Autor Thema: Marketingstrategien für RPGs  (Gelesen 25754 mal)

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Offline Ingo

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #75 am: 13.09.2006 | 21:27 »
Das wird aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht an den E-Books gelegen haben.

Natürlich nicht. Neue Vermarktungsstrategien sind immer risikolos. Da kann gar nichts passieren  ::)

  • Erfahrungen aus den USA belegen, dass im allgemeinen die Absätze für Print-Produkte nicht sinken, wenn es eine E-Book-Version gibt. Daher gibt sogar WoTC seine komplette Linie als E-Book heraus.
  • Für bestehende starke Produktlinien macht es Sinn, ältere, vergriffene Produkte und Nachschlagewerke als E-Book anzubieten.
  • Kleinere Verlage, die attraktive Bücher verlegen (Beispiel Degenesis, was ja auch Artbook ist ;-)) können das E-Book durchaus als Werbung verstehen. Denn viele Rollenspieler haben ja immer noch gerne das gedruckte Buch in der Hand, wollen aber bei Exoten vorher gerne wissen, ob es sich lohnt. Ausserdem können Ergänzungen wie Abenteuer so kostendeckend produziert und kann die Kundengruppe gehalten werden.
  • Kleinstverlage mit sehr kleiner Zielgruppe können sich über das Ebook einen Namen machen, bevor sie das potentiell fatale Risiko eines Drucks auf sich nehmen. Viele der sogenannten Indie-Spiele funktionieren so.

Ich gebe Dir großteils recht. Natürlich bieten eBooks Chancen, aber eben auch Risiken. Das darf man nicht vergessen. Wer blauäugig seine Produktlinie umstellt, kann schnell eines besseren belehrt werden. Wer dagegen eine gute Strategie hat, dem öffnet sich ein neuer Markt, wo er mehr Kunden gewinnt, als er verliert (einige werden immer abspringen, wenn Sie an etwas kostenlos herankommen, daß läßt sich wohl nicht leugnen).

Viele Grüße,
Ingo
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Offline Thomas Michalski

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #76 am: 28.09.2006 | 15:09 »
Ich persönlich freue mich immer wie ein Schneekönig, wenn ich positive Nachrichten über E-Book-Verkäufe lese, aber nicht so sehr aus Sympathie für das Format, sondern aus andersartigem Eigennutz: Effektiv produzieren wir bei der DORP ja auch nonkommerzielle E-Books. Die Akzeptanz für das Format ist seit dem Erscheinen des DORP-Rollenspiels Anfang des Jahrtausends massiv gestiegen und gleichermaßen auch die Akzeptanz für unsere "Reihen". Ergo - alle Macht den E-Books.

Gerade auch, weil sie es ermöglichen, selbst ohne jegliche "Ausgaben" abseits des Einsatzes einiger motivierter Leute entsprechend Material an den Mann zu bringen. Mit Ausgaben, wie sie an den DORP-Printausgaben hingen, wäre uns das in dem Maße einfach nicht möglich.

Zum Technik-Wandel bin ich immer noch gespannt, was passiert wen Digital Paper/Electronic Paper endlich mal Marktreife und erschwingliche Preise erlangt. Ich glaube kaum, dass das gute, alte Buch ganz aussterben wird, aber ein derartiges System könnte dem elektronischen Buch noch einmal einen ganz anderen Stellenwert einräumen.
Ich denke aber auch, dass das Format im reinen Marketing-Gedanken nur peripher eine Rolle spielt. Ich denke, diese Schlacht wird mit den Mündern der Käufer geschlagen. Wenn ein gut durchdachtes System in den Herzen der Kunden einfach keine Gegenliebe erwecken kann, wird es als E-Book, als PoD und auch als "klassisches" Werk untergehen. Wenn ein Produkt es aber schafft, einen Ruf und eine Gefolgschaft zu erlangen, kann es sich auch auf den Markt kämpfen, ohne vorher beispielsweise kostenfrei auf dem elektronischen Markt um seine Kundschaft gebuhlt zu haben.
Treue Fans schaffen es sogar, dass ein Verlag überleben kann, wenn eigentlich gar nichts funktioniert; wird ein Spiel nur aufgenommen, kann es mit ewiger Wartezeit zum Folgeprodukt überleben.


Gruß,
Thomas
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Offline Mondbuchstaben

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #77 am: 4.10.2006 | 15:38 »
2. Mit Print on demand kann man nur Direktvertrieb betreiben. Man kann also keine Groß- und Einzelhändler beschicken (ganz davon abgesehen, dass die von dem Kuchen dann auch noch einen nicht unerheblichen Teil sehen wollen).

Sorry Eismann, aber das ist sachlich einfach falsch.

http://www.bod.de verdammt niemanden zum Direktvertrieb. Tatsächlich ist Books on Demand eine Tochter des Buchgroßhändlers Libri, und alle bei BOD gedruckten Bücher werden auf Wunsch des Autoren/Verlages in das VLB (Verzeichnis lieferbarer Bücher) aufgenommen. (Die Bedingung ist eine ISBN, aber selbst die kann man über BOD beziehen, falls man keine eigene hat.)
Das VLB ist die Datenbank, an die alle Buchhandlungen angeschlossen sind - jedes Buch, das dort gelistet ist, kann von jedem kleinen Buchladen bestellt werden.

Die Verlagsgruppe Beltz nutzt BOD, um Titel, bei denen sich eine "richtige" Neuauflage nicht lohnen würde, weiter im Katalog zu halten. (Beltz sind die einzigen, die es laut zugeben; ich bin sicher, auch andere namhafte Verlage nutzen diese Option, um Prestige-Titel, mit denen sich große Nachauflagen nicht mehr rechnen würden, im Lieferumfang zu behalten.)

Der FOLLOW benutzt BOD für sein "Jahrbuch zur Fantasy" (einfach mal bei Amazon eingeben).

Die Drachenland- und Traumreisen-Abenteuer sind vor ein paar Jahren ebenfalls auf BOD umgestiegen, und natürlich werden ihre Bände weiterhin über (z.B.) Pegasus vertrieben.

Das Phänomen BOD ist so groß, dass vor ein paar Tagen die gesamte Seite 2 der Berliner Zeitung nicht etwa über die Buchmesse berichtete, sondern über Books on Demand - obwohl die Messe den Aufhänger für den Artikel bildete.

Das Preisargument stimmt natürlich - Print on Demand ist pro Einheit weit teurer als regulärer Druck.

Mir scheint, als ob einige der US-Indie-Verlage einen gangbaren Mittelweg gefunden haben, indem sie handliche Kleinauflagen abfordern (so zwischen 100 und 250 Stück; in den Mengen sinkt der Stückpreis nochmal), die sie auf ihren eigenen Homepages oder über Indie Press Revolution (letzere auch an Einzelhändler!) vertreiben.

Dirk

Online Eismann

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #78 am: 4.10.2006 | 18:05 »
Moin

Und bei dem Preisargument kommt halt der Punkt mit dem Direktvertrieb. Bei Groß- und Einzelhändler bleibt mindestens 40-50 Prozent des Endpreises hängen. Wenn jetzt der Druck noch zu Buche schlägt, ist das für kleinere (sprich Rollenspiel-)Verlage ein ziemlicher Knieschuss, besonders dann, wenn sie kommerziell arbeiten, also ihre Autoren, Setzer, Zeichner etc. bezahlen, statt auf Ruhm und Ehre zu bauen.
Es mag sicher Einzelfälle geben, wo das anders aussieht, aber im Normalfall muss man dann an anderer Stelle einsparen.

Offline Le Rat

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #79 am: 4.10.2006 | 18:22 »
Wie wäre es denn, wenn man sich mal überlegt wie man Rollenspiel an den Mann oder die Frau bringen kann?
Was haben Rollenspiele, dass PC-Spiele nicht bieten können?
Sind sie für die PC-Zocker überhaupt interessant?
Und wenn nein, wie nähert man sich dem nicht PC-Zocker?


Ludovico

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #80 am: 4.10.2006 | 18:35 »
Ähem, darf ich mal daran erinnern, daß es in etwa folgendermaßen läuft:
-Der Produzent überlegt, was sein Produkt kosten darf, um noch wettbewerbsfähig zu sein. Dabei überlegt er schon, wieviel Gewinn er pro verkauften Produkt machen möchte.
-Dann erst verkauft er an die Großhändler, wobei je nach den Preisverhandlungen die Gewinnmarge etwas schmaler ausfallen kann.

