Medien & Phantastik > Lesen

Zu H.P. Lovecraft

<< < (3/6) > >>

Enkidi Li Halan (N.A.):
Ich stimme jedem zu, der Lovecrafts Stil als schwerfällig und überladen beschreibt; sein Stil entspringt seiner Zeit und wirkt aus der heutigen Sicht hölzern und unbeholfen; auch mangelt es seinern Geschichten udn Romanen an den sorgfältigen Spannungsbögen, die in der modernen Literatur zu finden sind. Dennoch: er war ein beduetender Wegbereiter der fantastischen Literatur und hat vor allem inhaltlich neue Wege beschritten. Seine Werke beschreiben die Konfrontation des Menschen mit einem unergründlichen Bösen, dem der Mensch nichts entgegen setzen kann. Erzählungen zeitgenössischer Autoren hatten oft den Konflikt Gut gegen Böse zum Thema, verkleidet in fantastische Themen, die zu Lovecrafts Lebzeiten recht populär waren/wurden. In diesen Werken obsiegte am Ende aber immer das Gute, was - und das war das Neue - in Lovecrafts Werken nicht der Fall war. Er beschrieb in leichten Varianten stets die hoffnungslose Auslieferung des Einzelnen gegenüber einer kosmischen Macht, deren Absichten völlig unergründlich und meist "bösartig" waren. Zu seiner Zeit galt der Mensch noch als unangezweifelte Krone der Schöpfung, und dass es etwas gäbe, mit dem der Mensch nicht fertig würde, war unvorstellbar. Dass Lovecraft an diesem Status zweifelte, war ebenfalls neu und führte zur Popularität seiner Werke.

Nach Lovecrafts Tod trat der Autor August Derleth Lovecrafts Erbe an und führte sein Werk fort; er vollendete mehrere Fragmente aus Lovecrafts Unterlagen und schrieb auch etliche eigene Geschichten und Bücher. Derleth war es auch, der eigentlich den Begriff "Cthulhu-Mythos" prägte und er erfand auch etliche Mythos-Wesenheiten. Sein Stil ist wesentlich gefälliger als der Lovecrafts, daher würde ich ihn eher empfehlen, wenn es um gemütliches Lesen geht. Lovecrafts Romane sind zum Teil schlampig geschrieben und zum Gähnen langweilig, seine Kurzgeschichten sind erheblich besser.

Neben Derleth gab es noch einige andere Autoren, die den Mythos fortführten; dazu gibt es ebenfalls Sammlungen, die zu empfehlen sind. Welche genau, kann ich im Augenblick leider nicht sagen, aber wenn ich daheim bin schaue ich gerne mal nach, wenn Interesse beseteht ;-)

 

PhiSch:
lovecraft ist kult und gehört eigentlich in jede vernünftige sammlung phantastischer geschichten.
dass dieser mann (ich finde ihn genial), genau wie tolkien (mag ich nicht) ziemlich überbewertet ist, stimmt. aber das liegt quasi an der natur der sache, denn wenn man es sich recht überlegt ,sind beide eigentlich so etwas wie one-hit wonder... wenn auch gute, wie ich sagen muss. beide habe eine gute sache erschaffemn, die sie berühmt gemacht haben (den Mythos oder den Herren der Ringe), aber danach war nichts dolles mehr...
lovecraft auf englisch ist nicht einfach und definitiv auch nicht jedem zu empfehlen. Poe ist in meinen augen einfacher und runder, deswegen würde ich jedem empfehlen zuerst poe zu lesen und dann lovecraft (mir hat's geholfen)...
was die geschichten angeht so muss man definitv einen zugang dazu finden und den stil mögen, sonst ist das echt das ödeste der welt...

wjassula:
@Enkidi: Ich stimme dir grundsätzlich zu. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es auch zu Lovecrafts Zeiten AutorInnen gab, die packende, gut konstruierte, sprachlich genaue Stories schreiben konnten. Das ist kein zeittypischer Fehler, sondern einer von Lovecraft, glaube ich.

Zu seiner Verteidigung kann man vielleicht sagen, dass zumindest in den besseren Geschichten die Stilmittel, die in der Ballung oft unerträglich sind, bewusst eingesetzt sind. Das ganze Wortgeklingel, die Reihung bizarrer Namen, der Vorrang von Klang und Atmosphäre über Konflikt und Plot, das soll schon so. Erbe der Romantik oder so? Keine Ahnung.

Die Bedeutung, wenn man so will, liegt sicher in der Schilderung des Alleine- und Ausgeliefertseins, der Unbarmherzigkeit des Universums, der Unbedeutendheit (ist das ein Wort?) der Menschheit und der Angst vor dem Fremden, Unbekannten, Unverständlichen. Stichworte: Freud, Zivilisationsmüdigkeit, Evolutionslehre, beginnende Globalisierung und erneute Einwanderungswellen in die USA.

Vanis:
In Bezug auf Lovecrafts Stil: Natürlich ist der antiquiert. Aber wenn dem nicht so wäre, müsste man seine Bücher auch gar nicht erst lesen. Immerhin sind seine Erzählungen fast 100 Jahre alt (Vanis...verwirrt).

Gerade der trockene "Tagebuchstil" macht den Cthulhu-Mythos doch aus. Lovecraft vermittelt dadurch den Eindruck, als ob die Geschehnisse wahr sind und das finde ich echt gut gemacht. Er verstrickt sich geradezu in Andeutungen, schiebt Medien wie Fotografien, Tagebücher und Augenzeugenberichte zwischen die Handlung und den Leser. Gerade das macht den lovcraftschen Stil aus, den ich wahnsinnig (welch Wortspiel) gut finde.

Chiungalla:

--- Zitat ---was die geschichten angeht so muss man definitv einen zugang dazu finden und den stil mögen, sonst ist das echt das ödeste der welt...
--- Ende Zitat ---

Das stimmt.

Ich hab einige Werke von ihm zweimal gelesen.

Einmal nach dem Motto, hoffentlich bin ich bald durch.
Einfach nur die Handlung verschlungen, und möglichst wenig in die Protagonisten hinein versetzt.
Da waren die öde.

Beim zweiten mal hab ich die dann sehr konzentriert, am Stück und mit viel Phantasie gelesen. Mir vor allem viele Gedanken dazu gemacht, wie es einem wohl in solchen Situationen gehen würde u.s.w.
Und da ist das schon sehr cool, und nagt auch durchaus manchmal ein bischen an der geistigen Gesundheit...

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln