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Marketingstrategien für RPGs

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Merlin Emrys:

--- Zitat von: Jestocost am 24.08.2006 | 18:08 ---Ein Marketingkonzept für Rollenspiele? Überhaupt kein Problem, das hab ich in der Tasche.

Machen wir kurz ne kleine Marketinganalyse: ...
--- Ende Zitat ---
Hm... ich mache mal - als absoluter Laie in dem ganzen Gebiet - eine eigene kleine Analyse auf, ausgehend von der Frage: "Warum konnten auf einmal alle Acht- bis Zwoelfjaehrigen mit YuGiOh-Karten was anfangen und ich konnte es nicht?" :-)
Weil sie die Anleitung gelesen haben und ich nicht? Das war leicht zu aendern - aber ich konnte mir nach der Anleitung immer noch nicht so recht erklaeren, wie das gehen soll.
Haben sie die Anleitung in den Kartenboxen also besser verstanden? Es wuerde meinem Stolz nicht schmeicheln, das anzunehmen ;-) .
Dann hat mich mein kleines Schwesterchen an der Hand genommen und mich vor dem Fernseher plaziert - zu einer Zeit, wo eben so Acht- bis Zwoelfjaehrige vor der Glotze haengen. Und nach ein paar Folgen (ich meine, es waeren weniger als 5 gewesen) von YuGiOh hatte ich es dann auch begriffen.

Was sehe ich (als absoluter Laie auf diesem Gebiet) da, um davon zu lernen?
- Vielleicht sollte man weniger ueber "Konkurrenten", sondern mehr Synergie-Effekte nachdenken. Trading-Cards und Fernsehen haben sich in meinem beobachteten Fall keine Konkurrenz gemacht, sondern aufeinander verwiesen: Die Serie hat bei den Kindern Lust auf die Trading-Cards geweckt, und ueber die Trading-Cards haben dann andere (wie ich, also an sich nicht in der urspruenglichen Zielgruppe) die Fernsehserie kennengelernt.
- Man kann Dinge nicht nur schriftlich vermitteln. Gerade Kinder lernen durch Zusehen und Nachahmen, und Erwachsene sind letztlich noch genauso dankbar, wenn es ohne Lesen auch geht :-) . Man muss keine Buchseiten zaehlen, wenn man sich von den Buechern loest. Man muss nicht verzweifelt nach den einfachst-moeglichen oder einleuchtensten Regeln suchen, wenn man sie so anschaulich vermittelt, dass sie nach ein paar Wiederholungen verstanden werden.
- Handwerklich gute Arbeit ist alles andere als zweitrangig! YuGiOh war, soweit ich das beurteilen kann, handwerklich sehr wohldurchdacht und genau auf eine bestimmte Zielgruppe hin ausgelegt. Diese Zielgruppe hat sich dann als Multiplikatoren betaetigt und damit vielleicht mehr erreicht, als die Serie und die Karten selbst gekonnt haetten, wenn man versucht haette, sie gleich selbst allen anzubieten.
- Nicht draengeln! Was noetig ist, ist ein gewisser finanzieller Vorschuss und dann vor allem: Zeit.

Koennte man eine interessante, pfiffige, ansprechende Storie aus Rollenspielen machen? Das ist eine Frage ans Handwerk, aber ich denke, man kann. Mir fielen als moegliche Synergie-Partner zunaechst eine Fernsehserie ein - sie entspricht besser dem Lernverhalten, das ich kenne, naemlich kleine Haeppchen in regelmaessiger Wiederholung, als ein Kinofilm - und ein paralleles Computerspiel, das mit den zwei Ebenen spielt, der fiktiven Gruppe und der Fiktion der fiktiven Gruppe. Wenn man will und technisch gut ist, kann man sogar darueber nachdenken, ob man sogar auch Trading-Cards (als erwerbbare Sonderfertigkeiten usw?) versucht ins Boot zu holen; optimal waere, wenn man sie ueber CardReader gleich auch im Computerspiel einsetzen koennte.
Da Rollenspielregelwerke eine Spur komplizierter sind als Trading-Card-Regeln, wuerde ich das Alter der Zielgruppe ein wenig nach oben setzen und auf die Mittelstufenschuelerschaft (grob: 14 bis 17) versuchen zu zielen. Die sind ohnehin gerade auch im besten Computerspielalter :-) , und die Anpassung an aeltere Kundenschichten duerfte etwas einfacher werden.

Dann muss man sich mal ansehen, was man alles so machen muss, um so ein Hyphe-Phaenomen anzustossen (hierfuer ist mE handwerkliche Qualitaet des "zu behyphenden" Produkts ganz, ganz wichtig!)... und: ab geht die Post :-) .

Das, was man damit bekommt, sind keine "Anhaenger der reinen Rollenspielehre". Es sind Leute, die Rollenspiel als eine Variante von etwas annehmen - ein Computerspiel ohne Rechner, ein Trading-Card-Spiel mit mehr Umgebung und geringerer Gewichtung der eigentlichen Karten, ein Angebot, den Fernseher auszumachen und sich die Dinge "umzuphantasieren".
Ich koennte mir sowas problemlos fuer verschiedene Typen von Rollenspielen vorstellen. Die Frage ist, ob es klueger ist, ein Rollenspiel zu einem Thema zu nehmen, fuer das es schon "Serienunterstuetzung" gibt, d.h. SciFi oder Piraten oder Fantasy, oder ob ein etwas abweichenderes Thema besser waere. Ich denke, da kommt es darauf an, fuer was sich Regisseur, Programmierer, Darsteller und Konsorten am meisten begeistern - Spass an der Sache hebt die Qualitaet, gerade da, wo es um Darstellungen geht, denke ich.

Ludovico:

--- Zitat von: Meister Analion am 25.08.2006 | 00:01 ---Äh? Hallo? Wir reden von der RPG-Industrie und nicht von High-Tech-Unternehmen. Es gibt doch kaum Firmen, die sich eine großangelegte Kampagne auch nur ansatzweise leisten könnte. Und welche Entwicklungskosten denn? Die meisten Bücher werden doch in der Freizeit zu Hause geschrieben und allerseltenst nach Zeit bezahlt.
--- Ende Zitat ---

Oh, das ist interessant. Ist das nur bei Kenzer so? Zumindest kann man an den Produktionskosten sparen. Ein neues Produkt zieht immer einen Rattenschwanz an Kosten nach sich.
Außerdem schrieb ich nie was von einer großangelegten Kampagne.


--- Zitat ---Wenn jemand dick Werbung machen könnte wäre das Wizards mit Hasbro im Rücken und wenn es Profit bringen würde hätten sie es schon lange getan.
--- Ende Zitat ---

Sie machen es doch. Die D&D-PC-Spiele, das Brettspiel, der Film... Das ist Werbung.


--- Zitat ---Die beste Werbung für RPGs ist Präsenz in der Szene (Läden, Cons) und Mund-zu-Mund-Propaganda.
--- Ende Zitat ---

Die Szene wirft aber nix ab. Ich sag jetzt mal voraus, daß es, wenn es so weitergeht, das große Sterben in der RPG-Verlag-Szene bald beginnt, weil die Konkurrenz nicht zu, sondern abnimmt und kleine Verlage wie Kenzer dann hopps gehen. Übrig bleiben dann nur die Großen und die Freizeitbastler, wobei ich eher davon ausgehe, daß die Großen RPGs dann auch eher nebenbei verticken.
Der Grund: Die Szene hat nicht genug Kohle, um die Verlage am Leben zu erhalten. Das Geld wird sich auf noch mehr RPGs verteilen, wodurch die kleineren Verlage, die sich nicht so lukrative Nebenverdienste wie die Herstellung und den Vertrieb von Trading Cards leisten können.


--- Zitat ---Kein "Aussenseiter" wird sich ein RPG kaufen wegen einer Werbung in der Fernsehzeitung, dazu sind sie einfach viel zu komplex.
--- Ende Zitat ---

Das kommt auf die Fernsehzeitung an. Wenn es sich um eine Fernsehzeitung handelt, die sich auf SF spezialisiert hat, dann wirst Du mit Sicherheit ein paar (selbst wenn es nur 10 von 1000 Lesern sind, ist das schon gut) Kunden finden.
So funktioniert Werbung. Der Großteil der Kosten ist im Endeffekt rausgeschmissenes Geld. Der Teil, der die Kunden aber anlockt, ist absolut notwendig.
Und wie willst Du den lukrativen Teil von dem nichtlukrativen Teil trennen?

Ich frag mich, wieso Werbung immer so unterschätzt wird.
Ich kenn einen Betrieb, der wegen mangelnder PR pleite ging und einen Betrieb, dem es deswegen ziemlich mies geht.

Im obigen Post hab ich übrigens nebenbei erwähnt, daß RPG-Verlage Ressourcen auch bündeln können.

@Merlin
Cool! Geiles Post!
Allerdings wird das ordentlich was kosten.  :d
Es sei denn, man sucht sich einen finanzstarken Partner, der einem bei der Marketingstrategie hilft.

wjassula:

--- Zitat ---Der Grund: Die Szene hat nicht genug Kohle, um die Verlage am Leben zu erhalten. Das Geld wird sich auf noch mehr RPGs verteilen
--- Ende Zitat ---

Ist doch kein Problem. Dann haben wir eine grössere Vielfalt von kleineren, besseren Spielen, die die Leute von zuhause aus als Zweitjob übers Netz vertreiben. Ganz ohne Marketingoffensive. Die wäre doch nur nötig, wenn man sich an die alten Vertriebsstrukturen klammert, weil ein (vergleichsweise) riesiger Apparat verzweifelt neue Käufer ansprechen muss, um sich zu erhalten - wohlgemerkt, nicht um neue und schönere Spiele zu machen. Dafür braucht es Geld, das nicht da ist, weil nicht genügen Leute die Spiele kaufen, also kann man nicht werben, um mehr Leute ranzukriegen, mit deren Geld man auch mal eine grössere Kampagne fahren könnte, um dann mehr Leute ranzukriegen, mit deren Geld....na und so weiter. Ausnahme ist in Deutschland Fanpro und in den USA Hasbro. Na dann gibt´s halt zwei Profis und einen Haufen Kleiner.

Deswegen stirbt doch das Hobby nicht - einen Gedanken, den ich ohnehin merkwürdig finde. Solange wir spielen, ist doch das Rollenspiel nicht tot, und wenn wir keinen Bock mehr haben, kann es uns doch auch egal sein, ob das sonst noch jemand macht. Wo kommt denn diese zärtliche Sorge um "das Hobby" her?

Macht doch endlich ein Fangeschäft aus dem Rollenspiel. Das ist ehrlicher und wahrscheinlich sogar für die Privatleute, die nebenbei Spiele produzieren profitabler, weil sie eine Gewinnspanne einfahren, von denen die Verlage nur träumen können.

Merlin Emrys:

--- Zitat von: Ludovico am 25.08.2006 | 07:57 ---@Merlin
Cool! Geiles Post!
Allerdings wird das ordentlich was kosten.  :d
Es sei denn, man sucht sich einen finanzstarken Partner, der einem bei der Marketingstrategie hilft.

--- Ende Zitat ---
Danke ;-) !
Die finanzielle Seite ist wirklich das groesste Problem - aber bei der ganzen Werbung. Das zweitgroesste ist, die richtigen "Handwerker" mit dem Geld zu bezahlen. Aber wenn man es schafft, eine gute Serie und ein spannendes Computerspiel zu generieren, hat man hinterher sogar vielleicht noch ein kleines Plus... fuer die Neuauflage, weil "Hyphe-Phaenomene" immer nur so kurze Halbwertszeiten haben. :-)

Romaal:
Mal ganz im Ernst: Wollen wir überhaupt das RPG groß vermarktet wird und dass es jeder kennt? Also ich kann dazu nur sagen: Ich bin froh dass es keinen Hype auf Rollenspiel gibt (und wohl auch nie gab/geben wird). Hätte keinen Bock wenn mein schönes Hobby jeden Tag in der Werbung angepriesen wird und es jeder kennt. Dann wäre auch die Faszination wohl schnell erlegen, denn ales was der breiten Masse in die Finger gerät wird irgendwie gefällig, zäh und unschön.

Sry, aber das ist meine eigene Meinung und ich bin sicher dass die meisten Rollenspieler auch eher froh sind, dass ihr Hobby zu der eher unbekannteren Sorte gehört. Denn sein wir mal ehrlich, wem gefällt es nicht, wenn andere fragen was man da macht und man selber denkt sich: Nee, das ist nix für euch, das ist mein Hobby und ihr würdet das gar nicht verstehn.

Das nenne ich szenentypische Abgehobenheit und die finde ich nicht mal schlimm.

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