Also selbst wenn ein Großhändler den Preis um 40-50% in die Höhe treibt, ist das für den Verlag selber irrelevant.

Online Eismann

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #81 am: 4.10.2006 | 19:20 »
Moin

Äh... das ist trivial. Und nu?
Wenn der Druckpreis so hoch ist, dass bei einem halbwegs angemessenen Preis (Nachfrage, Angebot, blabla, jaddajadda) kein Gewinn gemacht werden kann, was dann? Genau. Man macht es nicht.

Ludovico

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #82 am: 4.10.2006 | 19:27 »
@Eismann
Jepp! Man macht es nicht... meistens. Entweder macht man es doch, weil man sich verkalkuliert hat oder man macht es, weil es sich um ein Prestigeprodukt handelt oder man geht sogar für kurze Zeit auf die kurzfristige Preisuntergrenze, um das Produkt den Kunden schmackhaft zu machen oder man macht es, um besser Supplements verkaufen zu können...
Es gibt einen Haufen Gründe, ein Produkt zu verkaufen, obwohl man damit keinen Gewinn macht. Ok, dank Buchpreisbindung ist das in Deutschland eh wurscht.

Allerdings sehe ich nicht die Verbindung Deiner Antwort zu meinem Post.

Was ich bezweckte, war darauf hinzuweisen, daß die Aufschläge der Großhändler keine allzu hohe Relevanz für die Verlage besitzen. Diese Aufschläge sind Sache der Großhändler. Die Verlage haben eine ganz andere Kalkulation, die sich wohl am ehesten danach richtet, was derzeit vergleichbare Produkte kosten dürfen (Target Costing).

Online Eismann

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #83 am: 4.10.2006 | 22:32 »
Allerdings sehe ich nicht die Verbindung Deiner Antwort zu meinem Post.
Was ich bezweckte, war darauf hinzuweisen, daß die Aufschläge der Großhändler keine allzu hohe Relevanz für die Verlage besitzen. Diese Aufschläge sind Sache der Großhändler. Die Verlage haben eine ganz andere Kalkulation, die sich wohl am ehesten danach richtet, was derzeit vergleichbare Produkte kosten dürfen (Target Costing).

Keine allzu hohe Relevanz? Er macht bis zur Hälfte des Endkundenpreises aus, was beim "Target Costing" ja nun durchaus ziemlich relevant ist. Wenn die Druckkosten steigen, muss man entweder den Preis für den Endkunden erhöhen (was den Absatz schwächt), das Geld andernorts einsparen (z.B. wie schon geschrieben indem man die Großhändler überspringt) oder man macht keinen Gewinn oder sogar Miese. Und auch wenn das dem einen oder anderen schwer fällt zu verstehen, die Verlage sind auf eben diesen Gewinn angewiesen um ihre Angestellten, Mieten, Steuern und Rechnungen zu bezahlen.

Ludovico

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #84 am: 4.10.2006 | 22:57 »
Keine allzu hohe Relevanz? Er macht bis zur Hälfte des Endkundenpreises aus, was beim "Target Costing" ja nun durchaus ziemlich relevant ist.

Nein, denn die Endkundenpreise spielen nicht die Rolle, sondern die Preise der Großhändler. Die Endkundenpreise sind nur wichtig, wenn der Verlag auf Direktvertrieb setzt.

Zitat
Wenn die Druckkosten steigen, muss man entweder den Preis für den Endkunden erhöhen (was den Absatz schwächt), das Geld andernorts einsparen (z.B. wie schon geschrieben indem man die Großhändler überspringt) oder man macht keinen Gewinn oder sogar Miese.

Großhändler einsparen, ist zum einen gar nicht so leicht. Diese besitzen eine Vertriebsstruktur, die einen selber nur Geld kostet. Großhändler haben schon ihre Berechtigung.

Und Großhändler kaufen nun mal ein Produkt von einem Verlag. Wenn die Druckkosten steigen, geht das zuerst mal zu Lasten des Großhändlers. Wenn diesem der Preis zu hoch sind, dann muß man am Gewinn sparen. Das rechnet man aber vorher schon ein.
Rabatte und Skonti berühren die Gewinnmarge erstmal gar nicht.

Problematisch wird es erst, wenn man es mit einem sehr mächtigen Großhändler zu tun hat, dem man ein 08/15-RPG andrehen will (wie es derzeit viele gibt). Der nimmt das dann entweder auf Kommission oder aber treibt einen mit dem Preis soweit runter, daß auch die Gewinnmarge berührt wird.

Nichtsdestotrotz ist auch ein Produkt, daß sich allem Anschein nach gut verkaufen wird, für einen Großhändler reizvoll, auch wenn es teurer ist und somit seine Aufschläge niedriger ausfallen.

Aber alles in allem richten sich Produzenten beim Target Costing vor allem nach ihren Hauptabnehmern. Ein Produzent, der seine Ware direkt vertreibt, wird sich am Endkunden orientieren. Ein Produzent, der vor allem Groß- oder Einzelhändler beliefert, orientiert sich vor allem an deren Preisen.
Da die meisten Verlage eher auf Fachgeschäfte und auf Online-Shops setzen, werden sie bei ihrer Preiskalkulation sich wohl vor allem an diesen orientieren aber nicht an dem, was der Endkunde später dafür zahlt.

Online Eismann

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #85 am: 4.10.2006 | 23:55 »
Nein, denn die Endkundenpreise spielen nicht die Rolle, sondern die Preise der Großhändler. Die Endkundenpreise sind nur wichtig, wenn der Verlag auf Direktvertrieb setzt.

Ich habe das leise Gefühl, wir reden aneinander vorbei.
Natürlich spielen die Endkundenpreise eine Rolle, denn die Endkunden müssen diese Preise bezahlen. Und Endkunden neigen leider dazu nicht jeden beliebigen Preis zu bezahlen. Und wenn man diesen Preis zum Beispiel (in die hohle Hand geraten) von 30 auf 45 Euro anheben muss, dann kann es gut sein, dass man auf seinem Produkt sitzen bleibt. Und ja, auch das ist trivial.
Dieser Endkundenpreis wird aber vom Verlag definiert, und die Quote, wieviel der Zwischenhändler bekommt, ist relativ stabil fest gelegt, an dem kann man nicht rütteln. Da bleibt dann nicht viel an Auswahl.

Zitat
Großhändler einsparen, ist zum einen gar nicht so leicht. Diese besitzen eine Vertriebsstruktur, die einen selber nur Geld kostet. Großhändler haben schon ihre Berechtigung.
Eben. Und deshalb kann man nicht einfach in einem anderen Bereich (wie eben im Druck) mehr Geld ausgeben, ohne die Kosten an den Endkunden weiter zu reichen.

Zitat
Und Großhändler kaufen nun mal ein Produkt von einem Verlag. Wenn die Druckkosten steigen, geht das zuerst mal zu Lasten des Großhändlers. Wenn diesem der Preis zu hoch sind, dann muß man am Gewinn sparen. Das rechnet man aber vorher schon ein.
Rabatte und Skonti berühren die Gewinnmarge erstmal gar nicht.
Ich glaube kaum, dass es irgendein Buchgroßhändler hin nimmt, wenn ein Verlag einfach sagt "Och, der Druck ist so teuer, ihr kriegt eure 45 Prozent nicht. 30 Prozent reichen doch sicher auch."
So läuft das Spiel nunmal nicht, denn für sowas gibts Verträge.
Und wenns sich für den Großhändler nicht mehr lohnt, zeigt er dem Verlag einfach den Stinkefinger und der kann dann sehen wo er bleibt, besonders da Rollenspielprodukte sowieso ein reiner Nischenmarkt ist. Und das wäre für jeden Verlag eine mittlere Katastrophe.


Ludovico

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #86 am: 5.10.2006 | 08:50 »
Ich habe das leise Gefühl, wir reden aneinander vorbei.
Natürlich spielen die Endkundenpreise eine Rolle, denn die Endkunden müssen diese Preise bezahlen. Und Endkunden neigen leider dazu nicht jeden beliebigen Preis zu bezahlen. Und wenn man diesen Preis zum Beispiel (in die hohle Hand geraten) von 30 auf 45 Euro anheben muss, dann kann es gut sein, dass man auf seinem Produkt sitzen bleibt. Und ja, auch das ist trivial.

Beim Target Costing spielen nur die Preise eine Rolle, die die Zielgruppe bereit ist zu zahlen. Wie ich bereits sagte, wird ein Produzent, der überwiegend an Einzel- und Großhändler liefert, sich bei seiner Kalkulation nach deren Preisen richten. Die Endkunden spielen für diese Produzenten, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle.

