Dieser Thread ist ein direktes Ergebnis des Treffens, und speist sich aus vier Quellen: Meiner umwerfenden Zootiere - Runde, einem Gespräch mit DarAng und Georgios über Immersion, einem weiteren Gespräch mit Georgios über PtA allgemein und ein paar Gesprächsfetzen über die "Ivory Queen" - Runde auf dem Treffen, die wohl schön, aber nicht fantastisch war.
Den letzten Anstoss gab mir eine beiläufige Bemerkung von Vermi, der sinngemäss meinte, bei PtA sein rückblickend die entstandene Story immer grossartig, das Spiel aber meist nicht. Da habe ich spontan innerlich widersprochen: Ich sehe das genau umgekehrt. Ich habe versucht, meinem Mann nach der Rückkehr vom Treffen irgendwie begreiflich zu machen, wie geil diese PtA - Runde war - ging aber nicht. Weil die Story, naja, ganz witzig klingt, aber das eigentlich tolle war, wie diese Story entstanden ist. Und dazu muss man dabei gewesen sein. Für mich war hier ganz klar das Spiel begeisternder als die Story.
Wann rockt denn PtA eigentlich so richtig?
PtA straft erstmal eine Behauptung Lügen, die man oft über Forge - Spiele hört, nämlich dass sie allein durch das Regeldesign verlässlich ein bestimmtes Spielerlebnis produzierten. Ich habe mittlerweile einige PtA - Runden erlebt, und die haben sich unterschieden wie Tag und Nacht, obowhl wir jedes Mal die Regeln mechanisch richtig umgesetzt haben. Ich behaupte: es gibt Voraussetzungen für ein gelungenes Spiel, die bei PtA in keiner Regel erfasst sind. Das sind sicherlich Dinge, die für jede Rollenspielrunde wichtig sind, aber meiner Ansicht nach sind sie bei PtA besonders wichtig, und die Regeln kommen ihnen so entgegen, dass ein ungewöhnlich befriedigendes Spielerlebnis entsteht, wenn sie richtig umgesetzt werden.
Was ich hier meine, lässt sich ganz gut mit dem Begriff Immersion fassen.
Ups, gefährlich, Erstens weiss keine Sau, was Immersion eigentlich so genau sein soll (hatten wir diverse Threads zu), und deshalb war unausgesprochener Konsens hier im Forum, dass wir den Begriff stillschweigend beerdigen. Zweitens ist selbst die verschwommene Vorstellung, die man so für gewöhnlich mit Immersion verbindet eigentlich etwas, was man gerade mit PtA NICHT verbindet, nämlich im weitesten Sinne sowas wie Einswerden mit dem Charakter und der Situation in einer milden Selbsthypnose. Lassen wir´s mal bei dieser unscharfen Definition im Sinne von "Wir wissen ja alle, was gemeint ist."
Rückblende zum Gespräch mit DarAng und Georgios auf der Fahrt zum Treffen. Ich weiss nicht mehr, wie wir drauf kamen, aber ich sagte an einer Stelle, Immersion bei Büchern oder Filmen (und auch beim Rollenspiel) sei mir ziemlich fremd. Ich würde mich einfach nie in die Protagonisten hineinversetzen. Auch beim Rollenspiel nicht, wo ich ja immerhin noch deren Handlungen steuern kann. Als mir dann aber DarAng etwas über leichte Trancezustände erzählte - z.B. dann wenn man konzentriert fernsieht, und eine Ansprache nicht sofort wahrnimmt - meinte ich: "Na gut, dass kenn ich schon." Wir kamen dann ins Reden über unterschiedliche Arten von Immersion. Mir fiel dann noch meine Dogs - Runde aus der letzten Woche ein, wo ich keine Sekunde mit irgend einem Charakter identifiziert war, aber trotzdem nicht glauben konnte, dass wir fast drei Stunden gespielt haben, weil ich über Regeln, Konflikte, Szenenaufbau und die Reaktionen meiner Mitspieler nachgedacht habe. Auf meine Umwelt ausserhalb der Runde habe ich da auch nicht mehr geachtet.
Eine ähnliche Art von Immersion muss man auch für eine gute PtA - Runde erreichen, und zwar eine, die sich vollständig auf das Miteinander am Spieltisch richtet. Aufgehen muss man hier im kreativen Austausch mit anderen, nicht mit den Charakteren oder der Situation im Vorstellungsraum. Nicht umsonst habe ich im Rundenthread sofort von einer Spitzen - Fussballmannschaft gesprochen. PtA ist ein Mannschaftssport.
Man braucht für eine Spitzenrunde also eher Techniken, die den realen Raum regeln als den Vorstellungsraum. Kommunikationstechniken, kreative Techniken, Diskussionsverfahren.
Das Spiel liefert Anregungen dazu: das gemeinsame Erschaffen der R-Map und der Charaktere zum Beispiel. Die Screen Presence. Das Verhandeln der Stakes und das Erzählrecht. Aber das ist nicht alles.
Ich möchte mal beginnen, Techniken zu sammeln, die mir bei guten PtA - Runden aufgefallen sind, weil sie die Immersion in den sozialen Raum erhöht haben.
Ganz wichtig: Das Aufputschen. Man muss sich ruhig etwas mit Gewalt euphorisch machen. Wie geil, dass wir jetzt dieses Spiel spielen! Ich bin begeistert! Das wird super! Ich hab richtig, richtig Lust.
Dann: Begeisterung auch zeigen. Superidee! Ganz, ganz gross
! Ist ja der Hammer! Ich will diese Serie sofort sehen! Unterstützend: Fanmail. Es ist der Tod bei PtA, wenn alle dahocken und mit ihren Würfeln spielen. PtA - Runden müssen laut sein!
Mut zum Spinnen. Wenn die Idee nicht so rockt, verwerfen wir sie halt wieder. Egal. Raus damit. Je mehr, desdo besser.
Auch mal bewusst die Klappe halten, und andere ranlassen. Alrik hat das Erzählrecht gezogen, und ich geniesse einfach mal, wie er den Pinguin fertigmacht. Und danach applaudieren, ganz klar!
Bei PtA ist die Story für mich ein Abfallprodukt des Miteinanders am Tisch. Mein ganzer Fun, meine ganze Begeisterung kommt vom Austausch mit den Leuten um mich rum. Die Geschichte ist nur der Kommunikationskanal. Ist mir piepegal, ob die Szenen genau aneinander anschliessen oder alles 100% logisch ist (obwohl die Regeln meistens dafür sorgen, dass das auch noch stimmt). PtA ist deshalb mein momentanes Lieblingsspiel, weil es mit beim Rollenspiel einfach nicht die Bohne darum geht "eine gute Geschichte zu erzählen". Schön, wenn das auch passiert, muss aber nicht. Meine kreative Zielsetzung ist ein Austausch mit den Leuten um mich rum, der sich halt zufällig an einem gemeinsamen Vorstellungsraum abarbeitet. Bei BtI ist das übrigens ähnlich cool - daher gefällt´s mir auch so gut.
Na ich seh, schon, ich verschwende hier so viele Worte auf PtA, weil ich jetzt besser weiss, was ich eigentlich vom Spiel will - da ist man halt begeistert.
[Ich will jetzt und hier eigentlich keine GNS - Theoriediskussion, aber fehlt das nicht irgendwie bei den CAs? Bei Edwards dreht sich alles nur um den SIS, oder? Der interessiert doch keine Sau.]
Habt ihr ähnliche Beobachtungen, Techniken, Verhaltensweisen?