlichen Festlegung der Handlungsweise zuzulassen.
Deshalb denke ich wird man nicht weiterkommen, indem man versucht genaue Bsp. in der Praxis zu finden, denn Immersion zu 100% ist wohl eher eine Psychologische Krankheit, als eine Spieltechnik. Immersion wird man imme rnur zu einem bestimmten Grad, oder zu einer bestimmten Tiefe erreichen. Mir geht es darum, Immersion allgemeingültig zu beschreiben, damit ein Spieler herrausfinden kann, wie Immersiv er gerne spielt.
« Letzte Änderung: 10.06.2006 | 19:05 von Thalamus Grondak »
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Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #39 am: 10.06.2006 | 19:04 »
Gut du sagst jetzt was Immersion nicht ist, aber was bleibt denn dann?
Worauf kommt es dann dann an? Doch auf die Absicht? Kann man dann Immersion auch auf ganz andere Arten erreichen?
Ist es doch nur die emotionale Beteiligung? Wiese ist dann ein Schauspieler frei von Immersion?
Ich sehe da immer noch keine Exaktheit...

Offline Purzel

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #40 am: 10.06.2006 | 19:18 »
Ich warte mit einer Antwort meinerseits, bis mal ein paar andere Leute ihren Senf dazu gegeben haben. Die sind sicher alle draussen bei dem schönen Wetter und grillen. :)

Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #41 am: 10.06.2006 | 19:20 »
Ich sehe da immer noch keine Exaktheit...
Das habe ich auch noch nicht erwartet. Ich stelle erstmal Thesen in den Raum, und warte drauf, das jemand nicht einverstanden ist. Dann versuche ich auf die Fragen einzugehen. irgendwann kommen wir schon zu einer brauchbaren Def.

Worauf kommt es dann dann an? Doch auf die Absicht? Kann man dann Immersion auch auf ganz andere Arten erreichen?
Die Absicht ist schonmal ein sehr wichtiger Punkt. Es ist nicht erforderlich, das ich Immersion beabsichtige, um Immersion zu erreichen. Aber wenn ich etwas innerhalb der Realen Welt zu erreichen beabsichtige, schließt das Immersion aus.

Ist es doch nur die emotionale Beteiligung?
Emotionale Beteiligung gehört dazu. (Aber Emotionale Beteiligung ist IMHO ein weit gefasster Begriff, ich würde eher sagen: Eindrücke und Erlebnisse aufnehmen, als seien sie erlebt.
Wiese ist dann ein Schauspieler frei von Immersion?
Nicht zwangsläufig, aber ein Schauspieler kann Immersionsfrei sein. Wenn wir jetzt vom Standardschauspiel reden, bei dem es eine vorgefertigte Rolle gibt, da kann imersion IMHO nur zu einem geringen Grad erreciht werden, weil die Ergebnisse der "Denkprozesse" Vorgegeben sind. Der Schauspieler kann eben nicht einfach mal was anderes machen, weil ihm das momentan besser passt. So etwas stört die Immersion, denn bei Immersion geht es ja darum "sich zu fühlen wie". Und es fällt einem ja schon schwer sich selbst als individuum zu fühlen, wenn man keine eigenen Entscheidungen treffen kann.
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Offline Stefan G.

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #42 am: 10.06.2006 | 20:58 »

Nicht zwangsläufig, aber ein Schauspieler kann Immersionsfrei sein. Wenn wir jetzt vom Standardschauspiel reden, bei dem es eine vorgefertigte Rolle gibt, da kann imersion IMHO nur zu einem geringen Grad erreciht werden, weil die Ergebnisse der "Denkprozesse" Vorgegeben sind. Der Schauspieler kann eben nicht einfach mal was anderes machen, weil ihm das momentan besser passt. So etwas stört die Immersion, denn bei Immersion geht es ja darum "sich zu fühlen wie". Und es fällt einem ja schon schwer sich selbst als individuum zu fühlen, wenn man keine eigenen Entscheidungen treffen kann.


Also da muss ich jetzt aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen heraus ganz entschieden widersprechen. Als Schauspieler empfand ich den von mir erreichten Grad der Immersion viel höher, als den jeden anderen Grad an Immersion, den ich als Rollenspieler je erreicht hatte.
Für mich ist Immersion sehr stark mit dem "sich als jemand anders fühlen" verbunden.
Was mir dabei immer hilfreich war ist Sicherheit. Eben das kann mir nämlich das Theater bieten, durch vorgegebenen Text und Vorgegebene Handlung habe ich Sicherheit, ich gerate nie ins Zweifeln, ich komme nicht in die "Was würde mein Charakter jetzt wohl tun?"-Situation, die ich Text und Handlung schon kenne.
Ich habe den Text geübt, ich habe mir die Gestik angeeignet, habe mir die Mimik angeignet, kenne die Handlung, kaum etwas kann mich da noch aus der ruhe bringen.