Zitat
Dieser Endkundenpreis wird aber vom Verlag definiert, und die Quote, wieviel der Zwischenhändler bekommt, ist relativ stabil fest gelegt, an dem kann man nicht rütteln. Da bleibt dann nicht viel an Auswahl.

Wenn diese Quote stabil ist, dann ist das eine Besonderheit des Verlagswesens und in den restlichen Wirtschaftssektoren nicht vorzufinden.
Wenn das der Fall ist, dann muß ich selbstverständlich zurückstecken, da mir das nicht bekannt war.
Ist das irgendeine Besonderheit durch die Buchpreisbindung?

Zitat
Ich glaube kaum, dass es irgendein Buchgroßhändler hin nimmt, wenn ein Verlag einfach sagt "Och, der Druck ist so teuer, ihr kriegt eure 45 Prozent nicht. 30 Prozent reichen doch sicher auch."
So läuft das Spiel nunmal nicht, denn für sowas gibts Verträge.
Und wenns sich für den Großhändler nicht mehr lohnt, zeigt er dem Verlag einfach den Stinkefinger und der kann dann sehen wo er bleibt, besonders da Rollenspielprodukte sowieso ein reiner Nischenmarkt ist. Und das wäre für jeden Verlag eine mittlere Katastrophe.

Hmm...scheinbar ist der Markt für Bücher etc. tatsächlich ein Sonderfall, denn so läuft es nicht im Rest der Wirtschaft, wo die Großhändler ihre eigene Kalkulation haben, in der auch ihre Gewinnmarge steckt, die je nach Produkt mal größer und mal kleiner sein kann. Ein Produzent, der ein etwas teureres Produkt einem solchen Händler anbietet, kann dennoch auf einen Vertrag hoffen, selbst wenn der Händler eine kleinere Marge einstreicht, da dieser sich einen entsprechend hohen Absatz ausrechnet.
Natürlich spielt auch die Marktmacht eine Rolle.
Auf dem Markt für Rollenspiele dürfte diese ziemlich bei den Händlern liegen und weniger bei den Herstellern, wie Du bereits dargelegt hast.

Allerdings kann auch ein Händler nicht einfach sagen, daß er ein Produkt nicht führen möchte. Es gibt, wie beim Anbieten von Produkten zur kurzfristigen Preisuntergrenze, diverse Gründe, wieso er ein Produkt weiterführen muß, was sich nicht rentiert.

Ach ja, ich bin weiterhin der Ansicht, daß die Misere, in der der RPG-Markt derzeit steckt, einer fehlenden Marktentwicklung seitens der Verlage und der Händler zu verdanken ist.
« Letzte Änderung: 5.10.2006 | 09:07 von Ludovico »

Offline Roland

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #87 am: 5.10.2006 | 11:18 »
Der RSP Markt in Deutschland weist in der Tat einige ungewöhnliche Strukturen auf. Das liegt vor allem daran, dass der Markt sehr klein ist und sowohl auf Verlags- als auch auf Großhandelsebene jeweils weniger als 5 (eher 2 bis 3) relevante Anbieter existieren. 

Dadurch sind Preisabsprachen natürlich Tür und Tor geöffnet und es besteht auch (zumindest auf Seiten der Verlage) ein Interesse daran, die Preise möglichst einheitlich zu halten, um zu verhindern, dass ein Großhändler z.B. durch großzügige Rabatte eine marktbeherrschende Position erringt.

Außerdem sind die Spielräume für Preisgestaltung ziemlich gering, da die meisten Marktteinehmer eher keinen Gewinn machen als zu viel.
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Ludovico

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #88 am: 5.10.2006 | 12:18 »
Der RSP Markt in Deutschland weist in der Tat einige ungewöhnliche Strukturen auf. Das liegt vor allem daran, dass der Markt sehr klein ist und sowohl auf Verlags- als auch auf Großhandelsebene jeweils weniger als 5 (eher 2 bis 3) relevante Anbieter existieren. 

Dadurch sind Preisabsprachen natürlich Tür und Tor geöffnet und es besteht auch (zumindest auf Seiten der Verlage) ein Interesse daran, die Preise möglichst einheitlich zu halten, um zu verhindern, dass ein Großhändler z.B. durch großzügige Rabatte eine marktbeherrschende Position erringt.

