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Wie böse ist das Böse noch?

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Dash Bannon:
wobei zu sagen ist, dass bei Tolkien die Fronten nicht so klar sind, wie vielleicht angenommen wird. Das Böse wird doch eigentlich auch dadurch böse, das es tut, was es tut ohne einen Grund zu haben, hätte es ein Motiv, könnte man 'seine' Handlungen nachvollziehen, ergo sie wären nicht nicht mehr ganz so böse.

Maratos:

--- Zitat von: sohn_des_aethers am  4.12.2002 | 19:51 ---NEIN!!!
nicht Dimensions- und Facettenreicher!! Es ist zu einem grauen, konturlosen Einheitsbrei geworden. Die Leute sind einfach nicht mehr mutig genug, böses auch grausam darzustellen. Überall muss eine Erklärung und ein Quant Menschlichkeit hinzu.

--- Ende Zitat ---

Das ist doch Unfug....

Es liegt doch an dem SL wie grausam und Böse er seine Schurken darstellt.

Gast:

--- Zitat von: Maratos am  5.12.2002 | 00:28 ---Das ist doch Unfug....

Es liegt doch an dem SL wie grausam und Böse er seine Schurken darstellt.

--- Ende Zitat ---

"Es liegt am SL" ist ein Allgemeinplatz, den man immer bringen kann. Klar.
Aber die Spielautoren können bestimmte Tendenzen fördern oder abblocken. Ich erinnere mich (wieder) an DSA und an einen alten Aventurischen Boten, der sich mit irgendeinem Krieg Al'Anfa contra Wüste Khom beschäftigt hat. Hier machte sich die Redaktion tadelnd über einen Leser und seinen Leserbrief lustig, der seinen martialischen Stadtbelagerungsplan vorstellte. Dieser Plan war ihnen nämlich viel zu hart, obwohl er nur Ideen aus dem Ringkrieg und aus dem realen Mittelalter verwertete. Die Redaktion sinngemäß: "Sowas wollen wir hier Nicht! Haben! Eklig, brutal, dumm!" Und so, wie die Orks bei DSA im Orkensturm in den zugehörigen Abenteuern dargestellt wurden, musste man auch nicht wirklich Angst vor ihnen (nur ihrer Vielzahl) haben, weil kaum wirklich krasse Szenen vorgeschlagen wurden. Und wenn's nicht vorgeschlagen wird, macht man's auch üblicherweise nicht.
Kein Wunder, daß DSA immer wieder als Kindersystem betitelt wird (liegt nämlich nicht am System, sondern an den meist zahmen Inhalten - was auch OK ist, denn DSA IST nun mal nicht Dark Fantasy).

Die GRUNDLEGENDE STIMMUNG wird ohne Zweifel von den Redaktionen geschaffen.

Maratos:

--- Zitat von: tobi am  5.12.2002 | 00:52 ---"Es liegt am SL" ist ein Allgemeinplatz, den man immer bringen kann. Klar.
--- Ende Zitat ---

Man kann diesen Satz deshalb so oft anbringen weil er zu 100% wahr ist.

Wenn ich natürlich zu den 0815 Rollenspierlern(-leitern) gehöre die sich ihr Material nur vorwerfen lassen, daran nichts modifizieren oder ihre eigene Atmosphäre nicht mit einbringen dann darf man sich hinterher nicht beschweren das es zu "tuffig", zu lau oder sonstwas ist.

Jede Stimmung, egal welche wird in erster Linie von dem SL und den Spielern bestimmt.

Gast:
Ich sag' ja gar nicht, daß dieser Allgemeinplatz unwahr ist. Ich hab' ihn nur zu oft gehört, um ihm in Diskussionen noch DEN entscheidenen Wert beizumessen... ;)

Klar bring' ich meine eigenen Vorstellungen in's Spiel mit ein. Aber: Irgendwann komm' ich mir ja auch dämlich vor, wenn ich ein Spiel spiele, das eigentlich noch relativ harmlose Vorlagen bietet und ich immerzu 'ne Extraportion Böses in die Abenteuersuppe streue, weil's mir sonst nicht Dark/Fies/Hart genug ist. Zumal solche Maßnahmen ja auch von offizieller Seite nicht gefördert, sondern öffentlich demontiert werden, weil sie nicht zum gewünschten Image des Spieles passen.
Wenn diese eigenen Vorstellungen also mit den Vorgaben zu sehr auseinanderlaufen, sucht oder baut man sich über kurz oder lang Welt, wo's einem besser gefällt, die, um beim Beispiel zu bleiben, halt 'ne Nummer düsterer ist.
Jedem das, was ihm am besten gefällt, irgendwann findet sich, was zueinander passt.

Aber worum's ja geht, ist ja nicht der private Spielstil und die Anpassungen in den individuellen Gruppen (daß es da ein gigantisches Spektrum gibt, steht ja außer Frage), sondern die These, daß die großen Spielwelten von offizieller Seite aus, also in Abenteuern und Quellenbänden, offenbar immer weniger "Böses" zeigen und selbst Oberschurken im Vergleich zu früher immer verstehbarer, ja sogar harmloser werden.
Ich vermute zweierlei: Verlage wie Fanpro sind sich des Einsteigercharakters von DSA durchaus bewußt. Ich hab' mit 14 mit diesem meinem ersten RPG angefangen und hatte tatsächlich keinen Bedarf an hartem Stoff - ich war ein zartbesaitetes Kind, das hätte mich eher abgeschreckt. Einsteiger und Heranwachsende sind normalerweise einfach nicht so abgebrüht, als daß sie mit so etwas ohne weiteres zurechtkämen. Vielleicht ist man sich auf Verlagsseite da deshalb einerseits einer gewissen Verantwortung bewusst; möglicherweise will man sogar pädagogisch wertvoll Verständnis (selbst für die Fiesen, die ja auch nur Menschen sind) schulen; vielleicht will man die Erziehungsberechtigen mit zu brutalen Darstellungsweisen nicht verschrecken; vielleicht will man sich auch einfach die "normalen" Spieler (also solche, die nicht zu ungeschminkt realistischer Darstellung tendieren) als Zielgruppe offenhalten, die ja größer sein dürfte als der Anteil der Dark-Freunde.
Und DSA lässt sich thematisch ja irgendwie doch mit D&D vergleichen, so daß man Wizards ähnliche Motive unterstellen darf. Ein nettes Hobby präsentieren, ohne zu schocken. Legitim. Und deshalb geht man mit Begriff des "Bösen" viel vorsichtiger um als vielleicht zuvor. Auch mit weniger "bösen" Antagonisten lässt sich viel Spaß haben...

Wenn ich genau 'drüber nachdenke, ist "das Böse" außer für die Stimmung tatsächlich nicht nötig. Und dann lieber eher freundliche Welten präsentieren, die mehr Spielern Freunde bereiten, als düstere Settings, die nur wenigen zusagen.

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