Von daher sehe ich es eher als Vorteilhaft an, wenn das Ergebnis des Denkprozesses vorgegeben ist, da ich ja nicht wirklich die Gedanken eines anderen Denken kann, sondern nur über ihn nachdenken kann und mir eine für ihn Plausible Handlungsweis überlegen kann.

Kann sein, dass das wirklich nur meine persönliche Sichtweise ist, aber ich empfinde wenn ich Immersion erreichen will, dass von mir oben geschilderte Problem als viel gravierender, als der Mangel an Entscheidungsfreiheit.
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Offline Hr. Rabe

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #43 am: 10.06.2006 | 22:58 »
Hm...

Irgendwie erscheint es mir, als reden wir hier nicht über ein einziges sonder über (mindestens) 3 Phänomäne, die zusammenspielen und zusammen diesen ominösen Begriff ausfüllen.

1. Die Schittstelle
Der eigendliche Kern des Immersionsprozesses ist die Verbindung zwischen Spielergehirn und SIS. Dieser Kern ist immer vorhanden, wenn ein SIS vorhanden ist, und damit immer, wenn Rollenspiel vorliegt. (Selbst bei Fredi ;) )
Er definiert sich lediglich über das Vorhandensein einer Verbindung (Schnittstelle) zum SIS der Gruppe und wie breit diese ist. Die Freundin, die während dem Spiel daneben sitzt und die Spieler einfach nur als verückt bezeichnet/mit dem SIS nichts anfangen kann, wäre wohl die einzige Person, die eine solche Schnittstelle nicht besitzt.
Je einfacher bei einem Spieler die Kommunikation zwischen dem eigenen Vorstellungsraum (OIS) und dem geteilten Vorstellungsraum (SIS) von statten geht, desto 'breiter' ist diese Schnittstelle.
An dieser Stelle ist eine Absicht oder Herrangehensweise noch absolut nicht vorhanden. Es geht lediglich um die Kommunikation zwischen OIS und SIS und deren 'Güte'.

2. Das Protokol
Eine Schnittstelle alleine ist eigendlich ziemlich unnütz und doof, solange ich keine Möglichkeiten habe, darauf zuzugreifen. Das 'Protokol' beschreibt Arten der Herrangehensweisen an die Schnittstelle.
Quasi: ,,In welcher Sprache kommuniziere ich (über die Schnittstelle) mit dem SIS''
Hier ist z.B. die Kommunikation über die 'Metaebene' oder die 'Charakterebene' angesiedelt.
Auch der 'Blickwinkel' würde in diese Ebene fallen. Also, durch welches 'Vehikel' ich mit dem SIS komuniziere (Charaker, Story).

3. Intension
Dieser Teil gehört schon fast nicht mehr zur Schnittstelle 'Imersion'. Denn eigendlich ist daß der OIS. Welche Ideen baue ich als Spieler auf? Wie will ich weiter fort fahren? Was ist min Ziel?
In dieser Schicht ist meine Vorstellung noch komplett von der gemeinsamen Vorstellung (oder gar der Vorstellung der anderen) getrennt.

graphisch stelle ich mit folgendes vor:



[OIS (Spieler 1)]  <===Imersion===> [SIS]
[OIS (Spieler 2)]  <===Imersion===> [SIS]
[OIS (Spieler 3)]  <===Imersion===> [SIS]
[OIS (Spieler x)]  <===Imersion===> [SIS]

Hiermit wäre 'Immersion' der Prozess im System, die eigene Vorstellung mit der, der anderen abzugleichen. Je breiter diese 'Schnittstelle' ist, desto besser das SIS-Ergebniss.

Gruß,
raVen
#define EVER ( ; ; )


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Crazee

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #44 am: 10.06.2006 | 23:10 »
Ich schreibe mal kurz, wie der Anfang des Threads auf mich wirkt:

Thalamus' Ansatz habe ich mir durchgelesen und ich habe gedacht: "Hey, ich betreibe als Spieler einen gewissen Grad an Story-Immersion, Charakter-Immersion betreibe ich "fast" nicht. Bei meiner Gruppe vermute ich ähnliches und es passt.

In einer Runde mit einem Voll-Charakter-Immersionisten wäre ich vermutlich sehr still.

Soviel zu meinem Nutzen aus der Theorie.

Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #45 am: 10.06.2006 | 23:17 »
@ Raven
Interessante Sache. Definition finde ich auch sauberer. Ich glaube nur nicht, dass das Immersion ist, aber ich denke mal drüber nach ;D

@ Crazee & Story-Immersion
Das Problem mit der ganzen Sache ist, dass es da noch garkeinen Nutzen gibt ;)
Die Definition von Story-Immersion grenzt wenig von irgendwas ab, so hat jeder einen Grad der Story-Immerion, und wenn man diese Grade nichtmal unterscheiden kann, dann bringt das garnichts.
« Letzte Änderung: 10.06.2006 | 23:21 von Dr.Boomslang »

Offline Hr. Rabe

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #46 am: 10.06.2006 | 23:22 »
Ich glaube auch nicht, daß man das noch Immersion nennen kann. Aber ich glaube, daß diese Schnittstelle das gemeinte darstellt
Hauptsächlich die Protokollebene eben.
Die tüpische Definition (in Char. eintauchen) dürfte dann die Intension 'Erleben' mit dem Protokoll 'Charakter darstellen' sein.
#define EVER ( ; ; )


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Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #47 am: 10.06.2006 | 23:28 »
@ Crazee & Story-Immersion
Das Problem mit der ganzen Sache ist, dass es da noch garkeinen Nutzen gibt ;)
Die Definition von Story-Immersion grenzt wenig von irgendwas ab, so hat jeder einen Grad der Story-Immerion, und wenn man diese Grade nichtmal unterscheiden kann, dann bringt das garnichts.
Ich finde da schon einen nutzen. nachdem was Crazee gerade geschrieben habe, habe ich ein eVorstellung davon, wie er Immersionstechnisch ans RPG herangeht, und das er ganz andere Intensionen hat als ich. Mein Hauptziel ist eigentlich die Verkörperung, aber meist erreiche ich nur einen geissen Grad an Avatarismus, natürlich benutze ich auch Storyy-Immersion, weil die einzelnen Elemente immer zu einem gewissen Grad vorhanden sind, aber ich weiß, das die Story-Immersion bei mir nur das nebenprodukt der Charakter-Immersion ist. Bei Crazee scheint das umgekehrt zu sein.
« Letzte Änderung: 10.06.2006 | 23:30 von Thalamus Grondak »
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Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #48 am: 10.06.2006 | 23:34 »
Aber dabei wären wir doch absolut ohne den Begriff "Immersion" ausgekommen, der ist dabei doch völlig leer, was man bereits daran erkennt dass er einfach nur ohne Bedeutung einmal an "Charakter" und einmal an "Story" gehängt wird. Das eigentlich unterscheidende Merkmal ist demnach natürlich auch nicht Immersion, sondern eben "Story" und "Charakter" ::)

PS: Wenn ihr mit Intension übrigens die Absicht meint, dann müsste es auf Deutsch Intention heißen. Eine Intension ist was anderes. Nur mal so nebenbei.

Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
« Antwort #49 am: 10.06.2006 | 23:41 »
Aber dabei wären wir doch absolut ohne den Begriff "Immersion" ausgekommen, der ist dabei doch völlig leer, was man bereits daran erkennt dass er einfach nur ohne Bedeutung einmal an "Charakter" und einmal an "Story" gehängt wird. Das eigentlich unterscheidende Merkmal ist demnach natürlich auch nicht Immersion, sondern eben "Story" und "Charakter" ::)
Nein, denn es geht doch um Immersion. Nur weil Immersion nicht als einzelner Abgrenzender Begriff verwendet wird, ist er doch nicht unwichtig. Unter Charakter kann man viel schreiben.
Charakter ist die Figur die ich spiele. Charakterimmersion ist die Methode mich in den Charakter hineinzuversetzen.
Wir sind schonmal soweit, das wir 2 Grundlegende Immersiontypen voneinander unterscheiden können.
Und die Charakter-Immersion können wir mit der Verkörperung und dem Avatarismus sogar noch weiter unterteilen. Und unterteilungen sind es doch letzlich, die eine Messbarkeit schaffen, oder sehe ich das falsch?

Und was noch viel grandioser ist, ist das ich endlich verstehe wie Fredi behaupten kann Rollenspiele zu spielen ohne Immersion zu betreiben, nämlich deshalb, weil das was ich als Story-Immersion sehe, er nie als Immersion gesehen hat.

BTW Intention.
Es ist schon Intention gemeint, aber da rutscht mir öfter mal ein intension raus.
« Letzte Änderung: 10.06.2006 | 23:44 von Thalamus Grondak »
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