Außerdem sind die Spielräume für Preisgestaltung ziemlich gering, da die meisten Marktteinehmer eher keinen Gewinn machen als zu viel.

Tut mir leid, aber das beißt sich etwas. Wenn Preisabsprachen Tür und Tor geöffnet sind, dann sind die Räume für die Preisgestaltung ziemlich groß, da so die Spielehersteller und -vertreiber ein Preiskartell aushandeln könnten (Ja, ich weiß, daß das illegal ist, aber man sieht ja bei den Mineralölkonzernen, daß das schwer zu überprüfen ist).

Offline Roland

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #89 am: 5.10.2006 | 12:25 »
Tut mir leid, aber das beißt sich etwas. Wenn Preisabsprachen Tür und Tor geöffnet sind, dann sind die Räume für die Preisgestaltung ziemlich groß, da so die Spielehersteller und -vertreiber ein Preiskartell aushandeln könnten (Ja, ich weiß, daß das illegal ist, aber man sieht ja bei den Mineralölkonzernen, daß das schwer zu überprüfen ist).

Jain. Da die Endverkaufpreise sind nach oben recht unflexibel - Rollenspiele muss man weder tanken noch essen. Die Verlage könnten zwar Preise absprechen ("Vor Weihnachten erhöhen wir alle Preise um 10%), aber ob die am Markt erzielt werden könnten ist recht zweifelhaft. Rollenspieler sind in der Hinsicht sehr schwierige Kunden.   
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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #90 am: 5.10.2006 | 12:27 »
Wie elastisch RPG-Preise sind, halte ich für schwer zu sagen, denn sie werden ja teilweise auch aus einer Sammelwut heraus gekauft.

Offline Roland

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #91 am: 5.10.2006 | 12:32 »
Die nicht repräsentativen Umfragen, die ich angezettelt bzw. verfolgt habe, deuten eher darauf hin, dass RSP Käufer zu einem großen Teil recht unwilling sind, große Preiserhöhungen mit zu machen.
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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #92 am: 5.10.2006 | 12:36 »
Rollenspieler neigen sowieso dazu, nicht gewillt zu sein den fairen Preis zu zahlen.

Offline Thalamus Grondak

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #93 am: 5.10.2006 | 13:04 »
Rollenspieler neigen sowieso dazu, nicht gewillt zu sein den fairen Preis zu zahlen.
Dieses Phänomen beschränkt sich auf Rollenspieler  ???
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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #94 am: 5.10.2006 | 13:08 »
Gutes Argument. Ich habe aber das Gefühl, dass das bei Rollenspiel besonders ausgeprägt ist.

Offline Thalamus Grondak

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #95 am: 5.10.2006 | 13:42 »
Gutes Argument. Ich habe aber das Gefühl, dass das bei Rollenspiel besonders ausgeprägt ist.
Sie richten sich eigentlich nur nach den Marktgesetzen. Der RPG-Markt ist ein überfluteter Markt, und da ist Dumping die logische Folge.
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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #96 am: 5.10.2006 | 13:54 »
Warum gibt es dann das gleiche Dumping nicht auf dem Comic- oder Videospielemarkt?

Offline Thalamus Grondak

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #97 am: 5.10.2006 | 14:10 »
Warum gibt es dann das gleiche Dumping nicht auf dem Comic- oder Videospielemarkt?
Weil der Videospielemarkt nicht so überlaufen ist. Videospiele von hoher Qualität kosten auch entsprechende Produktionskosten. So Groß ist die Neuerscheinugsrate bei Videospielen ja nicht. Es sei den du beziehst PC-Spiele mit ein, bei denen ist der Preisverfall aber ach beträchtlich.
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Ludovico

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #98 am: 5.10.2006 | 16:34 »
Rollenspieler neigen sowieso dazu, nicht gewillt zu sein den fairen Preis zu zahlen.

Ich hab manchmal das Gefühl, daß Rollenspielhändler nicht gewillt sind, zum fairen Preis anzubieten.

Offline Roland

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Re: Marketingstrategien für RPGs
« Antwort #99 am: 5.10.2006 | 16:44 »
Was wäre denn Deiner Meinung nach der faire Preis?
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