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Sind amerikanische Superheldencomics wie Soaps?

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Timo:
@8t88
Continuity ist aber nicht gleich soapigkeit, während viele Superheldenreihen durch zig Autorenhände gewandert sind und jeder natürlich seinen Stempel aufgedrückt hat, sind solche Reihen wie zB Hellblazer oder Lucifer nciht sehr soapig, obwohl sie "endlos" sind, könnte aber auch am relativ jungen Alter im Vergleich zu den alteingesessenen Reihen liegen.

Ich bin noch nicht so sicher ob ich WalkingDead den Stempel Soap geben kann, ich glaub ich muss da nochmal den 5ten Sammelband abwarten...

8t88:
Ich verstehe nicht genau was die leute mit Soapigkeit meinen?

Ich denke wenn, kommt das Thema auch eher bei Gruppen vor (X-Men) und weniger bei einzelgängern (Punisher, Spider-Man)

Joe Dizzy:
Haben Superheldencomics strukturelle Ähnlichkeiten zu Soaps?

Einige schon. Ohne Zweifel. Gerade die Claremont X-Men aus den 80ern stechen da hervor. Einige. Das ist eine stilistische oder skript-technische Entscheidung der Produzenten und für den gemeinen Comicleser eher nebensächlich. Genauso wie es für den gemeinen Filmzuschauer egal ist, was für Linsen oder Kameraeinstellungen der Regisseur benutzt hat.


Sind Superheldencomics qualitativ gleichwertig zu Soaps?

Scheisse nein. Das ist der Punkt, an dem ich fuchsig werde. Wer sowas behauptet, versteht nicht was es mit Superheldencomics auf sich hat. Warum sie Spaß machen und gelesen werden. Zumal wird da mit einem Schlag ein ganzes Genre und das dazugehörige Medium unter den Teppich gekehrt: "das ist doch alles nur Trivialliteratur und kann gar nicht gut sein". Das magst du, ChaosAptom, vielleicht nicht genau so gemeint haben, aber wenn du schon "mit Absicht" polarisierend formulierst, dann musst du damit rechnen dass die Antwort nicht nur mit Samthandschuhen kommt.

Das kategorische Abstempeln von Superheldencomics als lediglich "Soaps in Druckform" ist für mich pseudo-intellektuelle Bildungsprotzerei. Darauf reagiere ich allergisch. Es ist eine Sache seine eigenen Vorlieben oder Einstellungen diesbezüglich zu formulieren und vielleicht nach Gegenmeinungen zu suchen; aber solchen Comics gänzlich die Möglichkeit auf Qualität abzusprechen, untergräbt meiner Meinung nach jeden Anspruch darauf Ernst genommen zu werden.

Wenn du natürlich gar keinen Anspruch erhebst objektiv über die Stärken oder Schwächen von Superheldencomics zu sprechen, dann kannst du meinen Beitrag getrost ignorieren.

Lyonesse:
Ich habe Superhelden-Comics seit 20 Jahren im Original gelesen und finde nicht, das der Vergleich mit den Soap-Operas hinkt. Man sollte jedoch zwischen (für sich alleine stehende) Graphic Novels und den monatlichen Serien unterscheiden. Die Graphic Novels (zB. The Dark Knight Returns) unterliegen keiner Kontinuität und sind oft künstlerisch anspruchsvoller angelegt, sowohl inhaltlich als auch äußerlich, was jedoch sicher immer subjektiv ist.
Was teilen Superhelden-Comics mit Soap Operas oder auch einfach mit Fernseh-Serien? In erster Linie eine fast fortlaufende Kontinuität über teilw. viele, viele Jahre hinweg, was zB. bedeutet das weder Batman noch Spider-Man oder Wonder Woman sterben dürfen oder können und wenn sie sterben, wie einmal Superman, dann setzt sich sofort eine PR-Maschinerie in Gang, die sowohl den Tod als auch die Wiedergeburt zelebriert und vor allem vermarktet. Hinzu kommt die ewige Wiederholung der Entstehungsgeschichte des Helden, auf die in jedem dritten Heft hingewiesen wird. Dann die Schurken-Gallerie jedes Helden, deren Mitglieder karussellartig immer wieder zum Einsatz kommen und so gut wie auch nie sterben und wenn sie mal sterben sollten, dann ist das auch fast nie endgültig. Sowie die endlose Wiederholung von bestimmten Themen, wie etwa Kräfteverlust, Probleme mit der Geheimidentität, Gefährdung von Personen die dem Helden nahe stehen, etc...
Ich hoffe, dies hört sich nicht zu negativ an, denn es trifft in gewisser Weise auf alle Serien zu, unabhängig von der Qualität oder dem Medium. Auch bei Conan dem Barbaren, der ausnahmsweise kein Spandexheld ist, aber auf eine lange Serienvergangenheit zurückblickt, lassen sich ähnliche Mechanismen, bestimmte Plot-Zutaten und wiederkehrende Themen beobachten.   
Dies führt natürlich zu einer gewissen Ermüdung in den Fankreisen für die es in der Regel auch eine Altersgrenze gibt, so daß sich die Comic-Serien immer wieder neue Fan-Generationen erobern müssen, was jedoch offenbar zunehmend schwierig geworden ist, da die Auflagenzahlen inzwischen teilw. alarmierend gesunken sind.
Was die Trivialitäts-Diskussion anbelangt, so würde ich sagen, daß Superhelden-Comics total trivial sein können. Sie können aber auch völlig brillant sein oder irgendetwas dazwischen. Dies läßt sich auf keinen Fall pauschal sagen und muß von Serie zu Serie oder besser noch von Heft zu Heft beurteilt werden.

Servus,

Lyonesse

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